Willy Huppertz

Willy Huppertz

Reinhold Wilhelm Huppertz (* 18. November 1904 in Düsseldorf; † 15. März 1978 in Mülheim an der Ruhr) war ein deutscher Anarchist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Wilhelm (Willy) Huppertz war Monteur. Nach einer kurzen Phase als christlicher Sozialist wandte er sich dem Atheismus zu und trat Mitte der 1920er Jahre der FAUD und der AAUE bei, wo er sich politisch engagierte. Als Anarchokommunist und -syndikalist wurde er im Umfeld der in Zwickau herausgegebenen Zeitschrift Proletarischer Zeitgeist aktiv. Mit dem Aufstieg der Nazis wurde er für einige Wochen verhaftet und verhört. Um September 1940 wurde er erneut verhaftet und am 20. Juli 1944 als Reaktion auf den Bombenanschlag gegen Hitler in das KZ Sachsenhausen verlegt, wo es ihm gelang, trotz der gekürzten Nahrungsrationen zu überleben.

Nach dem Krieg lehnte Willy Huppertz aus anarchistischen Prinzipien eine feste Anstellung in der Gewerkschaft ab und stellte die Kontakte zwischen den wenigen Überlebenden im Ruhrgebiet und der russisch besetzten Zone wieder her. 1947 gab Huppertz das von Jelinek 1946 editierte „Rundschreiben Zwickau“ heraus, das bis 1948 erschien. Wilhelm Jelinek sandte ihm Geld für eine Vervielfältigungsmaschine und eine Liste der Abonnenten des Zeitgeist, und Huppertz gründete 1948 in Essen die Befreiung, die er herausgab, bis er sie 1973 an eine Gruppe junger Aktivisten in Köln weitergab, wo sie bis 1978 mit einer Auflage von 1500 Exemplaren erschien. Der Autor H.J. Degen schrieb dass „Willi Huppertz, einer der wichtigsten anarchistischen Gestalten nach 1945 konstantierte angesichts der rebellischen Studentenbewegung und erster Ansätze eines neuen Anarchismus in der BRD und West-Berlin: Leider war eben die Neigung zum Anarchismus nach 1945 gleich Null im deutschen Sprachgebiet[1].

Willy Huppertz zeigte eine große Skepsis gegenüber den neuen sozialen Bewegungen, bei denen er eine zu große Nähe zum Leninismus sah. 1950/51 gab er gemeinsam mit Rudolf Oestreich die nicht erfolgreichen Zeitschriften Der Freie Arbeiter und Vereinigte Blätter heraus [2]. In den späten 1960er Jahren bereitete er gemeinsam mit Rudolf Krell den Internationalen Kongress der anarchistischen Föderationen vor und schrieb für das diese Zusammenkunft vorbereitende Bulletin, das in Paris von September 1966 bis August 1968 erschien und von Guy Malouvier herausgegeben wurde.

Veröffentlichungen

  • W. Huppertz, Wenn die Ketten fallen − Drei Aufsätze eines Anarchisten. Verlag Schwarze Kunst, Elmstein (Veröffentlicht Anfang der 1970er Jahre).
  • W. Huppertz, Kapitalismus oder Gemeinschaft freier Menschen. Agitationsbroschüre über Autorität, Pädagogik, Klassenkampf, Anarchismus/Marxismus. Selbstverlag, Mülheim/R. (1970er Jahre).

Weiterführende Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. hierzu: Hans J. Degen, Die Wiederkehr der Anarchisten
  2. Vgl. hierzu: Günter Bartsch, Anarchismus in Deutschland, Band 1

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Huppertz — ist der Name von Gottfried Huppertz (1887–1937), deutscher Komponist, Sänger, Schauspieler und Dirigent Karin Huppertz (1894–1978), deutsche Krankenschwester Nikola Huppertz (* 1976), deutsche Schriftstellerin Norbert Huppertz (* 1938), deutscher …   Deutsch Wikipedia

  • Willy — ist ein männlicher Vorname. Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Bedeutung 2 Namenstag 3 Bekannte Namensträger 3.1 Vorname …   Deutsch Wikipedia

  • Befreiung (Zeitschrift) — Befreiung war der Titel zweier deutschsprachiger anarchistischer Zeitschriften von 1948 bis 1997, erschienen in Mülheim/R. (1948 bis 1978) und in Graz (Österreich, 1976 bis 1997). Inhaltsverzeichnis 1 Mülheim/R. (1948 bis 1978) 2 Graz (1976 bis… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Söhne und Töchter der Stadt Düsseldorf — Folgende Persönlichkeiten sind in Düsseldorf geboren (außer: „Sonstige“). Ob sie ihren späteren Wirkungskreis in Düsseldorf hatten oder nicht, ist dabei unerheblich. Die Auflistung erfolgt chronologisch nach Geburtsjahr und tag.… …   Deutsch Wikipedia

  • Individualistischer Anarchismus — Der individualistische Anarchismus (auch Individualanarchismus genannt) ist eine im 19. Jahrhundert in Nordamerika entstandene Denktradition, welche die Autonomie des Individuums betont und in Opposition zum kollektivistischen Anarchismus steht.… …   Deutsch Wikipedia

  • Der Anarchist — Unter dem Zeitschriftentitel Der Anarchist erschienen im Zeitraum von 1886 bis 1948 zumindest acht anarchistische Pressemedien die unabhängig von verschiedenen Gruppen und Einzelnen in Chicago, St. Louis, Berlin, Leipzig, Hamburg, Wien und London …   Deutsch Wikipedia

  • Der individualistische Anarchist — war eine der wenigen deutschsprachigen anarchistischen Zeitschriften, welche die Theorien und Philosophien des individualistischen Anarchismus verbreiteten. Die Publikation erschien mit 12 Ausgaben im Verlag Benedict Lachmann. Inhaltsverzeichnis… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Persönlichkeiten der Stadt Mülheim an der Ruhr — Diese Liste von Persönlichkeiten führt Personen auf, die in einem besonderen Verhältnis zur Stadt Mülheim an der Ruhr stehen. Dazu zählen die Bürgermeister und Oberbürgermeister, die Ehrenbürger und andere Persönlichkeiten, die entweder in… …   Deutsch Wikipedia

  • Proletarischer Zeitgeist — Der Proletarische Zeitgeist (PZ) war eine Zeitschrift aus dem Umkreis der Allgemeinen Arbeiter–Union Einheitsorganisation (A.A.U.E.) mit antiautoritärer und zum Teil anarchistischer Ausrichtung. Sie erschien von 1922 bis 1933. Proletarischer… …   Deutsch Wikipedia

  • Uwe Timm (libertärer Autor) — Uwe Timm im Oktober 2009 Uwe Timm (* 5. Februar 1932 in Hamburg) ist ein deutscher Autor libertär orientierter Publikationen sowie Mitherausgeber der libertären Zeitschrift espero. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”