Commodus

Commodus

Commodus (* 31. August 161 in Lanuvium; † 31. Dezember 192 in Rom) war römischer Kaiser von 180 bis 192.

Inhaltsverzeichnis

Name

Commodus' vollständiger Name wechselte mehrmals; geboren wurde er als Lucius Aurelius Commodus, bei seinem Herrschaftsantritt im März 180 nahm er den Namen Antoninus, im Oktober desselben Jahres auch das Pränomen seines Vaters Mark Aurel an. Er hieß nun Marcus Aurelius Commodus Antoninus. Im Laufe seiner Herrschaft nahm er eine Reihe von Sieges- und Beinamen an. Schon 172 erhielt er den Siegesnamen Germanicus, 175 nahm er gemeinsam mit seinem Vater den Siegestitel Sarmaticus an, 182 Germanicus Maximus und schließlich 184 Britannicus. 183 erscheint in der Titulatur erstmals der Beiname Pius und 185 Felix. 191 legte er die Namensbestandteile seines Vaters wieder ab, übernahm dafür aber den Gentilnamen Hadrians. Nun lautete sein Name Imperator Caesar Lucius Aelius Aurelius Commodus Augustus Pius Felix.

Leben

Kindheit und Jugend

Commodus als Knabe

Commodus wurde zusammen mit einem früh gestorbenen Bruder als Sohn des Kaisers Mark Aurel und dessen Frau (zugleich Cousine) Faustina der Jüngeren geboren. Als er auf die Welt kam, war sein Vater seit einigen Monaten Kaiser, es handelte sich also gewissermaßen um eine Purpurgeburt – in Rom war derlei bis dahin nicht vorgekommen. Anders als spätere Quellen teilweise suggerieren, scheint Mark Aurel nie erwogen zu haben, Commodus nicht als Erben der Macht einzusetzen, im Gegenteil: Bereits im Alter von fünf Jahren wurde ihm zusammen mit seinem jüngeren Bruder Annius Verus der Titel Caesar verliehen, womit er als Nachfolgekandidat und formal sogar bereits als Unterkaiser seines Vaters gekennzeichnet war, bevor er schließlich drei Jahre vor dem Tod seines Vaters zu dessen Mitherrscher erhoben wurde (siehe unten). Einen Teil seiner Jugend verbrachte er an der Seite Mark Aurels während der Markomannenkriege an der Donau. Nach der gescheiterten Usurpation des Avidius Cassius im Jahr 175 begleitete er seinen Vater auf eine lange Reise in den Osten des Reiches, wo er u. a. mit führenden Vertretern der Zweiten Sophistik zusammentraf.

Erste Jahre als Kaiser

Seit dem besagten Aufstand des Avidius Cassius wurde Commodus verstärkt und zunehmend an die Regierungsaufgaben herangeführt und als designierter Nachfolger aufgebaut. Bereits 175 wurde er princeps iuventutis, im November 176 folgte erstmals eine Akklamation zum Imperator; kurz darauf führte er gemeinsam mit Mark Aurel einen Triumphzug durch Rom durch, und im Sommer 177 wurde er schließlich zum formal gleichberechtigten Kaiser (Augustus) neben seinem Vater ausgerufen. Mit diesem zog er im August 178 an die Donau, um dort erneut gegen Germanen zu kämpfen und militärische Erfahrung zu sammeln.

Am 17. März 180 starb sein Vater in einem Militärlager an der Donau. Commodus war damit Alleinherrscher. Er bereitete das Begräbnis seines Vaters vor und schloss zügig Frieden mit den Germanen. Ob er damit von Plänen seines Vaters abwich, der einigen Quellen zufolge geplant hatte, eine neue Provinz zu errichten, ist unklar und wohl eher unwahrscheinlich. Am 22. Oktober 180 zog er erneut im Triumph in Rom ein.

Beim römischen Volk war Commodus zunächst offenbar beliebt, zumal er sich freigiebig zeigte und für genügend Brot und Spiele (panem et circenses) sorgte. Da er die durch die Kriege seines Vaters strapazierten Staatsfinanzen auch durch erhöhte Besteuerung der Senatoren zu sanieren suchte und den Befehlshabern der Prätorianergarde (den Prätorianerpräfekten) viel Einfluss gab, kam es offenbar zu Spannungen mit dem Senat. Die Betonung einer besonderen Nahbeziehung des Kaisers zur plebs drückte sich beispielsweise darin aus, dass im Actus Urbis die Formel Populus Senatusque Romanus („Volk und Senat von Rom“) statt Senatus Populusque Romanus („Senat und Volk von Rom“) benutzt wurde.

Auch die von den Quellen berichtete Vorliebe des Kaisers für aufwändige Wagenrennen und Gladiatorenkämpfe, bei denen Commodus auch selbst aufgetreten sein soll - allerdings offenbar erst in der Endphase seiner Herrschaft -, könnte in diesem Zusammenhang zu sehen sein.

Krisen und übersteigertes Selbstbewusstsein

Denar des Commodus

182 (oder 181) kam es zur so genannten Lucilla-Verschwörung gegen den Kaiser, die jedoch scheiterte, da der mutmaßliche Attentäter versagte. Da der Kreis der Beteiligten (unter anderem eben Lucilla, die Schwester des Imperators) klein war, scheinen die Folgen begrenzt gewesen zu sein. Allerdings kam es aufgrund der anschließenden Hinrichtung einiger Aristokraten wohl zu Spannungen mit dem Senat. Fortan leitete anscheinend der mächtige Prätorianerpräfekt Tigidius Perennis, der ein Vertrauter Marc Aurels gewesen war, faktisch die Regierungsgeschäfte, bis er 185 des Hochverrats bezichtigt und von Soldaten erschlagen wurde. Sein faktischer Nachfolger wurde der Freigelassene Aurelius Cleander, der seinerseits 190 getötet wurde.

Die Regierung des Kaisers wurde gegen Ende immer stärker von Misstrauen und Justizmorden geprägt, insbesondere nach einem erneuten Attentat auf ihn. Fest steht, dass der Kaiser sich recht früh mit dem Senat überwarf, sich demonstrativ allein auf das Heer und die plebs urbana stützte und damit das System des Prinzipats in Frage stellte, das auf der Fiktion beruhte, der Senat sei nach wie vor der Herr im Reich. Das brachte dem Kaiser den Hass vieler Aristokraten ein; er vernachlässigte laut den – ihm feindlich gesinnten – Quellen die Staatsgeschäfte, übertrug sie Männern, die keine Senatoren waren, sondern Ritter und Freigelassene, und gefiel sich zuletzt insbesondere in der Rolle des Herkules, der sich in der Arena dem Volk zeigte. So wurde er zum Gegenstand des Spotts der Senatoren, die ihm aber dennoch öffentlich zujubelten. Dass Commodus hingegen, wie Herodian und die Historia Augusta behaupten und oft von modernen Autoren übernommen wurde, selbst öffentlich als Gladiator aufgetreten sei, ist falsch: Die beste Quelle, der Zeit- und Augenzeuge Cassius Dio, berichtet ausdrücklich (Cass. Dio 73,17,2), der Kaiser sei zwar als Wagenlenker aufgetreten und habe auch an Tierhetzen (venationes) teilgenommen; Commodus habe aber nur privat und ohne Publikum als Gladiator gekämpft und sei so niemals in die Öffentlichkeit getreten: "Gerne kämpfte er als Gladiator, und zwar zu Hause bei sich und in einer Art und Weise, dass er ab und zu einen Gegner tötete [...]. In der Öffentlichkeit hingegen verzichtete Commodus auf Eisen und Menschenblut." Allenfalls mit einem Holzschwert bewaffnet kämpfte der Kaiser im Circus öffentlich gegen Menschen.

Es sind vor allem die letzten Herrschaftsjahre, in denen Commodus eine exaltierte Politik und Selbstinszenierung betrieb, die sein Bild bei der Nachwelt geprägt haben. War schon zuvor ein Monat zu Ehren des Commodus umbenannt worden, so benannte er 192 alle Monate des Jahres nach seinen verschiedenen Ehrennamen um (mit Commodus für April, auch die anderen Monate erhielten neue Namen nach Commodus, wie Lucius, Aelius usw.)[1], die römischen Legionen und andere militärische Einheiten erhielten den Beinamen Commodianae, die Stadt Rom wurde in Colonia felix Commodiana umbenannt.

Ermordung

Im Dezember 192 formierte sich aus unklaren Gründen (die Motive, die die Quellen nennen, sind stereotyp und darum von zweifelhafter Glaubwürdigkeit) im engsten Umfeld des Kaisers eine Verschwörung gegen ihn. Am letzten Tag des Jahres 192 wurde er an seinem Hof unter Beteiligung seiner Konkubine Marcia in seinem Bad von einem Athleten namens Narcissus erwürgt. Mit ihm endete die von Antoninus Pius begründete Antoninische Dynastie, Commodus verfiel zunächst der damnatio memoriae. Dass der Mord relativ spontan erfolgte und nicht von langer Hand vorbereitet war, zeigt der Umstand, dass kein Nachfolger bereitstand. Es folgte das zweite Vierkaiserjahr (mitunter auch als „Fünfkaiserjahr“ oder – irreführend – gar als „Sechskaiserjahr“ bezeichnet), denn seine Nachfolger Pertinax und Didius Julianus wurden nach kurzer Zeit ermordet, und außerdem kämpften Septimius Severus, Pescennius Niger und später auch Clodius Albinus um die Kaiserwürde. Da sich Septimius Severus, der schließlich als Sieger hervorging, zum Zwecke seiner Legitimierung durch eine fiktive Adoption selbst zum Sohn Mark Aurels machte, wurde die damnatio seines „Bruders“ Commodus konsequenterweise wieder aufgehoben.

Filme

Die Figur des Commodus war auch Gegenstand einiger Spielfilme:

Literatur

Weblinks

 Commons: Commodus – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Falko von Saldern: Bemerkungen zur Kalenderreform des Commodus, ZPE 146, 2004, 189–192


Vorgänger Amt Nachfolger
Mark Aurel Römischer Kaiser
180–192
Pertinax

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