Clamor Huchzermeyer

Clamor Ludwig Carl Huchzermeyer (* 1809; † 1899) war ein deutscher lutherischer Pfarrer und konservativer Politiker.

Leben

Huchzermeyer stammte aus dem Kreis Lübbecke und studierte Theologie. Seit 1840 amtierte er als Hilfsprediger in Schildesche (heute Teil von Bielefeld). Zwischen 1850 bis 1894 war er dort einer der beiden Pfarrer. Ab 1872 war er Superintendent von Bielefeld.

Er gehörte zu den einflussreichsten Vertretern der Ravensberger Erweckungsbewegung. Dies war eine Variante des Pietismus im ostwestfälischen Raum. Diese Bewegung war politisch strikt konservativ und monarchistisch eingestellt. Sie verstand sich gleichzeitig als Lebenshilfe für die vom Pauperismus bedrohte Bevölkerung in den ländlichen Gebieten von Ostwestfalen vor dem Hintergrund des beginnenden industriellen Entwicklung. Durchaus erfolgreich stand Huchzermeyer für einen volkstümlichen Konservatismus.

Nach der Märzrevolution kandidierte Huchzermeyer als Kandidat für das konservative Lager für den Wahlkreis Bielefeld für ein Mandat in der preußischen Nationalversammlung. Er bekämpfte in der Wahlauseinandersetzung selbst die gemäßigten Reformforderungen der konstitutionellen Liberalen in Bielefeld. Gegen alle Erwartungen trug er den Sieg über die Liberalen und Demokraten davon.

Außer durch sein Eintreten für die Beibehaltung der Todesstrafe trat er in der Nationalversammlung kaum hervor. Allerdings bemühte er sich um die Unterstützung der heimgewerblichen Textilproduktion um Bielefeld.

Bereits bei den Neuwahlen 1849 trat Huchzermeyer nicht mehr als Kandidat an. Auf lokaler Ebene setzte er sich weiterhin für soziale Belange ein. Er gehörte unter anderem 1852 zu den Gründern eines „Rettungshauses“ für junge und alte Menschen, aus denen später das Johannesstift^[1] hervorging.

Sein literarischer Nachlass befindet sich heute im Stadtarchiv Bielefeld.

Veröffentlichungen

• Ein Enthaltsamkeitsfest. Ein Gerichtstag für Alle. Predigt. Gütersloh 1845

Einzelnachweise

1. ↑ Geschichte des Johannesstift

Literatur

• Wilfried Reininghaus/Horst Conrad (Hrsg.): Für Freiheit und Recht. Westfalen und Lippe in der Revolution von 1848/49. Münster, 1999 S.219f.
• Josef Mooser: Konservatismus „von unten“. Das politische und soziale Engagement von Pastor Huchzermeyer in Schildesche 1848–1850, in: 80. Jahresbericht des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg, Jahrgang 1992/1993, S. 107-129
• Ulrich Andermann: Pastor Clamor Huchzermeyer (1809-1899) und die Erweckungsdiakonie in Minden-Ravensberg, in: Jahrbuch für Westfälische Kirchengeschichte, Band 83, 1994), S. 218-236
• Ulrich Andermann: Der literarische Nachlaß Clamor Huchzermeyers, in: 80. Jahresbericht des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg, Jahrgang 1992/1993, S. 131-167
• Ulrich Andermann: Die „Stiftschronik“ des Clamor Huchzermeyer. Zugleich eine Chronik der Grafschaft Ravensberg, in: Stift und Kirche Schildesche 939-1810, Festschrift zur 1050-Jahr-Feier, Bielefeld 1989, S. 326-370
• H. Huchzermeyer: Beiträge zur Geschichte der Familie Huchzermeyer, Leipzig 1926

Weblinks

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