Zyklus (Musik)

Zyklus (Musik)

Zyklus (gr.: κύκλος, kýklos bzw. lat.: cyclus „Kreis“) bezeichnet in der Musik eine mehrteilige Komposition. Obwohl als Oberbegriff für alle Formen mehrteiliger Musikwerke gültig, verwendet man ihn vor allem dann, wenn keine anderen gängigen Formbezeichnungen zur Verfügung stehen. Zwar sind z. B. auch Sonaten, Sinfonien, Suiten, Opern, Oratorien, Messen etc. durchaus Zyklen, werden aber in der Praxis nur dann so genannt, wenn man ausdrücklich ihre zyklische Form hervorheben möchte. In bestimmten Fällen jedoch (z. B. Schumanns Kinderszenen) ist man auf den Begriff Zyklus als einzig treffende Formbezeichnung angewiesen.

Im Unterschied zur bloßen Lieder- oder Stückesammelung (Album) ist für einen Zyklus das Vorliegen eines Sinnzusammenhangs kennzeichnend. Dieser kann auf unterschiedlichste Weise gestiftet werden, etwa durch die Variation eines Themas, durch eine bestimmte Abfolge von Tonarten, oder durch eine übergeordnete poetische Idee. Bei Vokalzyklen wird der Zusammenhang in aller Regel bereits durch die zu Grunde liegenden Texte vorgegeben.

Hauptartikel: Liederzyklus
Hauptartikel: Klavierzyklus

Beispiele für Zyklen (außer Lieder- und Klavierzyklen):

Ethnologische Musikwissenschaft

Der Zyklus beschreibt in der ethnologische Musikwissenschaft eine Wiederholung von Pattern eines Musikstückes in einer festen Anzahl, einen Ausschnitt, die dann auf einen zugrundeliegende Pulsation bezogen werden und die Anzahl der Pulsschläge wird Formzahl genannt. Beispiel: Ein Viererpattern wird in einem Zyklus viermal wiederholt, so, dass der Zyklus die Formzahl 16 hat. Zyklen selbst werden auch wiederholt. Einfache Formzahlen überwiegen: 6, 8, 9, 12, 16.

Oder eine Formzahl von zwölf eignet sich für drei Vierer- oder vier Dreierpattern.

Zyklus und Formzahl

Literatur

  • Lemacher-Schröder: Formenlehre der Musik. Musikverlage Hans Gerig, Köln 1962.
  • Honegger-Massenkeil: Das große Lexikon der Musik. Herder, Freiburg 1987. ISBN 3-451-20948-9.
  • Clemens Kühn: Formenlehre der Musik. Bärenreiter, Kassel 1987.
  • Ingo Müller: "Eins in Allem und Alles in Einem": Zur Ästhetik von Gedicht- und Liederzyklus im Lichte romantischer Universalpoesie, in: Wort und Ton, hrsg. von Günter Schnitzler und Achim Aurnhammer (= Rombach Wissenschaften: Reihe Litterae, Bd. 173), Freiburg i. Br. 2011, S. 243-274.

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