Wiederaufarbeitungsanlage Rokkasho

Wiederaufarbeitungsanlage Rokkasho
Wiederaufarbeitungsanlage Rokkasho

Die Wiederaufarbeitungsanlage Rokkasho befindet sich in Rokkasho, einem Dorf im Landkreis Kamikita der Präfektur Aomori.

Rokkasho ist der Standort eines kerntechnischen Industriezentrums in Japan für den Brennstoffkreislauf, das von der Nihon Gennen K.K. (engl. Japan Nuclear Fuel Limited, JNFL) betrieben wird.

Auf dem Gelände befinden sich unter anderem folgende Anlagen:

  • Firmenzentrale der JNFL
  • eine Urananreicherungsanlage (ウラン濃縮工場, uran nōshuku kōjō) mit Zentrifugentechnik (seit 1992)
  • ein oberflächennahes Endlager (seit 1992)
  • eine Wiederaufarbeitungsanlage (六ヶ所再処理工場, Rokkasho saishori kōjō) für Brennelemente aus Leichtwasserreaktoren (seit 2010)

Die gesamte Anlage erstreckt sich auf einer Fläche von 3,8 Mio. m² entlang des Westufers des Sees Obuchi-numa und besteht aus 38 Gebäuden (Stand: Juni 2010). [1]

Am 28. Oktober 2010 wurde mit dem Bau einer Anlage zur Herstellung von MOX-Brennelementen begonnen.[2]

Inhaltsverzeichnis

Urananreicherungsanlage

In Rokkasho wurde eine kommerzielle Anreicherungsanlage errichtet, die von JNFI (Japan Nuclear Fuel Industry Corporation) betrieben wird. Die Anreicherung erfolgt mit Hilfe der Zentrifugentechnik. Das erste Modul mit einer Kapazität von 150 Tonnen Urantrennarbeit (UTA) pro Jahr ging 1992 in Betrieb, pro Jahr sollte ein weiteres Modul folgen. Bis September 1999 waren 1050 t UTA/a installiert. Im Endausbau soll die Anlage eine Kapazität von 1500 t UTA/a besitzen. Die Technologie der Anlage basiert auf den Erfahrungen, die mit einer Pilotanlage (75 t UTA/a; in Betrieb seit 1982) und einer Prototypanlage (200 t UTA/a; in Betrieb seit 1989) in Ningyo-toge in Kagamino gewonnen wurden.

Wiederaufarbeitungsanlage

Im Jahre 1984 erhielt JNFS (Japan Nuclear Fuel Services) die Errichtungsgenehmigung für eine kommerzielle Wiederaufarbeitungsanlage in Rokkasho. Die Kapazität beträgt 800 Tonnen Schwermetall (t SM) pro Jahr. Die Anlage ist fertig gestellt. Das Eingangslager wurde bereits 1997 in Betrieb genommen. Der Beginn des Wiederaufarbeitungsbetriebs war für Ende 2005 geplant, der kommerzielle Betrieb sollte im Juli 2006 aufgenommen werden und wurde auf Mitte 2010 verschoben. Insgesamt sollen in einem Zeitraum von 40 Jahren rund 32.000 t abgebrannter Brennelemente wiederaufgearbeitet werden.

Endlager

Auf dem Gelände des Zentrums Rokkasho wurde ein oberflächennahes Endlager für schwachradioaktive Abfälle errichtet und im Dezember 1992 in Betrieb genommen. Die Kapazität der ersten Stufe des Endlagers betrug 200.000 Fässer (entsprechend einem Volumen von 40.000 m³). Inzwischen wurde die Kapazität durch den Bau einer zweiten Einheit auf 400.000 Fässer (entsprechend einem Volumen von 80.000 m³) verdoppelt. Bis Ende März 2003 waren rund 150.000 Fässer (30.000 m³) bereits eingelagert. Der Einlagerungsbereich ist in 8 Gruppen zu je 5000 m³ unterteilt, wobei jede Gruppe aus fünf Betonhohlräumen besteht. Es wird erwartet, dass dies bis zum Beginn des nächsten Jahrzehnts ausreicht. Die Standortgegebenheiten erlauben einen weiteren Ausbau der Kapazität auf bis zu 600.000 m³ (3 Mio. Fässer).

Die Fässer werden in großen, mit Beton ausgekleideten Kammern gestapelt. Die Zwischenräume werden mit Beton ausgegossen und die gefüllte Kammer mit einer Betonschicht abgedeckt, so dass sich ein monolithischer Block ergibt. Dieser wird mit einer dicken Erdschicht überdeckt.

Erdbeben 2011

Am 11. März 2011 musste die Anlage aufgrund des schweren Tōhoku-Erdbebens 2011 seine Stromversorgung auf dieselbetriebene Notstromaggregate umstellen. Nach Aussage von Experten seien die Aggregate „nicht darauf ausgelegt, langfristig zu laufen“.[3]

Am 8. April 2011 musste nach einem Nachbeben der Stärke 7,1 erneut mit dieselbetriebenen Notstromaggregaten gekühlt werden.[4]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Olli J. Heinonen: Safeguards in action: IAEA at Rokkasho, Japan. IAEA, Juni 2010, S. 3, abgerufen am 8. Mai 2011 (englisch).
  2. MOX Fuel Fabrication Plant. Japan Nuclear Fuel Limited, abgerufen am 8. Mai 2011 (englisch).
  3. Radioaktivität in japanischem AKW steigt dramatisch, WELTonline, 11. März 2011
  4. www.spreednews.de, 8. April 2011 (online)
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