DDR-Kult

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Ostalgie bezeichnet die Sehnsucht nach bestimmten Lebensformen und Gegenständen der DDR.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung, Bedeutung

Verkauf von DDR-T-Shirts in Berlin (2004)
Stand mit DDR-Erinnerungsstücken in Berlin (2006)

Der Begriff entstammt einem Wortspiel aus den Worten „Osten“ und „Nostalgie“. Wörtlich bedeutet „Ostalgie“ „Heimweh nach dem Osten“. Dabei kann es sich um ein echtes „Heimweh“ handeln, da vertraute Dinge und Verhältnisse, die mit der DDR oder anderen Ostblock-Staaten verbunden sind, nicht mehr oder nur in musealer Form existieren, aber auch um Requisiten ohne Bedeutungsinhalt.

Positiv besetzt ist der Begriff für diejenigen, für die die Zeit der Existenz der DDR „die gute alte Zeit“ ist, negativ ist er bei denen besetzt, welche nicht davon absehen können oder wollen, dass die „Sehnsucht“ sich auf Produkte einer Zeit bezieht, in der eine Diktatur herrschte.

Die Ostalgie wurde unter anderem durch einen Identitätsverlust in Ostdeutschland nach der Deutschen Wiedervereinigung ausgelöst. „Verschwunden“ ist im Jahr 1990 der Staat DDR. Zugleich erwiesen sich viele Konsumgüter aus der DDR-Produktion als auf dem Weltmarkt nicht konkurrenzfähig; sie „verschwanden“, zumindest zeitweilig, ebenfalls. Schließlich verschwanden Produktionsweisen (vor allem VEBs und LPGs), aber auch politische Institutionen samt ihren Symbolen. Auch DDR-Kritiker, die in Ostdeutschland aufgewachsen sind (z. B. Uwe Tellkamp), bewerten das Verschwinden der DDR und ihrer Symbole als „Verlust von Heimat“, der ein Gefühl der Wehmut auslöse.

Ein typisches Beispiel für Ostalgie sind die so genannten Ostalgie-Partys, auf welchen Erich-Honecker-Doubles auftreten, DDR-Musiktitel gehört oder DDR-typische Lebensmittel verzehrt werden (z. B. Club Cola). Träger von FDJ-Hemden kommen oft vergünstigt oder kostenlos auf diese Partys. Ein Maskottchen der Ostalgiker ist das Ampelmännchen, das es auf T-Shirts, Kappen, Taschen, Lampen sowie als Fruchtgummis und vielem mehr zu kaufen gibt.

Teilweise macht sich der Trend zur Ostalgie auch in einigen Massenmedien bemerkbar, zum Beispiel im Fernsehen mit der Ostshow, der Ostalgie-Show oder Die große DDR-Show.

Problematisierung

In politischen und wissenschaftlichen Diskursen wird die Frage aufgeworfen, ob die Ostalgie ein harmloses Phänomen sei. Weitgehend Konsens gibt es darüber, dass das augenzwinkendernd-ironische Spiel mit Requisiten der DDR-Zeit nicht problematisch sei. Nicht problematisch sei es auch, wenn DDR-Kritiker sich dazu bekennen, dass sie ihre Kindheit und Jugend trotz der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse im Nachhinein als „schön“ empfinden.

Problematisch sei es, wenn der Kult um Ost-Produkte mit der Haltung verbunden sei, eine „gute, alte Zeit“ habe durch die „Wende“ ihr Ende gefunden. Tatsächlich sind viele DDR-Produkte in mehrfacher Hinsicht „mangelhaft“: z. B. haben Millionen Menschen im Osten nur deshalb einen „Trabant“ erworben, obwohl er schon bei der Produktion nicht dem Stand der Technik entsprach, insofern also „mangelhaft“ war, weil es in der Mangelgesellschaft der DDR keine besseren Autos zu kaufen gab.

Insofern greife die teilweise durchaus berechtigte These zu kurz, wonach es sich bei der Ostalgiewelle um eine reine Lebensart-Angelegenheit handele. Umstritten ist, ob „Ostalgiker“ die politischen und gesellschaftlichen Besonderheiten der DDR ausblenden (verdrängen) oder sich gar nach ihnen zurücksehnen, bzw. auf welche „Ostalgiker“ das zutrifft.

Bei „Heise“ ist zu lesen: [1] „Der Retro-Kult im Netz [bedeute] nicht, dass sich die Menschen die DDR zurückwünschten oder die Leiden vieler Menschen unter dem SED-Regime verharmlosen wollten, sagt Webseitenbetreiber Göhler.“

Dem widersprechen vier Landesverbände (Berlin, Brandenburg, Hessen und Oldenburg) der Jungen Union heftig: Unter dem Motto: „Ostalgie – nein danke!“ [2] führen sie eine Kampagne gegen den Wunsch, die politischen Verhältnisse der DDR-Zeit wiederherzustellen. Letztlich folgt diese Kampagne dem Leitspruch: „Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“

Die Historikerin Beatrix Bouvier weist darauf hin, dass die (zu) positive Wertung der DDR-Zeit erst dadurch ermöglicht worden sein könnte, dass die DDR beinahe nahtlos in der Bundesrepublik Deutschland aufging. Dadurch hätten die Ostdeutschen zwar die Wohltaten der sich zunehmend verschuldenden und damit "auf Pump und auf Kosten der Zukunft" lebenden Sozialpolitik in der DDR erfahren, nicht aber den daraus resultierenden "tatsächlichen Bankrott" des Sozialismus in der DDR.[3]

Film

Sonnenallee von Leander Haußmann aus dem Jahre 1998 war einer der ersten kommerziell erfolgreichen Filme nach der Wende, der rückblickend auf unernste Weise das Leben in der DDR nachzeichnet und dabei auch viel Wert auf Details legt, wodurch er auch nostalgische Empfindungen bediente. Gleiches trifft auch auf die späteren Filme NVA (ebenfalls von Haußmann) und Kleinruppin forever sowie die Sitcom Meine schönsten Jahre zu.

Der erfolgreiche Film Good Bye, Lenin! bediente nicht nur nostalgische Gefühle, er thematisierte darüber hinaus auch direkt das Festhalten an alte Erinnerungen an die DDR.

Einzelnachweise

  1. http://www.heise.de/newsticker/Ostalgie-im-Web--/meldung/63897
  2. http://www.ostalgie-nein-danke.de/
  3. Beatrix Bouvier: Die DDR – ein Sozialstaat? Sozialpolitik in der Ära Honecker, Bonn 2002, S. 10.

Siehe auch

Literatur

  • Thomas Ahbe: Ostalgie. Zum Umgang mit DDR-Vergangenheit in den 1990er Jahren. Erfurt 2005.
  • Eva Banchelli (Hrsg.): Taste the East: Linguaggi e forme dell’Ostalgie. Sestante, Bergamo 2006.
  • Daphne Berdahl: Ostalgie und ostdeutsche Sehnsüchte nach einer erinnerten Vergangenheit. In: Thomas Hauschild (Hrsg.): Inspecting Germany. Internationale Deutschland-Ethnographie der Gegenwart (= Forum europäische Ethnologie, Bd. 1). Münster u. a. 2002, S. 476–495.
  • Jens Bisky: Zonensucht. Kritik der neuen Ostalgie. In: Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken. 658 (2004), 58. Jg., S. 117–127.
  • Henryk M. Broder: „Wir lieben die Heimat“. Über den langen Abschied von der DDR. In: Der Spiegel. 27 (1995), 27, S. 54–64. (einschl.: Spiegel-Umfrage: Stolz aufs eigene Leben. In: Der Spiegel. 27 (1995), S. 40–52.)
  • David Clarke, William Niven (Hrsg.): Special Theme Issue: Beyond Ostalgie. East and West German identity in contemporary German culture. In: Seminar. A Journal of Germanic Studies. 3 (2004), 40. Jg., S. 187–312.
  • Paul Cooke: Representing East Germany since unification. From colonization to nostalgia. Oxford 2005.
  • Rainer Gries: Der Geschmack der Heimat. Bausteine zu einer Mentalitätsgeschichte der Ostprodukte nach der Wende. In: Deutschland-Archiv. 10 (1994), 27. Jg., S. 1041–1057.
  • Jonathan Grix, Paul Cooke (Hrsg.): East German distinctiveness in a unified Germany (= The new Germany in context). Birmingham 2002.
  • Thomas Leurer, Thomas Goll (Hrsg.): Ostalgie als Erinnerungskultur? Symposium zu Lied und Politik in der DDR (= Würzburger Universitätsschriften zu Geschichte und Politik, Bd. 6). Baden-Baden 2004.
  • Andrea Rota: Testi pubblicitari ostalgici: una breve analisi semiotica. In: Linguistica e Filologia. 24/2007, S. 137–152.
  • Toralf Staud: Ossis sind Türken. 13 Jahre Einheit: In Gesamt-Westdeutschland sind die Ostdeutschen Einwanderer. In: Die Zeit. Nr. 41 vom 2. Oktober 2003.
  • Lothar Steinbach: Bevor der Westen war. Ein deutsch-deutscher Geschichtsdialog. Berlin 2006.

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