Copialbuch

Copialbuch

Ein Kopialbuch (auch Kopiar, Kartular oder Chartular; vom lat. cartularium, copiarium, diplomatarium) ist eine archivalische Quelle, die Urkundentexte in Abschriften enthält.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung und Zweck

Es wurde vom Empfänger angefertigt, um der Beschädigung (durch häufige Benutzung) der wertvollen Originale vorzubeugen. Außerdem sollten Kopialbücher einen schnellen und genauen Überblick über Rechts- und Besitztitel ermöglichen, was die Verwaltungsarbeit vereinfachte. Nicht zuletzt wollte man durch ein Kopialbuch auch Verlusten wichtiger Besitztitel (etwa durch Brand oder Kriegseinwirkungen) vorbeugen. Deshalb wurden Kartulare vielfach notariell beglaubigt.

Kopialbücher waren also in der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Archivverwaltung ein Mittel, um der eigenen Verwaltung und evtl. Benutzern des Archivs einen geordneten Überblick über die vorhandenen Bestände zu ermöglichen. In sie wurden die Urkunden, meistens nach ihrem Betreff geordnet, mit ihrem Text eingetragen und oft auch bereits mit Registern versehen.

Schon im frühen Mittelalter haben Klöster Abschriften von ihren Urkunden erstellt. Sie sind damit eine hervorragende Quelle für frühmittelalterliche Privaturkunden, die außer im Archiv des Stifts St. Gallen, das kein frühmittelalterliches Kopialbuch kannte, kaum im Original überliefert sind.

Der Eintrag in ein Kopialbuch ähnelt von der Form her der bei der Erstellung von Regesten verwandten Methode, bei der nur der juristisch relevante Teil der Urkunde aufgenommen wird (während andere Teile der Urkunde wie das Eingangsprotokoll mit der Arenga) wegfallen können .

Verwandte Quellengattungen

Mit den Kopialbüchern verwandt sind die Traditionsbücher, in denen Rechtsakte (meist Besitzübertragungen) aufgezeichnet sind, die häufig nicht anderweitig verschriftlicht wurden.

Kopialbücher als nachträglich angelegte Sammlungen von Urkunden einzelner Bestände sind etwas anderes als Register, in die eingehende oder ausgehende Schriftstücke eingetragen werden (Ein- und Ausgangsverzeichnisse).

Quellenkritik

Vom Gesichtspunkt der Quellenkritik her sind Kopialbücher oft ein Ersatz für mittlerweile verlorengegangene Ausfertigungen (‚Originale‘). Sie erlauben einerseits keine Untersuchung auf äußere Echtheitskriterien mehr, unterliegen andererseits aber auch Abschreibfehlern. Da sie für den eigenen Archivgebrauch hergestellt wurden, muss bei ihnen nicht von vornherein eine Fälschungsabsicht unterstellt oder vermutet werden.

Literatur

  • Clavis mediaevalis: Kleines Wörterbuch der Mittelalterforschung / In Gemeinschaft mit Renate Klauser hrsg. von Otto Meyer. Harrassowitz, Wiesbaden 1962, S.139

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