Columbus Globus

Columbus Globus
COLUMBUS Verlag Paul Oestergaard
Unternehmensform GmbH
Gründung 1909
Unternehmenssitz Krauchenwies, Baden-Württemberg
Unternehmensleitung

Torsten Oestergaard

Mitarbeiter 60
Umsatz k.A.
Bilanzsumme k.A.
Branche Kartografisches Institut, Verlag und Export
Produkte

Globen, Leuchtgloben, kartographische-Karten

Website

www.columbus-verlag.de

Die COLUMBUS Verlag Paul Oestergaard GmbH mit Sitz in Krauchenwies im Landkreis Sigmaringen in Baden-Württemberg ist die weltweit älteste Globusmanufaktur[1] und zugleich weltweiter Marktführer unter den Globus-Herstellern und Innovationsträger in bei Qualitätsgloben[2]. Rund 100.000 Globen aus etwa 100 verschiedenen Ausführungen werden von rund 60 Mitarbeiter pro Jahr gefertigt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begannen die Brüder Peter und Paul Oestergaard ihre Globenproduktion und gaben zwischen 1904 und 1909 jeweils Erd- und Himmelsgloben von 11, 19 und 33 Zentimetern Durchmesser heraus.

Das 1909 in Berlin-Schöneberg von Verlagsbuchhändler Paul Oestergaard als kartografische Verlag gegründete Familienunternehmen wird heute in der vierten Generation von Torsten Oestergaard geführt. Er schätzte 2006, dass die Firma seit ihrer Gründung „locker zehn Millionen Globen“ verkauft haben soll.[2]

Damalige Vision war es, einen Volksglobus herzustellen, der in jedem Heim seinen Platz finden sollte. Bis dahin gab es nur teure Einzelstücke in bemaltem Gipskarton. Oestergaard entwickelte den Pappglobus mit kaschierter Papierauflage. Bei dieser Technik wird das gedruckte Papier per Hand streifenweise auf die Kugel geklebt. Auf diese Weise ließen sich größere Stückzahlen fabrizieren.

Kunststoff-Globushälften

1919 exportierte der Columbus Verlag in 24 Sprachen bis nach China und das Unternehmen wuchs stetig. Es wurden neben Karten auch Erd- und Himmelsgloben hergestellt. Damalige Globen waren handbemalte Holzkugeln bis zum Durchmesser von über einem Meter und entsprechend teuer. Heute wird eine Genauigkeit im Tausendstel-Millimeter-Bereich erreicht und auf hohle Kunststoff-Halbkugeln aufgebracht und beide zum Globus verbunden.[3] Bis in die 1950er Jahre stellte der Verlag Globen in insgesamt 84 Varianten unterschiedlicher Größen und Ausführungen, darunter Duo-Leuchtgloben, Reliefgloben, Mondgloben und die Haardtschen Rollgloben her. Darüber hinaus gab der Verlag Kopien des berühmten Behaim-Globus sowie des Brixener Erdglobus und ein Exemplar des großen Anich-Erdglobus heraus.

Der Wachstum hielt bis zum Zweiten Weltkrieg an. Der ersten Glasglobus, der den ersten Leuchtglobus ermöglichte, sowie der erste serienmäßige Großglobus waren ebenfalls Erfindungen von Paul Oestergaard. Die Columbus Globen fanden auch bei Adolf Hitler Gefallen, so dass er sich mehrere bestellte, zwei für die Reichskanzlei, einen für den Obersalzberg und einen für die Zentrale der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) in München.

Im Jahr 1942 trat Paul Oestergaard jun. in den Verlag ein. Die Berliner Verwaltung und Fertigung des Verlages wurden durch die Kriegswirren zerstört und in benachbarte Stätten und in das Privathaus der Familie Oestergaard verlegt. Nach der russischen Blockade wechselte der Verlag 1948 aus dem zerstörten Berlin nach Stuttgart. Die Familie gründete im „Pragwirtshaus“, einer Stuttgarter Gastwirtschaft, ein Werk für die ersten Nachkriegsgloben. Das Patent des Duo-Leuchtglobus ermöglichte es, zwei Kartenbilder gleichzeitig auf einem Globus abzubilden.

1963 trat Peter Oestergaard, Enkel des Gründers, in den Columbus Verlag ein. Zwei Jahre später revolutioniert das Kunststoffmodell des Duplex-Globus der Firma den Globenmarkt. Im Jahr 1972 wurde der Globus Planet Erde eingeführt, dieser zeigte Sonnenauf- und -untergänge, sowie Dämmerungszonen und Jahreszeiten. Der Columbus Verlag zog um nach Beutelsbach im Remstal.

Verlagsgebäude Columbus Haus in Krauchenwies

In Beutelsbach konnte das Unternehmen nicht weiter expandieren und verlegte deshalb 1993 den Unternehmenssitz nach Krauchenwies in einen Flachbau neben dem stillgelegten Krauchenwieser Bahnhof. Vor dem Umzug war der Markt für Globen wegen weltpolitscher Veränderungen, wie zum Beispiel die Wiedervereinigung Deutschlands, der Zusammenbruch der Sowjetunion und Grenzverschiebungen im Balkan, zusammengebrochen. Grenzen waren kartografisch zunächst kaum korrekt erfassbar und nicht über Jahre stabil. Erst die digitale Kartografie und neue Herstellungsverfahren brachten eine deutliche Verbesserung des Marktes.[4] Peter Oestergaard beabsichtige 1993 auf Grund dieser angespannten Situation den Familienbetrieb nach 85 Jahren zu schließen. 2003 belieferten nicht einmal eine Hand voll Hersteller, drei europäische, einer in den USA, die globale Kundschaft.[5]

Als Juniorchef zog dessen Sohn Torsten Oestergaard mit der Firma nach Krauchenwies, stellte sechs Leute ein und fing noch einmal von vorn an. Heute beschäftigt Oestergaard sechzig Personen.

Im Jahr 1999 kam es zur Übernahme des Belegschaftskerns des Leipziger Räthgloben-Verlags durch den Columbus Verlag.[2] Dies war die Gründung der Leipziger Globenmanufaktur, die sich auf die Handkaschierung von traditionell mit Glaspfeife im Schwarzwald mundgeblasenen Kristallglasgloben spezialisiert haben. Im Jahr darauf präsentierte das Unternehmen einen Globus, bei dem die Weltkugel in der Größe eines Basketballs frei in einem Magnetfeld zwischen den Enden eines silbrig glänzenden Metallrahmens schwebt.

2003 wurde für den europaweiten Exklusivertrieb des Karten- und Globensortiments der National Geographic Society sowie der Produkte des Mutterverlags die Tochterfirma CartoDirect gegründet.

Columbus Globen

Der Columbus Globus für staatliche und industrielle Führer (auch bekannt als Hitlers Globus oder als Führer-Globus) war speziell zu Repräsentationszwecken hergestellt. Der Globus, der von mehreren Staatsführern, so auch von Adolf Hitler bestellt wurde, hatte einen stattlichen Durchmesser von 106 cm und war damit seinerzeit der größte serienmäßig hergestellte Globus der Welt. Auch heute noch fertigt der Columbus-Verlag die größten serienmäßig hergestellten Globen der Welt, die Magnum-Globen. Sie erreichen Kugeldurchmesser von bis zu 111 cm und eine Höhe von über 180 cm.

Original

Zwei Exemplare des Globus wurden durch Adolf Hitler in den 1930er Jahren bestellt, die tatsächlich hergestellte Anzahl von Globen wird nicht ermittelt werden können, da die Fabrikgebäude des Herstellers Columbus im Jahre 1943 mitsamt allen Archiven zerstört wurden.[6]

Die Globen wurden als sehr groß und sehr teuer beschrieben, ihre Kugel bestand aus Aluminium, das Globusgestühl aus gedrechseltem Edelholz. Wie auch immer sein heutiger Status ist, Hitler persönlich schenkte ihm wenig Beachtung. Niemals wurden offizielle Fotos veröffentlicht, auf denen der Riesenglobus mit zu sehen war.[7] [6]

Verbleib

Zahlreiche Globen, die Hitler gehört haben sollen, existieren weltweit, jedoch ist ihre Echtheit anzuzweifeln. Drei Globen existieren in Berlin: einer im Geographischen Institut, ein anderer im Märkischen Museum, und der dritte im Deutschen Historischen Museum. Zwei Weitere beherbergt eine öffentliche Ausstellung in München. Viele der Globen sind beschädigt oder haben ein Loch, viele amerikanische oder sowjetische Soldaten „radierten“ auf diese Art Deutschland von der Weltkarte. Keiner dieser Globen ist jedoch der am meisten gesuchte Globus aus Hitlers Reichskanzlei, der Charlie Chaplin in Der große Diktator (1940) inspirierte.[7]

Im Mai 1945 wurde ein Globus, der möglicherweise aus Hitlers Besitz stammt, im Adlernest, einer Kommandozentrale in den Bayrischen Alpen gefunden. Der Gebäudekomplex war nahezu unversehrt, als der Soldat John Barsamiann eintraf und auf einem Schreibtisch den Globus vorfand. Er nahm den Globus nach seiner Entlassung aus der US-Armee mit nach Hause und behielt ihn sechzig Jahre, bevor er ihn in San Francisco versteigern ließ. Bob Pritikin, ein Sammler aus San Francisco, kaufte den Globus für 100.000 Dollar, das fünffache des Schätzpreises.[8] [9] Bei diesem Globus handelte es sich allerdings um einen vergleichsweise kleinen (35 cm Durchmesser) 'Columbus Erdglobus' in der wirtschaftspolitischen Ausgabe vom 1. Oktober 1941.

Trivia

Der Globus ist ein Sammlerstück, der Hitlers Gigantomanie darstellt. Charlie Chaplin´s Satire Der große Diktator (1940) parodiert den Globus in einer bekannten Szene, in der der Globus vor dem Gesicht des Diktators platzt.[6]

Einzelnachweise

  1. Columbus - Faszination Globus. S. 77. In: Von Alno bis Zollern - Unternehmen im Landkreis Sigmaringen. S. 68-113. In: Dirk Gaerte (Hrsg.), Edwin Ernst Weber (Konzeption): Der Dreiländerkreis Sigmaringen. Ein Führer zu Natur, Wirtschaft, Geschichte und Kultur. Meßkirch: Gmeiner Verlag, 2007; ISBN 978-3-89977-512-9
  2. a b c Vgl. Die Welt im Wohnzimmer – Columbus Verlag Paul Oestergaard GmbH, Krauchenwies. In: Baden-Württemberg Media-Center WM 2006
  3. Unternehmen im Gespräch. Der Flughafen ist für Unternehmen in der Region ein wichtiger Standortfaktor. Hier stellen wir sie ihnen vor. Der Nabel der Welt. In: FLUGBLATT - das Stuttgart Flughafenmagazin. Ausgabe 03/2005
  4. Globus-Hersteller Columbus in Krauchenwies. Die Welt auf einem bunten Ball. In: Schwäbische Zeitung vom 17. April 2004
  5. Frank Junghänel: Die Vermählung der Erde. In der Onlineausgabe der Berliner Zeitung vom 19. Juli 2003
  6. a b cThe Mystery of Hitler’s Globe Goes Round and Round “, New York Times, September 18, 2007. 
  7. a bA missing megalo-symbol: Hitler's globe “, The International Herald Tribune, September 19, 2007. 
  8. Sold: Hitler's globe fetches £50,000 at auction - five times its estimate “, The Daily Mail, November 14, 2007. 
  9. Hitler's globe turns up in Oakland rumpus room “, San Francisco Chronicle, October 18, 2007. 

Literatur

  • Oswald Muris, Gert Saarmann: Der Globus im Wandel der Zeiten: Eine Geschichte der Globen. Columbus Verlag Paul Oestergaard, Berlin/Beutelsbach bei Stuttgart 1961

Weblinks


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