Werner Göttsch

Werner Göttsch

Werner Theodor Göttsch (* 23. Oktober 1912; † nach 1974[1]) war ein deutscher SS-Führer. Er beging während der Zeit des Nationalsozialismus mehrere Morde im Auftrage seiner Vorgesetzten.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Ausbildung

Göttsch war der Sohn des Baumeisters Theodor Göttsch und seiner Ehefrau Bothilde, geborene Larsson. Nach dem Besuch der Mittelschule in Kiel wurde Göttsch zwei Jahre lang an der höheren Handelsschule in seiner Heimat ausgebildet. Die Prüfung für die Obersekundareife bestand er an der staatlichen Realschule in Kiel-Wellindorf.

Von März 1930 bis Dezember 1931 absolvierte Göttsch eine praktische Lehrzeit für das Studium an der Handelshochschule bei der Konfektionsfirma „Hettlage und Lampe“ in Kiel. Von Dezember 1931 bis Oktober 1932 war Göttsch arbeitslos. Ein Studium konnte er sich aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten seines Vaters in der Weltwirtschaftskrise nicht leisten.

Karriere in der Nationalsozialistischen Bewegung

Göttsch trat bereits am 1. Januar 1931 in die NSDAP (Mitgliedsnr. 459.389) ein und schloss sich am 15. März 1931 der SS (Mitgliedsnr. 10.238) an, wo er dem SS-Sturm 2/III angehörte. [2] Am 1. Oktober 1932 übernahm ihn in Kiel der Sicherheitsdienst des Reichsführers SS. Am 1. April 1933 war Göttsch am Lynchmord an dem angesehenen Kieler Rechtsanwalt Friedrich Schumm beteiligt.[3] Diese Tat schien Göttsch für höhere Aufgaben zu qualifizieren. Er wurde noch im Sommer 1933 nach Berlin in den sogenannten SD-Oberabschnitt Ost in Berlin versetzt. Später war er im SD-Hauptamt, und dort insbesondere in der Zentralabteilung III 3, tätig.

Während des sogenannten Röhm-Putsches will Göttsch eigenen Angaben zufolge zusammen mit anderen den Auftrag erhalten haben, nach Prag zu reisen und Otto Strasser zu ermorden. Der Auftrag sei nicht zur Verwirklichung gelangt, da die Aktion schlecht vorbereitet gewesen sei und sie Strasser nur einmal aus der Ferne gesehen hätten. Stattdessen ermordete Göttsch zusammen mit Alfred Naujocks einen Mitarbeiter Otto Strassers, den Ingenieur Rudolf Formis, in der Nacht des 23. Januar 1935 in einem Hotel bei Prag.[4]

Nach dem deutschen „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 bewachte Göttsch zeitweise die österreichischen Reichskleinodien. Außerdem will er von Franz Six den Befehl erhalten haben, den Philosophen Othmar Spann zu erschießen, den er aber nicht ausgeführt habe, da er ihm unqualifiziert erschienen sei.[5] Dafür lieferte er Spann im Konzentrationslager ab, wo dieser schwer mißhandelt wurde. Die Ermordung des Wilhelm Freiherr von Ketteler in diesen Tagen durch vermutlich den Standartenführer Horst Böhme (SS-Mitglied) war für Göttsch 1938 kein unbekanntes Ereignis.

Später wurde er Hauptabteilungsleiter im Reichssicherheitshauptamt. Außerdem war er weiterhin einer der bevorzugten Spezialisten Heydrichs zur Bekämpfung von Regimegegnern im Ausland. 1939 soll Göttsch eigenen Angaben zufolge zur Teilnahme an dem vom SD inszenierten Überfall auf den Sender Gleiwitz vorgesehen gewesen sein, jedoch auf Grund von Differenzen mit Herbert Mehlhorn im letzten Augenblick aus der Kommandogruppe ausgeschlossen worden sein. 1940 war Göttsch an der als Venlo-Zwischenfall bekannt gewordenen Entführung britischer Agenten aus den Niederlanden nach Deutschland beteiligt. Während des Krieges war er u.a. als SS-Obersturmbannführer in der Balkan-Abteilung des SD tätig.

Beförderungen

  • 1. Februar 1933: SS-Truppführer
  • 15. Februar 1934: SS-Sturmführer
  • 20. Juni 1934: Obersturmführer
  • 24. Januar 1935: Sturmhauptführer
  • 30. Januar 1939: Sturmbannführer
  • 9. November 1943: Obersturmbannführer

Literatur

  • Florian Altenhöner: Der Mann, der den 2. Weltkrieg begann. Alfred Naujocks: Fälscher, Mörder, Terrorist, Prospero Verlag, Münster / Berlin 2010. ISBN 978-3-941688-10-0. Enthält u.a. Biographien Kieler SS-Mitglieder, die im SD Berlin Karriere machten.

Einzelnachweise

  1. Lutz Hachmeister: Der Gegnerforscher. Die Karriere des SS-Führers Franz Alfred Six, 1998, S. 344.
  2. Eintrag Werner Göttsch auf www.dws-xip.pl
  3. Gerhard Paul, Von Judenangelegenheiten hatte er bis dahin keine Ahnung: Herbert Hagen, der Judenreferent des SD aus Neumünster. Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte Heft 33/34: September 1998, S.
  4. Ronald M. Smelser: Das Sudetenproblem und das Dritte Reich, 1933-1938, 1980, S. 154.
  5. Karl Dietrich Bracher: Widerstand im Dritten Reich, 1984, S. 182.

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