Tiroler Urkundenbuch

Tiroler Urkundenbuch
Cover der 2. Abteilung des Werks

Das Tiroler Urkundenbuch (kurz: TUB) ist eine Edition der ältesten Geschichtsquellen des historischen Tiroler Raumes, der neben dem heutigen österreichischen Bundesland Tirol (Nord- und Osttirol) auch Südtirol (die italienische Provinz Bozen) umfasst.

Das monumentale Werk erscheint in zwei Abteilungen, die jeweils im Auftrag des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum in Innsbruck herausgegeben werden. In den Jahren 1939–1957 hat der Südtiroler Historiker Franz Huter, auf Vorarbeiten der Historiker Oswald Redlich und Hans von Voltelini aufbauend, die Erste Abteilung bearbeitet. Diese bietet die historisch-kritische Edition der Geschichtsquellen des Raumes um Bozen und Meran, insbesondere des Vinschgaus, des Burggrafenamts, Überetschs und Bozner Unterlands bis Salurn. Diese Gebiete waren Teil der Diözesansprengel der Bischofskirchen von Trient und Chur und stellten einen zentralen Übergangsraum zwischen den deutsch- und italienischsprachigen Gebieten des römisch-deutschen Reichs dar.[1]

Seit 2009 werden in der Zweiten Abteilung die nördlicher gelegenen Landesteile erschlossen, die historisch Teil der kirchlichen Einflusssphären von Brixen und Salzburg waren. Es handelt sich um das Pustertal, das Eisacktal und das Tiroler Inntal mit ihren jeweiligen Einzugsgebieten und Seitentälern.

Das territorialgeschichtlich konzipierte Werk stellt die urkundlichen Quellen des Früh- und Hochmittelalters zur Geschichte eines Kernraums der Alpen zusammen und ist eine wichtige Grundlage zur Erforschung einer zentralen europäischen Kulturlandschaft, die aufgrund ihrer Mittlerstellung eine stark entwickelte frühe Schriftlichkeit aufzuweisen hat.

Die regionale Besonderheit des Gebiets kommt darin zum Ausdruck, dass hier gleichzeitig Traditionsnotizen bayerisch-österreichischer Prägung neben Siegelurkunden und romanistisch geprägten Notariatsinstrumenten in Verwendung standen.

Inhaltsverzeichnis

Edition

  • Franz Huter (Bearb.): Tiroler Urkundenbuch, I. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des deutschen Etschlandes und des Vintschgaus. 3 Bände. Hrsg. vom Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. Innsbruck: Universitätsverlag Wagner 1939–1957.
  • Martin Bitschnau, Hannes Obermair (Bearb.): Tiroler Urkundenbuch, II. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals. Bd. 1: Bis zum Jahr 1140. Hrsg. von der Tiroler Landesmuseen-Betriebsgesellschaft m. b. H. Innsbruck: Universitätsverlag Wagner 2009. ISBN 978-3-7030-0469-8

Literatur

  • Richard Heuberger: Bericht über den Fortgang der Arbeit am südtirolischen Urkundenbuch 1911–1914. In: Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg III/58 (1914), S. LXXXV–LXXXVII.
  • Ders.: Aufgaben der tirolischen Urkundenforschung. In: Forschungen und Mitteilungen zur Geschichte Tirols und Vorarlbergs 16/17 (1920), S. 14–57.
  • Hannes Obermair: Edition und vormoderne Gesellschaft. Arbeitsbericht zum „Tiroler Urkundenbuch“. In: Geschichte und Region/Storia e regione 1, H. 1, 1992, S. 109–119.
  • Ders., Martin Bitschnau: Die Traditionsnotizen des Augustinerchorherrenstiftes St. Michael a. d. Etsch (San Michele all’Adige). Vorarbeiten zum „Tiroler Urkundenbuch“. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 105 (1997), S. 263–329.
  • Dies.: Le notitiae traditionum del monastero dei canonici agostiniani di S. Michele all’Adige. Studio preliminare all’edizione della Sezione II del „Tiroler Urkundenbuch“. In: Studi di Storia Medioevale e di Diplomatica 18 (2000), S. 97–171, [1]

Nachweise

  1. Vgl. Wolfgang Huschner, Eckhard Müller-Mertens: Reichsintegration im Spiegel der Herrschaftspraxis Kaiser Konrads II. Weimar 1992, ISBN 3-7400-0809-1

Siehe auch


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