Walter Kittel (Maueropfer)

Walter Kittel (Maueropfer)

Walter Kittel (* 21. Mai 1942 in Kölleda; † 18. Oktober 1965 in Berlin) war ein Todesopfer an der Berliner Mauer. Nach einem gescheiterten Fluchtversuch wurde er von einem Kommandeur der Grenztruppen der DDR hingerichtet.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Am Abend des 17. Oktober 1965 traf Walter Kittel auf den ihm flüchtig bekannten Eberhardt K. in einer Gaststätte in Teltow. In ihrem Gespräche äußerten beide den Wunsch in den Westen zu fliehen und beschlossen später, in einem Bus Richtung Kleinmachnow sitzend, die Flucht umgehend zu probieren. Walter Kittel, der in Grenznähe wohnte, schlug eine Stelle vor, die er von Beobachtungen her kannte. Aus Kittels Wohnung holten sie Werkzeug und eine Skizze des Grenzgebiets. Sie gingen zur Straße An der Stammbahn und dort in den Garten der Nummer 53. Gegen 2.45 Uhr überwanden sie den Hinterlandzaun. Im Grenzgebiet bewegten sie sich Richtung Grenzzaun, blieben jedoch wegen eines nahenden Wachhundes stehen. Dabei wurden sie von zwei Grenzposten entdeckt, die erst eine Signalkugel abschossen und sie dann anriefen, mit erhobenen Händen zum Kolonenweg zu gehen. Angesichts der ausweglosen Lage leisteten Walter Kittel und Eberhardt K. der Aufforderung folge.

Zwischen den Grenzern und den Fluchtwilligen kam es zu Streit in dessen Verlauf ein Grenzer drei Schüsse auf die Füße von Eberhardt K. abgab. Daraufhin suchten Kittel und K. im Kfz-Sperrgraben Schutz, wo sie weiter unter Beschuss genommen wurden. Zu diesem Zeitpunkt war Walter Kittel unverletzt, Eberhardt K. hingegen an Fuß, Oberarm und dem Becken getroffen. Als der Kommandeur des Gruppenabschnitts zu der Szene dazu kam, forderte dieser die Flüchtenden auf, aus dem Graben zu kommen. Walter Kittel kam diesem nach und verließ seine Deckung. Aus einer Entfernung von 10 Metern gab der Kommandeur dreißig Schüsse auf Kittel ab und schrie „Ich habe mir geschworen, hier kommt keiner mehr lebend raus![1] Mehrfach in den Oberkörper getroffen ging Walter Kittel zu Boden und verstarb.

Der Todesschütze stand im Dezember 1992 vor dem Bezirksgericht Potsdam, das ihn unter Anwendung des DDR-Strafgesetzbuches zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren wegen Totschlags verurteilte. Das Strafmaß wurde im darauf folgenden Revisionsverfahren vor dem Bundesgerichtshof auf zehn Jahre erhöht und von Totschlag auf Mord geändert. Die Richter sahen Merkmale einer Hinrichtung als erfüllt. Das war die höchste Strafe, die in einem Mauerschützenprozess ausgesprochen wurde. Eine strafrechtliche Bewertung der Tat fand in der DDR nicht statt.

Literatur

  • Hans-Hermann Hertle, Maria Nooke: Die Todesopfer an der Berliner Mauer 1961–1989. Ein biographisches Handbuch. 1. Auflage. Ch. Links, Berlin 2009, ISBN 978-3-86153-517-1. 

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Urteil des Bezirksgerichts Potsdam vom 9. Dezember 1992, in: Ebd., Bl. 553

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