Actinium

Actinium
Eigenschaften
Allgemein
Name, Symbol, Ordnungszahl Actinium, Ac, 89
Serie Übergangsmetalle
Gruppe, Periode, Block 3, 7, d
Aussehen silbrig
CAS-Nummer 7440-34-8
Massenanteil an der Erdhülle 6 · 10−14 ppm[1]
Atomar [2]
Atommasse 227,0278 u
Atomradius (berechnet) 195 () pm
Kovalenter Radius 215 pm
Elektronenkonfiguration [Rn] 6d1 7s2
1. Ionisierungsenergie 499 kJ/mol
2. Ionisierungsenergie 1170 kJ/mol
Physikalisch [2]
Aggregatzustand fest
Kristallstruktur kubisch flächenzentriert
Dichte 10,07 g/cm3
Schmelzpunkt 1323 K (1050 °C)
Siedepunkt 3573 K (3300 °C)
Molares Volumen 22,55 · 10−6 m3/mol
Verdampfungswärme 400 kJ/mol
Schmelzwärme 14 kJ/mol
Wärmeleitfähigkeit 12 W/(m · K)
Chemisch [2]
Oxidationszustände 3
Normalpotential −2,13 V
(Ac3+ + 3 e → Ac)
Elektronegativität 1,1 (Pauling-Skala)
Isotope
Isotop NH t1/2 ZM ZE (MeV) ZP
224Ac

{syn.}

2,9 h ε 1,403 224Ra
α 9,100 220Fr
β 0,232 224Th
225Ac

{syn.}

10 d α 5,935 221Fr
226Ac

{syn.}

29,4 h β 0,640 226Th
ε 1,116 226Ra
α 5,536 222Fr
227Ac

100 %

21,773 a β 0,045 227Th
α 5,536 223Fr
228Ac

in Spuren

6,15 h β 2,127 228Th
Weitere Isotope siehe Liste der Isotope
Sicherheitshinweise
Gefahrstoffkennzeichnung [3]
keine Einstufung verfügbar
R- und S-Sätze R: siehe oben
S: siehe oben
weitere Sicherheitshinweise
Radioaktivität
Radioaktives Element

Radioaktives Element
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Actinium (latinisiert von griechisch ακτίνα, aktína „Strahl“) ist ein radioaktives chemisches Element mit dem Elementsymbol Ac und der Ordnungszahl 89. Das Element ist ein Metall und gehört zur 7. Periode, d-Block. Es ist der Namensgeber der Gruppe der Actinoide, der ihm folgenden 14 Elemente.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Actinium wurde im Jahr 1899 von dem französischen Chemiker André-Louis Debierne entdeckt, der es aus Pechblende isolierte und ihm zunächst Ähnlichkeiten mit dem Titan[4] oder dem Thorium[5] zuschrieb. Friedrich Giesel entdeckte Actinium unabhängig davon im Jahr 1902[6] und beschrieb eine Ähnlichkeit zum Lanthan; im Jahr 1904 benannte er es „Emanium“.[7] Nach einem Vergleich der Substanzen im Jahr 1904 wurde Debiernes Namensgebung der Vorzug gegeben, da er es zuerst entdeckt hatte.[8]

Die Geschichte der Entdeckung wurde in Publikationen von 1971[9] und später im Jahr 2000[10] immer noch als fraglich beschrieben. Sie zeigen, dass die Publikationen von 1904 einerseits und die von 1899 und 1900 andererseits Widersprüche aufweisen.

Gewinnung und Darstellung

Da in Uranerzen nur wenig Actinium vorhanden ist, spielt diese Quelle keine Rolle für die Gewinnung. Technisch wird das Isotop 227Ac durch Bestrahlung von 226Ra mit Neutronen in Kernreaktoren hergestellt.

\mathrm{^{226}_{\ 88}Ra\ +\ ^{1}_{0}n\ \longrightarrow \ ^{227}_{\ 88}Ra\ \xrightarrow[42,2 \ min]{\beta^-} \ ^{227}_{\ 89}Ac}
Die Zeitangaben sind Halbwertszeiten.

Durch den schnellen Zerfall des Actiniums wurden bisher nur geringe Mengen hergestellt. Die erste künstliche Herstellung von Actinium wurde im Argonne National Laboratory in Chicago durchgeführt.

Eigenschaften

Physikalische Eigenschaften

Das Metall ist silberweiß glänzend[11] und relativ weich.[12] Aufgrund seiner starken Radioaktivität leuchtet Actinium im Dunkeln in einem hellblauen Licht.[11]

Actinium ist das namensgebende Element der Actinoiden, ähnlich wie Lanthan für die Lanthanoiden. Die Gruppe der Elemente zeigt deutlichere Unterschiede als die Lanthanoide; daher dauerte es bis 1945, bis Glenn T. Seaborg die wichtigsten Änderungen zum Periodensystem von Mendelejew vorschlagen konnte: die Einführung der Actinoide.[13]

Chemische Eigenschaften

Es ist sehr reaktionsfähig und wird von Luft und Wasser angegriffen, überzieht sich aber mit einer Schicht von Actiniumoxid, wodurch es vor weiterer Oxidation geschützt ist.[11] Das Ac3+-Ion ist farblos. Das chemische Verhalten von Actinium ähnelt sehr dem Lanthan. Actinium ist in allen zehn bekannten Verbindungen dreiwertig.[14]

Isotope

Bekannt sind 26 Isotope, wovon nur zwei natürlich vorkommen. Das langlebigste Isotop 227Ac (Halbwertszeit 21,8 Jahre) ist ein Alpha- und Beta-Strahler. Es ist ein Zerfallsprodukt des Uranisotops 235U und kommt zu einem kleinen Teil in Uranerzen vor. Daraus lassen sich wägbare Mengen 227Ac gewinnen, die somit ein verhältnismäßig einfaches Studium dieses Elementes ermöglichen. Da sich unter den radioaktiven Zerfallsprodukten einige Gammastrahler befinden, sind aber aufwändige Strahlenschutzvorkehrungen nötig.

Verwendung

Actinium wird zur Erzeugung von Neutronen eingesetzt, die bei Aktivierungsanalysen eine Rolle spielen. Außerdem wird es für die thermoionische Energieumwandlung genutzt.

Der Zerfall des 227Ac ist dual: Während der größte Teil unter Emission von Beta-Teilchen in das Thoriumisotop 227Th übergeht, zerfällt ca. 1 % durch Alpha-Emission zu 223Fr. Eine Lösung von 227Ac ist daher als Quelle für das kurzlebige Franciumisotop 223Fr verwendbar. Letzteres kann dann regelmäßig abgetrennt und untersucht werden.

Sicherheitshinweise

Einstufungen nach der Gefahrstoffverordnung liegen nicht vor, weil diese nur die chemische Gefährlichkeit umfassen und eine völlig untergeordnete Rolle gegenüber den auf der Radioaktivität beruhenden Gefahren spielen. Auch Letzteres gilt nur, wenn es sich um eine dafür relevante Stoffmenge handelt.

Verbindungen

Nur eine geringe Anzahl von Actiniumverbindungen ist bekannt, darunter AcF3, AcCl3, AcBr3, AcOF, AcOCl, AcOBr, Ac2S3, Ac2O3 and AcPO4. Mit Ausnahme von AcPO4 sind sie alle den entsprechenden Lanthanverbindungen ähnlich und enthalten Actinium in der Oxidationsstufe +3.[15] Insbesondere unterscheiden sich die Gitterkonstanten der jeweiligen Lanthan- und Actinium-Verbindungen nur in wenigen Prozent.[15]

Formel Farbe Symmetrie Raumgruppe Nr Pearson-Symbol a (pm) b (pm) c (pm) Z Dichte,
g/cm3
Ac silber fcc[16] Fm3m 225 cF4 531,1 531,1 531,1 4 10,07
AcH2 kubisch[16] Fm3m 225 cF12 567 567 567 4 8,35
Ac2O3 weiß[11] trigonal[17] P3m1 164 hP5 408 408 630 1 9,18
Ac2S3 kubisch[18] I43d 220 cI28 778,56 778,56 778,56 4 6,71
AcF3 weiß[19] hexagonal[17][15] P3c1 165 hP24 741 741 755 6 7,88
AcCl3 hexagonal[20][15] P63/m 165 hP8 764 764 456 2 4,8
AcBr3 weiß[15] hexagonal[20] P63/m 165 hP8 764 764 456 2 5,85
AcOF weiß[21] kubisch[15] Fm3m 593,1 8,28
AcOCl tetragonal[15] 424 424 707 7,23
AcOBr tetragonal[15] 427 427 740 7,89
AcPO4 · 0,5 H2O hexagonal[15] 721 721 664 5,48

Oxide

Actiniumoxid (Ac2O3) kann durch Erhitzen des Hydroxids bei 500 °C oder des Oxalats bei 1100 °C im Vakuum erhalten werden. Das Kristallgitter ist isotyp mit den Oxiden der meisten dreiwertigen Seltenerdmetalle.[15]

Halogenide

Actiniumtrifluorid kann entweder in Lösung oder durch Feststoffreaktion dargestellt werden. Im ersten Fall gibt man bei Raumtemperatur Flusssäure zu einer Ac3-Lösung und fällt das Produkt aus. im anderen Fall wird Actinium-Metall mit Fluorwasserstoff bei 700 °C in einer Platinapparatur behandelt. Die Umsetzung von Actiniumtrifluorid mit feuchtem Ammoniak bei 900–1000 °C liefert das Oxifluorid AcOF. Während Lanthanoxifluorid leicht durch das Verbrennen von Lanthantrifluorid in Luft bei 800 °C in etwa einer Stunde entsteht, ergibt eine ähnliche Behandlung von Actiniumtrifluorid kein AcOF und führt nur zu einer Schmelze der ursprünglichen Substanz.[15][21]

AcF3 + 2 NH3 + H2O → AcOF + 2 NH4F

Actiniumtrichlorid wird durch Umsetzung von Actiniumhydroxid oder -oxalat mit Tetrachlormethan bei Temperaturen oberhalb von 960 °C erhalten. Ähnlich wie das Oxifluorid kann Actiniumoxichlorid AcOCl durch Hydrolyse von Actiniumtrichlorid mit feuchtem Ammoniak bei 1000 °C hergestellt werden. Doch im Gegensatz zum Oxifluorid kann das Oxichlorid auch aus einer Lösung von Actiniumtrichlorid in Salzsäure mit Ammoniak dargestellt werden.[15]

Die Reaktion von Aluminiumbromid und Actiniumoxid führt zum Actiniumtribromid:

Ac2O3 + 2 AlBr3 → 2 ACBr3 + Al2O3

und Behandlung mit feuchtem Ammoniak bei 500 °C führt zum Oxibromid AcOBr.[15]

Weitere Verbindungen

Gibt man Natriumdihydrogenphosphat (NaH2PO4) zu einer Lösung von Actinium in Salzsäure, erhält man weiß gefärbtes Actiniumphosphat (AcPO4 · 0,5 H2O); ein Erhitzen von Actiniumoxalat mit Schwefelwasserstoff bei 1400 °C für ein paar Minuten führt zu schwarzem Actiniumsulfid Ac2S3.[15]

Einzelnachweise

  1. Harry H. Binder: Lexikon der chemischen Elemente, S. Hirzel Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-7776-0736-3.
  2. Die Werte für die Eigenschaften (Infobox) sind, wenn nicht anders angegeben, aus www.webelements.com (Actinium) entnommen.
  3. In Bezug auf seine Gefährlichkeit wurde das Element von der EU noch nicht eingestuft, eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  4. André-Louis Debierne: „Sur un nouvelle matière radio-active“, in: Comptes rendus, 1899, 129, S. 593–595 (Gallica).
  5. André-Louis Debierne: „Sur un nouvelle matière radio-actifl'actinium“, in: Comptes rendus, 1900, 130, S. 906–908 (Gallica).
  6. Friedrich Oskar Giesel: „Ueber Radium und radioactive Stoffe“, in: Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft, 1902, 35 (3), S. 3608–3611, doi:10.1002/cber.190203503187.
  7. Friedrich Oskar Giesel: „Ueber den Emanationskörper (Emanium)“, in: Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft, 1904, 37 (2), S. 1696–1699, doi:10.1002/cber.19040370280.
  8. Friedrich Oskar Giesel: „Ueber Emanium“, in: Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft, 1905, 38 (1), S. 775–778, doi:10.1002/cber.190503801130.
  9. H. W. Kirby: „The Discovery of Actinium“, in: Isis, 1971, 62 (3), S. 290–308 (jstor).
  10. J. P. Adloff: „The centenary of a controversial discovery: actinium“, in: Radiochim. Acta, 2000, 88, S. 123, doi:10.1524/ract.2000.88.3-4.123.
  11. a b c d Joseph G. Stites, Murrell L. Salutsky, Bob D. Stone: „Preparation of Actinium Metal“, in: J. Am. Chem. Soc., 1955, 77 (1), S. 237–240; doi:10.1021/ja01606a085
  12. Frederick Seitz, David Turnbull: Solid state physics: advances in research and applications, Academic Press, 1964, ISBN 0-12-607716-9, S. 289–291 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  13. Glenn T. Seaborg: „The Transuranium Elements“, in: Science, 1946, 104, Nr. 2704, S. 379–386; doi:10.1126/science.104.2704.379; PMID 17842184.
  14. J. J. Katz, W. M. Manning: „Chemistry of the Actinide Elements“, in: Annual Review of Nuclear Science, 1952, 1, S. 245–262; doi:10.1146/annurev.ns.01.120152.001333.
  15. a b c d e f g h i j k l m n Sherman Fried, French Hagemann, W. H. Zachariasen: „The Preparation and Identification of Some Pure Actinium Compounds“, in: J. Am. Chem. Soc., 1950, 72, S. 771–775; doi:10.1021/ja01158a034.
  16. a b J. D. Farr, A. L. Giorgi, M. G. Bowman, R. K. Money: „The crystal structure of actinium metal and actinium hydride“, in: Journal of Inorganic and Nuclear Chemistry, 1961, 18, S. 42–47; doi:10.1016/0022-1902(61)80369-2.
  17. a b W. H. Zachariasen: „Crystal Chemical Studies of the 5f-Series of Elements. XII. New Compounds Representing known Structure Types“, in: Acta Crystallographica, 1949, 2, S. 388–390; doi:10.1107/S0365110X49001016.
  18. W. H. Zachariasen: „Crystal Chemical Studies of the 5f-Series of Elements. VI. The Ce2S3–Ce3S4 Type of Structure“, in: Acta Crystallographica, 1949, 2, S. 57–60; doi:10.1107/S0365110X49000126.
  19. Gerd Meyer, Lester R. Morss: Synthesis of lanthanide and actinide compounds, Springer, 1991, ISBN 0-7923-1018-7, S. 71 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  20. a b W. H. Zachariasen: „Crystal Chemical Studies of the 5f-Series of Elements. I. New Structure Types“, in: Acta Crystallographica, 1948, 1, S. 265–268; doi:10.1107/S0365110X48000703.
  21. a b Gerd Meyer, Lester R. Morss: Synthesis of lanthanide and actinide compounds, Springer, 1991, ISBN 0-7923-1018-7, S. 87–88 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).

Literatur

Weblinks

 Commons: Actinium – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Actinium – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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