DB-Baureihe 012

DB-Baureihe 012
DRB-Baureihe 01.10
DB-Baureihe 011, 012
012 100-4 auf dem Flensburger Dampfrundum 2007
Anzahl: 55
Hersteller: Schwartzkopff
Ausmusterung: 1975
Bauart: 2’C1’ h3
Gattung: S 36.20
Spurweite: 1.435 mm
Länge über Puffer: 24.130 mm
Höhe: 4.550 mm
Radsatzfahrmasse: 20 t
Höchstgeschwindigkeit: vorw. 150 km/h (Lieferzustand)
140 km/h

rückw. 50 km/h

Indizierte Leistung: 1.559 kW
1.728 kW (Kohle, mit Austauschkessel)
1.817 kW (Öl, mit Austauschkessel)
Treibraddurchmesser: 2.000 mm
Laufraddurchmesser vorn: 1.000 mm
Laufraddurchmesser hinten: 1.250 mm
Steuerungsart: Heusinger mit Hängeeisen
Zylinderanzahl: 3
Zylinderdurchmesser: 500 mm
Kolbenhub: 660 mm
Kesselüberdruck: max 16 bar
Anzahl der Heizrohre: 106
Anzahl der Rauchrohre: 24
Heizrohrlänge: 6800 mm
Rostfläche: 4,32 m²
Strahlungsheizfläche: 16,9 m²
Überhitzerfläche: 86 m²
Verdampfungsheizfläche: 246,9 m²
Tender: 2’3 T 38
Wasservorrat: 38,0 m³
Brennstoffvorrat: 10,0 t Kohle bzw.
13,5 m³ Schweröl
Bremse: Knorr-Einkammer-Druckluftbremse auf die Kuppelachsen zweiseitig wirkend + Druckluftschnellbremse auf Treib- und Tenderräder wirkend
DB 01 1066 in Koblenz
DB 01 1066

Die Lokomotiven der Baureihe 01.10 waren Einheits-Schnellzuglokomotiven der Deutschen Reichsbahn. Die Baureihe 01.10 war eine Weiterentwicklung der Baureihe 01.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Deutsche Reichsbahn benötigte für ihr Netz schnellfahrender D- und FD-Züge leistungsstarke Dampflokomotiven mit einer Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h und der Fähigkeit, Züge von 500 t mit 120 km/h zu befördern sowie Züge von 350 t mit 100 km/h über Rampen mit 5 ‰ Steigung. Damit waren die vorhandenen Baureihen 01 und 03 überfordert, deren Zwillingstriebwerke zudem nicht genügend Leistungsreserven bereithielten. Zur Verringerung des Fahrwiderstandes wurden die Fahrzeuge mit einer bis 400 mm über Schienenoberkante heruntergezogenen Stromlinienverkleidung ausgerüstet.

Bei einem berechneten Bedarf von 400 Lokomotiven wurden 1939 zunächst 204 Stück bei allen großen Lokomotivfabriken in Deutschland bestellt. Kriegsbedingt wurden jedoch nur 55 Lokomotiven ausgeliefert. Alle Maschinen stammen von Schwartzkopff.

Folgende Bahnbetriebswerke erhielten Lokomotiven der Baureihe 01.10: Leipzig Hbf West, Berlin Anhalter Bahnhof, Halle (Saale) Hbf, Hamburg-Altona, Hannover-Ost, Bebra, Erfurt P, Dresden-Altstadt, Frankfurt (Oder) Pbf, Würzburg, München sowie das Versuchsamt Grunewald. Im Krieg wurde ein Teil der Lokomotiven nach Breslau und Kattowitz abgegeben.

1944 wurden alle Lokomotiven wegen der Kriegsereignisse nach Westdeutschland verlegt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg befanden sich die Maschinen in einem desolaten Zustand. Es fehlten Teile der Stromlinienverkleidung und die Kessel aus nicht alterungsbeständigem Stahl zeigten erste Ermüdungserscheinungen. Am 20. Juni 1945 wurde die Ausmusterung über die gesamte Baureihe verfügt. Die Lokomotiven waren bis zu diesem Zeitpunkt jeweils weniger als 500.000 km gefahren. Aufgrund des herrschenden Lokomotivmangels nach dem Krieg griff man doch wieder auf die Baureihe zurück, einige Maschinen mit kleineren Schäden wurden sogar vorläufig instand gesetzt. Der Großteil der Lokomotiven blieb jedoch bis 1949 abgestellt. Im selben Jahr entschloss man sich, sämtliche Lokomotiven, bis auf eine (01 1067) die endgültig ausgemustert blieb, einer Aufarbeitung zu unterziehen. Im Rahmen dieser Aufarbeitung wurde die Stromlinienverkleidung von Lokomotive und Schlepptender vollständig entfernt und es wurden Windleitbleche der Bauart Witte montiert. Die Frontansicht der Lokomotiven bot danach eine für deutsche Lokomotiven ungewöhnliche Ansicht. Der Oberflächenvorwärmer blieb an seiner alten Stelle quer vor dem Schornstein sitzen, und die Rauchkammertür war oberhalb der Mitte gerade abgeschnitten. Lediglich zwei Maschinen waren mit der sonst üblichen runden Rauchkammertür versehen worden.

Weiterhin ungelöst blieb das Problem der Kessel aus St 47 K, einem nicht alterungsbeständigen Stahl. Da der Betrieb auf die Maschinen nun nicht mehr verzichten konnte, entschloss man sich 1953, neue geschweißte Hochleistungskessel in Auftrag zu geben. Diese wurden zwischen 1953 und 1956 von Henschel in Kassel gebaut und im Ausbesserungswerk Braunschweig zusammen mit einer Mischvorwärmeranlage eingebaut.

1956 erhielt die 01 1100 zusammen mit einem neuen Kessel versuchsweise eine Ölhauptfeuerung. Die Leistung konnte dadurch erhöht werden. Außerdem ist die Ölfeuerung elastisch regelbar und konnte den Betriebsverhältnissen besser angepasst werden. Die Maschinen waren also wirtschaftlicher als Kohle gefeuerte Dampfloks. Die Arbeitsbedingungen der Heizer konnten auch verbessert werden. Die Energiezufuhr regulierten sie durch Schieber. Die Schmierung des Triebwerks blieb jedoch weiter die Aufgabe des Heizers. Der von der schweren Tätigkeit des Kohleschaufelns entlastete Heizer konnte nun den Lokführer besser bei der Streckenbeobachtung unterstützen. Gefeuert wurde das seinerzeit als Abfallprodukt vorhandene Schweröl. Aufgrund der positiven Erfahrungen entschloss man sich 1957, weitere 33 Lokomotiven dieser Baureihe auf Ölfeuerung umzubauen.

1968 erhielten die kohlegefeuerten Lokomotiven bei der Umstellung auf das EDV-konforme Nummerierungssystem die Baureihenbezeichnung 011, die ölgefeuerten die Nummer 012.

Die Lokomotiven wurden bis zur Elektrifizierung auf allen wichtigen Hauptstrecken eingesetzt, beispielsweise auf den Relationen WürzburgHamburg oder Hamm–Hamburg.

Zuletzt wurden sie auf den Strecken Hamburg–Westerland und RheineNorddeich eingesetzt.

Am 31. Mai 1975 wurden die letzten Maschinen vom Bw Rheine planmäßig eingesetzt und anschließend unter großer Anteilnahme der Eisenbahnfreunde ausgemustert.

Verbleib

Bedingt durch die späte Ausmusterung blieben einige Lokomotiven erhalten.

In mehreren Museen können Lokomotiven der Baureihe 01.10 besichtigt werden, so auch im Deutschen Dampflokomotiv-Museum in Neuenmarkt-Wirsberg in Oberfranken. Derzeit stehen allein drei der insgesamt erhaltenen 10 Lokomotiven im Süddeutschen Eisenbahnmuseum Heilbronn (SEH):

  • 01 1066 der Ulmer Eisenbahnfreunde (betriebsfähig),
  • 01 1102 (1996 in Meiningen betriebsfähig aufgearbeitet, sie erhielt dabei eine der Ursprungsausführung nachempfundene Stromlinienverkleidung mit offenem Triebwerk. Entgegen der ursprünglichen schwarzen Farbgebung wurde die Lokomotive stahlblau lackiert. Derzeit ist die Lok nicht betriebsfähig), und
  • 01 1104, sie war von 1975 bis 1996 in Steamtown Carnforth, England ausgestellt.
  • 01 1056 steht im Eisenbahnmuseum Darmstadt - Kranichstein,
  • 01 1061 befindet sich seit 1975 im Deutschen Dampflokomotiv Museum (DDM) in Neuenmarkt - Wirsberg,
  • 01 1063 befindet sich seit 1977 als Denkmallokomotive auf dem Vorplatz des Braunschweiger Hauptbahnhofs,
  • 01 1081 wird im Bahnpark Augsburg als Museumsexponat aufgearbeitet,
  • 01 1082 befindet sich im Deutschen Technik Museum, Berlin.

Betriebsfähig sind ferner die auf Kohlefeuerung zurückgebaute 01 1075 der Stoom Stichting Nederland in Rotterdam (NL)und die 01 1100 der Deutschen Bahn AG, zurzeit in Neumünster hinterstellt

Literatur

  • Gerhard Greß, Jörg Sauter: Die Baureihe 01.10. Von der Stromlinienlok zum DB-Renner. EK-Verlag, Freiburg 2001, ISBN 3-88255-216-6. 
  • Peter Konzelmann: Deutsche Dampflokomotiven, Band 4 – Die Baureihe 01.10. Arbeitsgemeinschaft Eisenbahn-Kurier e.V., Solingen 1973. 
  • Horst J. Obermayer: Baureihe 01.10. 1. Auflage. transpress, Stuttgart 2000, ISBN 3-61371138-9. 
  • Die Schnellzuglokomotiven der Ulmer Eisenbahnfreunde 01 1066, 01 509, 01 1081, 01 173. UEF, Leutkirch 1996. 

Weblinks


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