VEB Schiffswerft Dresden Übigau

VEB Schiffswerft Dresden Übigau
Der Kran von 1891 diente zum Einsetzen der Dampfmaschinen, Kessel und Motoren in die Binnenschiffe

Die VEB Schiffswerft Dresden Übigau war eine Binnenschiffswerft im Dresdner Stadtteil Übigau, die Verwaltung befand sich zeitweise im daneben liegenden Schloss Übigau.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Blick auf die Maschinenbauhalle

Die lange und wechselvolle Geschichte geht zurück auf den unter Mitwirkung von J. A. Schubert 1836 gegründeten Dresdner Actien-Maschinenbau-Verein zur Herstellung von Dampfmaschinen, Dampfkessel und landwirtschaftlichen Maschinen. Hier entstanden für die Sächsische Dampfschiffahrts-Gesellschaft 1837 der erste deutsche Fahrgastdampfer Königin Maria und 1839 die Dampflokomotive Saxonia. 1941 wurde der Dresdner Actien-Maschinenbau-Verein liquidiert.

Die eigentliche Werft wurde 1873 von der Frachtschiffahrt Gesellschaft für Schiffsreparaturen gegründet. 1877/78 wurde sie von der 1868 gegründeten Gesellschaft für Kettenschifffahrt auf der Oberelbe (Kette) übernommen und begann anschließend auch mit dem Schiffsneubau, anfangs wurden Schleppkähne, ab 1881 mit der Königin Carola auch Radschlepper gebaut. Die Kette und die Werft wurde von dem Ingenieur und Initiator der Kette Ewald Bellingrath (1838–1903) stark geprägt.

Erste Deutsche Schiffbauversuchsanstalt (1883)

Auf dem Werftgelände in Dresden-Übigau entstand 1883 unter Leitung von Bellingrath die erste Schiffbauversuchsanstalt in Deutschland. Sein Ziel, mit Modellversuchen in dieser Schiffbauversuchsanstalt eine günstigere Schiffsform der Binnenschiffe für das deutsche Kanalnetz zu finden, hat er erreicht. Eine großartige Leistung, die heute weitgehend in Vergessenheit geraten ist.

Die Werft hieß ab 1895 Schiffswerft Übigau der Kette Deutsche Elbschiffahrts Gesellschaft. Ab dieser Zeit begann auch der Maschinenbau und Kesselbau und der weitere Einstieg in den Bau von Dampfschiffen, vorzugsweise Dampfschlepper. Nach der Übernahme der Schlick’schen Werft (1905) hieß der Betrieb Dresdner Maschinenfabrik und Schiffswerft Übigau AG. In Deggendorf (Niederbayern) wurde 1905 ein Zweigbetrieb an der Donau errichtet. Rund 500 Schiffe wurden bis dahin gebaut und zeigten die hohe Produktivität der Werft.

1923 übernahm die 1849 entstandene WUMAG die Werft, die fortan unter Waggon und Maschinenfabrik AG Görlitz, Abteilung Schiffswerft Übigau firmierte und schon 1927 ausgegliedert wurde. Die schlechte Auftragslage aufgrund der Wirtschaftskrise führte 1930 zum Konkurs. Die Gebäude der Werft wurden um 1935 wieder von der Dampfkesselfabrik Übigau zur Schiffsreparatur genutzt, bald darauf begann unter dem Namen Schiffswerft Übigau auch wieder der Schiffsneubau.

Blick auf die ehemalige Kesselschmiede der Schiffswerft Übigau

VEB Schiffswerft Dresden Übigau (1948)

Aufgrund der Rüstungsproduktion im Dritten Reich wurde die Werft von der sowjetischen Besatzungsmacht 1945 als Reparationsleistung für die Sowjetunion demontiert, jedoch schon bald mit der Reparatur von Schiffen beschäftigt. Der Betrieb wurde 1948 in VEB Schiffswerft Dresden Übigau umbenannt und in das Kombinat Schiffbau eingegliedert. Seit 1950/51 wurde die Produktion von Schwimmrammen, Schwimmkräne und großen, für die sowjetische Binnenschifffahrt geeigneten Motorfrachtschiffen aufgenommen. Auch Eisbrecher, Saugbagger und viele schwimmende Pumpstationen wurden konstruiert und gebaut. Sie entstanden in der Zusammenarbeit mit dem VEB Roßlauer Schiffswerft. Auch viele dieser Schiffe galten als Reparationsleistungen für die UdSSR.

Dem Betrieb angegliedert wurde der BSG Schiffswerft Übigau.

Ab 1958 entstanden Binnenfrachter und Binnentanker für den Export in die Bundesrepublik, mit 1078 t war die Monika Riess für die Hamburger Reederei Schwarzlose & Söhne das nach Vermessung größte Schiff dieser Werft. Es war der Hamburger Binnenschiffer Willy Ertel, der diese Neubauten vermittelt hatte. Er verhalf westdeutschen Reedern mit seinen Geschäftskontakten zur DIA Transportmaschinen, die für den Schiffsexport zuständig waren, zu dringend benötigten neuen Schiffsraum. Hintergrund waren neben der Überlastung der Westwerften die gute Qualität der Ostwerften, kurze Ablieferungszeiten und ein Jahr Garantie. Westwerften gaben nur ein halbes Jahr Garantie. Noch wichtiger war der garantierte Festpreis, denn auf Westwerften verteuerten sich die Schiffe automatisch mit der Steigerung der Löhne und Materialpreise während der langen Wartezeit aufgrund der Gleitklausel im Bauvertrag.

Eingangsbereich zur Schiffswerft Übigau, hier Bezeichnung VEB Trafowerk, darunter und daneben Schilder der derzeitigen Nutzer

Im Jahr 1958 wurde die VEB Schiffswerft Dresden Übigau geschlossen und in einen volkseigenen Betrieb für Stahlbauten, Kessel und Transformatoren umgewandelt.

Heute befinden sich mehrere verschiedene Betriebe auf dem Gelände der ehemaligen Werft und an einigen Gebäuden wird renoviert, wie z. B. an der ehemaligen Kesselschmiede, die als Kulturdenkmal Hildebrandt Halle bezeichnet wird.

Abkürzungen

  • VVB = Vereinigung Volkseigener Betriebe
  • VEB = Volkseigener Betrieb
  • DIA = Deutscher Innen- und Außenhandel Transportmaschinen

Literatur

  • E. Müller, R. Schlott, K. Wietasch: Technische Innovationen in der Binnenschifffahrt. In: 100 Jahre Schiffbautechnische Gesellschaft. Springer, Berlin 2001.
  • R. Schönknecht, A. Gewiese: Binnenschiffahrt zwischen Elbe und Oder. Hamburg 1996.

Weblinks


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