Cleo de Merode

Cleo de Merode
Cléo de Mérode, französische Tänzerin, Aufnahme um 1901

Cléo de Mérode, geborene Cléopatre-Diane de Mérode (* 27. September 1875 in Paris; † 17. Oktober 1966 ebenda) war eine französische Ballerina und Varieté-Tänzerin.

Biografie

Sie war laut V. Brehm, der ihr 1903 am Achensee begegnete, die Tochter des österr. Landschaftsmalers Carl Freiherr von Merode (1853-1909; die Mérodes sind ein sehr weitverzweigtes belg. Geschlecht), der damals in Mödling bei Wien wohnte. Mit sieben Jahren begann sie ihre Ballettausbildung an der Pariser Oper bei Mlle. Théodore. Mit elf Jahren stand sie bereits an der Oper unter Vertrag. In dieser Zeit saß sie u.a. dem Maler Edgar Degas Modell. Ihr offenes Haar, das mit einem Stirnband zusammengehalten wurde, war ab ihrem sechzehnten Lebensjahr ihr Markenzeichen. Mit neunzehn Jahren gewann sie einen Schönheitswettbewerb. Im folgenden Jahr, 1896, saß die dem Bildhauer Alexandre Falguière Modell. Seine Skulptur mit dem Titel Danseuse erregte damals großes Aufsehen. Ihr erstes Engagement im Grand Casino war die Folge des Aufsehens. Sie tanzte in der Rolle der Phryné im gleichnamigen Ballett von Auguste Germain. Die Premiere wurde ein großer Erfolg.

Eine leidenschaftliche Affäre mit König Leopold II. stritt Cléo immer ab. Wegen des Gerüchts um die königliche Liebschaft wurde ihm der Spott-Name Cléopold angehängt (Freud behandelt dies in seinem "Witz"-Essay, 1905). (Sein Besuch in Paris, 1896, galt aber gar nicht ihr, sondern Geheimverhandlungen über gemeinsame afrikan. Kolonial-Interessen gegen England – sie erhielt bloß einen Rosen-Strauß übersandt!) Jagatjit Singh, der Maharadscha von Kapurthala und andere berühmte Männer zählten zu ihren Bewunderern. In dieser Zeit trat sie in den Stücken Les Deux Pigeons, La Korrigane und Etoile auf. Gustave Charpentier engagierte sie für die Rolle von La Beauté in Le Gouronnement de la Muse. Es folgte ein Gastspiel in New York, wo sie mit dem Stück Faust großer Erfolge feierte. Sie tanzte u.a. im Hamburger Hansa-Theater und im Berliner Wintergarten

Aufgrund vieler lukrativer Angebote verließ sie die Oper und begann im Varieté aufzutreten. 1900 schuf sie ihren berühmten Tanz La Cambodgienne, den sie zur Pariser Weltausstellung im Théâtre Indochinois präsentierte. 1901 trat sie zum ersten Mal in den Folies Bergère auf. Zahlreiche Gastspielreisen führten sie durch ganz Europa. Während ihres Aufenthalts in München stand sie zwischen 1903 und 1904 den Malern Friedrich August von Kaulbach und Franz von Lenbach Modell. 1908 tanzte sie für Kaiser Wilhelm II. und die Kaiserliche Familie in Berlin und im gleichen Jahr interpretierte sie die Rolle der Phoébe in Endymion et Phoébe in der Opéra Comique an der Seite der ersten Tänzerin der Oper von Bordeaux, Régina Badet. 1911 war sie die (erste) „Schönste Frau der Welt“. Ihre Tourneen wurden vom Ausbruch des Ersten Weltkriegs unterbrochen, aber ab 1920 unternahm sie weitere Gastspielreisen in Frankreich. Ihr Geburtsdatum wurde da oft mit „1885“ angegeben.

Langsam zog sie sich von der Bühne zurück. 1934 tanzte sie noch einmal in der Revue 1900 im Pariser Alcazar. Längere Zeit lebte sie in Biarritz.- Simone de Beauvoir bezeichnete in ihrem Essayband Le deuxième sexe (dt. Das andere Geschlecht) Cléo de Mérode als Kurtisane – diese wehrte sich dagegen und strengte 1955 einen (erfolgreichen) Prozess wegen Beleidigung an. Im selben Jahr veröffentlichte sie ihre Memoiren. Sie war in ihrer „altmodischen“ Kleidung damals in ihrem Pariser Viertel als „Madame la Baronne“ gut bekannt.- Im Alter von 91 Jahren starb Cléo de Mérode am 17. Oktober 1966 in Paris und fand ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof Père Lachaise (Abt. 90).

Werke

  • Le ballet de ma vie, Horay, Paris 1985, ISBN 2-7058-0162-6

Literatur

  • Simone de Beauvoir: Das andere Geschlecht, Rowohlt, Reinbek 2004, ISBN 3-499-22785-1
  • Karl Reissmann: Cleo de Merod. Der Glückstraum einer Tänzerin, MVA, Heidenau 1921
  • Brygida M. Ochaim, Claudia Balk: Varieté-Tänzerinnen um 1900. Vom Sinnenrausch zur Tanzmoderne, Ausstellung des Deutschen Theatermuseums München 23.10.1998–17.1.1999., Stroemfeld, Frankfurt/M. 1998, ISBN 3-87877-745-0

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