Christoffer Gabel

Christoffer Gabel

Christoffer von Gabel (* 6. Januar 1617 in Glückstadt; † 13. Oktober 1673) war ein holsteinischer Händler (Kaufmann), enger Vertrauter von König Frederik III. von Dänemark und dessen Statthalter und Diplomat in verschiedenen Bereichen.

Christoffer von Gabel

In der Geschichte der Färöer repräsentierten er und sein Sohn Frederik von Gabel die sogenannte Gabelzeit (1655-1709) während des Monopolhandels über die Färöer (1529-1856) - ohne die Inseln je betreten zu haben. Dort nennt man ihn Kristoffur Gabel. Die deutsche Schreibweise Christopher ist ansonsten nicht unüblich, als Figur der Geschichte Dänemarks wird er aber meist Christoffer geschrieben.

Während er in der färöischen Geschichte eine zentrale (und äußerst negativ bewertete) Rolle spielt, so taucht er in den groben Umrissen der dänischen (und holsteinischen) Geschichte nur am Rande auf. Dabei war Frederik III. in hohem Maße auf ihn angewiesen, und Gabel soll einer seiner engsten Berater gewesen sein, Geheimdiplomat und Mitverschwörer bei der Einführung des Absolutismus in Dänemark 1660, und von da an bis 1670 der beinahe mächtigste Mann am Hofe.

Inhaltsverzeichnis

Abstammung

Christoffer wurde 1617 in Glückstadt geboren, dem Gründungsjahr dieser dänischen Festung. Über die Herkunft seiner Familie ist nicht viel bekannt. So weiß man nicht, ob sie deutscher Herkunft ist (wie der Name andeutet), oder ob es sich um ein altes dänisches Geschlecht aus Nordschleswig handelt.

Sein Vater hieß Wulbern oder Waldemar Gabel, schrieb sich aber Gabell oder Gablen (wie auch später sein Sohn). W. Gabel war ab 1620 Stadtschreiber in der neuen Festung Glückstadt und dort ab 1626 Königlicher Proviantmeister, bis er 1628 während der Belagerung der Stadt im Dreißigjährigen Krieg fiel.

Seine Mutter hieß womöglich Anna von Horn. Andere Quellen nennen ihren Vornamen Margarethe. Vielleicht war Waldemar Gabel aber auch zweimal verheiratet.

Frühe Karriere bei Frederik

Über die Jugendjahre Christoffer Gabels ist nichts bekannt. Er taucht erst 1639 in der Geschichte auf, als er im Erzbistum Bremen beim damaligen Erzbischof, Herzog Friedrich von Dänemark (dem späteren König Frederik III.), Kammerschreiber wird. Als solcher hatte er die Kontrolle über die Einnahmen und Ausgaben des Herzogs. Spätestens ab 1642 erledigte Christoffer Gabel die Geschäfte Frederiks auf dem Kieler Umschlag. 1646 wurde er nach Kopenhagen geschickt, um bei König Christian IV. Geld für dessen Sohn, seinen Herzog, zu beschaffen.

Als Frederik 1648 den dänischen Thron bestieg, folgte ihm Christoffer Gabel nach Kopenhagen, wo er Königlicher Kammerschreiber und Umschlagsverwalter wurde. In beiden Ämtern liefen große Mengen Geldes durch seine Hände, und er galt als Finanzjongleur, zumindest aber als ein fähiger Geschäftsmann. Dadurch erlangte Gabel einen nicht unerheblichen Einfluss im Staate.

Christoffer Gabel war bereits zu diesem Zeitpunkt finanziell unabhängig. Obwohl sein Gehalt beim König nicht sonderlich hoch gewesen sein soll, besaß er Grundeigentum in Kopenhagen und dem Herzogtum Holstein, war Teilhaber der Afrikanischen Kompanie und half seinem König direkt seit dessem Amtsantritt immer wieder mit Vorschüssen aus. Frederik war aber nicht nur finanziell auf ihn angewiesen, sondern Gabel galt auch als ein schlagfertiger Mann, der schnelle Entscheidungen treffen konnte - ganz im Gegenteil zum König, der als zögerlich, zweifelnd und nachdenklich beschrieben wird. So war Gabel ein enger Berater von Frederik, und eine Charaktereigenschaft soll ihnen beiden gemeinsam gewesen sein: Verschwiegenheit und Geheimniskrämerei.

Es sollte nicht lange dauern, bis Christoffer Gabel für seine Dienste adäquat belohnt wurde. 1654 erhielt er den Pachtbrief über die Färöer für eine jährliche Pauschale von 1.000 Reichstalern, unabhängig von dem, was er dort real verdienen möge. Christoffer Gabel hat die Färöer nie besucht, geschweige denn, dort gelebt. Für das dortige Volk brach die Gabelzeit (1655-1709) heran, was bis heute als nationales Trauma nachwirkt. (siehe dort)

Rolle im Karl-Gustav-Krieg

In der kurzen Friedensphase nach dem Frieden von Roskilde 1658 war Christoffer Gabel im Auftrag Frederiks III. dreimal in geheimer Mission zum schwedischen König Karl Gustav unterwegs: zuerst im Februar, dann im Juni nach Göteborg wo er über Gebietsabtretungen verhandelte, und zuletzt im Spätsommer nach Kiel. Das letzte Treffen mit Karl Gustav war unmittelbar vor dessen Einschiffung zum Angriff auf Korsør, wovon Gabel aber nichts ahnte.

Als er kurz darauf in Hamburg von dem Friedensbruch erfuhr, reiste er weiter nach Holland und stieß dort zu den dänischen Gesandten Rosenvinge und Charisius, die dann gemeinsam die Generalstaaten überzeugen konnten, Dänemark gegen Schweden zu helfen. Gabel kehrte am 29. Oktober mit der Flotte von Jacob van Obdam in das belagerte Kopenhagen zurück. Er überbrachte dem König (der selbst aktiv an der Verteidigung der Stadt teilnahm) persönlich die Botschaft von der holländischen Hilfe, was zu Gabels „Glanz“ in der damaligen Zeit beitrug.

Während der anderthalbjährigen Belagerung von Kopenhagen erfuhr Christoffer Gabel einen immensen Machtzuwachs. Er war einer der Königlichen Kommissare, die dafür sorgten, Geld von der Bevölkerung einzutreiben, um die Truppen zu finanzieren. Sein Einfluss wuchs derart, dass er 1660 direkt an den Verhandlungen zum Frieden von Kopenhagen (5. Juni) teilnahm. Das Trøndelag (Trondheim) und Bornholm fielen wieder an Dänemark.

Rolle bei der Einführung des Absolutismus

Sein ganzes Gewicht zeigte sich aber kurz darauf bei der Einführung des Absolutismus in Dänemark dem „Vertragsgemäßen Staatsstreich“ ab dem 14. Oktober 1660. Ginge es nach seinem Sohn Frederik von Gabel, so soll er:

  1. die Idee zur Einführung des Absolutismus gehabt haben;
  2. Frederik überzeugt haben, die Ständeversammlung einzuberufen;
  3. Hannibal Sehested, Bischof Svane und Hans Nansen für das Erbkönigtum gewonnen haben;
  4. zusammen mit Königin Sophie Amalie der schwankenden Meinung des Königs ein Ende gemacht haben;
  5. dafür gesorgt haben, dass in der Resolution der Stände über die Erbregierung das Wort „absolute Regierung“ auftaucht.

Im Dansk Biografisk Leksikon (1887-1905) wird diese Legendenbildung relativiert. Gabel soll demnach zumindest:

  1. zusammen mit der Königin der engste Vertraute des Königs gewesen sein;
  2. wohl nicht Urheber, aber Hauptvermittler bei der Verschwörung gewesen sein;
  3. am Nachmittag des 26. September Bischof Schwane und Hans Nansen die Botschaft des Königs überreicht haben, worin sie wählen konnten, mit wem sie sich verschwören wollen, aber dabei nicht mehr lange zögern durften;
  4. in den folgenden Tagen ständig Bote zwischen dem König, Bischof und Bürgermeister gewesen sein;
  5. am 4./5. Oktober, als sich der Durchbruch der Erbmonarchie abzeichnete, dem König mit seinem gesamten Geheimwissen zur Seite gestanden und seinen Verhandlungspartnern die ewige Gnade des Königs versprochen haben.

Hierfür spricht nach Ansicht des Biografen auch die Tatsache, dass Frederik ihm ein paar Jahre später für seine Dienste öffentlich dankte „besonders als wir das Erbkönigtum in Unseren Königreichen und Ländern erreichten“.

Gleich im November 1660 wurde Christoffer Gabel Rentenmeister und Mitglied des Staatskollegiums und bald darauf Assessor des höchsten Gerichts.

Am 1. Januar 1661 bekam er die Färöer als Lehen auf Lebenszeit. Von nun an brauchte er auch keine jährliche Abgabe mehr zu zahlen, und das Lehen war auf seinen ältesten Sohn Frederik vererbbar. Im Jahre 1662 verkaufte er den Färöerhandel an den Kopenhagener Kaufmann Jonas Trellund, nicht aber die Färöer oder sein eigenes Monopol selbst.

Aufstieg in den Adelsstand

1664 gelang es Christoffer von Gabel, einen Antrag an die Staatskammer durchzubringen, wo er für seine Geldforderungen an die Krone mit dem Gutshof Rantzausholm auf Fünen inklusive der Übertragung des dortigen Patronats und der Gerichtsbarkeit entlohnt wurde. Der König gestand ihm hierbei die gleichen Privilegien wie einem Adligen zu. Noch im selben Jahr erfolgte seine Ernennung zum Geheimen, Staats- und Kammerrat und Statthalter von Kopenhagen.

Aus dem Mann im Hintergrund wurde so ein offizieller Würdenträger - Christoffer von Gabel. Der ehemalige Geheimdiplomat wurde nun offiziell auf Missionen nach Gottorp und Brandenburg geschickt. Auch wurde er oft für finanzielle Angelegenheiten der Krone eingesetzt, gleichwohl er Ende 1664 als Rentenmeister zurücktrat.

1665 wurde er nach Holstein geschickt, um dort zusammen mit Hans Schack und Johan Christoffer Kørbitz die Zustände im Amt Segeberg zu untersuchen. In der Folge tauschte von Gabel 1667 sein (inzwischen erweitertes) Gut Rantzausholm gegen das Kalkwerk von Segeberg, was offensichtlich kein schlechtes Geschäft für ihn war. Den Verlust von Rantzausholm glich er mit anderen Gütern in Dänemark aus.

Jäher Fall

Im Dansk Biografisk Leksikon heißt es weiter:

„Als König Frederik III. im Februar 1670 verstarb, zeigte sich schnell, wie sehr von Gabels Macht einzig und alleine auf der Person des Königs beruhte. Sein Einfluss war wie weggeblasen, obgleich Frederik III. ihn seinem Sohn zur Gunst anempfahl. Christian V. konnte ihn aber schon als Kronprinz nicht leiden [...] Von allen Seiten strömten Beschuldigungen auf ihn ein [...] Ohne Sympathie von irgendwem nahm er am 18. April 1670 seinen Abschied.“

Er verstarb 1673 ohne irgendwelche Verbindungen mehr zum Hofe. Seine Frau, Ermegaard Badenhaupt, starb Ende 1699.

Der spätere Løgmaður der Färöer und damals größte färöische Grundbesitzer Jóhan Hendrik Weyhe war der Sohn von Christoffer von Gabels Schwester.

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