Wuffinger

Wuffinger
Abstammung Ælfwalds im Textus Roffensis

Die Wuffinger (altenglisch Wuffingas) waren vom 6. bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts die Königsdynastie im angelsächsischen Königreich East Anglia.

Inhaltsverzeichnis

Mythische Herkunft

Nach einer Genealogie in der Historia Brittonum (Geschichte der Briten) stammte das Geschlecht von Wodan ab.[1]

Möglicherweise stammen die Wuffinger aus dem schwedisch-baltischen Geschlecht der Wylfinger, die im Beowulfepos genannt werden.[2] Hroðmund wurde mit dem gleichnamigen Söhn des Dänenkönigs Hrothgar assoziiert.[3] Wehha wurde mit Weohstan, dem Vater Wiglafs, in Verbindung gebracht.[2]

Einige Historiker halten bereits Wehha († um 571) für eine historische Person,[4] während es für andere noch fraglich ist, ob es sich bei Wuffa um eine historische Person oder einen nur mythischen Dynastiegründer handelt.[5]

Historische Dynastie

Der erste „historische“ König war Rædwald (um 593–um 625), der als Bretwalda anerkannt wurde. Diese Vormachtstellung verlor East Anglia nach Rædwalds Tod an Northumbria.[6] Rædwalds Sohn und Nachfolger Eorpwald wurde um 627/628 vom Usurpator Ricbert ermordet. Das nur oberflächlich christianisierte East Anglia fiel ins Heidentum zurück.[7]

Um 631 bestieg Eorpwalds Halbbruder Sigebert den Thron. Er holte Missionare ins Land und errichtete nach fränkischem Vorbild eine Schule. Sigebert dankte um 637 ab und zog sich als Mönch in ein Kloster zurück. Auf ihn folgte sein Verwandter Ecgric, der bereits als Unterkönig in einem Teil East Anglias regiert hatte.[8] Beide fielen, ebenso wie König Anna (um 640–654) im Kampf gegen den expansiven König Penda von Mercia. Vermutlich setzte Penda Annas Bruder Æthelhere (654–655) als subregulus (Unterkönig) ein.[9] Æthelhere war in seiner kurzen Herrschaft offenbar weitgehend von Penda abhängig.

Unter Æthelheres Bruder Æthelwald (655–664) wurde East Anglia wieder selbständig und konnte vermutlich sogar Einfluss auf das benachbarte Königreich Essex ausüben.[10] Æthelwalds Neffe Ealdwulf (664–713) geriet seit etwa 685 unter die immer stärker werdende Vorherrschaft Mercias.[6] Mit dem Tod seines Sohnes Ælfwalds (713–749) erlosch die Dynastie der Wuffinger im Jahr 749.[11]

Stammbaum

Im Stammbaum der Wuffinger sind Könige durch Fettschrift hervorgehoben.[12]

  • Caser
  • Tyttman
  • Trygil
  • Hroðmund
  • Hryp
  • Wilhelm
  • Eni († um 618)
  • Anna (um 640–654)
  • Seaxburg († 699) ∞ Earconberht I., König von Kent
  • Æthelthryth (* um 636, † 679) ∞I. Tondberht ∞II. Ecgfrith, König von Northumbria
  • Æthelburh (unehelich)
  • Wihtburh
  • Jurmin († 654)
  • Sæthryth (Stieftochter)
  • Ælfwald (713–749)
  • Ecgburh, Äbtissin von Repton[14]
  • Ælric

Literatur

  • E. B. Fryde et al. (Hrsg.): Handbook of British Chronology (= Royal Historical. Society Guides and Handbooks 2). 3. edition, reprinted with corrections. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1996, ISBN 0-521-56350-X.
  • Richard Hoggett: The Archaeology of the East Anglian Conversion (= Anglo-Saxon Studies 15). Boydell & Brewer, Woodbridge 2010, ISBN 978-1-84383-595-0.
  • Michael Lapidge, John Blair, Simon Keynes, Donald Scragg (Hrsg.): The Blackwell Encyclopaedia of Anglo-Saxon England. Wiley-Blackwell, Oxford u. a. 2001, ISBN 0-631-22492-0.
  • Sam Newton: The Origins of Beowulf. And the Pre-Viking Kingdom of East Anglia. New edition. Boydell & Brewer, Woodbridge 2004, ISBN 0-85991-472-0.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Paul Halsall: Medieval Sourcebook: Nennius: Historia Brittonum (1998, engl. Übersetzung)
  2. a b Calvin B. Kendall (Hrsg.): Voyage to the other world: the legacy of Sutton Hoo, University of Minnesota Press, 1992, ISBN 978-0-8166-2024-1, S. 56.
  3. Martin O. H. Carver: The age of Sutton Hoo: the seventh century in north-western Europe, Boydell, 1992, ISBN 978-0-85115-361-2, S. 70–74.
  4. Frank Merry Stenton (Autor), Doris Mary Stenton (Hrsg.) : Preparatory to Anglo-Saxon England: Being the Collected Papers of Frank Merry Stenton (Oxford Scholarly Classics), Oxford University Press, 2001, ISBN 978-0-19-822314-6, S. 398.
  5. Sam Newton: The Origins of Beowulf: And the Pre-Viking Kingdom of East Anglia, Boydell & Brewer, 2004, ISBN 978-0-85991-472-7, S. 105.
  6. a b Nicholas J. Higham, The Kingdom of East Anglia, in: Lapidge et al (Hrsg.): The Blackwell Enzyclopaedia of Anglo-Saxon England, S. 154–155.
  7. Beda, HE 2,15
  8. Beda, HE 3,18
  9. Frank Merry Stenton (Autor), Doris Mary Stenton (Hrsg.): Preparatory to Anglo-Saxon England: Being the Collected Papers of Frank Merry Stenton (Oxford Scholarly Classics), Oxford University Press, 2001, ISBN 978-0-19-822314-6, S. 400.
  10. Barbara Yorke: Kings and Kingdoms of early Anglo-Saxon England, Routledge, 2002, ISBN 978-0-415-16639-3, S. 65.
  11. K. Wade: East Anglia; In: Heinrich Beck, Dieter Geuenich und Heiko Steuer (Hrsg.): Reallexikon der germanischen Altertumskunde, Band 6, de Gruyter, 1986, ISBN 978-3-11-010468-4, S. 328.
  12. Einzelnachweise zu Verwandtschaftverhältnissen und Regierungs- bzw Lebensdaten sind in den Biografien enthalten.
  13. Æthelric ist in der Anglian Collection vermutlich eine Falschschschreibung für Æthelhere. Siehe: E. B. Pryde, D. E. Greenway, S. Porter, I. Roy (Hrsg.): Handbook of British Chronology (Royal Historical Society Guides and Handbooks), Cambridge University Press, 1996 (3. Auflage), ISBN 978-0-521-56350-5, S. 8.
  14. Sam Newton: The Origins of Beowulf: And the Pre-Viking Kingdom of East Anglia, Boydell & Brewer, 2004, ISBN 978-0-85991-472-7, S. XIII.

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