- Cockney Rhyming Slang
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Cockney ist ein Spottname für die Bürger von London und eine Bezeichnung für ihren englischen Dialekt. Im engeren Sinne bezeichnet man als Cockneys jedoch nur jene Menschen, die in Hörweite der Glocken der Kirche Saint-Mary-le-Bow in der City of London geboren wurden, einer klassischen Unterschichtgegend des 19. Jahrhunderts.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Charakteristisch für diesen Dialekt sind folgende Ausspracheerscheinungen:
- Auslassung des "h"
- Ersetzung des "th" durch "f" und "v"
- Ersetzung von /t/ durch den "Knacklaut"
- Zentralisierung der Vokale der sogenannten englischen "Received Pronunciation".
Ein typisches Wort wäre z.B. guv (so wird man als Mann v. a. von Taxifahrern angesprochen).
Wortherkunft
Das Wort Cockney leitet sich wohl von altfranzösisch pais de cocaigne (anglisiert: cockaigne, cockayne) ab, dem Schlaraffenland (vergleiche Cocagna), womit die normannischen Eroberer London meinten. Weitere Ableitungen: von mittelenglisch cokeney aus cocken + ey (engl. cock + egg), eines Hahnes Ei, ein misslungenes Ei, erstmalige Erwähnung im 17. Jahrhundert. Nach dem Klassischen Wörterbuch der Vulgärsprache (eng. A Classical Dictionary of the Vulgar Tongue) des englischen Lexikographen Francis Grose (* 1730/31 in Greenford, Middlesex, † 12. Juni 1791 in Dublin) aus dem Jahre 1785 entstammt der Begriff folgender Geschichte:
- Ein Londoner hörte während eines Landaufenthalts ein Pferd wiehern und rief aus: „Herr! Was das Pferd lacht!“ Ein Nebenstehender klärte ihn auf, der Pferdelaut hieß 'Wiehern'. Als am nächsten Morgen der Hahn krähte, wollte der Londoner zeigen, dass er Gelerntes nicht vergessen hat, und rief aus: „Hören Sie, wie der Hahn wiehert?“ (Do you hear how the Cock Neighs)?
Cockney Rhyming Slang
Eine Besonderheit der Cockney-Sprecher ist der Cockney Rhyming Slang: Das Wort, das man ausdrücken will, wird ersetzt durch einen mehrteiligen Ausdruck, der sich auf dieses Wort reimt. In den meisten Fällen (aber nicht immer) wird sogar nur der erste Teil des Reimbegriffs verwendet, wodurch man als Uneingeweihter den Sinn kaum noch erraten kann.
Beispiele:
- statt head (Kopf) – reimt sich auf loaf of bread (ein Laib Brot) – sagt man loaf, z. B. Use yer loaf! (etwa: Denkbirne einschalten!)
- statt look (Blick) – reimt sich auf butcher's hook (Fleischerhaken) – sagt man butcher's, z. B. Have a butcher's! (gemeint: Schau mal her!)
- statt money (Geld) – reimt sich auf bread and honey (Brot und Honig) – sagt man bread
- statt wife (Ehefrau) – reimt sich auf trouble and strife (Kummer und Hader) – sagt man trouble
- statt road (Straße) – reimt sich auf frog and toad (Frosch und Kröte) – sagt man frog
- statt stairs (Treppen) – reimt sich auf apples and pears (Äpfel und Birnen) – sagt man apples
- statt lies (Lügen) – reimt sich auf pork pies (Schweinefleischpastete) – sagt man Don't tell porkies! (gemeint: Spinn nicht rum!)
- statt years (im Sinne von lange, lange Zeit) – reimt sich auf donkey ears (Eselsohren) – sagt man I haven't seen you for donkeys. (gemeint: Ich habe dich eine Ewigkeit nicht mehr gesehen.)
- statt tramp (im Sinne von Penner) – reimt sich auf paraffin lamp (Paraffin-Lampe) – sagt man Look at that old paraffin! (gemeint: Schau dir den Penner an!)
- statt hair (im Sinne von Haare) – reimt sich auf Barnet Fair (Jahrmarkt im Barnet) – sagt man Wot a Barnet! (gemeint: Oh, welch schöne Haare!)
- statt teeth (Zähne) – reimt sich auf Hampstead Heath (Park in London) - sagt man two rows of Hampstead Heath (gemeint: zwei Reihen Zähne)
Der Rhyming Slang war früher möglicherweise eine richtige Geheimsprache oder gar eine Gaunersprache, heutzutage ist es eine beliebte Wortspielerei, die sich im ganzen englischen Sprachraum ausgebreitet hat.
Beispiele berühmter Cockneys
Bekannte Cockney-Sprecher oder -Sänger
- die britische MC Lady Sovereign
- der britische MC Dizzee Rascal
- die britische MC Shystie
- der Sänger Jack Allsopp aka Just Jack
- der Schauspieler Michael Caine
- der Schauspieler Gary Oldman
- der britische Schauspieler Charles Chaplin
- der Sänger Damon Albarn von Blur
- der Sänger Ian Dury
- die Britische Band Right Said Fred
- die East-End-Band Small Faces (Lazy Sunday)
- der Protestsänger Billy Bragg
- Colin McFaul, Sänger der Cock Sparrer
- The Business, Londoner Oi!-Band
- The 4-Skins, ehemalige Londoner Oi!-Band
- die Sex Pistols und abgeschwächt auch The Clash
- die Cockney Rejects
- Steve Harris, Bassist der Band Iron Maiden
- Steve Harley & Cockney Rebel
- Mike Skinner alias The Streets (der allerdings aus Birmingham stammt)
- der Fußballspieler David Beckham
- Mick Jagger manchmal bei Liveaufnahmen
- der englische Sänger Lee Ryan
- die Band Slade und ihr Sänger Noddy Holder ("Coz I luv ya")
- der englische Musiker Jamie T
- die Sängerin Kate Nash
- der Sänger Pete Doherty
- the prodigy
- die Indie-Band The Kooks
- der britische Sänger Marc Bolan
- die Sängerin Lily Allen
Bekannte Cockney-Filme
- in den Filmen Bube, Dame, König, grAs (Lock, Stock & Two Smoking Barrels) und Snatch – Schweine und Diamanten (Snatch), die im Londoner Kleingangstermilieu spielen
- im Film Football Factory (spielt in der Londoner Hooligan-Szene)
- im Film Hooligans (im Original (UK): Green Street) (spielt ebenfalls in der Londoner Hooligan-Szene)
- im Film My Fair Lady u. a. in den Figuren der Eliza Doolittle (gespielt von Audrey Hepburn) und (original) Alfred P. Doolittle (gespielt von Stanley Holloway)
- im Film Austin Powers in Goldständer durch Michael Caine (in der dt. Übersetzung in angeblichen Seefahrer-Slang umgewandelt)
- im Film Human Traffic spielt in der Jugendszene
- im Film Uhrwerk Orange durch die "Droogs"
- im Film This is England
- im Film Oceans Eleven der Elektriker
Literatur
- Frank E. Pointner: Cockney Glottalling. A Study on the Phonetics of Contemporary London Speech, Die Blaue Eule, Essen 1996, ISBN 978-3-89206-730-6
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