Claudia Benedikta Roth

Claudia Benedikta Roth
Claudia Roth 2007 in Göttingen

Claudia Benedikta Roth (* 15. Mai 1955 in Ulm) ist eine deutsche Politikerin und seit 2004 Bundesvorsitzende der Partei Bündnis 90/Die Grünen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Claudia Roth wuchs in Babenhausen bei Memmingen auf. Ihr Vater war Zahnarzt, ihre Mutter Lehrerin. Aus der katholischen Kirche trat sie aufgrund deren Haltung zur Rolle der Frau aus. 1974 erwarb sie am Simpert-Kraemer-Gymnasium in Krumbach ihr Abitur. Sie studierte zwei Semester lang Theaterwissenschaft in München, danach arbeitete sie als Dramaturgin am Landestheater Schwaben in Memmingen und war anschließend an den Städtischen Bühnen in Dortmund und am Hoffmanns Comic Teater (HCT) in Unna tätig. Ab 1982 war Roth Managerin der Rock-Band Ton Steine Scherben um Rio Reiser, bis diese sich zwei Jahre später wegen Verschuldung auflöste.

Partei

Claudia Roth beim Grünen Zukunftkongress 2006 in Berlin

Von 1971 bis 1990 war Claudia Roth Mitglied der Jungdemokraten, die bis 1982 der Jugendverband der FDP waren.[1] Seit 1987 gehört sie der Partei Die Grünen an. Von 1985 bis 1989 fungierte Roth als Pressesprecherin der Bundestagsfraktion der Grünen.

Am 9. März 2001 wurde sie erstmals zur Bundesvorsitzenden von Bündnis 90/​Die Grünen gewählt. Daneben war sie auch frauenpolitische Sprecherin der Grünen. Da Roth auf ihr bei der Bundestagswahl 2002 erlangtes Mandat nicht verzichten und die Bundesdelegiertenkonferenz (Parteitag der Grünen) eine Abkehr vom Prinzip der Trennung von Amt und Mandat nicht vollziehen wollte, kandidierte sie im Dezember 2002 nicht erneut für das Amt der Bundesvorsitzenden.

Am 23. Mai 2003 wurde dann der Beschluss einer Lockerung der Trennung von Amt und Mandat verkündet, so dass Claudia Roth beim Parteitag der Grünen am 2. Oktober 2004 wieder als Bundesvorsitzende kandidieren konnte. Sie wurde mit 77,8 % der Stimmen gemeinsam mit Reinhard Bütikofer erneut zur Bundesvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen gewählt. Am 2. Dezember 2006 wurde sie mit 66% der Stimmen wiedergewählt und am 15. November 2008 mit 82,7 % der Stimmen – neben dem neu gewählten Cem Özdemir – im Amt bestätigt[2].

Abgeordnete

Claudia Roth an der Seite von Irmgard Zecher beim Grünen Zukunftskongress 2006 in Berlin

Von 1989 bis 1998 war Claudia Roth Mitglied des Europäischen Parlaments, wo sie ab 1994 Vorsitzende der Grünen-Fraktion war. Mitgearbeitet hat sie hier im Ausschuss für Bürgerliche Freiheiten und Innere Angelegenheiten, im Auswärtigen Ausschuss sowie in zwei Untersuchungsausschüssen. Daneben war sie Vizepräsidentin des parlamentarischen Ausschusses EU-Türkei. 1994 verabschiedete das Parlament den sogenannten Rapport Roth zur Gleichberechtigung von Homosexuellen. Ein weiteres ihrer zentralen Anliegen war der Kampf für mehr Rechte der kurdischen Minderheit in der Türkei.[3] Nach der Europawahl 1994 richtete Roth in Istanbul ein Regionalbüro ein. Als sie sich bei Staatsminister Ayvaz Gökdemir über die Menschenrechtslage informieren wollte, beschimpfte der sie als Prostituierte. Roth klagte gegen diesen Angriff und erhielt Schadensersatz. Das Geld spendete sie dem türkischen Frauenverein „Morçati“, der sich seit Jahren gegen Diskriminierung und Gewaltanwendung gegen Frauen wendet.[3] Roth setzt sich nachdrücklich dafür ein, die Türkei in die EU aufzunehmen.[3]

1998 wurde sie in den Deutschen Bundestag gewählt. Hier übernahm sie den Vorsitz des Ausschusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe. Wegen ihrer Wahl zur Bundesvorsitzenden von Bündnis 90/​Die Grünen schied sie am 31. März 2001 aus dem Bundestag aus.

Seit 2002 ist Roth erneut Mitglied des Deutschen Bundestages und dort stellvertretendes Mitglied im Auswärtigen Ausschuss und im Unterausschuss Vereinte Nationen.

Claudia Roth ist stets über die Landesliste Bayern in den Bundestag eingezogen. Ihr Wahlkreis ist Augsburg-Stadt.

Öffentliche Ämter

Von März 2003 bis Oktober 2004 war sie Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe.

Gesellschaftliches Engagement

Claudia Roth 2006 auf der Parada Równości (zwischen Renate Künast und Volker Beck)

Claudia Roth ist ehrenamtliches Mitglied des Verwaltungsrates der Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in Wien sowie ehrenamtliches Kuratoriumsmitglied der Universität Augsburg und der Deutschen Orient-Stiftung in Hamburg. Daneben gehört sie ehrenamtlich dem Beirat der Humanistischen Union an.

Bekannt ist Claudia Roth auch für ihr persönliches Engagement auf Demonstrationen für Toleranz gegenüber Homosexuellen wie der Parada Równości in Warschau.

Im Zusammenhang mit einer Strafanzeige gegen einen Versandhändler, der Anstecknadeln und Aufkleber mit Anti-Nazi-Symbolen (z. B. durchgestrichenes Hakenkreuz) verkaufte, erstattete sie Selbstanzeige wegen ihrer Verwendung derartiger Abzeichen. Das Stuttgarter Landgericht fällte am 28. September 2006 ein Urteil mit Verhängung einer Geldstrafe gegen den Händler, welches jedoch vom Bundesgerichtshof am 15. März 2007 aufgehoben wurde (siehe Juristische Auseinandersetzung um Anti-Nazi-Symbole).

Kritik

Claudia Roth wurde unter anderem von der CSU und verschiedenen kirchlichen Institutionen kritisiert, weil sie den Bischof von Augsburg Walter Mixa als „durchgeknallten, spalterischen Oberfundi“ bezeichnet und es abgelehnt hatte, sich zu entschuldigen.[4][5]

Ehrungen

Für ihre Tätigkeit als Beauftragte für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe wurde Claudia Roth am 30. Juni 2004 zum Ritter der französischen Ehrenlegion ernannt.

Literatur

  • Claudia Roth: Das Politische ist privat, Erinnerungen für die Zukunft Berlin 2006 ISBN 3-351-02635-8

Weblinks

Quellen

  1. Biografie beim Deutschen Bundestag
  2. Özdemir und Roth neue Doppelspitze der Grünen bei welt.de, 15. November 2008
  3. a b c Vita Roths auf der offiziellen Website
  4. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,512865,00.html
  5. http://www.presseportal.de/pm/7560/1069177/br_bayerischer_rundfunk

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