Theodor Schmidt-Kaler

Theodor Schmidt-Kaler

Theodor Schmidt-Kaler (* 8. Juni 1930 in Seibelsdorf, Marktrodach, Oberfranken) ist ein Astronom und Demographie-Experte.

Leben

Er studierte Mathematik, Physik und Astronomie in Erlangen, München und Paris. 1955 wurde er mit der Arbeit Über die Entwicklung der Spiralstruktur extragalaktischer Nebel auf Grund einer Ejektionstheorie in München promoviert. Von 1956 bis 1958 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Sternwarte Göttingen und von 1958 bis 1963 Observator an der Universität-Sternwarte Bonn. An der Universität Bonn wurde er 1961 mit der Arbeit Photometrie, Leuchtkraft, Alter und Eigenfarben galaktischer Überriesen habilitiert.

1964/65 war er Associate Professor (a.o.Prof.) an der University of Toronto. Am 20. Oktober 1965 wurde er zum außerplanmäßigen Professor an der Universität Bonn ernannt. 1966 wurde er an die Ohio State University und University of Texas at Austin berufen.

Anschließend ging er an die Ruhr-Universität Bochum, wo er das Astronomische Institut mit der Außenstelle La-Silla-Observatorium gründete. Schmidt-Kaler war vom 8. Juli 1966 bis zu seiner Emeritierung am 1. Oktober 1995 ordentlicher Professor und Direktor des Astronomischen Instituts in Bochum.

Von 1978 bis 1981 war er Präsident der Astronomischen Gesellschaft. Seit 1991 ist er ordentliches Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste.

Seine Forschungsschwerpunkte sind: Verfärbung und Interstellarer Staub, Leuchtkräfte und Entfernungsbestimmung von Novae, Supernovae (z.B. SN 1987a) und Überriesen (z.B in R136), Spiralstruktur der Milchstraße, Entwicklung von Teleskopen und deren Instrumentierung. Seit 2002 beschäftigt er sich mit historischer und prähistorischer Astronomie.[1]

Er ist ferner Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Bevölkerungswissenschaft, der heutigen Deutschen Gesellschaft für Demographie (DGD[2]) und veröffentlichte zahlreiche Artikel zum Thema, etwa in der Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft (Comparative Population Studies)[3] oder Aus Politik und Zeitgeschichte. Während der Kabinette Schmidt (1974–82) und Kohl (1982–98) beriet er mehrfach Ministerien zu demographischen und rentenpolitischen Fragen. Als er 1973 erstmals in einem Memorandum an Regierung und Opposition darauf hinwies, dass die fehlenden Geburten sich auch auf Renten und Altersversorgung niederschlagen, stieß er auf große Widerstände. Er ist einer der Unterzeichner des Heidelberger Manifestes von 1981, in dem unter anderem „für ein Ende der Masseneinwanderung und für die Anhebung der deutschen Geburtenziffern“ plädiert wird. Schmidt-Kaler berichtete, dass Bert Rürup, damals Berater im Bundeskanzleramt, auf einer Tagung des DGD "durchblicken lassen" habe: wer bei diesen – politisch nicht erwünschten – Auffassungen bleibe, werde mit Schwierigkeiten bei seiner Karriere zu rechnen haben.[4]

Sein Sohn Ferdinand Schmidt-Kaler (* 1962) ist Physik-Professor am Institut für Quanteninformationsverarbeitung der Universität Ulm.

Veröffentlichungen

  • Zur astronomischen Deutung der Himmelsscheibe von Nebra. In: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte. Band 90/2006 (2007), S. 235–265, ISSN 0075-2932
  • mit Wolfhard Schlosser und Eugene F. Milone: Challenges of astronomy. Hands-on experiments for the sky and laboratory. Springer, 1994
  • The Hexapod Telescope: A New Way to Very Large Telescopes. In: Progress in Telescope and Instrumentation Technologies, ESO Conference and Workshop Proceedings, ESO Conference on Progress in Telescope and Instrumentation Technologies, ESO, Garching, 27-30 April 1992, Garching: European Southern Observatory (ESO), 1992, edited by Marie-Helene Ulrich, p.117
  • The Physical Parameters of the Stars. In: K.-H. Hellwege (Hrsg.): Landolt-Börnstein-Tabellenwerk Zahlenwerte und Funktionen aus Physik, Chemie, Astronomie, Geophysik und Technik. New Series Band VI, 2b, Springer, Berlin, Heidelberg, New York, 1982, S. 1 ff.
  • Quantitative Klassifikation von Sternspektren mittels Objektivprismenaufnahmen. Westdeutscher Verlag, Opladen 1976
  • Optische Beobachtungsprogramme zur Galaktischen Struktur und Dynamik. Arbeitstreffen der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Astronomischen Gesellschaft unter Mitwirkung des Rates Westdeutscher Sternwarten vom 19.–21. 2. 1975. Bochum 1975
  • Die dBe-Sterne, eine natürliche Spektralgruppe geringer Leuchtkraft-Streuung. Bonn, Univ. Sternw., 1964
  • Die galaktischen Emissions-B-Sterne (Spektralklassifikation, Photometrie, Entwicklung und Verteilung in der Milchstraßenebene). Dümmler, Bonn 1964
  • Politik gegen die Familie ist Politik des Untergangs. Köln 1987
  • Kinder statt Beiträge. Anregungen zu einer Rentenversicherung mit Selbstbeteiligung. In: Die politische Meinung. Band 25, 1980, S. 66–76, ISSN 0032-3446
  • Wie sicher sind unseren Renten? Fehler der Rentengesetzgebung. Pläydoyer für eine Neuordnung. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. Band 27, 1979, S. 3–21, ISSN 0479-611X (Bert Rürupp hat hierzu eine Erwiderung verfasst.[5])
  • Rentengesetzgebung als Instrument zur rationalen Steuerung und Rückkoppelung des Bevölkerungsprozesses. In: Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft. Band 1, 1978, S. 75–88, ISSN 0340-2398
  • Kurskorrektur tut not. Ursachen und Folgen der Bevölkerungsentwicklung. In: Die politische Meinung. Band 22, 1977, S. 29–38, ISSN 0032-3446

Einzelnachweise

  1. http://www.awk.nrw.de/awk/veranstaltungen/jahresprogramm/v2008-2009/vs090204.php
  2. http://www.demographie-online.de/
  3. http://www.bib-demografie.de/nn_750132/DE/Publikationen/Zeitschrift/zeitschrift__node.html?__nnn=true
  4. http://www.jf-archiv.de/archiv04/504yy09.htm
  5. http://gso.gbv.de/DB=2.1/SET=2/TTL=17/PRS=HOL/SHW?FRST=17&HILN=26#26

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