Zeiten ändern dich

Zeiten ändern dich
Filmdaten
Originaltitel Zeiten ändern dich
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2010
Länge 94 Minuten
Altersfreigabe FSK 12[1]
JMK 14
Stab
Regie Uli Edel
Drehbuch Bernd Eichinger
Produktion Bernd Eichinger,
Christian Becker
Musik Bushido
Kamera Rainer Klausmann
Schnitt Hans Funck
Besetzung

Zeiten ändern dich ist ein deutsches Filmdrama aus dem Jahre 2010, für dessen Drehbuch sich Bernd Eichinger von der Autobiografie des Musikers Bushido inspirieren ließ. Bushidos neuntes Soloalbum, das ebenfalls den Titel Zeiten ändern dich trägt, stellt gleichzeitig den Soundtrack zum Film dar.[3]

Die Deutschlandpremiere des überwiegend in Berlin-Kreuzberg gedrehten[4] Films fand am 3. Februar 2010 in Berlin statt.[5]

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Anis Mohamed Youssef Ferchichi, genannt „Bushido“, ist als erfolgreicher Rapper auf Tournee durch Deutschland, als ihn eine Postkarte seines Vaters erreicht. Erinnerungen an sein bisher schwieriges Leben werden wach. Nun lässt er es noch einmal Revue passieren.

Anis verbringt seine Kindheit und Jugend in einem sozialen Brennpunkt von Berlin. Er wächst in einem gewalttätigen Umfeld auf, und seine Mutter wurde von seinem Vater misshandelt. In der Schule gehört er nicht zu den Besten, interessiert sich jedoch für Musik. Als er ungefähr drei Jahre alt war, verschwand sein Vater. Seine Mutter heiratet erneut und bekam mit ihrem zweiten Ehemann erneut einen Sohn. Doch auch der neue Mann verlässt die Familie und Anis ist „der einzige Mann im Haus“. Anis beginnt Drogen zu nehmen und zu dealen, hört damit jedoch auf, als seine Familie von anderen Dealern überfallen wird.

Er wendet sich der Musik zu und nimmt den Künstlernamen „Bushido“ an. Zusammen mit seinem Freund Patrick, der sich später „Fler“ nennt, wird er schließlich vom Label Hardcore Berlin unter Vertrag genommen. Langsam aber sicher kommt der Ruhm, seinen nächsten Vertrag hat er nicht mehr gemeinsam mit Fler, sondern mit „Kay One“ und „Nyze“ unterzeichnet. Nach seiner harten Jugend hat er es geschafft, er und seine Familie sind glücklich, und Anis versöhnt sich wieder mit seinem Vater.

Trivia

  • Karel Gott, der 2008 schon einmal mit Bushido zusammengearbeitet hatte, hat im Film einen Auftritt vor dem Brandenburger Tor
  • Martin Semmelrogge erscheint im Rahmen eines Cameo-Auftritts als Tätowierer
  • Die Graffiti im Film stammen zum Teil von Fler[6]
  • Im Film heißt das Pendant zu Aggro Berlin Hardcore Berlin und Sido „Skalpell“
  • Bei der Österreich-Premiere am 4. Februar 2010 in Wien durfte Bushido den Kinosaal nicht betreten, da der Vorraum und der rote Teppich von den Fans gestürmt worden waren und die Sicherheit nicht mehr gewährleistet werden konnte
  • Die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) verwendete den Film als Beispiel für Produktionen die vor, während oder nach den Kinostarts rechtswidrig im Netz verbreitet werden. Der Film sei außerordentlich gut gestartet, in der Folge seien die Kinobesuche aber jäh abgebrochen. Parallel habe die Produktion die „Bestseller“-Listen illegaler Peer-to-Peer-netze oder Streaming-Seiten angeführt.[7]

Musik im Film

  • Bushido - Zeiten ändern sich (Song von Album „7“)
  • Bushido - Zeiten ändern dich (Song aus dem gleichnamigen Album "Zeiten ändern dich")
  • Chakuza feat. Bizzy Montana - Weg eines Kriegers (Song vom Album „Zeiten ändern dich“)
  • Bushido - Reich mir nicht deine Hand (Song von Album „7“)
  • Bushido - Freestyle
  • Bushido - Vergeben & Vergessen (Song vom Album „Zeiten ändern dich“)
  • Karel Gott - Weißt du wohin
  • Bushido - Dein Bezirk (Rap Acappella), auch bekannt als Electrofaust (Intro zum Album „Vom Bordstein bis zur Skyline“)
  • Bushido - 4, 3, 2, 1 Vielen Dank, Aggro Berlin (Song von Album „Heavy Metal Payback“)
  • Bushido - Intro King of Kingz (Song vom Album „King of Kingz“)
  • Bushido - 23 Stunden Zelle (Song vom Album „Zeiten ändern dich“)
  • Bushido feat. Sissi Boo - Beats
  • Bushido feat. Karel Gott - Für immer jung (Song vom Album „Heavy Metal Payback“)
  • Karel Gott - Die Biene Maja
  • Bushido - Alles wird gut (Song vom Album „Zeiten ändern dich“)
  • Calvin Samuel, Josh Kessler, Keith Salandy, Marc Ferrari - Go get it
  • Philippe Guez - Belly Dancer
  • Philippe Guez - Nomad's Land
  • Derrick Carolina, Jahmal Durham, Mack Tompkins - Gangsta
  • Andrea Coclough - After the violence
  • Robert Joseph Walsh - Bedouin Life
  • Jack Elliot - Jail Time
  • Eliot Pulse, Ray Mitti - Let me see you move
  • George Fenion / John Herbert Leach - Bazar
  • Stephan „Gudze“ Hinz - Boogie
  • Außerdem rappen Bushido und Fler ein Teil des Liedes "Bei Nacht" von "Bushido"

Kritiken

Der Film erhielt überwiegend negative Kritiken. So wurde bemängelt, dass die Filmfiguren unsympathisch seien und mit „dummen Sprüchen, falschem Stolz und Aggressivität ihre Zeit verplempern“, während Bushido „nicht schauspielern kann und seine Musik auch nicht gerade vor Originalität sprüht.“[8] Einige Kritiker stellen die These auf, dass Regisseur Uli Edel sein auf Filmen wie Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo, Letzte Ausfahrt Brooklyn oder Der Baader Meinhof Komplex beruhendes Lebenswerk „heftig ankratzt“. Ursache hierfür seien „die völlige Undifferenziertheit der Betrachtung, der ungelenke Kommentar, Schauspiel und Dialoge auf dem Niveau einer Vorabendserie.“[9] Vereinzelt wurde weiterhin bemängelt, dass der Film „die Auseinandersetzung mit Erzfeind Sido unterschlägt“, während er „als fiktive Biografie immer dann am schwächsten ist, wenn er ernsthaft die Probleme des Aggrorappers analysieren will.“[10] Andere sehen Bushidos „Selbstinszenierung als cooler, aufrechter Macho [...] durch unfreiwillig komische Szenen und dilettantische schauspielerische Leistungen sabotiert.“ Aus dieser Sicht „ist Bushido, der sich als Erwachsener selbst spielt und die Geschichte aus dem Off erzählt [...] kein schauspielerisches Naturtalent und wirkt eher peinlich.“[11]

Ein ähnliches Bild zeichnete auch Rüdiger Suchsland, der das Ergebnis der Produktion als einen „prolligen Film“ und „unfreiwilligen Volltrash“ beschreibt, in dem sich Bushido als „eine Kunstfigur aus angeschminktem Kriegertum, angeschminktem Ghetto und angeschminkter Provokation“ bewege. Deren Wichtigtuerei würde weder ausgestellt noch dekonstruiert, aber auch nicht mit Glamour verklärt, sondern „einfach blöde verdoppelt“. Als Zielgruppe des Films sieht Suchsland „ein paar desorientierte Wohlstandskinder“, die „allen Ernstes glauben, sie seien „Straße“ und sich zu Erniedrigten und Beleidigten stilisieren, um dann Bushido als ihren Sprecher zu akzeptieren.“[12]

Im Gegensatz hierzu lobt die Bild den Film als „Ein Kino-Denkmal für Bushido, das polarisiert und versöhnt.“ Es sei „Kino zum Nachdenken“.[13]

Die Süddeutsche Zeitung stellt fest, dass der Film „ein ganz gewöhnlicher, ästhetisch und dramaturgisch ziemlich misslungener Aufsteiger-Film genannt werden könnte, wenn er im laufenden Streit [um die Islamkritik] nicht das Ereignis dritter Art wäre.“ Die Ursache hierfür sieht Kritiker Jens-Christian Rabe vor allem darin, dass „die düsteren Seiten im Werk des einmal als homophober, sexistischer und gewaltverherrlichender Berliner Gangster lancierten Rappers [...] im Film einen milden Glanz [haben] oder gar nicht vorkommen.“ So habe in ihm „der von den Islamkritikern gegeißelte grüblerische Vorbehalt gegenüber der eigenen Kultur [...] endlich keinen Ort mehr.“ Auf dieser Grundlage biete die Produktion eine „wesentlich bequemere Version der Integration“ von Migranten als die poststrukturalistisch inspirierte Gesellschaftstheorie.[14]

„[...] Um den Quatsch mit Soße glaubhaft herüberzubringen, braucht es schon den echten Bushido - und der kriegt das in den Spielszenen sogar ordentlich hin. Sobald er jedoch aus dem Off seine eigenen Gedanken und Handlungen erklärt, schmiert der Film ab: Einen ungelenkeren Sprecher hätte man kaum finden können. Sendung mit der Maus goes Problemkiez. [...]“

Spiegel Online[15]

„Und dann wollen Edel und Eichinger noch etwas anderes: Bushido ist für sie „Zeitgeschichte“, und Zeitgeschichte wollen sie erzählen. Da wird es dann finster, weil man eben nicht alle Brüche, Kanten und Falten wegbügeln kann [...] Wo sind die Geschichten der „Opfer“, die auf der Strecke bleiben? [...] Eichinger [...] hat sich Bushido zum Männerfreund gemacht und ist sein Fan. Vielleicht hätte er einfach einen Konzert- und Musikfilm machen und einem dafür die ganzen Macho-Quatsch-Lektionen ersparen sollen, die der Film so furchtbar ernst nimmt; dieses ganze Gelaber von „Respekt“ und „Ehre“, das längst zum Genre geworden ist, einem hier allen Ernstes als Off-Stimmen-Aufstiegsweisheit verkauft werden soll: Sei krass, fleißig, frauenfeindlich, dann kannst auch du ein deutscher Spießer werden.“

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung[16]

„[...] Die provokante Kunstfigur wird unter Ausschluss aller brisanten Aspekte seines Oeuvres auf ein familienfreundliches Maß gestutzt. Was bleibt, ist eine ebenso banale wie vorhersehbare „Rag to Rich“-Geschichte, die keine Einblicke in die musikalische Entwicklung oder das soziale Umfeld der Berliner Rap- und Hip-Hop-Bewegung ermöglicht...“

Lexikon des internationalen Films[17]

Im Juli 2010 lag der Film mit einer Bewertung von 2,1 und 2319 Stimmen auf Platz 67 der 100 schlechtestbewerteten Filme der IMDb.[18]

Einzelnachweise

  1. Freigabebescheinigung "Zeiten ändern dich"
  2. a b Offizielle deutsche Website zum Film (Cast)
  3. Solo Album "Zeiten ändern dich", 19. Februar 2010
  4. bilde.: Rapper Bushido: Erste Szenen aus seinem Film „Zeiten ändern Dich“
  5. Bushido-Film feiert Premiere in Berlin. Zeit Online, abgerufen am 4. Februar 2010.
  6. Abspann vom Film
  7. Kreativwirtschaft fordert besseren Urheberrechtsschutz im Internet, 26. April 2010, heise.
  8. vgl. Zeiten ändern Dich, cinema.de.
  9. Zeiten ändern Dich Der Weg des Rappers, Nordkurier, nordkurier.de.
  10. Bushidos „Zeiten ändern dich“: Unfreiwillig komisch, Abendzeitung, abendzeitung.de.
  11. Rap-Szene - Bushidos Lebensbeichte, Ad Hoc News, ad-hoc-news.de.
  12. Rüdiger Suchsland: "Bushido wird schwul", Telepolis, heise.de
  13. Bushido: Ein deutsches Phänomen wird enträtselt, Bild, bild.de.
  14. Jens-Christian Rabe: Im Kino: Bushido Ein Imperium, das wär's, 5. Februar 2010, unter sueddeutsche.de.
  15. Hannah Pilarczyk: Bushido-Film "Zeiten ändern dich" bei Spiegel Online
  16. Julia Encke: Der Respekt-Ehre-Komplex In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 7. Februar 2010, S. 25
  17. [1] Lexikon des internationalen Films
  18. vgl. IMDb Charts: IMDb schlechteste 100 - Von unseren Nutzern schlechtestbewertete 100 Filme, unter imdb.de, abgerufen am 8. Juli 2010 01.00 Uhr

Weblinks


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