Christianisierung Polens

Christianisierung Polens
Die Christianisierung Polens 965 in der Vorstellung des polnischen Historienmalers Jan Matejko. Ölgemälde aus dem Jahr 1889

Der Beginn der Christianisierung Polens (polnisch Chrzest Polski) kann mit dem 14. April 966, der Taufe von Herzog Mieszko I. von Polen, in Verbindung gebracht werden.[1] Über die Gründe Mieszkos, zum Christentum überzutreten, ist keine schriftliche Quelle überliefert. Für Mieszko I. war es vermutlich ein wichtiger Schritt zur Stabilisierung seines Machtbereiches: Die hierarchische Struktur der christlichen Kirche ermöglichte ihm, seinen Einfluss in der Gesellschaft zu stärken. Die bisherigen heidnischen Religionen konnten dies nicht leisten.[2] Aber die Abkehr von den alten Göttern konnte auch Legitimationsprobleme mit sich bringen, da die Verbindung zu den Ahnen damit abgeschnitten wurde.[3] Der Übertritt zum Christentum brachte dem polnischen Herrscher auch die Gleichstellung mit den anderen westlichen Herrschern und ermöglichte damit bessere staatliche Beziehungen.[3] Der Geschichtsschreiber Thietmar von Merseburg hält den Einfluss der Frau Mieszkos Dubrawa, die selbst Christin war, für maßgeblich für Mieszkos Entschluss, zum Christentum überzutreten.[3]

Der genaue Ort der Taufe von Mieszko I. wird diskutiert: Die Historiker haben abwechselnd argumentiert, dass Gniezno, Poznań, Regensburg,[4][1][2] Köln oder sogar Rom der Taufort von Mieszko I. gewesen sein könnte. Die durch Mieszko I. begonnene Christianisierung, durch seine Nachfahren fortgeführt, war erfolgreich: Bis zum 13. Jahrhundert war das römisch-katholische Christentum überall in Polen verbreitet und wurde zur dominierenden Religion Polens. Norman Davies bewertet die Annahme des römisch-katholischen Christentums als "das bedeutendste Ereignis der polnischen Geschichte".[5]

Missionsbischof von Polen wurde Jordan, der vermutlich schon zuvor dem Hof Mieszkos angehörte[3] und dem später das Bistum Posen übertragen wurde.[2] Die Herkunft Jordans ist nicht gesichert. Es gibt umstrittene Vermutungen, er wäre Deutscher[6] gewesen. Dass er tschechischer Herkunft war ist ebenfalls umstritten.[3] Die ältesten Amtsträger der polnischen Kirche waren böhmischer Herkunft. Die Kirche war eigenständig, dem Papst direkt unterstellt und nicht von der Reichskirche abhängig.[3]

Der Annahme des Christentums durch Mieszko und der Ausbreitung folgte die Errichtung der verschiedenen kirchlichen Organe in Polen während des 10. und 11. Jahrhunderts. Es wurden wichtige Gebäude wie Kathedralen und Kloster erbaut, außerdem entstand der Klerus.

Die polnische Kirche feierte 1966 das „Sacrum Poloniae Millenium“ (Heiliges Jahrtausend für Polen), die damalige Volksrepublik Polen feierte dagegen „Tysiąclecie Państwa Polskiego“ (1000 Jahre Polen).[4]

Literatur

  • Joseph Hergenröther, Joseph Kardinal Hergenröthers Handbuch der allgemeinen Kirchengeschichte, Band 2, 1913, „Die Christianisierung Polens“, Seite 288

Fußnoten

  1. a b Jerzy Łojek: Kalendarz Historyczny. Warschau 1994, ISBN 83-7001-856-4, S. 12.
  2. a b c Maria Bugucka: Dawan Polska. Warschau 1998, ISBN 83-85660-60-7, S. 30–32.
  3. a b c d e f Manfred Alexander: Kleine Geschichte Polens. Stuttgart 2008, ISBN 978-3-15-017060-1, S. 19–25.
  4. a b Andrea Schmidt-Rösler: Polen. München/Regensburg 1996, ISBN 3-7917-1521-6, S. 15.
  5. Norman Davies, Geschichte Polens, Beck-Verlag, München 2006, S. 163. ISBN 3-406-46709-1
  6. Karl Völker: Kirchengeschichte Polens. Berlin/Leipzig 1930, S. 8.

Weblinks


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