Thomas de Hartmann

Thomas de Hartmann

Thomas de Hartmann (* 19. Februar 1885 in Choruschiwka, heute in der Oblast Sumy, Ukraine; † 28. März 1956 in New York City[1]) war ein russischer Komponist sowie ein musikalischer Begleiter von Georges Gurdjieff.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Thomas Alexandrowitsch von Hartmann wurde als Sohn russischer Eltern in der Ukraine geboren. Er schloss 1904 das Studium am Sankt Petersburger Konservatorium ab, wo er Komposition und bei Anna Nikolajewna Jessipowa Klavier studiert hatte. Danach lebte er von 1908 bis 1912 in München und studierte Dirigieren bei Felix Mottl. In München hatte er sich 1909 der Neuen Künstlervereinigung (N.K.V.M.) angeschlossen, aus der er dann gemeinsam mit Franz Marc und Kandinsky austrat. Die beiden warben seine Mitarbeit am Almanach der Redaktion „Der Blaue Reiter“, für den er mit Kandinsky den Beitrag von L. Sabanejew „Prometheus von Skrjabin“ übersetzte[2]. Er selbst schrieb den Beitrag „Über Anarchie in der Musik“. Für Kandinskys Bühnenkomposition „Der gelbe Klang“, die ebenfalls im „Blauen Reiter“ abgedruckt war, hatte er „den musikalischen Teil übernommen“[3].

Kandinsky hatte Hartmann und Hugo Ball zusammengebracht, Ball berichtete: „Der kam von Moskau und erzählte viel Neues von Stanislawsky: wie man dort unter dem Einfluss indischer Studien Andrejew und Tschechow spielt.“[4]

Gurdjieff

Hartmann traf Gurdjieff zum ersten Mal 1916 in St. Petersburg und wurde sein Schüler und war bis 1929 ein enger Vertrauter. Hartmann heiratete 1920 die Russin Olga von Schumacher[5], die die persönliche Sekretärin von Gurdjieff wurde. In Gurdjieffs Institut für die harmonische Entwicklung des Menschen in Fontainebleau bei Paris komponierte und arrangierte er einen Großteil der Musik, die Gurdjieff zusammengestellt hatte, um sie bei seinen tänzerischen Übungen[6] einzusetzen. Die De Hartmanns blieben mit Gurdjieff auch später verbunden, er bereitete 1949 die Grabrede vor und komponierte einen Klavierzyklus mit dem Titel „Fünf Bände - Gurdjieff zum Gedächtnis“[7]. 1951 wanderten sie in die USA aus, Olga starb 1979 in Santa Fe (New Mexico).

Musik

Hartmann schrieb 1906 das vieraktige Ballett „La Fleurette Rouge“, mit dem später auch die russischen Tänzer Vaslav Nijinsky, Anna Pawlowna Pawlowa und Michel Fokine in Moskau und St. Petersburg auftraten.

Er schrieb Musik für Alexander Sacharoff und war der Komponist für Wassily Kandinskys Der gelbe Klang[8]. Danach habe Hartmann „das Stück mit seiner Musik und mit Entwürfen zur Ausstattung dem Moskauer Künstlertheater vorgelegt, doch konnten auch sie es nicht verstehen und nahmen es nicht an. Diese Skizzen und meine Musik - alles ging in der Revolution verloren“[9]. Das Stück mit der Musik von Hartmann wurde erst am 9. Februar 1982 in der musikalischen Rekonstruktion von Gunther Schuller im „Marymount Manhattan Theatre“ in New York City uraufgeführt [10].

Nach der Zeit bei Gurdjieff schrieb er noch eine Großzahl von Kompositionen in einem eklektizistischen[11] Stil, darunter Sinfonien und Opern. Als Broterwerb schrieb er unter dem Namen „Th. Kross Hartmann“ und unter Pseudonymen für annähernd fünfzig Filme die Musik.

Seine Musik war 1979 für den Komponisten Laurence Rosenthal die Grundlage in Peter Brooks Verfilmung von Gurdjeffs Autobiografie Meetings with Remarkable Men [12].

Fotografie

Über ein Foto aus dem Jahr 1911/12 mit Maria und Franz Marc, Bernhard Koehler, Heinrich Campendonk, Thomas von Hartmann und Wassily Kandinsky verfügt die Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München [13].

Musikaufnahmen

  • The Music of Gurdjieff/de Hartmann, three disc set, Triangle Records, TCD1001-1003, 1989
  • Gurdjieff - de Hartmann, Music composed in collaboration by G.I.Gurdjieff and Thomas de Hartmann, Piano: Herbert Henk. Radio Bremen, November 1981. Wergo Schallplatten GmbH Mainz 1982

Werke

  • Th. v. Hartmann, Über Anarchie in der Musik, München 1912 [14] in: Kandinsky/Franz Marc: Der Blaue Reiter, Piper, München 1912. Dokumentarische Neuausgabe von Klaus Lankheit (1965). Piper Verlag, München 2004, ISBN 3-492-24121-2
  • Views from the Real World (1973).
  • Our life with Mr. Gurdjieff, San Francisco u.a. Harper & Row 1983

Film

Olga de Hartmann

Weblinks

Einzelnachweise

  1. die biografischen Daten sind bei Klaus Lankheit, Der blaue Reiter, S. 331, etwas abweichend: Sterbeort: Princeton (New Jersey), Ort der Diplomprüfung: Moskauer Konservatorium. Die Schreibweise des Namens „Гартман, Фома Александрович“, „Foma Alexandrowitsch Gartmann“ als „von Hartmann“ oder „de Hartmann“ wird hier nach seinem Aufenthalt in Paris entschieden, der war von 1922 bis 1951. Die finnische Wikipedia unterstellt eine Verwandtschaft zu Eduard von Hartmann.
  2. Lankheit, S.332
  3. So die Ankündigung im Text, siehe Lankheit, S.210
  4. Ball zitiert bei Lankheit, S. 283
  5. „Olga de Shumacher“, * 28. August 1885 in St. Petersburg, siehe Kurzbiographie
  6. siehe englische Wikipedia en:Gurdjieff movements und die dort angeführten Verweise, sowie Gurdjieff in Tbilisi - dort auch ein Bild von Thomas de Hartmann
  7. Herbert Henck
  8. siehe englische Wikipedia en:The Yellow Sound
  9. nach Lankheit, S. 295
  10. Theater: Staging a Kandinsky Dream, The New York Times, 7. Februar 1982
  11. Biografie bei Elan Sicroff
  12. siehe englische Wikipedia en:Meetings with Remarkable Men
  13. Ahlers pro arte
  14. im Inhaltsverzeichnis: Thomas v. Hartmann, Über die Anarchie in der Musik

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Thomas de Hartmann — Born Thomas Alexandrovich de Hartmann September 21, 1885(1885 09 21) Khoruzhivka, Russian Empire, now Ukraine Died March 28, 1956(1956 03 28) (aged 70) New York City, New York …   Wikipedia

  • Thomas W. Hartmann — is an American lawyer and officer in the United States Air Force Reserve.In July 2007 Brigadier General Hartmann was appointed the Legal Adviser to the Convening Authority in the Department of Defense Office of Military Commissions.cite news… …   Wikipedia

  • Thomas de Hartmann — (1886 1956) músico y compositor ucraniano. Fue discípulo de George Gurdjieff desde 1917 hasta 1929. Colaboró con Gurdjieff en la compilación y composición de la música de los movimientos para las danzas. Posteriormente a la muerte de Gurdjieff,… …   Wikipedia Español

  • Hartmann — ist ein deutscher Familienname Herkunft und Bedeutung Hartmann ist ein alter deutscher Vorname. Siehe dazu Hartmann (Vorname). Bekannte Namensträger Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I J K L M N O …   Deutsch Wikipedia

  • Thomas Hartmann — ist der Name folgender Personen: Thomas Hartmann (Theologe) (1548–1609), deutscher evangelischer Theologe und Kirchenlieddichter Thomas Hartmann (Maler) (* 1950), deutscher Maler Thomas Hartmann (Pfarrer) (* 1959), evangelischer Pfarrer und Autor …   Deutsch Wikipedia

  • Thomas Hartmann — may refer to: *Thomas W. Hartmann, American lawyer and officer in the United States Air Force Reserve *Thomas Hartmann (USN), officer in the United States Navy *Thom Hartmann (born 1951), American broadcaster …   Wikipedia

  • Hartmann — is a surname and may refer to: * Hartmann von Aue, poet * Eduard Von Hartmann, German philosopher * Erich Hartmann, German fighter ace (1922 1993) * Felix Cardinal von Hartmann, German prelate * Georges Hartmann, French dramatist and music… …   Wikipedia

  • Thomas Hartmann (Maler) — Thomas Hartmann (* 1950 in Zetel) ist ein deutscher Maler. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Auszeichnungen 3 Ausstellungen 4 Veröffentlichungen …   Deutsch Wikipedia

  • Thomas Hartmann (Pfarrer) — Thomas Hartmann (* 1959) ist ein evangelischer Pfarrer und Buchautor. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Bücher 4 Weblinks Leben Th …   Deutsch Wikipedia

  • Hartmann von Aue — (c. 1170 c. 1210) was a leading poet of the Middle High German period.He belonged to the lower nobility of Swabia, where he was born. After receiving a monastic education, he became retainer ( Dienstmann ) of a nobleman whose domain, Aue, has… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”