Coracias benghalensis

Coracias benghalensis
Hinduracke
Immature Hinduracke (Coracias benghalensis)

Immature Hinduracke (Coracias benghalensis)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Rackenvögel (Coraciiformes)
Familie: Racken (Coraciidae)
Gattung: Coracias
Art: Hinduracke
Wissenschaftlicher Name
Coracias benghalensis
Linnaeus 1758

Die Hinduracke (Coracias benghalensis) ist eine in Süd -und Südostasien recht weit verbreitete und häufig vorkommende Rackenart. Sie ist nahe mit der Blauracke (Coracias garrulus) verwandt, deren östlichsten Populationen auf dem Durchzug das Brutgebiet der Hinduracke berühren. Es werden drei Unterarten unterschieden.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Adulte Hinduracke im Flug

Die Hinduracke ist ein etwas plump wirkender, großköpfiger, kurznackiger und kurzfüßiger bunter Vogel mit einer maximalen Körpergröße von 34 Zentimeter und einem Gewicht von etwa 170 Gramm. [1] Sie ist etwa so groß wie ein Eichelhäher, dem sie auch habituell, nicht aber in der Farbgebung ähnlich ist.

Hinduracken sind sehr auffällig gefärbt. Neben der grünlichbraunen Färbung des Rückens überwiegen verschiedene, oft metallisch glänzende und changierende Blautöne

Oberseitenfärbung einer landenden Hinduracke

Bei der Nominatform ist der Rücken grünlich getönt dunkel sandfarben, der Nacken eher rötlichbraun gefärbt. Wangen, Kehle und Brust sind auf violettem Grund deutlich weißlich längsgestreift. Der Scheitel ist metallisch glänzend hellblau, über dem Schnabelansatz liegt ein schmales weißes Feld. Bauch und Steiß sind verwaschen hellblau. Der mittellange Schwanz ist gerade abgeschnitten und wird von einem schlanken, satt ultramarinblauen Band abgeschlossen. Der Mittelteil des Schwanzes ist grünlichblau, der basale Teil tief azurfarben. Die äußeren Steuerfedern sind hellblau, die mittleren grünlichblau. Die Armdecken sind tief ultramarinblau, die Handdecken hellblau mit weißlichen Einschlüssen. Die Armschwingen und die Basen und Spitzen der Handschwingen satt dunkel azurblau. Dazwischen liegt ein charakteristisches, nur bei dieser Racke vorhandenes hellblaues bis türkisfarbenes Flügelband, das sich zum Vorderrand des Flügels hin verbreitert. Die mandelförmigen Augen sind dunkel und von einer orangefarbenen Hautregion umgeben, der mächtige Hackenschnabel ist dunkel hornfarben. Die kurzen Füße und die Zehen sind hellgelb.

Die Geschlechter unterscheiden sich in der Färbung nicht; möglicherweise sind die Weibchen geringfügig kleiner und leichter. [2] Nicht ausgefärbte Jungvögel sind bedeutend blasser, mehr olivgrün gefärbt. Die leuchtend blaue Kopfplatte ist bei ihnen grünlich.

Die Hinduracke kann in ihrem Verbreitungsgebiet mit keinem anderen Rackenvogel verwechselt werden. Bei der insgesamt ähnlichen Blauracke sind die gesamte Kopf, -Nacken und -Halspartie türkisfarben, die Arm und Handschwingen sind durchgehend schwärzlichbraun. Der Dollarvogel (Eurystomus orientalis) ist noch großköpfiger als die Hinduracke und smaragdgrünlich gefärbt; sein mächtiger Schnabel ist leuchtend orange.

Lautäußerungen

Wie alle Rackenvögel verfügt auch die Hinduracke über eine Reihe lauter, krächzender und heiserer Rufe, die oft zu hören sind. Territorialer Ruf und auch Aggressionslaut ist ein oftmals wiederholtes, in seiner Lautstärke zunehmendes und in der Tonhöhe ansteigendes Kearsch ...Häufigste Kontaktrufe sind ein einsilbiges, kurzes Check oder ein längeres, heiseres Tschu(w).

Verbreitung und Lebensraum

Verbreitungsgebiet der Hinduracke

Die Hinduracke ist in weiten Teilen Südasiens und Südostasiens verbreitet. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von der Ostküste des Persischen Golfes und einigen Verbreitungsinseln im Osten der Arabischen Halbinsel (Oman, Vereinigte Arabische Emirate) ostwärts über den Südiran, das südliche Pakistan, fast den gesamten Indischen Subkontinent bis an die Küste des Südchinesischen Meeres. Besiedelt sind auch Sri Lanka, die Malediven, die Lakkadiven sowie Hainan. Nach Norden hin erreicht das Verbreitungsgebiet der Hinduracke die Südabdachung des Himalayas in Nepal und Sikkim.

Datei:Blauer Emirati.JPG
Lebensraum der Hinduracke in einem Oasengebiet in den Vereinigten Arabischen Emiraten

In diesem großen und klimatisch sehr unterschiedlichen Verbreitungsgebiet besiedelt die Hinduracke sehr verschiedenartige Lebensräume. Hinduracken kommen in Palmenhainen, Plantagen unterschiedlicher Art, in lichten Laubwäldern, auf baumbestandenen Weiden, in Parks und auf Friedhöfen, aber auch in trockenen Akaziensavannen und Beständen von Mesquite-Sträuchern vor. Sie werden in den meisten Regionen ihres Verbreitungsgebietes nicht verfolgt, sodass sie auch in bebaute Gebiete vordringen und in Dörfern und Städten sogar häufig sein können. In Oman sind sie die Vögel der Grüninseln in Kreisverkehrszonen; fast jede größere Kreisverkehrsbereich scheint ein residentes Paar zu beherbergen. [3] Als Ansitze, einem unverzichtbaren Requisit ihrer Lebensräume werden meist die äußeren Zweige höherer Bäume, aber auch Stromleitungen, Dachgiebel, Schornsteine oder Telegraphenmasten genutzt.

Wanderungen

Die Hinduracke ist weitgehend sesshaft, unternimmt jedoch regionale Wanderungen, von denen jedoch zur Zeit weder phänologische Details bekannt sind, noch Aussagen über Zugrichtungen oder Zugdistanzen gemacht werden können. Vor allem Jungvögel scheinen weiträumig umherzustreifen. In Oman kommt diese Rackenart während des ganzen Jahres vor, ist aber im Winterhalbjahr wesentlich häufiger als im Sommer; woher die zuziehenden Vögel stammen ist nicht bekannt. [4]

Nahrung und Nahrungserwerb

Adulte Hinduracke auf einer Jagdwarte

Die Hinduracke ernährt sich vor allem von Insekten und anderen Arthropoden; kleine Wirbeltiere werden ebenfalls regelmäßig erbeutet, spielen jedoch meist eine eher untergeordnete Rolle.

Unter den Insekten überwiegen große Käfer, Heuschrecken, Zikaden, Grillen und Raupen verschiedener Schmetterlingsarten. Daneben werden gelegentlich Wanzen, Spinnentiere und Skorpione erbeutet. An Wirbeltieren schlägt die Hinduracke Mäuse, Wühlmäuse, aber auch kleine Schlangen und Eidechsen, Kröten sowie Vögel. Einige Populationen scheinen sich auf Fischfang spezialisiert zu haben. [5]

Die Hinduracke ist vor allem ein Ansitzjäger. Hat sie ein potentielles Beutetier erspäht, lässt sie sich in einem Gleitflug fallen und schlägt die Beute am Boden. Die Beutetiere werden meist an Ort und Stelle verzehrt, oft, nachdem sie durch mehrmaliges Schlagen gegen ein hartes Objekt getötet wurden. Größere Tiere werden zerteilt und stückweise gefressen. Neben dieser Ansitzjagd jagen Hinduracken oftmals wie Krähen zu Fuß, häufig folgen sie Landmaschinen, um die aufgescheuchten Insekten und Wirbeltiere einzusammeln. Flugjagden sind selten, kommen aber vor. Manchmal rütteln Hinduracken auch über einem vermuteten Beutetier und stoßen danach falkenartig auf dieses herab. Hinduracken folgen, ähnlich wie verschiedene Arten von Bienenfressern (Merops sp.), Waldbränden und Buschfeuern ganz nahe der Brandränder. In manchen Regionen Sri Lankas werden sie deshalb Vögel, die Feuerrauch einatmen genannt. [6] Ungewöhnlich unter Rackenvögel ist die Jagd nach kleinen Fischen, insbesondere nach Fischbrut: Aus einem Rüttelflug stoßen sie auf die Wasseroberfläche nieder und tauchen dabei auch manchmal zur Gänze unter. [7]

Verhalten

Die wenig sozialen Hinduracken leben einzeln oder in Paaren. Nur selten, vor allem bei saisonal auftretenden Nahrungsüberschuss, oder während der Zugbewegungen, kann man sie auch in kleinen Gruppen beobachten. Sie behaupten während des gesamten Jahres, besonders nachdrücklich jedoch während der Brutzeit Territorien, deren Grenzen regelmäßig in einem langsamen, niedrigen Patrouillenflug abgeflogen werden. Besonders aggressiv verteidigen Hinduracken die unmittelbare Umgebung des Nistplatzes. In diesem Bereich kann es vorkommen, dass auch Menschen direkt attackiert werden.

Die Aktivitätsperiode der Hinduracken beginnt mit Sonnenaufgang und endet gewöhnlich kurz nach Sonnenuntergang; gelegentlich sieht man Vögel noch nachts im Schein von Straßenbeleuchtungen nach Fluginsekten jagen. Während dieser Aktivitätszeit legen sie jedoch lange Pausen ein, die sie zur Ruhe, zur Gefiederpflege oder zum Sonnenbaden nutzen. Auch Wasserbäder spielen eine wichtige Rolle für die Gefiederhygiene. Da während des Tages oft ruhende Hinduracken beobachtet werden können, gelten sie vor allem auf dem indischen Subkontinent als lethargisch und faul. [8]

Brutbiologie

Die Brutbiologie dieser Art ist noch nicht ausreichend erforscht. So fehlen vor allem verlässliche Angaben über die Art und Dauer der Paarbindung und Details zur Nestlings -und Führungszeit. Unbekannt ist auch, ob Hinduracken einmal oder mehrmals im Jahr brüten.

Hinduracken werden am Ende ihres ersten Lebensjahres geschlechtsreif, ob dies jedoch auch das regelmäßige Bruteintrittsalter ist, ist nicht bekannt. Die Balz ist ist durch laute Rufreihen, Verfolgungsflüge, wechselseitige Verbeugungsrituale, besonders aber durch imposante Schauflüge des Männchens gekennzeichnet. Dabei steigt es etwa 200 Meter auf und lässt sich dann unter andauerndem Rufen abrupt fallen, und dreht und überschlägt sich im Fallflug. Von diesen Flugkunstücken stammt die englische Bezeichnung Roller für Rackenvögel. Neststandorte sind wenn vorhanden natürliche Baumhöhlen oder Höhlen großer Spechtarten, ausgefaulte Palmenstümpfe oder sonstige Höhlen, Halbhöhlen oder Nischen unter Dachrinnen, in Gemäuern oder Felsen. Auf eine einfache Unterlage aus Federn, Grashalmen, Holzstückchen und allerlei Zivilisationsabfällen legt das Weibchen 3−5 reinweiße Eier. Das Weibchen übernimmt auch den Hauptteil der Brutaufgabe. Die Brutdauer beträgt etwa 19 Tage.

Frische Gelege werden zwischen Jänner (Kerala) und Mai (Myanmar) gefunden. In den Vereinigten Arabischen Emiraten und im Oman beginnen die meisten Bruten im April.

Systematik

In der Unterordnung Coracii innerhalb der Ordnung der Rackenvögel (Coraciiformes) sind mit den Echten Racken (Coracidae), den Erdracken (Brachyteraccidae) und den Kuckucksracken (Leptosomidae) drei Familien vertreten. Die Echten Racken umfassen 2 Gattungen, Coracias und Eurystomus mit insgesamt 12 Arten. [9] Von den acht Arten der Gattung Coracias, sind 5 ausschließlich in Afrika beheimatet, die Blauracke (C. garrulus) brütet vor allem in der westlichen Paläarktis, während das Brutgebiet der Hinduracke in der Orientalis, und das der Celebesracke auf Sulawesi liegt.

Zur Zeit werden drei Unterarten der Hinduracke unterschieden:

  • Die Nominatform (C. b. benghalensis) kommt vom Persischen Golf bis Bangladesh vor. In Maharashtra besteht eine Kontaktzone mit
  • C. b. indica: Diese Unterart brütet von Maharashtra südwärts bis Sri Lanka. Sie etwas kleiner als die Nominatform; Scheitel und Oberflügeldecken sind intensiv untramarinblau, die Rücken und -Schulterfärbung ist hell zimtbraun, Grüntöne fehlen.
  • C. b. affinis: Zwischen 87° 92° östlicher Breite (Bihar, Assam) kommt es zur Intergradation dieser Unterart mit der Nominatform, aus der intermediär gefärbte Nachkommen hervorgehen. Phänotypisch reinerbige Racken der Unterart affinis unterscheiden sich deutlich von der Nominatform: Die Rückenfärbung ist hell moosgrün, Wangen, Brust und Bauch sind auf tiefviolettem Grund fein, aber deutlich hellblau längsgestreift. Die Armschwingen sind eher türkis als (ultramarin)blau. Vögel dieser Unterart brüten in Südostasien und auf Hainan.

Bestandssituation

Die Bestände der Hinduracke sind zur Zeit nicht gefährdet. [10] In den meisten Teilen ihres großen Verbreitungsgebietes wird sie nicht nur nicht verfolgt, sondern ist ein willkommener Gast in Parks und größeren Gärten, und als Schädlingsvertilger auch bei den Bauern durchaus beliebt. Nur in einigen Gebieten Keralas werden Hinduracken geschossen, da eine Brühe aus Hindurackenfleisch in der regionalen Volksmedizin als Heilmittel gegen Keuchhusten gilt. [11]

Einzelnachweise

  1. Fry & Fry (1999) S. 291
  2. Fry & Fry (1999) S. 291
  3. Fry & Fry (1999) S. 290
  4. Fry & Fry (1999) S. 290
  5. Fry & Fry (1999) S. 290
  6. Fry & Fry (1999) S. 291
  7. Fry & Fry (1999) S. 290
  8. Fry & Fry (1999) S. 290
  9. Fry & Fry (1999) S. 6−9
  10. Datenblatt Birdlife international engl.
  11. Fry & Fry (1999) S. 290

Literatur

  • C. Hillary Fry and Kathie Fry: Kingfishers, Bee-Eaters & Rollers. Princeton University Press, Princeton, New Yersey 1999. S. 98 und 289−291, ISBN 0-691-04879-7


Weblinks


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