Zniner Kreisbahn

Zniner Kreisbahn
Zniner Kreisbahn
Spurweite: 600 mm (Schmalspur)

Die Zniner Kreisbahn (polnisch: Zninska Kolej Powiatowa) ist eine Schmalspurbahn im Powiat Żniński.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Kleinstadt Znin mit 4.500 Einwohnern (1910) war schon seit 1889 an die Strecke Hohensalza–Elsenau–Wongrowitz–Rogasen der Preußischen Staatsbahn angeschlossen; 1895 kam noch die Zweigbahn Znin–Schubin hinzu. Von diesem Knotenpunkt aus errichtete der damalige Landkreis Znin eigene Kleinbahnstrecken mit 600 mm Spurweite in den südlichen Teil des Kreises, der zum Regierungsbezirk Bromberg in der preußischen Provinz Posen gehörte.

Die erste Teilstrecke verband Znin über Biskupin Dorf/Urstätt mit Schelejewo/Borkendorf (15,7 km) und wurde ebenso wie die von Biskupin Abzweig nach Rogowo/Seebrück (11,5 km) weiterführende Strecke am 1. Juli 1894 dem allgemeinen Personen- und Güterverkehr übergeben. Rübenverkehr hatte allerdings schon ab 13. Oktober 1893 stattgefunden. Als am 9. Juni 1895 die Strecke von Rogowo bis Oschnau Bahnhof um 12,7 km verlängert wurde, schloß sie dort an die Staatsbahn Exin–Janowitz–Gnesen an. Erst mehr als zehn Jahre später dehnte sich das Netz noch weiter aus. Von der Stammstrecke zweigte ab 7. Juni 1908 /28. Mai 1909? in Riedelhausen/Rydlewo, zwei Kilometer südlich von Znin, eine neun Kilometer lange Zweigbahn nach Stillersee/Ostrowce ab.

Ausgehend vom Kleinbahnhof Znin führte eine weitere Strecke ab 19. Oktober 1911/1. Juni 1912 in westlicher Richtung bis Oberhof Gut/Obiecanowo (15,8 km); von ihr zweigte in Uscikowo/Wieneck eine Güterbahn nach Berghausen/Wola (5 km) ab. Auch die am 16. Oktober 1913 in Betrieb genommene Strecke Borkendorf–Hötzendorf/Adlig Grochowiska (5 km) diente nur dem Güterverkehr. Die Bahn hatte eine Streckenlänge von 75,42 Kilometern erreicht, als der Kreis Znin nach dem Ersten Weltkrieg zu Polen kam. Danach entstand nur noch im Jahre 1930 die zwei Kilometer lange Güterbahn Oberhof–Wiesensee, die der Abfuhr von Kies diente. Für das Jahr 1914 werden folgende Fahrzeuge genannt: 8 Dampflokomotiven, 11 Personenwagen, 4 Packwagen sowie 190 Güter- und Spezialwagen. Weitgehend unverändert war dieser Bestand auch noch 1944.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Stadt Znin in Dietfurt umbenannt; die Kreisbahn firmierte nun zunächst als „Kleinbahnen des Kreises Dietfurt“ und zuletzt als „Dietfurter Eisenbahn“; die Betriebsführung oblag den Gaubahnen Wartheland.

Vor 1980 wurden die Abschnitte Brandhöft–Stillersee, Borkendorf–Adl. Grochowiska, Wieneck–Gut Wola und Oberhof–Wiesensee stillgelegt. 1992 folgten auch die Abschnitte Rosenberg–Oschnau und Znin–Obiecanowo. Auf dem 11,9 Kilometer langen Rest zwischen Znin und Gonsawa (Gerlingen) ist in den Sommermonaten eine Touristenbahn im Betrieb.

Ebenso wie die Gnesener Kreisbahn und die Mecklenburg-Pommersche Schmalspurbahn AG erhielt die Zniner Kreisbahn Wagen von Carl Weyer & Co. in Düsseldorf. Drei der 1894 gebauten Personenwagen befinden sich in Bad Malente nach Aufarbeitung im Einsatz.

Rom oder Wittenberg ?

An der Strecke Znin–Oschnau befand sich bei km 21,3 der Haltepunkt für die Ortschaft Rom, die damals 155 Einwohner zählte. Nachdem der Kreis 1919 an Polen gefallen war, erhielt das Dorf den Namen Rzym. Etwa zwanzig Jahre später, während des Zweiten Weltkriegs, wurde diese Benennung wieder abgeschafft. Man griff jedoch nicht auf den früheren Namen Rom zurück, der wohl den neuen Machthabern allzu „katholisch“ vorkam. Man „reformierte“ ihn und nannte das Dorf nun – wie die Lutherstadt – Wittenberg (Posen).[1] Allerdings erscheint im Kursbuch der Deutschen Reichsbahn für 1943 der Bahnhof Rosenberg an dieser Stelle und im Fahrplan vom 3. Juli 1944 in der Tabelle 130 x der „Dietfurter Eisenbahn“ wieder der frühere Stationsname Rom (Wartheland).

Literatur

  • Carsten Recht: Die Kleinbahnen in 600 mm Spurweite. 2. Auflage. Kleinbahn-und-Karten-Verlag Recht, Buchholz 1996, ISBN 3-931122-01-8.
  • Siegfried Bufe: Eisenbahnen in Ostbrandenburg und Posen. Bufe-Fachbuch-Verlag, Egglham 1988, ISBN 3-922138-33-0 (Ostdeutsche Eisenbahngeschichte 2).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kochs Stationsverzeichnis, 52. Auflage, Nachtrag 1940, Seite 51

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