Côte-Rôtie

Côte-Rôtie
Eine Übersicht der einzelnen Appellationen des Weinbaugebiets Rhône. Zoom A zeigt die südlich gelegenen Appellationen bei Avignon und Zoom B stellt die nahe Lyon gelegenen Weinbaugebiete dar. Die Appellation Côte-Rotie ist im Zoom B dargestellt

Die Côte-Rôtie ist ein kleines, aber berühmtes Weinbaugebiet im nördlichen Teil der Weinbauregion Rhône, der sogenannten Rhône septentrionale. Der Name bedeutet „Geröstete oder gebratene Hänge“ und beschreibt anschaulich die sonnenüberfluteten, steil terrassierten Weinberge. Das Gebiet der Appellation umfasst 224 Hektar Anbaufläche in den drei Gemeinden Ampuis, Saint-Cyr-sur-Rhône und Tupin des Departements Rhône. Im Jahr 2004 wurden 9.548 Hektoliter Rotwein erzeugt.

Inhaltsverzeichnis

Boden und Klima

Die Hänge der Côte-Rôtie gehören geologisch zum Zentralmassiv. Der Boden besteht aus Gneis bzw. Glimmerschiefer. Seine Verwitterung schafft zahlreiche feinste Risse und Spalten, die den Wurzeln der Weinreben ein tiefes Eindringen ermöglichen. Die Côte-Rôtie ist in zwei Teilbereiche aufgeteilt: die Côte brune und die Côte blonde. Beide sind nur durch einen kleinen Wasserlauf getrennt. Die Legende sagt, dass im 16. Jahrhundert der Lehnsherr Maugiron seinen Weinbergsbesitz zwischen seinen beiden Töchtern aufteilte, von denen eine blonde Haare hatte und die andere brünett war. Der wahre Unterschied liegt jedoch im Boden: Die Côte blonde ist sandiger und etwas kalkhaltiger, während die Côte brune lehmiger und reich an Eisenmineralen ist.

Das Klima des nördlichen Rhônetals stellt eine Mischung kontinentaler und mediterraner Einflüsse dar. Die Sommer sind heiß und trocken, lediglich Gewitter bringen Niederschläge. Das Mikroklima der Côte-Rôtie besitzt zwei Besonderheiten: Bedingt durch den Verlauf der Rhône von Nordosten nach Südwesten besitzt sie eine ganze Reihe amphitheaterartig nach Süden ausgerichteter Lagen. Ein regelmäßig auftretender lokaler Nordwind, die „Bise“, schützt die Reben jedoch vor zu großer Hitze. Insgesamt ist das Mikroklima etwas kühler als das des weiter südlich gelegenen Hermitage.

Lagen und Weine

Ein Côte-Rôtie, Les Bécasses von M. Chapoutier.

Der rote Côte-Rôtie ist ein kraftvoller, vielschichtiger und sehr nachhaltiger Wein, der sein reiches Bouqett von roten Früchten, Gewürzen und Veilchen erst nach einigen Jahren der Kellerreife entfaltet. Aufgrund der starken Tannine des Syrah ist er in der Jugend stark adstringierend und daher unzugänglich. Deshalb ist in der Regel eine langjährige Flaschenreife notwendig, in der die Tannine mit Farbstoffmolekülen polymerisieren, was die Adstringenz herabsetzt. Weine großer Jahrgänge bauen in der Flasche bis zu 20 Jahre lang aus. Ein Côte-Rôtie wird grundsätzlich mit langer Maischegärung bereitet und traditionell in Eichenfässern ausgebaut. Teilweise werden neue Barriques eingesetzt.

Für den stets roten Côte-Rôtie sind zwei Rebsorten zugelassen: Syrah (Mindestanteil 80 %) und Viognier (max. 20%). Seitdem bessere Kellertechniken die ungebändigte Kraft der Syrah beherrschen, nimmt der Anteil des (weißen!) Viognier ständig ab. Der Basisertrag liegt bei verhältnismäßig niedrigen 43 hl/ha. Während der Wein von der Côte blonde weicher und zugänglicher ist, kommen von der Côte brune kräftigere und langlebigere Weine. Der Unterschied liegt nicht zuletzt darin, dass der Viognier fast nur an der Côte blonde angebaut wird.

Die Côte-Rôtie ist in zahlreiche, nur wenige Hektar große Einzellagen aufgeteilt. Die meisten Erzeuger stellen nur einen Côte-Rôtie als Cuvée verschiedener Parzellen her. Die berühmtesten Weine stammen jedoch aus Einzellagen:

  • La Landonne
  • La Turque
  • La Chevalière
  • Les Grandes Places
  • Les Roziers
  • La Viallière (alle Côte brune)
  • La Mouline
  • La Chatillonne
  • La Garde
  • Le Clos (alle Côte blonde)

Der Weinkritiker Robert Parker hat den Weinen von La Landonne, La Turque und La Mouline schon häufiger die Höchstbewertung von 100 Punkten in seiner Weinbewertung verliehen. Flaschen dieser Weine aus dem Jahrgang 2001 werden zwischen 250–320 € / Flasche gehandelt, was angesichts der geringen Mengen von jeweils 5.000–10.000 Flaschen pro Jahr verständlich ist. Sie werden von Marcel Guigal in Ampuis produziert, der mit Abstand der größte Erzeuger an der Côte-Rôtie ist. Von seiner Standardcuvée „Côte Brune et Blonde“ werden über 200.000 Flaschen pro Jahr erzeugt. Ihm gehören auch das Château d'Ampuis (28.000 Fl./Jahr) und das traditionsreiche Handelshaus Vidal-Fleury (70.000 Fl./Jahr). Weitere bedeutende Erzeuger von Côte-Rôtie sind Gilles Barge, Bernard Burgaud, Maison Châpoutier, Yves Cuilleron, Jean-Michel Gerin, Michel Ogier, René Rostaing, de Vallouit sowie die Domaines Clusel-Roch und Jamet.

Die besten Jahrgänge der letzten Jahrzehnte waren 1985, 1988, 1990, 1991, 1995, 1998, 1999, 2001 und 2003.

Geschichte

Die Côte-Rôtie zählt zu den ältesten Weinbaugebieten Frankreichs. Die Weine der antiken Stadt Vienne waren schon im Altertum berühmt. So lobte der römische Dichter Martial ihre außergewöhnliche Qualität. Die Weine der Côte-Rôtie behielten stets ihren Ruf. 1787 besuchte Thomas Jefferson, der damals amerikanischer Gesandter in Frankreich war, die Region und ließ sich einige Kisten für ihn abgefüllten Weines nach Paris schicken.

In Gefahr geriet der Weinbau auf den mühsam zu bearbeitenden Hängen erst durch die Reblauskrise im 19. Jahrhundert und die Weltwirtschaftskrise 1929. Mangels Wirtschaftlichkeit wurden auch hervorragende Lagen aufgegeben. Aufwärts ging es erst wieder, als die Côte-Rôtie am 18. Oktober 1940 den verdienten Status einer Appellation d'Origine Contrôlée erhielt. Umstritten ist hingegen die im Jahre 1966 erfolgte Ausweitung der Appellation, die am Rande des Plateaus gelegene Parzellen in das Gebiet integrierte. Anfang der 1960er Jahre betrug die Anbaufläche nur 50 ha, inzwischen sind es über 200 ha mit steigender Tendenz.

Literatur


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