Chronologie

Chronologie

Chronologie (von griechisch χρόνος, chrónos, „Zeit“ und λόγος, lógos, „Lehre“) ist die Lehre von der Zeit.

Verschiedene Aspekte sind zu unterscheiden:

Inhaltsverzeichnis

Zeit als physikalisches Phänomen

Hauptartikel Zeit

Physik ist die Lehre von Zeit und Raum. So wie die Chorologie die Die Lehre vom Raum darstellt, ist Chronologie allgemein eine Methodik der wissenschaftlichen Phänomenologie, Aspekte von Erscheinungen zu untersuchen.

Zeitordnung und Zeitrechnung: Natürliche, zyklische und lineare Chronologie

Allgemeines

Hauptartikel Zeitrechnung
Hauptartikel Kalendersystem

Die Chronologie kennt die natürliche kosmische Zeitordnung (Tag, Mondmonat, Sonnenjahr) als Repräsentation des physikalischen Zeitkonzepts, die zyklische Zeitordnung (Kalender) und die lineare Zeitordnung (Jahreszählung).

In der Jahreszählung wird die Zeit als Maßzahl, etwa „vor heute“ (BP – engl. before present) oder „vor Christus“ (v. Chr.) bzw. „nach Christus“ (n. Chr.) angegeben.

Geschichte der Jahreszählung

Im römischen Altertum wurde oft gezählt ab einem vermeintlichen Gründungsjahr der Stadt Rom. In Wirklichkeit jedoch bestand die „Anno Urbis Conditae“-Jahreszählung – ebenso wie die „Anno Domini“-Jahreszählung – noch nicht im Altertum, denn sie wurde nicht früher als um das Jahr 400 zum ersten Mal systematisch gebraucht, nämlich von dem iberischen Historiker Orosius. Obwohl Dionysius Exiguus die „Anno Urbis Conditae“-Jahreszählung wahrscheinlich kannte (aber nie gebrauchte), scheint Papst Bonifatius IV. (um das Jahr 600) der erste gewesen zu sein, der den Zusammenhang zwischen jenen zwei wichtigen Jahreszählungen (i.e. AD 1 = AUC 754) erkannte.

Dionysius Exiguus’ „Anno Domini“-Ära, die nur Kalenderjahre nach Christus enthält, wurde von Beda Venerabilis zu der vollständigen christlichen Jahreszählung erweitert (die auch Kalenderjahre vor Christus enthält aber kein Jahr Null). Beda Venerabilis kann als der wichtigste Chronologe des ersten Jahrtausends betrachtet werden, weil er der Erste war, der die Christliche Zeitrechnung tatsächlich als ein vollwertiges System für das Datieren von historischen Ereignissen verwendete. Er war somit der große Promotor der Jahreszählung, die schließlich weltweit die einzig übliche werden sollte.

Zehn Jahrhunderte nach Beda nahmen die französischen Astronomen Philippe de La Hire (im Jahr 1702) und Jacques Cassini (im Jahr 1740) – lediglich um bestimmte astronomische Berechnungen zu erleichtern – das (im Jahr 1583 von Joseph Scaliger vorgeschlagene) Julianische System und hiermit eine astronomische Jahreszählung in Gebrauch, die ein Schaltjahr Null enthält, das dem Jahr 1 (nach Chr.) vorausgeht jedoch nicht exakt zusammenfällt mit dem Jahr 1 vor Christus.

Datierung: Relative und absolute Chronologie, Astrologische Chronologie

In der Archäologie und der Geologie/Paläontologie ist die Unterscheidung zwischen relativer und absoluter Chronologie üblich:

  • Relative Chronologie basiert auf dem Vergleich zweier Kontexte (z. B. archäologische Schichten), d. h. beide sind entweder gleich alt oder einer ist jünger als der andere. Die Methodik stammt aus der Stratigraphie.
  • Absolute Chronologie ist mittels gesicherter historischer Aufzeichnungen, der Dendrochronologie, oder anderer physikalischer Methoden (z. B. Radiokohlenstoffdatierung, Thermolumineszenzdatierung) möglich. Zusätzliche Möglichkeiten absoluter Datierung ergeben sich in seltenen Fällen durch die Textquellen der Frühgeschichtsforschung, z. B. durch Vergleiche von geschichtlichen oder dynastischen Daten mit kosmischen Ereignissen, die sich durch die moderne Wissenschaft verifizieren lassen.

Die Astronomische Chronologie ist ein zusätzliches interdisziplinäres Fachgebiet zwischen der Chronologie und der Astronomie und eine Hilfswissenschaft der Geschichtswissenschaft. Mit ihrer Hilfe oder der Hilfe von zum Beispiel der Archäologie oder der vergleichenden Textwissenschaft werden zeitliche Abfolgen historischer Ereignisse bestimmt.

Siehe auch

Literatur

(alphabetisch geordnet)

  • Adriano Cappelli: Cronografia e Calendario perpetuo dal principio dell'èra cristiana a nostri giorni. Hoepli, Mailand 1978, 1988. ISBN 88-203-1687-0
  • Christian A. Caroli: Eine kurze Einführung in die Chronographie. in: M. Badawi, Ch. A. Caroli (Hrsg.): Europa und der Islam. As-Sabil Sammelbände für Kulturpluralismus. Bd 1. Konstanz 2007, S. 213–229. ISBN 3-938828-04-8
  • Anna-Dorothee von den Brincken: Historische Chronologie des Abendlandes. Kalenderreformen und Jahrtausendrechnungen, eine Einführung. Kohlhammer, Stuttgart/Berlin 2000. ISBN 3-17-015156-8
  • Eduard Brinckmeier: Praktisches Handbuch der historischen Chronologie aller Zeiten und Völker, besonders des Mittelalters. Berlin 1882, Graz 1972.
  • Friedrich Karl Ginzel: Handbuch der mathematischen und technischen Chronologie. Das Zeitrechnungswesen der Völker. 3 Bde. Leipzig 1906–1914. (In Bd. 3: Mittelalter) Bd. 1 Bd. 2 Bd. 3
  • Hermann Grotefend: Abriss der Chronologie des deutschen Mittelalters und der Neuzeit. Grundriss der Geschichtswissenschaft. Bd. 1–3. Hannover 1891, Berlin 1912, Aalen 1970.
  • Hermann Grotefend: Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit. Hrsg. v. Jürgen Asch. Hahn, Hannover 2007 (14. Aufl.). ISBN 3-7752-5177-4
  • Philipp Harnoncourt, Hansjörg auf der Maur: Feiern im Rhythmus der Zeit. Bd 2,1. Der Kalender. Feste und Gedenktage der Heiligen. Handbuch der Liturgiewissenschaft. Bd 6,1. Pustet, Regensburg 1994. ISBN 3-7917-1403-1
  • Ludwig Ideler: Handbuch der mathematischen und technischen Chronologie. Berlin 1825.
  • Bernhard Maximilian Lersch: Einleitung in die Chronologie. Aachen 1889
  • Wolfgang Leschhorn: Antike Ären. Zeitrechnung, Politik und Geschichte im Schwarzmeerraum und in Kleinasien nördlich des Tauros, Steiner, Stuttgart 1993 (Historia. Einzelschriften, H. 81) ISBN 3-515-06018-9
  • Franz Rühl: Chronologie des Mittelalters und der Neuzeit. Berlin 1897.
  • Alan E. Samuel: Greek and Roman Chronology. Calendars and Years in Classical Antiquity. München 1972.
  • Robert Schram: Kalendariographische und chronologische Tafeln. Leipzig 1908.
  • Gerard Serrade: Leere Zeiten, oder - Das abstrakte Geschichtsbild. Logos, Berlin 1998. ISBN 3-89722-016-4

Weblinks


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