Clemens Kerber

Clemens Kerber
Manfred Krug, 1971

Manfred Krug (* 8. Februar 1937 in Duisburg) ist ein deutscher Schauspieler, Sänger und Schriftsteller. Als Pseudonyme verwendete er zu DDR-Zeiten Clemens Kerber (als Liedtexter) und Isa Karfunkelstein (als Interviewer seiner selbst).

Inhaltsverzeichnis

Leben

DDR

Manfred Krug und Christel Bodenstein bei den Dreharbeiten zu „Beschreibung eines Sommers“ 1963
Manfred Krug im Duett mit Etta Cameron, 1970

Nach der Scheidung seiner Eltern zog Manfred Krug mit seinem Vater, dem Eisenhütten-Ingenieur Rudolf Krug, 1949 aus dem westdeutschen Duisburg in die DDR. Nach dem Abschluss der Lehre und vorübergehender Arbeit in einem Stahlwerk in Brandenburg (Havel) (während dieser Zeit erwarb er sein Abitur an der Abendschule), begann er ein Studium an der Staatlichen Schauspielschule Berlin, das er jedoch abbrechen musste, und trat am Berliner Ensemble auf.

In einer Wohngemeinschaft in der Ost-Berliner Cantianstraße lebte Krug zusammen mit dem Schriftsteller Jurek Becker, der zu einem seiner engsten Freunde wurde und später zu den ersten Staffeln der Fernsehserie Liebling Kreuzberg das Drehbuch schrieb.

Ab 1957 trat Krug im Kino und Fernsehen der DDR auf. 1960 übernahm er eine Rolle in dem erfolgreichen Film Fünf Patronenhülsen von Frank Beyer. In weiteren Filmen trat er in der Rolle des sozialistischen Helden auf. Mit dem Film Spur der Steine unter der Regie von Frank Beyer erregte er den Unmut der Zensur. Der Film wurde nach drei Tagen aus den Kinos entfernt und durfte erst 1989 in der DDR gezeigt werden. Krug gab in weiteren Rollen vor allem den starken Helden.

Manfred Krug war auch als Jazz-Sänger in der DDR bekannt. 1970 hatte ihn Walter Felsenstein an der Komischen Oper Berlin als Sporting Life in George Gershwins Oper Porgy and Bess besetzt. Ab 1971 veröffentlichte Krug zusammen mit dem Komponisten Günther Fischer mehrere Schallplatten, auf denen er anspruchsvolle, kunstvoll arrangierte Schlager sang. Die Texte schrieb er unter dem Pseudonym Clemens Kerber selbst. Außerdem erschien ein Album mit Jazz-Standards. Besonders populär war der Titel Es steht ein Haus in New Orleans. Noch heute sehr bekannt sind seine Auftritte im Programm Lyrik – Jazz – Prosa, von dem mehrere Mitschnitte veröffentlicht wurden. Die beiden von Krug rezitierten Stücke Die Kuh im Propeller (von Michail Sostschenko) und Der Flaschenzug können aufgrund seiner kultverdächtigen Interpretation noch heute viele ehemalige Bürger der DDR auswendig. Krug trat auch in zahlreichen Fernsehsendungen auf und arbeitete als Synchronsprecher, beispielsweise im Film Eolomea.

1976 erhielt Krug ein Teilberufsverbot, weil er sich einem Protest gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann angeschlossen hatte. Während einer von der Regierung initiierten Kampagne gegen Krug schlug Krug einen Mitarbeiter der Staatssicherheit nieder, nachdem dieser ihn öffentlich beschimpft und unterstellt hatte, Millionen D-Mark Westgeld beiseite geschafft zu haben.

Bundesrepublik Deutschland

Am 19. April 1977 stellte Manfred Krug nach sechsmonatiger Arbeitslosigkeit einen Ausreiseantrag[1] und verließ nach dessen Genehmigung Ost-Berlin. Er wohnte danach im Westteil der Stadt in Berlin-Schöneberg. Krug wurde bis zur Ausreise im privaten Umfeld von der Stasi beschattet.

Die Dokumentation der damaligen Geschehnisse veröffentlichte Krug 20 Jahre später in seinem Buch Abgehauen. Er zeichnet eine schonungslose Darstellung des Alltags nicht ganz linientreuer DDR-Bürger.

In der Bundesrepublik fand er, ersten Befürchtungen wegen seines Alters zum Trotz, gleich wieder Rollen (unter anderem in der Kindersendung Sesamstraße) und begann eine zweite Karriere. Als einer der beliebtesten deutschen Schauspieler verkörperte er parallel über lange Zeiträume hinweg verschiedene Charaktere in unterschiedlichen Fernseh-Serien. So war er von 1977 bis 1992 in der Rolle des abenteuernden Truckers Franz Meersdonk in der Serie Auf Achse zu sehen.

Eine enorme Popularität erlangte Krug in der Rolle des eigenwilligen Rechtsanwalts Robert Liebling in der Fernsehserie Liebling Kreuzberg, deren Drehbuch ihm von seinem Freund Jurek Becker auf den Leib geschrieben war, sowie als Kommissar Paul Stoever an der Seite von Charles Brauer als Peter Brockmöller im Tatort des NDR. Diesen verkörperte er von 1984 bis 2001 einundvierzig Mal, womit Krug zwischenzeitlich der „dienstälteste“ und 2008 nach Götz George der zweitbeliebteste[2] Tatortkommissar wurde.

Familie

Manfred Krug ist seit 1963 mit Ottilie Krug verheiratet. Sie haben drei Kinder, darunter Fanny Krug.

Werbung

Krug nahm auch Aufträge in der Werbung an, unter anderem in einer Kampagne der Deutschen Telekom, die den Börsengang der „T-Aktien” im Jahr 1996 vorbereitete. Nach einer Interviewbemerkung, in der er sich für die Verluste entschuldigte, welche die Telekom-Aktionäre erlitten hatten, trennte sich die Telekom von Krug. Über 10 Jahre später bezeichnete er die Werbespots als seinen „größten beruflichen Fehler”. Krug erklärte gegenüber dem Magazin Stern im Januar 2007:[3]

„Ich entschuldige mich aus tiefstem Herzen bei allen Mitmenschen, die eine von mir empfohlene Aktie gekauft haben und enttäuscht worden sind.“

In der Kampagne einer Rechtsschutzversicherung erschien er als Rechtsanwalt, womit auf seine Rolle als „Anwalt Liebling“ angespielt wurde („Advocard ist Anwalts Liebling!“).

Sonstige Aktivitäten

Im „Westen“ zunächst wenig bekannt war der Sänger Manfred Krug. 1979 erschien dort seine LP Da bist du ja. Erst in späteren Tatort-Folgen wurde es zum Ritual, dass Stoever und Brockmöller eine Gesangseinlage darboten. Es erschienen nunmehr auch einige CDs als Wiederveröffentlichungen von LPs, die er in der DDR zusammen mit Günther Fischer aufgenommen hatte, und neue, auf denen er gemeinsam mit seiner Tochter Fanny Krug singt.

Als Sprecher liest Krug zudem einige selbst verfasste Texte, die nur auf CD, nicht aber als Buch verlegt worden sind.

Manfred Krug behauptet von sich als Schauspieler, er könne im Grunde immer nur sich selbst spielen. Und so sind sich seine Figuren tatsächlich sehr ähnlich: direkte und ehrliche Charaktere mit einem Hang zur Gerechtigkeit, selten aufbrausend, bärbeißig, scharfsinnig, mit subtilem Witz und einiger Bauernschläue.

Manfred Krug hat auch in einigen Hörspielen des Rundfunks mitgewirkt sowie als Synchronsprecher gearbeitet.

Seine Biografien Abgehauen (1997) und Mein schönes Leben (2005) wurden zu Bestsellern. 2008 erschien der Erzählband Schweinegezadder.

Filmografie (Auswahl)

  • 1957: Ein Mädchen von 16 1/2
  • 1959: Ware für Katalonien
  • 1959: Der Freischütz
  • 1959: Reportage 57
  • 1959: Bevor der Blitz einschlägt
  • 1960: Was wäre, wenn...?
  • 1960: Leute mit Flügeln
  • 1960: Fünf Patronenhülsen
  • 1961: Professor Mamlock
  • 1961: Guten Tag, lieber Tag
  • 1961: Urfaust
  • 1961: Bei Anruf Mord
  • 1961: Drei Kapitel Glück
  • 1961: Auf der Sonnenseite
  • 1962: Revue um Mitternacht
  • 1962: Minna von Barnhelm
  • 1962: Königskinder
  • 1962: Der Kinnhaken
  • 1963: Nebel
  • 1963: Boxer
  • 1963: Beschreibung eines Sommers
  • 1964: Mir nach, Canaillen
  • 1965: König Drosselbart
  • 1965: Die antike Münze
  • 1966: Spur der Steine
  • 1967: Frau Venus und ihr Teufel
  • 1967: Die Fahne von Kriwoj Rog
  • 1968: Hauptmann Florian von der Mühle
  • 1968: Abschied
  • 1968: Wege übers Land
  • 1969: Weite Straßen, Stille Liebe
  • 1969: Käuzchenkuhle
  • 1969: Mit mir nicht, Madame!
  • 1970: Netzwerk
  • 1970: Meine Stunde Null
  • 1970: Junge Frau von 1914
  • 1971: Husaren in Berlin
  • 1971: Die Verschworenen
  • 1972: Die gestohlene Schlacht
  • 1973: Wie füttert man einen Esel
  • 1974: Kit & Co
  • 1976: Daniel Druskat
  • 1977: Das Versteck
  • 1977: Feuer unter Deck
  • 1978: Paul kehrt zurück
  • 1979: Die Faust in der Tasche
  • 1979: Die Phantasten
  • 1980: Ein Mann fürs Leben
  • 1981: Flächenbrand
  • 1983: Konsul Möllers Erben
  • 1984: Joseph Süß Oppenheimer
  • 1990: Rosamunde
  • 1990: Neuner
  • 1994: Der Blaue

Fernsehserien

Diskografie

Manfred Krug 1972 bei einem Konzert
  • 1962: Auf der Sonnenseite
  • 1964: Jazz und Lyrik
  • 1965: Manfred Krug und die Modern Jazz Big Band
  • 1966: Lyrik – Jazz – Prosa (zusammen mit Eberhard Esche, Gerd E. Schäfer, Annekathrin Bürger und anderen, in verschiedenen Ausgaben und unter verschiedenen Namensvarianten als Schallplatte und CD)
  • 1969: Onkel Toms Hütte (Hörbuch, Krug singt zwei Spirituals)
  • 1970: Fredmanns Episteln an diese und jene aber hauptsächlich an Ulla Winblad (Nach Carl Michael Bellman)
  • 1971: Das war nur ein Moment
  • 1973: Ein Hauch von Frühling
  • 1974: Greens
  • 1976: Du bist heute wie neu
  • 1977: Abgehauen
  • 1979: Da bist Du ja
  • 1995: Jazz-Lyrik-Prosa
  • 1997: Anthologie
  • 2000: Tatort – die Songs (Zusammen mit Charles Brauer)
  • 2000: Evergreens - Das Beste von Manfred Krug - 1962-1977
  • 2000: Deutsche Schlager
  • 2000: Schlafstörung
  • 2001: Manfred Krug Live mit Fanny (Zusammen mit Fanny Krug)
  • 2002: Leben bis Männer (Hörbuch; von Thomas Brussig)
  • 2002: Der Weihnachtskrug
  • 2003: Sweet Nothings (Zusammen mit Decebal Badila, Fanny Krug)
  • 2005: Geschichten Vom Herrn K. (Hörbuch; von Bertolt Brecht)
  • 2005: Lust des Beginnens (Hörbuch; von Bertolt Brecht)
  • 2005: Neuigkeiten an Manfred Krug und Otti (Hörbuch; von Jurek Becker)

Werke als Schriftsteller

  • 1996: Abgehauen, ISBN 3548750419
  • 1999: 66 Gedichte, was soll das?, ISBN 3430157285
  • 2003: Jurek Beckers Neuigkeiten an Manfred Krug und Otti, mit Jurek Becker, ISBN 3548365981
  • 2003: Mein schönes Leben, ISBN 3430157331
  • 2008: Schweinegezadder, ISBN 3550087314

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Manfred Krug schildert in Abgehauen: Ein Mitschnitt und Ein Tagebuch. [Düsseldorf 1996 (4. Auflage)] auf den Seiten 115 bis 121, wie er den Antrag persönlich im Rathaus Berlin-Pankow abgibt; auf den folgenden Seiten folgt dann der Wortlaut – Auszug der Seiten 122 bis 125 bei germanhistorydocs.ghi-dc.org
  2. http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,553917,00.html
  3. vgl. stern.de

Weblinks


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