Coburger Convent der akademischen Landsmannschaften und Turnerschaften

Coburger Convent der akademischen Landsmannschaften und Turnerschaften
Wappen des Coburger Convents

Der Coburger Convent der Landsmannschaften und Turnerschaften an deutschen Hochschulen, kurz CC, ist ein Korporationsverband von einhundert Studentenverbindungen an 45 Hochschulorten in Deutschland und Österreich mit rund 1.600 Aktiven und 11.600 Alten Herren.[1] Die zusammengeschlossenen Landsmannschaften und Turnerschaften sind ausnahmslos sowohl farbentragend als auch pflichtschlagend.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Die Verbindungen des Coburger Convents vertreten das Toleranzprinzip, nehmen alle männlichen Studenten unabhängig von ihrer ethnischen und sozialen Herkunft, ihrer sexuellen Orientierung, und ihrer religiösen Überzeugung auf.[2] Der CC ist Mitglied im Convent Deutscher Akademikerverbände, im Allgemeinen Deutschen Waffenring, dem Verband Deutscher Studentenschaften sowie in verschiedenen Arbeitsgemeinschaften wie beispielsweise der Arbeitsgemeinschaft Andernach. Die Farben des Verbandes sind Weiß-Grün-Rot-Weiß. Sein Wahlspruch lautet „Ehre-Freiheit-Freundschaft-Vaterland“.[3]

Gründungs- und Tagungsort des Coburger Convents ist die fränkische Stadt Coburg. Dort findet die jährliche Verbandstagung des CC, der Pfingstkongress, statt. Seit 2000 wird jährlich im Herbst im thüringischen Bad Blankenburg, welches der alte Tagungsort der Turnerschaften war, die Greifensteintagung veranstaltet.

Die Mitgliederzeitschrift des Coburger Convents, die CC-Blätter, erscheint vierteljährlich. Der CC besitzt eine eigene Bildungsakademie, die CC-Akademie.

Der CC unterhält ein Freundschaftsabkommen mit der Deutschen Sängerschaft, welche auch ihre Wurzeln in der Progressbewegung hat. Das Abkommen besteht seit 1922 und wurde durch die Deutsche Landsmannschaft, einem Vorgängerverband, abgeschlossen.

Aufbau und Organisation

Wie in der Einzelkorporation so ist auch in dem Verband die Altherrenschaft (AHCC) und die Aktivitas (CC) statutenmäßig streng getrennt. Die Legislative des aktiven Verbandes ist der CC-Tag, auf dem jeder Bund mit einer Stimme stimmberechtigt ist, soweit seine Aktivitas nicht suspendiert ist, und der AHCC als Gesamtverband ist mit einer Stimme stimmberechtigt. In der Legislative des AHCC-Tags ist jede Altherrenschaft, auch die von Bünden mit suspendierter Aktivitas und jede VACC je nach Mitgliederzahl mit einer oder mehreren Stimmen stimmberechtigt.

Die Exekutive des aktiven Verbandes ist die Präsidierende. Sie hat zur Ausübung ihrer Geschäfte einen Präsidialausschluß einzusetzen, der aus dem Sprecher und zwei Stellvertretern besteht und in den die Vor- und Nachpräsidierende je einen Vertreter mit beratender Stimme entsendet. Die jeweils Präsidierende wird nach Ihrem Eintrittsdatum in den CC, beziegungsweise die Deutsche Landsmannschaft (DL) oder den Vertreter-Convent (VC) berufen. Es wechselt sich jeweils eine Landsmannschaft mit einer Turnerschaft ab. Das Geschäftsjahr dauert vom 1. August bis zum 31. Juli des nächsten Jahres. Die Präsidierende wird in ihrer Arbeit von den Ämtern beziehungsweise deren Amtsinhabern und Amtleitern unterstützt. Die Exekutive des AHCC ist der Vorstand, der alle zwei Jahre neu gewählt wird. Die Vorstandsmitglieder sollen nach Möglichkeit aus einer VACC stammen, die auf Vorschlag zum Vorort gewählt wird. Zur Unterstützung des Vorstandes werden parallel zu den Bereichen der Ämter Beauftragte gewählt.

Historisches

Jubiläumsbriefmarke "125 Jahre Coburger Convent"

Der Coburger Convent ist am 12. Mai 1951 durch Zusammenschluss der Landsmannschaften der Deutschen Landsmannschaft und der Turnerschaften des Vertreter-Convents der Turnerschaften an deutschen Hochschulen entstanden. In ihm sind die aktiven Verbindungen des CC organisiert. Die ehemaligen Studenten dieser Verbindungen sind ihrerseits in Altherrenvereinigungen zusammengefasst, die Mitglieder im Verband Alter Herren des Coburger Convents (AHCC) e. V. sind. Der AHCC gehört dem Convent Deutscher Akademikerverbände (CDA) an, wohingegen die Aktivitates nicht mehr dem Convent Deutscher Korporationsverbände (CDK) angehören.

Als Gründungsdatum gilt das des Allgemeinen Landsmannschafter-Convents, gegründet am 1. März 1868 in Kassel. Dieser war der älteste Vorgängerverband der Deutschen Landsmannschaft. Der Vertreter-Convent wurde am 4. August 1872 in Berlin gegründet. Die österreichischen Landsmannschaften und Turnerschaften waren ab 1954 über den Österreichischen Landsmannschafter- und Turnerschafter Convent (ÖLTC) assoziiert und seit 1996 als volle Mitgliedsbünde im Coburger Convent aufgenommen.

Der Coburger Convent begründet sich auf Traditionen, beziehungsweise wurde stark beeinflusst von einer Reihe von Verbänden der Landsmannschaften und Turnerschaften:

Gründung Verband Ort
1. März 1868 Allgemeinen Landsmannschafter-Convents (LC) Kassel
29. März 1872 Wetzlarer Allgemeiner Landsmannschafts-Senioren-Convent (Wetzlarer ALSC)[4] Wetzlar
1. Juni 1872 Coburger Landsmannschafter Convent (Coburger LC) Coburg
4. August 1872 Vertreter-Convent (VC) Berlin
7. Januar 1882 Coburger Landsmannschafter Convent (Coburger LC) Würzburg
1882 Goslarer Chargierten-Convent (GCC) Goslar
11. November 1883 Allgemeiner Deutscher Burschenbund (ADB) (Reformburschenschaften) Berlin
1895 Auerbacher Landsmannschafts-Senioren-Convent (Auerbacher LSC)[5] Auerbach
1898 Arnstädter Landsmannschafter Convent (ALC) Arnstadt
1. April 1900 Verbandes Alter Turnerschaften (VAT) Gotha?
6. Februar 1904 Vereinigung von Landsmannschaften Deutscher Hochschulen (VLDH)[6] Darmstadt
1904 Allgemeiner Landsmannschafter Convent auf der Marksburg (ALC a. d.M)[7] Marksburg
1908 Deutsche Landsmannschaft (DL) Coburg
16. November 1954 Österreichischer Landsmannschafter- und Turnerschafter Convent (ÖLTC) Wien

Bekannte Landsmannschafter und Turnerschafter [8]

Politik, Verwaltung und Justiz

Wirtschaft

  • Asbach, Hermann und Rudolf, Unternehmer (Asbach Uralt), Landsmannschaft Frankonia Frankfurt, Landsmannschaft Nibelungia Marburg
  • Ulrich Haberland (* 1900; † 1961) - Chemiker, Vorstandsvorsitzender der neu gegründeten Bayer AG 1951-1961, Turnerschaft Saxo-Thuringia Halle (heute Hallenser Turnerschaft Hasso-Saxonia Kaiserslautern)
  • Alfred Haase - Vorstandsvorsitzender der Allianz AG (1962–1971), Landsmannschaft Afrania Leipzig (heute Alte Leipziger Landsmannschaft Afrania Heidelberg)
  • Kurt Hansen (* 1910; † 2002) - Vorstandsvorsitzender der Bayer AG (1961–1974), Turnerschaft Cheruscia Straßburg zu München
  • Hans Heß (* 1881; † 1957) - Vorstandsvorsitzender der Allianz AG (1933–1948), Landsmannschaft Afrania Leipzig (heute Alte Leipziger Landsmannschaft Afrania Heidelberg)
  • Hugo Junkers (* 1859; † 1935) – Ingenieur und Unternehmer, Turnerschaft Rhenania Berlin (heute Turnerschaft Berlin) und Corps Delta Aachen
  • Paul Reusch (* 1868; † 1956) - Vorstandsvorsitzendere der Gutehoffnungshütte (1909–1942), baute das Unternehmen zu einem gemischtwirtschaftlichen Konzern aus, Landsmannschaft Saxonia Stuttgart
  • Karl Winnacker (* 1903; † 1989) - Vorstandsvorsitzender der neu gegründeten Farbwerke Hoechst (1952–1969), Landsmannschaft Guestphalia Braunschweig (heute Turnerschaft Alania Braunschweig), Landsmannschaft Normannia Darmstadt
  • Ernst Zimmermann (* 1929; † 1985) - Vorstandsvorsitzender der Motoren- und Turbinen-Union (1978–1985), 1985 von der RAF ermordet, Turnerschaft Munichia München (heute Turnerschaft Munichia Bayreuth)

Wissenschaft

Kultur und Sport

  • Franz Liszt (* 1851; † 1919) – Komponist, AGV Paulus Jena (Landsmannschaft Rhenania zu Jena und Marburg)
  • Josef Buchhorn (* 1875; † 1954) - Mitglied des Preußischen Landtages für die DVP, Schriftsteller, dichtete das Lied „Student sein“, Turnerschaft Frankonia Münster (heute Burschenschaft Frankonia Münster), Turnerschaft Hohenstaufia Tübingen, Turnerschaft Hansea Danzig (später Turnerschaft Hansea-Danzig Dortmund, heute vertagt)
  • Michel Buck (* 1832; † 1888) - Mediziner, Kulturhistoriker und schwäbischer Dialektdichter, Landsmannschaft Ulmia Tübingen
  • Carl Bulcke (* 1875; † 1936) – Schriftsteller und Staatsanwalt, Landsmannschaft Cimbria Freiburg
  • Max Dreyer (* 1862; † 1946) – Schriftsteller und Dramatiker, Gründungsbursch der Turnerschaft Baltia Rostock (heute Akademische Landsmannschaft Baltia Rostock)
  • Emil Gött (* 1864; † 1908) - Schriftsteller, Turnerschaft Markomannia Freiburg (heute Turnerschaft Markomanno-Albertia Freiburg)
  • Hermann Löns (* 1866; † 1914) – Schriftsteller, Turnerschaft Cimbria Greifswald und Landsmannschaft Verdensia Göttingen
  • Alfons Paquet (* 1881; † 1944) – Schriftsteller, Mitglied der Turnerschaft Ghibellinia Heidelberg
  • Hans-Heinrich Sievert (* 1909; † 1963) - Leichtathlet und Olympiateilnehmer 1932, stellte in den Jahren 1933 und 1934 Weltrekorde im Zehnkampf auf, Turnschaft Saxo-Thuriniga Halle (heute Hallenser Turnerschaft Hasso-Saxonia Kaiserslautern)
  • Wilhelm Trübner (* 1851; † 1917) – Maler, gehörte dem so genannten „Leibl-Kreis“ an, Landsmannschaft Suevia Karlsruhe

Literatur

  • Ulrich Becker, CC im Bild.
  • Ulrike Claudia Hofmann: Der Coburger Convent zwischen Tradition und Wandel. In: Region – Nation – Vision. Festschrift für Karl Möckl zum 65. Geburtstag. Bamberg 2005, S. 109–131.
  • Holger Zinn: Das studentische Kameradschaftswesen im Dritten Reich unter besonderer Berücksichtigung der Bünde von DL und VC, Würzburg 2001 (Reihe Historia academica, Band 40).
  • Franco Zizzo: Die internationale Komponente des Korporationsstudententums, in: Zwischen Weltoffenheit und nationaler Verengung, Historia Academica, Band 39, Würzburg, 2000, ISBN 3-930877-34-1.
  • Schriftenreihe „Historia academica“ der Studentengeschichtlichen Vereinigung mit zahlreichen Beiträgen zur Geschichte des Coburger Convents
  • Detlef Frische, Bernd Koltermann u. a. (Hrsg.), Handbuch des Coburger Convents. Wissenswertes und Hilfreiches. Würzburg 2004.
  • Dietrich Weber: Landsmannschaften an Technischen Hochschulen und ihre Verbände, aus Historia Academica Band 10, Stuttgart, 1980

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Coburger Convent: Kurzinformation
  2. Coburger Convent: FAQ: Allgemeines
  3. Interpretation des Wahlspruches
  4. Dietrich Weber: Landsmannschaften an Technischen Hochschulen und ihre Verbände, S.78
  5. Dietrich Weber: Landsmannschaften an Technischen Hochschulen und ihre Verbände, S.86ff
  6. Dietrich Weber: Landsmannschaften an Technischen Hochschulen und ihre Verbände, S.89ff
  7. Dietrich Weber: Landsmannschaften an Technischen Hochschulen und ihre Verbände, S.91
  8. Max Mechow: Namhafte CCer, Historia Academica, Band 8/9
  9. Hamburger Abendblatt: http://www.abendblatt.de/daten/2004/01/23/254204.html, 23. Januar 2004
  10. a b Heute heißt sie Landsmannschaft Preußen Berlin
  11. Pressemitteilung des GSI: http://www.gsi.de/portrait/Pressemeldungen/17112006_e.html, 17. November 2006

Weblinks


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