Christoph Friedrich Heinle

Christoph Friedrich Heinle

Christoph Friedrich Heinle (auch: C. F. Heinle, Friedrich C. Heinle, Fritz Heinle; * 1894 in Mayen; † 8. August 1914 in Berlin) war ein deutscher Dichter.

Der aus Aachen stammende Heinle war seit seiner Schulzeit mit Philipp Keller und Ludwig Strauss befreundet, er begann sein Studium der Philologie in Göttingen und setzte es im Sommersemester 1913 in Freiburg i.Br. fort, wo er Walter Benjamin begegnete, mit dem er bis zu seinem Tod, trotz mancher Schwierigkeiten und Verstimmungen, eng befreundet blieb.

Beide arbeiteten für den Anfang, die Zeitschrift der Jugendbewegung um Gustav Wyneken, und gingen zum Wintersemester 1913/14 an die Universität Berlin. Wie schon in Freiburg, so waren sie auch hier zusammen in der "Freien Studentenschaft" tätig, besonders in deren "Abteilung für Kunst und Literatur". Heinle und Benjamin traten gemeinsam auf Veranstaltungen der expressionistischen "Aktion" auf. Wenige Tage nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs und wahrscheinlich aus Verzweiflung über dessen vorhergesehene Folgen nahmen Heinle und seine Freundin Rika Seligson sich durch Gas das Leben.

Heinle war an erster Stelle Lyriker. Benjamin hat sich nach dem Tod des Freundes viele Jahre lang vergeblich um die Veröffentlichung des Nachlasses bemüht, der nach 1933 weitgehend verloren gegangen zu sein scheint. Wenn die Physiognomie des Dichters Heinle heute trotzdem nicht völlig konturlos erscheint, so ist das vor allem Werner Kraft zu verdanken, der an Gedichten zusammengetragen hat, was noch zu finden war, und in zwei Aufsätzen darüber mit vielen Zitaten berichtet hat [1]. Weitere Gedichte Heinles sowie zwei Prosastücke von ihm sind im Anhang zu den Sonetten abgedruckt, die Benjamin dem Tod des Freundes gewidmet hat [2]. Ergänzende Abdrucke von Gedichten Heinles sind auch im Anhang von Benjamins Gesammelten Schriften zu finden [3]. Eine selbständige Buchveröffentlichung von Heinles nachgelassenem Werk fehlt noch.

Sein vier Jahre jüngerer Bruder Wolf schrieb ebenfalls Gedichte und Dramen; er starb 1923. Benjamin versuchte vergeblich, den Nachlaß der Brüder zu veröffentlichen. Die jüngere Schwester von Friederike Seligson, Gertrud (Traute) Seligson beging im November 1914 aus Protest gegen den Krieg ebenfalls Selbstmord [4].

Einzelnachweise

  1. vgl. jetzt Werner Kraft: Herz und Geist. Gesammelte Aufsätze zur deutschen Literatur, Wien, Köln 1989, S. 410 ff.
  2. vgl. Walter Benjamin: Sonette, hrsg. von Rolf Tiedemann, Frankfurt a.M. 1986, S. 97 ff.
  3. Anhang zu Benjamin: Gesammelte Schriften, vgl. Bd. VII/2, Frankfurt a.M. 1989, S. 571 ff.
  4. vgl. Walter Benjamin: Gesammelte Briefe, hrsg. von Christoph Gödde und Henri Loniz, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1995, Band I, S. 255, Anmerkung

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