Cämmerswalde

Cämmerswalde
Cämmerswalde
Koordinaten: 50° 43′ N, 13° 30′ O50.70972222222213.501388888889545Koordinaten: 50° 42′ 35″ N, 13° 30′ 5″ O
Höhe: 545–716 m ü. NHN
Einwohner: 673 (31. Dez. 2007)
Eingemeindung: 1. Jan. 1994
Postleitzahl: 09544
Vorwahl: 037327
Karte

Die Lage von Cämmerswalde im Landkreis Mittelsachsen und im Gemeindegebiet Neuhausen/Erzgeb.

Der Ortsteil Cämmerswalde der Gemeinde Neuhausen/Erzgeb. liegt im Süden des sächsischen Landkreises Mittelsachsen.

Der staatlich anerkannte Erholungsort mit über 800-jähriger Geschichte liegt nahe Seiffen im östlichsten Westerzgebirge an der tschechischen Grenze. Der Ort ist als klassisches Waldhufendorf angelegt und erstreckt sich langgezogen über mehr als fünf Kilometer. Cämmerswalde ist in Oberdorf, Mitteldorf und Niederdorf untergliedert. Seit 1994 gehört Cämmerswalde zur Gemeinde Neuhausen/Erzgeb., war zuvor eigenständige Gemeinde mit den Ortsteilen Deutschgeorgenthal, Haindorf und ab 1924 auch Neuwernsdorf und Rauschenbach.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Lage

Cämmerswalde liegt nördlich des Erzgebigskamms im direkten Übergangsgebiet vom Osterzgebirge zum Mittleren Erzgebirge, eingebettet im oberen Flöhatal, zwischen Neuhausen, den Gemeinden Rechenberg-Bienenmühle und Sayda im Naturpark Erzgebirge/Vogtland. Direkte Nachbargemarkungen sind Holzhau, Neuwernsdorf, Neuhausen, Rauschenbach, Friedebach und Clausnitz sowie die tschechische Nachbargemeinde Český Jiřetín (Georgendorf). Südlich des Ortes wird die Flöha in der Talsperre Rauschenbach gestaut. Von der südlichsten Gemarkungsgrenze 545 m ü. NHN erstreckt sich Cämmerswalde über die ehemalige Lösermühle in 558 m ü. NHN durch die Ortsmitte (Kirche) mit 640 m ü. NHN bis zum 716,8 m ü. NHN höchsten Punkt des Klötzerwegs/Weißen Flusswegs (Ringel). Die Gemarkung Cämmerswalde ist 13,05 km² groß.

Geologie

Der Ort befindet sich auf kristallinen Schiefern und Gneis. Sind im Ost-Erzgebirge meist Graugneise vorherrschend, so finden sich hier auch verstärkt grobkörnige Rotgneise. Im Bereich des Flöhatals liegt eine sehr alte, tektonisch mobile Zone, die Ost- und Mittelerzgebirge trennt. Erdgeschichtlich spielt die „Flöha-Zone“ wahrscheinlich bei der Erzgebirgshebung eine Rolle.[1]

Blick zum Mitteldorf

Klima

Durchschnittliche Temperatur- und Niederschlagswerte für Cämmerswalde

Quelle: Messwerte 1973–2000 (Temperatur), 1991–2000 (Niederschlag), Mess-Station Rauschenbach in 615 Meter ü. NN an der Talsperrenmauer

Jan. Feb. Mär. Apr. Mai Jun. Jul. Aug. Sep. Okt. Nov. Dez. Jahresschnitt
Temp. (°C) -1,5 -1,1 1,7 5,9 10,8 13,5 15,6 15,3 11,3 6,8 1,5 -1,4 6,5
Niederschlag (mm) 82 61 76 68 76 93 112 98 74 65 79 91 957[2]


Geschichte

Die Besiedlung Cämmerswaldes erfolgte im Zuge der Kolonialisierung des obersächsischen Raums um das Jahr 1000. Damals erstreckte sich ein riesiger Urwald über das Gebirge. Den Namen Erzgebirge erhielt das Gebirge erst nachdem sein Erzreichtum bekannt wurde.

Cämmerswalde, Herbst-Panorama mit Kirche 1907
Cämmerswalde, Winter-Panorama mit Kirche im Februar 2009

Ortsbezeichnung

Die Ortsbezeichnung Cämmerswalde geht auf die Bezeichnung „Kämmerer des Königreiches Böhmen“ zurück.[3] Der Ort wurde nachweislich 1213 erstmals als Kämmerswalde erwähnt. Ob als Namensgeber der aus dem Adelsgeschlecht der Hrabischitz stammende, als Župan von Belina und Kämmerer des Königreichs Böhmen bezeugte Grabissa III. diente, oder dessen Bruder Slauko I. von Hrabischitz, auch Slawek I., ist nicht belegbar. Slauko der Große, auch Slavek Magnus, Slackko von Riesenburg († 1226 in Ossegg) war ein böhmischer Fürst, um 1207 Burggraf in Bilin und höchster Kämmerer von 1198 bis 1202 sowie 1212 bis 1226. Slauko gründete das Kloster Ossegg und holte 1199 die Zisterziensermönche vom bayerischen Kloster Waldsassen aus Maschau nach Ossegg. Bekannte überlieferte Namensversionen bzw. Schreibweisen sind Kemerswalde, Komerßwalde, Kemmerßwalde, Kamerßwalde, Kemmerschwalde, Kemmerswalde sowie dann bis 1945 sowohl Kämmers- als auch Cämmerswalde.

Ortsgründung und Mittelalter

Sehr wahrscheinlich waren es die Mönche der Hrabischitz aus dem Kloster Ossegg, die im Auftrag des böhmischen Königs Ottokar I. Přemysl (1155–1230) mit Bauern aus dem Frankenwald das Gebiet am Oberlauf der Flöha und damit auch Cämmerswalde, Sayda (erstmals urkundlich erwähnt 1192 als Zawidowe) und Friedebach um 1200 besiedelten. Die Mönche wurden zuvor aus dem bayerischen Kloster Waldsassen herbeigerufen, um 1192 in Nordböhmen das Kloster Ossegg zu gründen, von wo aus die böhmische Kolonialisierung ausgehen sollte. Nach Aufzeichnungen des Heimatforschers des Saydaer Berglandes, Kantor Max Rennau, geht die erste Erwähnung auf 1207 und eine urkundliche Zinsverpflichtung „Akta Spuria/385 S – Regina Bohemiae“[4] des böhmischen Königs zurück, in der alle Untertanen des Klosters Ossegg einen bestimmten Zins zu zahlen hätten und die so die Existenz der Orte um Sayda erwähnt. Inzwischen wird aber auch von einer früheren Besiedlung ausgegangen, weil Grabissa III., auch Hrabiš III., die Kolonisierung von Böhmen her über den Kamm des Erzgebirges nach Norden schon während seiner Tätigkeit als höchster Kämmerer (bis zu seinem Tode 1197) begann.[3]

Neuzeit

  • 1902: Der Turnverein Cämmerswalde wird erstmals erwähnt
  • 1911: In Cämmerswalde können erstmals elektrischer Strom und Licht genutzt werden
  • 1920: Ein Schießstand für den Kleinkaliber- und Schützenverein wird eingeweiht
  • 1921: Neues Kirchgeläut. Für die beiden im Ersten Weltkrieg beschlagnahmten und eingeschmolzenen Kirchglocken werden zwei neue angeschafft und geweiht. Auch sie werden im Zweiten Weltkrieg für die Waffenindustrie eingeschmolzen. Erst 20 Jahre später kann das Dreifachgeläut wieder komplettiert werden
  • 1924: Neuwernsdorf wird zu Cämmerswalde eingemeindet

Cämmerswalde in den zwei Weltkriegen

Bauernhaus im Niederdorf, 2009

Die beiden Weltkriege forderten auch hier Opfer. Im Ersten Weltkrieg hatte Cämmerswalde mit seinen Ortsteilen 38 Opfer zu beklagen, im Zweiten Weltkrieg 120. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges zogen im April 1945 sich zurückziehende Truppen der Wehrmacht mehrere Tage durch Cämmerswalde. Beim Luftkrieg über dem Erzgebirge wurden auch Bauern während der Feldarbeit in Cämmerswalde von englischen Tieffliegern beschossen. Mehrere Blindgänger der Bombenangriffe u. a. auf Dresden und Brüx schlugen zwischen 1943 und 1945 in Cämmerswalde ein.

Am Abend des 7. Mai 1945 rückte die Rote Armee trotz Panzersperren in Cämmerswalde ein. Die Brücke an der „Lösermühle“ und die „Heubrücke“ nach Neuwernsdorf waren zuvor von der Wehrmacht beim Rückzug gesprengt und die Straße zwischen Neuwernsdorf und Rauschenbach vermint worden.

Beim Einmarsch ging es nicht glimpflich zu: Es kam zu Plünderungen, Vergewaltigungen, ein Gehöft wurde abgebrannt, die Feuerwehr durfte nicht ausrücken. Im Zuge der Befreiung wurden von Sowjetsoldaten sieben Bürger erschossen, zwei begingen Selbstmord, einer starb beim Minenräumen. Drei Einwohner wurden in Internierungslager verbracht, einer starb dort. Der Ort, vor allem die Schule, Gasthöfe und die Baracken des einstigen Reichsarbeitsdienstlagers aber auch Privathäuser waren zu diesem Zeitpunkt mit Flüchtlingen aus den ehemaligen deutschen Gebieten und zerbombten Städten völlig überfüllt, weit über 2.000 Menschen hielten sich im Mai 1945 in Cämmerswalde auf, zum Kriegsausbruch 1939 ermittelte eine Volkszählung 1.683 Einwohner. Auf dem Hof von Herbert Mai in der Hauptstraße 6 richtete sich bis Herbst 1945 die sowjetische Ortskommandantur unter Anatoli Kalinin ein. Als kommissarischer Bürgermeister wurde Karl Horn ausgewählt. Er musste die Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge organisieren und Abgabepflichten der Bauern durchsetzen. Trotz Lebensmittelmarken herrschte akute Hungersnot. Eine Zählung am 3. November 1945 ergab 1.868 Einwohner.[3]

  • 1939: Bau des Barackenlagers des Reichsarbeitsdienstes (RAD)
  • 1945: Am 7. Mai 20 Uhr rücken sowjetische Panzer in Cämmerswalde ein – 10. September: Verordnung über die Bodenreform wird erlassen, die Familie von Schönberg und von Purschenstein in Neuhausen/Erzgeb. wird enteignet. Ihr gehörten Großgrundbesitze auch in Cämmerswalde
  • 1949: Einweihung des Sportplatzes am 7. Oktober, dem Tag der Gründung der DDR

Nachkriegszeit und DDR

  • 1952: Cämmerswalde gehört zum neugeschaffenen Bezirk Chemnitz (ab 1953 Karl-Marx-Stadt) und wird dem Kreis Brand-Erbisdorf zugeordnet
  • 1954: Glockenweihe der zwei neuen Glocken aus Apolda für die Cämmerswalder Kirche
  • 1957: Zur 750-Jahr-Feier mit Festumzug strömen über 20.000 Besucher nach Cämmerswalde
  • 1958: Cämmerswalde bekommt Straßenbeleuchtung
  • 1959: Die Deutsche Grenzpolizei zieht für zwei Jahre nach Cämmerswalde in eine neue Kaserne
  • 1963: Der Grundstein zum Bau der Talsperre Rauschenbach wird am 4. Oktober gelegt
  • 1967: Die Talsperre Rauschenbach wird am 4. Oktober eingeweiht
  • 1968: Das FDGB-Ferienheim „Paul Gruner“ empfängt am 1. Juli erste Urlauber – Belagerungszustand im August durch sowjetische Truppen. Diese kampieren wochenlang in den Wäldern um Cämmerswalde und rücken am 21. August in Richtung Prag vor, um den Prager Frühling niederzuschlagen
  • 1970: Katastrophenalarm herrscht wegen starker Schneeverwehungen Anfang März. Eine Gemeindezählung ermittelt 1.504 Einwohner für Cämmerswalde und seine Ortsteile
  • 1972: Cämmerswalde wird am 15. September „Staatlich anerkannter Erholungsort“
  • 1973: Eine IL-14 wird zerlegt aus Barth auf Rügen nach Cämmerswalde gebracht und als Sehenswürdigkeit wieder aufgebaut
  • 1975: Der neue Kindergarten mit Kinderkrippe wird fertiggestellt. Die Kinder ziehen aus der ehemaligen RAD-Baracke ins neue Gebäude
  • 1977: Fertigstellung eines Umbaus als „Staatliche Arztpraxis“. Schulanbau und -renovierung mit Einweihung zum 100. Schuljubiläum

Nach der Wende

  • 1990: Am 18. März finden die ersten freien Wahlen in der DDR statt. Der seit 1964 amtierende Bürgermeister Werner Hegewald (SED) wird durch Wolfgang Wagner (CDU) abgelöst, der in Cämmerswalde nur kurz bis zur Gemeindevereinigung mit Neuhausen/Erzgeb. Ende 1993 amtiert, zwischen 1994 und 2001 aber auch der Einheitsgemeinde vorsteht
  • 1991: Der Bundesgrenzschutz zieht in die ehemalige Kaserne der Grenztruppen/NVA
  • 1993: Der Gemeinderat Cämmerswalde beschließt den Bau des „Haus des Gastes“. Das 9,2 Millionen Euro teure Projekt wird mit 90 Prozent Fördermitteln bewilligt: Zunächst ist eine Mehrzweck-Turnhalle projektiert, es wird dann aber ein Kulturhaus mit Mehrzweck-Turnhalle, Gaststätte, Saal, Sauna und Kegelbahn daraus [3]
  • 1994: Am 1. Januar wird Cämmerswalde mit seinen Ortsteilen im Zuge der Kreisreform mit der Gemeinde Neuhausen/Erzgeb. vereinigt. Am 1. Juli erfolgt die Auflösung des Landkreises Brand-Erbisdorf und die Rückkehr zum Landkreis Freiberg
  • 1995: Am 1. Januar wird nach 50 Jahren der Grenzübergang Deutschgeorgenthal/Český Jiřetín zunächst für Fußgänger wieder eröffnet. 2008 erfolgt auch die Freigabe für PKW
  • 1996: Das „Haus des Gastes“ wird eingeweiht. Nach Fertigstellung wird bekannt, dass der Bau wegen Änderungen des Bauplans nicht komplett förderfähig war. Eine Mitschuld trug das bewilligende Regierungspräsidium Chemnitz, das den neuen Bauplan prüfte, aber nicht warnte. Dem Gemeinderat waren die neuen Förderrichtlinien des Freistaates Sachsen bis dahin nicht bekannt. Ein Teil der Fördermittel muss zurückgezahlt werden[3]
  • 2000: Der Bau einer Fernwasserleitung zwischen den Talsperren Rauschenbach und Lichtenberg/Erzgeb. wird begonnen
  • 2002: Am 14. März Sprengung der baufälligen Talsperren-Brücke der grenznah verlaufenden Staatsstraße S 211
  • 2004: Die neue Talsperrenbrücke wird am 24. August für den Verkehr freigegeben
  • 2007: Im Juli Festwoche zur 800-Jahr-Feier mit großem Festumzug. Große Ausstellung in der Schule anlässlich 130 Jahre neue Schule
  • 2009: Die Landesregierung Sachsen lehnt im Mai einen Antrag der Gemeinde Neuhausen/Erzgeb. ab, zur Belebung der Region die sanfte touristische Nutzung der Trinkwasser-Talsperre Rauschenbach für motorlose Kleinboote freizugeben

Verwaltungsgeschichte

Cämmerswalde gehört 1551 zum Rittergut Purschenstein. In den Jahren nach 1696 gehört das Rittergut Purschenstein auch zum Amt Freiberg. Das Gerichtsamt Sayda übernimmt den Ort 1856 und gibt ihn 1875 an die Amtshauptmannschaft Freiberg ab. In der DDR gehört Cämmerswalde ab 1952 zum Kreis Brand-Erbisdorf. 1994 bis 2009 gehört der Ort zum Landkreis Freiberg.[5] Seit 2009 gehören der ehemalige Landkreis Freiberg und die Einheitsgemeinde Neuhausen/Erzgeb. zum Landkreis Mittelsachsen.

Politik

Das Logo des Ortsteils der Gemeinde Neuhausen/Erzgeb.

Die Umsetzung des Logos resultiert noch aus der Zeit der Eigenständigkeit der Gemeinde (bis 1994). Es wurde etwa um 1990 einfarbig als eine Art Ersatz für ein fehlendes historisches Wappen erstellt und wird noch heute von der Gemeinde Neuhausen/Erzgeb. parallel zu deren Ortswappen eingesetzt. Nach dem Talsperrenbau in Rauschenbach und mit der Ehrung als Staatlich anerkannter Erholungsort der DDR im Jahr 1973 soll es bereits ein ähnliches Gemeindelogo mit dieser Zeichnung gegeben haben. Auf dem Logo sind ein altes Mühlengebäude bzw. Erzgebirgshaus (möglicherweise die "Lösermühle"), darunter die Brücke über den Stauraum und rechts daneben die Kirche vor dem Panorama des Schwartenbergs abgebildet. Darunter ist über die ganze Breite die Staumauer der Talsperre Rauschenbach abgebildet. Das Logo gibt es noch einfarbig mit dem zweizeiligen Schriftzug "Cämmerswalde/Erzgebirge" unter der verkürzten Staumauer.

Gemeindevorstände und Bürgermeister
bis 1838 Friedrich B. Felber (letzter Erbrichter)
05.03.1839–1850 Johann G. Müller
1850–1869 August F. Hegewald
1869–1886 Wilhelm H. Fischer
1886–1916 Gustav A. Bilz
1916–1937 Robert Hegenbart
1937–1944 Willy Hegewald
1944–1945 Alfred Meyer
1945–1947 Karl Horn
1947–1949 Karl Hebert
1949–1951 Karl Wagner
1951–1953 Walter Martin
1953–1954 Herbert Braun
1954–1956 Rolf Barthmann
1957–1963 Heinz Sattler
1963–1964 Horst Meyer
1964–1990 Werner Hegewald
1990–1993 Wolfgang Wagner
01.01.1994 nach Neuhausen eingemeindet

Einwohnerentwicklung

  • 1486: 34 besessene Mann[6]
  • 1501: 34 besessene Mann[7]
  • 1551: 34 besessene Mann, 87 Einwohner
  • 1576: 12 Vollhüfner, 15 Halbhüfner, 6 Viertelhüfner, 17 Häusler - 10 bis 12 Hausgenossen (keine eigenen Feuerstätten) entsprechend: 33 Bauern bewirtschaften 21 Hufen (Höfe), vermutlich 51 Familien sind um 1576 im Ort ansässig[3]
  • 1764: 33 besessene Mann, 39 Häusler, 19 Dreiviertelhüfner
  • 1834: 852 – davon Kath. 1
  • 1868: 1.254[8]
  • 1871: 974
  • 1890: 1.028
  • 1910: 1.110
  • 1925: 1.517 – davon ev.-luth. 1.485; kath. 26; andere 6
  • 1939: 1.683 (September – Volkszählung)[9]
  • 1945: 1.868 (3. November – Volkszählung)[9]
  • 1946: 1.884
  • 1950: 1.832
  • 1964: 1.707
  • 1981: 1.360 (Volkszählung)[9]
  • 1990: 1.100
  • 1994: 1.271 (Volkszählung: Gebietsstand vor der Vereinigung mit Neuhausen)[9]
  • 2006: 679 (ab hier nur der OT Cämmerswalde ohne Deutschgeorgenthal, Neuwernsdorf und Rauschenbach)
  • 2007: 673

Natur

Fischotter
Zwergschnäpper

Tiere

An der Rauschenbachtalsperre und den angrenzenden Gemarkungen sind einige seltene Tierarten heimisch:

Der Nachweis von 108 Brut- und Zugvogelarten im Waldgebiet zwischen Deutscheinsiedel und dem oberen Flöhatal war Anlass, hier ein „Europäisches Vogelschutzgebiet“ zu schaffen (1.337 ha), das in das europaweite Schutzgebietsnetz „Natura 2000“ integriert ist.

Im Frühjahr und Herbst rasten an der Talsperre Rauschenbach viele nordische Wasservögel, so verschiedene Enten-, Säger-, Gänse- und Taucherarten. An der Flöha kann man mit etwas Glück sogar die Wasseramsel beobachten.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die Cämmerswalder Kirche im April 2009

Kirche

Hauptartikel: Kirche Cämmerswalde

Die das Panorama des Mitteldorfes bestimmende romanische Barockkirche wurde 1703 umgebaut. Über dem Eingang steht: „Anno 1703 den 7. Maij ist dieser Kirchen Bau mit Gott angefangen und den 17. Julij 1708 gut vollendet worden.“ Die heutige Kirche verfügt über eine kunstvolle Kassettendecke und ein künstlerisch wertvolles Altarbild. Sie zählt zu den prächtigsten Barockkirchen der Region aus dem 18. Jahrhundert im Stil des so genannten „Bauernbarocks“. Wie alt die Kirche wirklich ist, bleibt unklar. Auf der ältesten der drei Glocken steht die Jahreszahl 1499. Auf dem Friedhof gibt es mehrere Gedenksteine.

Sehenswürdigkeiten

Schauflugzeuge

In Cämmerswalde stehen zwei Schauflugzeuge und ein Hubschrauber. Bereits seit 1973 steht eine Iljuschin IL-14 der DDR-Fluggesellschaft Interflug in Cämmerswalde. Seit 2001 ist auch eine Mikojan-Gurewitsch MiG-21 aufgestellt. Im August 2006 folgte ein Hubschrauber Mil MI-2 der UdSSR-Fluggesellschaft Aeroflot.

Tourismus/Wintersport

Wandern rund um Cämmerswalde, Oktober 2008
  • Winter: Rund um Cämmerswalde liegen zahlreiche Anlagen des Wintersports. So sind im Winter am Ringelweg, Richtung Holzhau und Clausnitz, sowie am Floßgrabenweg über 30 km gespurte Langlaufloipen vorhanden. Seit 1923 findet jährlich der Schwartenberglauf großes Interesse bei Ski-Langläufern aus ganz Deutschland. In Holzhau, Neuhausen/Erzgeb. und Heidersdorf gibt es Abfahrtspisten. In der Umgebung gibt es Möglichkeiten zu Motorschlittenfahrten und Pferdeschlittenausflügen.

Für Volkssportler attraktiv ist das Skilanglaufrennen Floßgrabenlauf, das am 30. Januar 2010 unterhalb des „Ringel“ in Cämmerswalde seine 30. Auflage feierte. Das Rennen bietet traditionell Strecken zwischen 500 Meter und 15 Kilometer Länge.

  • Frühjahr/Sommer/Herbst: Cämmerswalde ist Ausgangspunkt für vielfältige Wanderungen auf ausgeschilderten Wegen. Durch dichte Buchen- und Fichtenwälder des Erzgebirges ist Seiffen über den Schwartenberg zu erreichen (ca. 14 Kilometer), in andere Richtungen sind Rechenberg-Bienenmühle, Holzhau (ca. 7 km), Neuhermsdorf (18 km) und Altenberg (37 km) zu erreichen. Ein Ausgangspunkt ist der Parkplatz an der Gaststätte am Flugzeug, direkt an einem Wanderwegekreuz. In Richtung Böhmen gibt es Wanderrouten über den Grenzübergang Deutschgeorgenthal bis nach Teplice (Teplitz), Ossegg (Osek) oder Krupka (Graupen).

Sport

Das Logo der SV Eintracht Cämmerswalde

Im Ort gibt es einen Sportverein, den 1990 gegründeten SV Eintracht Cämmerswalde mit den Abteilungen Volleyball und Wintersport, als Nachfolgerverein der BSG Traktor Cämmerswalde (1958–1990) bzw. der SG Einheit Cämmerswalde-Clausnitz (1949–1953). Besonders die Abteilung Wintersport erreichte zu DDR-Zeiten einige Erfolge im Nachwuchssport und war kurzfristig sogar Trainingsstützpunkt für den Bezirk Karl-Marx-Stadt im Bereich Ski Nordisch.

Die Abteilung Fußball des SV Eintracht Cämmerswalde fusionierte 2007 mit der Fußballabteilung des SSV Blau-Weiß Neuhausen zum FV Neuhausen-Cämmerswalde und trägt seither ihre Spiele im Neuhausener Schwartenbergstadion und auf dem Cämmerswalder Sportplatz neben dem "Haus des Gastes" aus.

Bedeutende Personen

  • Wilhelm Walther: (1826–1913), geboren in Kämmerswalde im ehemaligen Oehme-Gut (Hauptstraße 171). Künstler und Schöpfer des Fürstenzuges am Dresdner Schloss.
  • Die Gebrüder Jehmlich: Gotthelf Friedrich, Johann Gotthold, Carl Gottlieb und Gottlob Friedrich wurden im späteren Cämmerswalder Ortsteil Neuwernsdorf im Haus Nr. 48 (ehemals Helmut Hegewald) geboren. Die vier Brüder erlernten beim Vater das Tischlerhandwerk, der Jüngste übernahm den Betrieb, die anderen drei Brüder ließen sich zu Orgelbauern ausbilden und gründeten 1808 in Neuwernsdorf die Firma Jehmlich Orgelbau. 1818 schuf Gotthelf Friedrich in Lauenstein die erste Jehmlich-Orgel. 1826 zog Johann Gotthold nach Dresden, baute dort eine Werkstatt auf und wurde 1836 „Königlich Sächsischer Hoforgelbauer“. 1839 eröffnete Carl Gottlieb eine Werkstatt in Zwickau, die bis 1874 weitergeführt wurde. Seit 2006 wird die Dresdner Firma in sechster Generation von Ralf Jehmlich geführt.
  • Ernst Adolf Herrmann: Historiker, geboren am 25. März 1812 in Kämmerswalde, gestorben 23. September 1884 als Prof. in Marburg, setzte die von Dr. Philipp Strahl begonnene "Geschichte des russ. Staates" (1846–1866) fort.

Literatur

  • Festschrift 750 Jahre Cämmerswalde. Reinhard Rodefeld, 1957
  • Festschrift 800 Jahre Cämmerswalde. Festausschuss, Reinhold Hegewald, 2007
  • Um Olbernhau und Seiffen. 1. Auflage. Akademie-Verlag Berlin, Berlin 1985 (Werte unserer Heimat. Band 43).
  • Max Rennau: Zur ältesten Geschichte der Kirche in Cämmerswalde. Erzgebirgischer Generalanzeiger, 1930
  • Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen. 3 Bände, hrsg. von Ernst Eichler und Hans Walther, bearb. von Ernst Eichler, Volkmar Hellfritzsch, Hans Walther und Erika Weber (Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte 21), Berlin 2001, Band I, S. 135
  • Richard Steche: Cämmerswalde. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 3. Heft: Amtshauptmannschaft Freiberg. C. C. Meinhold, Dresden 1884, S. 3.
  • Cämmerswalde. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 4. Band, Zwickau 1817, S. 410.

Einzelnachweise

  1. Naturführer Grüne Liga Osterzgebirge – Band 3 - Naturkundliche Wanderziele im Osterzgebirge, Seite 47 und 56
  2. Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie
  3. a b c d e f Reinhold Hegewald: Festschrift 800 Jahre Cämmerswalde. 2007
  4. Aufzeichnungen des Heimatforschers des Saydaer Berglandes, Kantor Max Rennau
  5. Cämmerswalde im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  6. Verzeichnung der Erhebung der Türkensteuer der Cämmerswalder Ehrbarmschaft, 1486
  7. Türkensteuerverzeichnis, 1501
  8. Kirchen- und Schulnachrichten für 1868
  9. Naturführer Grüne Liga Osterzgebirge – Band 1 - Pflanzen und Tiere

Weblinks

 Commons: Cämmerswalde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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