DDR-Sprache

DDR-Sprache

Unter DDR-Sprachgebrauch sind sprachliche Erscheinungen zusammengefasst, die in Lexik und Stilistik sowohl im Alltag als auch in den Medien nur in der DDR gebräuchlich waren.

In der DDR neu gebildete Wörter, so genannte Neologismen, die sich vom übrigen deutschen Sprachraum unterschieden und dort keine Anwendung finden, zum Teil auch aus dem Russischen stammten bzw. Übersetzungen aus dem Russischen sind, werden auch aufgeführt. Die folgende Liste, die sich als alphabetische Sammlung versteht, enthält gemischte Begriffe, die noch weiter unterschieden werden können:

  • Begriffe, die von allen ohne oder fast ohne inneres Widerstreben benutzt wurden, um bestehende Sachverhalte zu bezeichnen, ohne diese auf- oder abzuwerten. Beispiele: ABV, Broiler, HO, Kaufhalle, Wandzeitung, sozialpolitische Maßnahmen, Babyjahr, Ehekredit.
  • Begriffe, deren Gebrauch Linientreue oder eine kommunikative Zwangssituation kennzeichneten. Beispiele: Abschnittsbevollmächtigter, Genosse, Klassenfeind, unser (sollte das Volkseigentum und die Gemeinsamkeit betonen wie in „unsere Deutsche Demokratische Republik“).
  • Begriffe, deren Gebrauch Ironie gegenüber dem System deutlich machte. Beispiele: Bückware, Ochsenkopfantenne. Auch die anderen Begriffe wurden durch entsprechende Überhöhung gelegentlich so benutzt.

Zeitliche, örtliche und situative Unterschiede, in welchem Sinn die Begriffe gebraucht wurden, sind außerdem möglich. Nach der Wende wurde von westdeutschen Linguisten im Bereich der Jugendsprache eine Untersuchung in Schwerin vorgenommen, die herauszuarbeiten versuchte, welche Spezifika das DDR-Deutsch im Bereich Jugendsprache aufwies. Die Arbeit erschien in der Zeitschrift für Germanistik Neue Folge, Heft 2, Berlin 1992.

Inhaltsverzeichnis

DDR-typische Verwendung von Wörtern und Neuschöpfungen

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z


A

(zum nächsten Buchstaben – B)

  • ABF – Arbeiter-und-Bauern-Fakultät: Einrichtung für Arbeiter- und Bauernkinder zur Erlangung der Hochschulreife.
  • ABI – Arbeiter- und Bauerninspektion
  • abkindern – einen Kredit abkindern: Paaren wurde bei Eheschließungen auf Antrag ein zinsloser Kredit von bis zu 5.000 Mark (sogenannter „Ehekredit“) gewährt. Bei Geburt eines oder mehrerer Kinder wurde die abzuzahlende Kreditsumme entweder gemindert (bei ersten Kind um 1.000 Mark, beim zweiten Kind um weitere 1.500 Mark) oder galt bei Geburt des dritten Kindes als getilgt, dafür wurde umgangssprachlich der Begriff „abkindern“ benutzt. (Ähnliche staatlich geförderte Kredite existierten auch in der Bundesrepublik, der Begriff „abkindern“ wurde hier ebenfalls benutzt)
  • ABV – Abschnittsbevollmächtigter, Volkspolizist, der als Ansprechpartner für ein bestimmtes, begrenztes (Wohn-)Gebiet diente
  • AgitProp – Kurzform für Agitation und Propaganda – hier als Form und Mittel der ideologischen Erziehung und Beeinflussung (siehe auch: Rotlichtbestrahlung), mitunter war damit auch die Person des Agitators gemeint
  • AGL - Abteilungsgewerkschaftsleitung in Großbetrieben, AGL-er war der Vorsitzende der AGL.
  • ACZAgrochemisches Zentrum, Einrichtung, die LPGs Technik und Material zur Düngung und Schädlingsbekämpfung bereitstellte
  • Aktendulli - Heftstreifen
  • Aktivist – eigentlich Aktivist der sozialistischen Arbeit, war eine häufig verliehene Auszeichnung im Rahmen des „sozialistischen Wettbewerbs“
  • Altstoffsammlung – Sammeln von Sekundärrohstoffen (Altpapier und Gläsern), meist durch Kinder
  • Aluchips – abwertend für das Aluminiumkleingeld
  • Ambulatorium – kleine Poliklinik
  • Angebot – nur im Sinne von Sortiment, nicht Sonderangebot
  • angloamerikanisch – die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich betreffend, meist im Zusammenhang mit den Bombenangriffen („angloamerikanisch“ galt im Westen als NS-belastet)
  • Antifaschistischer Schutzwall bzw. Antiimperialistischer SchutzwallBerliner Mauer und Grenze zu Westdeutschland
  • Arbeiterfestspiele - Volksfest der sozialistischen Kultur
  • Arbeiter- und Bauernstaat – pathetischer offizieller Ausdruck für DDR
  • Arbeiterschließfach – (Einraum-)Plattenbauwohnung
  • Arbeiterveteran - Zeitzeuge
  • AWG – Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft
  • ASK – Armeesportklub
  • ASV – Armeesportvereinigung
  • ASMW – Amt für Standardisierung, Meßwesen und Warenprüfung
  • Argument der Woche – wöchentlich erscheinende Broschüre für Agitatoren, auch für kurze politische Agitationsveranstaltung in Betriebskollektiven (eine Form von „Rotlichtbestrahlung“)
  • A&V – An- und Verkauf, Second-Hand-Laden

B

(zum nächsten Buchstaben – C) . . . (zum Anfang der Liste)

  • Balkanschreck, Balkanziege: rumänischer Kleintransporter ARO
  • Babyjahr - Elternzeit: In der DDR gab es nach der Geburt eines Kindes ein Jahr Freistellung von der Arbeit für die Mutter.
  • Bausoldat - Angehöriger der so genannten Baueinheiten der Nationalen Volksarmee
  • BBS – Betriebsberufsschule
  • BBZ – Berufsberatungszentrum
  • Bedarfsunterdeckung, Bedarfslücke – Versorgungslücke
  • Behelfsetikett - Etikett ohne grafische Gestaltung, wenn es einen Engpass in der Etikettenproduktion ab
  • Betriebsferienlager - Ferienlager, die von den Betrieben für die Kinder ihrer Beschäftigten organisiert wurden
  • BGL – Betriebsgewerkschaftsleitung
  • BHG – Bäuerliche Handelsgenossenschaft, Betrieb zum Verkauf von landwirtschaftlichen Produkten, Werkzeugen und Baumaterialien
  • Bienchen – Belobigungsstempel (eine – fleißige – Biene darstellend) der Lehrer in Heften von Schülern der Unterstufe, auch scherzhaft verwendet: Dafür gibt es ein Bienchen!
  • Bilanzierung – Zuweisungsprozedur für Arbeitsmaterial und Produktionsmittel an Betriebe
  • Blaue FliesenWestgeld, in Anlehnung an den 100-DM-Schein (auch geflammte Fliesen, ebenso für Genex- und Forumschecks verwendet)
  • Blauer Klaus, Blauer Würger – eigentlich Klarer „Juwel“, billigster klarer Schnaps mit blauem Etikett
  • Blockflöten – Bezeichnung für kleine, neben der SED bestehende Blockparteien und deren Mitglieder (Nachwendezeit)
  • Brettsegeln – offizielle Bezeichnung für Windsurfen
  • Brigade – kleinstes Kollektiv im Produktionsprozess, eine für einen bestimmten Bereich verantwortliche Arbeitsgruppe
  • Broiler – ein Brathähnchen; auch als Goldbroiler bekannt
  • BSG – Betriebssportgemeinschaft
  • Bunte ScheineWestgeld

C

(zum nächsten Buchstaben – D) . . . (zum Anfang der Liste)

  • C&Asowjetische Truppen, nach den kyrillischen Buchstaben „СА“ auf den Fahrzeugen der Sowjetarmee (Abkürzung für russisch советская армия – Sowjetische Armee); Gelegentlich auch als „Camping Allemagne“, „Campingplatz Afghanistan“ oder „Circus Aljoscha“ bezeichnet.
  • Centrum-Warenhaus – Kaufhauskette, vor allem in mittelgroßen und Großstädten.

D

(zum nächsten Buchstaben – E) . . . (zum Anfang der Liste)

  • Datsche (russisch дача) – Wochenend- oder Gartenhäuschen im Grünen (Gartenlaube), oft auch Bungalow genannt
  • Dederon – Handelsname für Polyamid (BRD: Perlon, USA: Nylon), verwendet u. a. für Strümpfe, Beutel, Kittelschürzen und andere Bekleidungsstücke, Kunstwort aus der ausgesprochenen Abkürzung D-D-R und „on“.
  • Delikat-Laden – bestimmte Lebensmittelgeschäfte, ca. seit Ende der 1970er Jahre eingerichtet, in der Umgangssprache auch „Deli“ oder „Freß-Ex“ (siehe „Exquisit“) genannt.
  • Delikatesshering, auch DeliheringBismarckhering, da die Rolle des deutschen Reichskanzlers und ihre Bewertung in der DDR lange Zeit verpönt waren.
  • Dispatcher – Einsatzleiter, Koordinator, Disponent, Administrator, Platzanweiser in Restaurants, Aufsichts- und Auskunftspersonal; wurde vermutlich im Russischen als englisches Fremdwort verwendet und von dort mit den entsprechenden Tätigkeitsprofilen übernommen; das Wort war auch im westdeutschen Sprachgebrauch bekannt, dort aber sehr viel seltener und mit engerer Bedeutung.
  • Diversant – ein Agent, Saboteur oder ‚Störer‘ (vom Ausdruck „ideologische Diversion“ für das Eindringen westlichen Gedankengutes)
  • DorfsheriffAbschnittsbevollmächtigter auf dem Land, der Begriff ist allerdings z. B. auch in Baden-Württemberg umgangssprachlich für Mitarbeiter des Gemeindevollzugsdienstes üblich
  • DPA – Deutscher Personalausweis, in den 70er Jahren von PA abgelöst
  • Dreierhopp – sportliche Übung für Grundschüler, bei der ohne Anlauf dreimal mit demselben Sprungbein „einbeinig“ gesprungen wird, die Landung nach dem dritten Sprung erfolgt beidbeinig; auch heute im Osten Deutschlands gebräuchlich
  • DSFGesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft; Organisation, die den Kontakt und die Freundschaft zur Sowjetunion intensivieren sollte

E

(zum nächsten Buchstaben – F) . . . (zum Anfang der Liste)

  • Elaste (pl.) – Elastomere (elastische Stoffe) – kaum gebräuchlich, siehe auch: Plaste (pl.)
  • Elternaktiv – weniger Elternbeirat als Unterstützerkollektiv für schulische Veranstaltungen
  • EOS – Erweiterte Oberschule, Schuleinrichtung mit dem Abschlussziel Abitur
  • Essengeldturnschuh, auch Essengeldflitzer oder Stoffidas – Bezeichnung für weiche Sportschuhe aus Stoff mit Gummisohle; der Name entstand wegen des Preises der Turnschuhe (2,75 Mark), der dem (fast überall gleichen) wöchentlichen Essengeld (0,55 Mark je Mittagessen) in der Schulspeisung entsprach bzw. abgeleitet von Adidas
  • ESP – Schulfach, Abkürzung von „Einführung in die sozialistische Produktion“, beinhaltete Wirtschaftslehre, Technische Physik und Technisches Zeichnen; gehörte zusammen mit PA (Produktive Arbeit) zum UTP (Unterrichtstag in der sozialistischen Produktion)
  • EVP – Einzelhandelsverkaufspreis, Endverbraucherpreis oder Endverkaufspreis, bereits vom Hersteller auf der Ware aufgedruckt, da es in der DDR nur Festpreise gab, die von der Staatlichen Plankommission festgelegt wurden.
  • ETW – Eierteigwaren (alle Arten von Nudeln mit Ei-Anteil, z. B. Makkaroni, Spaghetti, Spirelli usw.)
  • Exquisit-Laden, auch Ex–Laden oder kurz nur Ex genannt, Ladenkette für Kleidung und Kosmetika für gehobene Ansprüche zu ebenfalls gehobenen Preisen

F

(zum nächsten Buchstaben – G) . . . (zum Anfang der Liste)

  • Fahrerlaubnis – nicht nur wie gesamtdeutsch die Befugnis zum Autofahren, sondern anfangs auch das Führerscheindokument
  • Feierabendheim – Altersheim
  • FDGB – Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
  • FDGB-Ware – scherzhaft für Bückware (Für die guten Bekannten)
  • Ferienlager – auch Kinderferienlager genannt, im Sprachgebrauch sowohl für die Einrichtung selbst verwendet als auch für meist von Betrieben organisierte Ferienfreizeit für Schulkinder für zwei bis vier Wochen während der Winter- oder Sommerferien.
  • (ein)fetzen – umgangssprachlich, vornehmlich von der Jugend gebraucht: „Das fetzt (ein)!“ – adäquat: „Das ist geil!“; etwas besonders gut finden
  • FKR – Fakultativer Kurs nach Rahmenplan (Unterrichtsfach in der POS)
  • Firma (Firma Horch & Guck) – Stasi
  • Forumschecks – DDR-Bürger mussten ab 1979 Devisen in Forumschecks umtauschen, um damit im Intershop einkaufen zu können. Auch als „Zweitwährung“ für div. Handwerkerleistungen und wirksame Trinkgelder gebraucht. Beliebter Spruch: „FORUM geht es?“
  • Frauenruheraum – Räume in Betrieben, in denen sich Frauen, besonders Schwangere, ausruhen konnten. Auch dieser Begriff wird heute, selbst in Bundeseinrichtungen, noch oder wieder benutzt.
  • Freilenkung von Wohnraum – Umschreibung für staatliche Einflussnahme auf Beendigung und Neubegründung von Mietverhältnissen
  • die Freunde – Bezeichnung für die Sowjetunion, die Sowjetbürger sowie die sowjetischen Soldaten
  • Freundschaft! – FDJ-Gruß, mit dem FDJ-Versammlungen und ab der 8. Klasse (häufig, aber nicht einheitlich) Unterrichtsstunden begonnen wurden; üblich auch bei Appell-Veranstaltungen
  • Früh-und-Spät-Verkaufsstelle – Verkaufsstelle für Lebensmittel, die auch in den Früh- und Abendstunden und am Wochenende geöffnet war, um die Versorgung der Schichtarbeiter zu gewährleisten.

G

(zum nächsten Buchstaben – H) . . . (zum Anfang der Liste)

  • Gastmahl des Meeres – häufige Bezeichnung für in fast jeder Bezirksstadt vorhandene Gaststätten, die überwiegend Fischgerichte anboten
  • Geborgenheit – „Soziale Geborgenheit“, „Geborgenheit im Alter“ – Floskel aus der Parteiagitation, besonders in Printmedien und Plakatierungen (zum Beispiel anlässlich von Jahrestagen und Wahlen) genutzt.
  • Gehhilfe – scherzhaft für den Trabant
  • Genex – Versandhandel für überwiegend aus DDR-Produktion stammende Waren, die jedoch nur gegen Devisen erhältlich waren und nur aus dem „nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet“ an Empfänger in der DDR versandt werden konnten
  • Gesellschaftliche Aktivität – ehrenamtliche Tätigkeit
  • Getränkestützpunkt – Verkaufsstelle für Getränke, die häufig in den Abendstunden und am Wochenende geöffnet war.
  • GOL – Grundorganisationsleitung der FDJ, z. B. an einer Schule
  • Goldene Hausnummer – Auszeichnung für Hausgemeinschaften, die bei der Pflege und Gestaltung ihres Hauses, Hinterhofs oder Wohnumfeldes besonders gute Arbeit leisteten (nur in einigen Großstädten)
  • Goldbroiler, Broiler – Bezeichnung für Grillhähnchen
  • Goldener Westen (auch ironisch) – Westdeutschland
  • GPG – Gärtnerische Produktionsgenossenschaft
  • Grilletta – Bezeichnung für Hamburger
  • Großer Bruder – Sowjetunion.
  • Gruppenratsvorsitzender – Amt innerhalb der Pionierorganisation als Leiter des Gruppenrates der Pioniere einer Schulklasse, vergleichbar mit einem heutigen Klassensprecher
  • GST – Gesellschaft für Sport und Technik
  • Gummiadler - ironische Bezeichnung für Broiler und Broilergaststätten.

H

(zum nächsten Buchstaben – I) . . . (zum Anfang der Liste)

  • Halle – übliche Kurzform für Kaufhalle (Supermarkt)
  • Hauptschwerpunkt – der Schwerpunkt aller Schwerpunkte
  • Hausbuch - Meldebuch in jedem Haus beim Hausvertrauensmann
  • Hausgemeinschaft, Hausgemeinschaftsleitung (HGL) – die Bewohner größerer Mehrfamilienhäuser wurden als Kollektiv betrachtet
  • Haushaltstag – monatlich ein zusätzlicher freier Tag für berufstätige Frauen mit Kindern, Frauen ab 40 und alleinerziehende Männer
  • Havarie – kein Schiffsunfall, sondern meist Stromausfall, Wasserrohrbruch oder ähnliches (Wegen Havarie geschlossen)
  • Held der Arbeit – Ehrentitel für „besondere Verdienste um den Aufbau und den Sieg des Sozialismus“
  • HO – Einzelhandelsgeschäft der staatlichen Handelsorganisation
  • hwG – interne, in Personenakten verwendete Abkürzung für häufig wechselnde Geschlechtspartner (promiske Person)

I

(zum nächsten Buchstaben – J) . . . (zum Anfang der Liste)

  • Interhotel – Hotelkette der gehobenen Klasse, in denen Besucher aus dem „nichtsozialistischen Ausland“ vorzugsweise untergebracht wurden und in denen teilweise mit Devisen (westlicher Währung, auch frei konvertierbare Währung genannt) bezahlt werden musste.
  • Interesse für Autotouristik – beliebte verschleiernde Formel in Heiratsanzeigen, mit denen männliche Kraftwagenbesitzer gesucht wurden, oft auch ironisch verwendet
  • Intershop – Geschäfte, in denen westliche Importware gegen Devisen und sogenannte Forumschecks verkauft wurde
  • Intertank – Tankstellen an Autobahnen und in großen Städten, wo an speziellen Zapfsäulen auch Kraftstoff („Super Blau“) gegen Devisen abgegeben wurde.

J

(zum nächsten Buchstaben – K) . . . (zum Anfang der Liste)

  • JahresendflügelfigurWeihnachtsengel (vor allem durch die Satirezeitschrift „Eulenspiegel“ bekannt geworden, die einen von einer Leserin eingesandten realen Beipackzettel mit dieser Aufschrift als Kuriosum abbildete), auch: Jahresendfigur m. F. (mit Flügeln – Weihnachtsengel) und Jahresendfigur o. F. (ohne Flügel – Weihnachtsmann, Bergmann etc.)
  • JahresendprämieWeihnachtsgeld
  • Jugendbrigade – eine Brigade mit verhältnismäßig niedrigem Durchschnittsalter und überwiegend aus FDJ-Mitgliedern bestehend
  • Jugendfreund – Mitglied der FDJ, auch (oft ironisch gebrauchte) Anrede wie „Sportsfreund“
  • Jugendmode, JuMo – Kaufhaus, in dem vorrangig Mode für Jugendliche angeboten wurde
  • Junge Pioniere und Thälmannpioniere – die staatliche Kinderorganisation der DDR

K

(zum nächsten Buchstaben – L) . . . (zum Anfang der Liste)

  • Kader (-abteilung, -akte usw.) – Personal(-abteilung, -akte usw.)
  • Karpatenschreck - Fahrzeuge rumänischer Produktion
  • KaufhalleSupermarkt
  • Ketwurst – abgewandelte Form des Hot Dogs
  • Kinderkombination, KiKo – Kinderkrippe und Kindergarten in einem Gebäudekomplex
  • KIMKombinat Industrielle Mast; Massengeflügelhaltung, dementsprechend KIM-Eier, Abkürzung in der Werbung auch als „köstlich immer marktfrisch“ gedeutet
  • KJS – Kinder- und Jugend-Sportschule für den intensiv geförderten Nachwuchs der Leistungssportler; diese Erfahrungen wurden bzw. werden heute auch in den Sportgymnasien genutzt
  • Klappfix – Campingtourist-Anhänger: PKW-Anhänger mit Zeltaufbau; auch ironisch für Stasi-Angehörige wegen deren querformatigem aufklappbaren Dienstausweis
  • Kochklopse, Kapernklopse, Soßklopse – oft für Königsberger Klopse, scherzhaft auch Kaliningrader Klopse
  • Kolja (vom russischen Vornamen Nikolai) – Sowjetbürger, sowjetischer Soldat (nicht unbedingt abwertend)
  • KollektivArbeitsgruppe, Neudeutsch Team
  • Kombinat – mit einem Konzern vergleichbarer Zusammenschluss von (VEB-)Betrieben, siehe auch Volkseigener Betrieb
  • Kolchose – von der russischen Bezeichnung Kolchos für landwirtschaftlichen Großbetrieb (Abkürzung für „Kollektivwirtschaft“) abgeleitete, abwertende Bezeichnung für eine LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) („auf der Kolchose arbeiten“)
  • Komplekt (oft auch: die Komplekte als Singularform) – Eiserne Ration, Konservenverpflegung bei ‚bewaffneten Organen‘, (von russisch комплект)
  • Konsum (Betonung auf der ersten Silbe) – Einzelhandelsgeschäft der Konsumgenossenschaft
  • Komplexannahmestelle – zentrale Einrichtung, in der so gut wie alle im Haushalt denkbaren Reparatur- und Reinigungsdienste angeboten wurden
  • Kosakendollar – abwertende Bezeichnung für die Mark der DDR, die dennoch in manchen Ostblockländern begehrter als die eigene Währung war.
  • Krusta – Pizza-Version der DDR-Gastronomie (das Wort Pizza war aber auch gebräuchlich)
  • Kulturhaus, Klubhaus – Veranstaltungshaus mit Bühne, Gaststätte und anderen Einrichtungen, meist im Besitz einer Kommune oder eines Betriebes
  • Kulturschaffender – Künstler, Schriftsteller, dichtende Arbeiter, Musiker, Maler, Schauspieler usw. (… und manchmal sogar auch die Kulturfunktionäre der Partei). Im Westen ins „Wörterbuch des Unmenschen“ aufgenommen und lange vermieden.
  • Kundschafter des Friedens – Bezeichnung für Spion der eigenen Seite
  • KWV – Kommunale Wohnungsverwaltung

L

(zum nächsten Buchstaben – M) . . . (zum Anfang der Liste)

M

(zum nächsten Buchstaben – N) . . . (zum Anfang der Liste)

  • „Mach mit! Schöner unsere Städte und Gemeinden“ – gemeinsame Arbeitseinsätze z. B. von Hausgemeinschaften zum Säubern von Straßen oder zur Pflege von Vorgärten und öffentlichen Anlagen, in den Nachkriegsjahren beim Nationalen Aufbauwerk oder zur Erarbeitung der notwendigen Genossenschaftsanteile bei der Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft (AWG)
  • Mächtig gewaltig – großes Lob (Zitat von Benny aus der Olsenbande-Filmreihe, die in der DDR sehr populär war)
  • Malimo – Stoff, Nähgewirk, die Bezeichnung ist ein Kunstwort aus dem Namen des Erfinders Heinrich Mauersberger, seines Wohnorts Limbach-Oberfrohna und der Gewebeart Molton.
  • MAS - Maschinenausleihstation, Vorläufer der MTS in den 1950-er Jahren
  • MMM – Messe der Meister von MorgenJugend-forscht-Wettbewerb
  • Mit sozialistischem Gruß endeten Briefe von Behörden, Parteiorganisationen und staatlichen Stellen
  • ML – unter Studenten übliche Abkürzung für die Gesellschaftstheorie des Marxismus/Leninismus und das entsprechende Studienfach, welches Bestandteil aller Studienrichtungen war.
  • m-l WA – marxistisch-leninistische Weltanschauung, in Heiratsanzeigen von SED-Mitgliedern gebräuchliche Abkürzung
  • Mobilisierung von Reserven – Sprachfloskel der Parteiagitation, um die Ursachen wirtschaftlicher Probleme (meist organisatorische Mängel und fehlende Arbeitsmittel) zu kaschieren und das Schuldbewusstsein auf angeblich oder tatsächlich fehlende Arbeitsmotivation umzulenken
  • MondosMarkenname für Kondome, nach dem Namen des Herstellers; auch als Pariser, Gummifünfziger (wegen des EVP von 50 Pfennigen) oder Fromms(er) (nach einer vormaligen Fa. „Fromms Gummiwaren“) bezeichnet
  • MTSMaschinen-Traktoren-Station

N

(zum nächsten Buchstaben – O) . . . (zum Anfang der Liste)

  • Naherholungsobjekt – eine Einrichtung zur Erholung, für Sport und für Freizeitaktivitäten in der näheren Umgebung (wie z. B. Sportplätze, Bäder, Ausflugsgaststätten)
  • NATO-Plane, NATO-Kutte – Bezeichnung für in den 1960er Jahren moderne Nylon-Mäntel, die es nur über West-Beziehungen gab
  • Neubaugebiet – in Westdeutschland unter dem Begriff „Plattenbau“ bekannte, nach Modulbauweise errichtete Wohngebiete mit 3- bis 22-geschossigen Wohnhäusern und angegliederten Versorgungseinrichtungen
  • Neuerer – Erfinder in einem Betrieb, der verwertbare Vorschläge für Kosteneinsparung oder verbesserte Produktionsmethoden einbrachte (Neudeutsch: betriebliches Erfinderwesen)
  • Nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet (NSW) – meist als Synonym für kapitalistische Länder gebraucht
  • NickiT-Shirt; auch im westdeutschen Sprachgebrauch, dort bezeichnet „Nicki“ jedoch einen leichten Pullover, häufig mit knöpfbarem Kragen oder aus Kunstfaser.
  • Niet(en)hose – Bezeichnung für Jeans

O

(zum nächsten Buchstaben – P) . . . (zum Anfang der Liste)

  • Objekt – öffentliche oder militärische Einrichtungen und Gebäude
  • Ochsenkopfantenne – Fernsehantenne zum Empfang des Westfernsehens, nach dem Sender auf dem Ochsenkopf im Fichtelgebirge
  • OGS – Großhandel für Obst, Gemüse und Speisekartoffeln
  • Ökulei – ökonomisch-kultureller Leistungsvergleich
  • orientieren (auf) – beeinflussen/veranlassen zu
  • Ormig – zur Sachbezeichnung gewordener Markenname für ein Vervielfältigungsverfahren
  • ÖWK – Ökologische Waldzustandskontrolle für Waldzustands- bzw. Waldschadenserhebung.

P

(zum nächsten Buchstaben – R) . . . (zum Anfang der Liste)

  • PA – Abkürzung für das Schulfach „Produktive Arbeit“, Unterrichtsfach, Schülerarbeit in Betrieben, meist 14-täglich ein Tag, ab der 7. Klasse), aber auch für Personalausweis
  • Pappe – umgangssprachliche für den Trabant, auf Grund seiner Karosserie, die zum großen Teil aus Phenoplast oder Pertinax bestand. Weiterhin wurde die offizielle Spielberechtigung für Bands bzw. einzelner Musiker und der damit verbundene Ausweis als Pappe bezeichnet.
  • die Partei – umgangssprachlich für die SED (mit bestimmtem Artikel war immer die SED und nicht eine Blockpartei gemeint)
  • parteilich – die ideologischen Positionen des Marxismus-Leninismus einnehmend, ‚orthodox
  • Patenbrigade, Patenbetrieb – Schulklassen und Kindergärten, aber auch Einheiten der NVA hatten in der Regel Patenschaftsverträge mit Betrieben oder deren Abteilungen (teilweise auch nach der Wende noch anzutreffen). Das Gegenstück hieß dann z. B. Patenklasse oder sinngemäß.
  • PCK – Petrochemisches Kombinat, in Schwedt (Oder)
  • PGH – Produktionsgenossenschaft des Handwerks
  • PGO – Parteigruppenorganisator, Leiter einer Parteigruppe der SED
  • Pionier – siehe „Junge Pioniere und Thälmannpioniere
  • Pioniereisenbahn – Name für eine von Pionieren und FDJlern betriebene Parkeisenbahn, auch als Pibahn abgekürzt
  • Pionierhaus – Haus, in dem Veranstaltungen, Arbeitsgemeinschaften und frei nutzbare Fläche und/oder Freizeiteinrichtungen für Kinder angesiedelt waren, in kleineren Orten oft auch „Station Junger Naturforscher und Techniker“ o. Ä.
  • Pioniergeburtstag – Tag der Gründung der Pionierorganisation (13. Dezember), wurde in den Schulen festlich begangen
  • Pionierlager, Pionierferienlager – teilweise gebräuchlicher Begriff für Kinderferienlager
  • PionierleiterFunktionär der FDJ an einer Schule, in der Regel junge Lehrer oder Erzieher mit spezieller Ausbildung; als Gruppenpionierleiter waren Lehrer oder FDJ-Mitglieder der oberen Klassen tätig
  • Pioniernachmittage – meist in Zusammenarbeit mit der Schule organisierte Nachmittage für Pioniere, an denen Pionierversammlungen oder Aktivitäten wie Disko, Basteln, Diavorträge, Altstoffe sammeln etc. stattfanden
  • Plaste umg. f., n., korrekt pl. – Neudeutsch Plastik, Kunststoff, Chemiewerkstoff, fachlich auch: Polymere, gegliedert in Plastomere und Elastomere, davon „Plaste“ und „Elaste“ abgeleitet („Plaste und Elaste aus Schkopau“ bewarb eine berühmte großflächige Leuchtwerbung neben einer Autobahnbrücke über die Elbe, heute im Deutschen Historischen Museum)
  • Plastebeutel, Plastetüte – Kunststofftragetasche
  • plaziert werden – in manchen Restaurants wurden die Gäste vom Kellner an den Tisch geleitet, ähnlich wie in den USA und anderen Ländern. Am Eingang wurden die Gäste durch ein Schild darauf hingewiesen: Bitte warten, Sie werden plaziert!
  • PM-12 vorläufiger Personalausweis, auch Ersatzdokument für einen eingezogenen Personalausweis beispielsweise für Haftentlassene und politisch Missliebige. Inhaber eines PM-12 waren willkürlichen Schikanen durch Volkspolizei, Transportpolizei und Staatssicherheit ausgesetzt und in ihrer Bewegungsfreiheit innerhalb der DDR eingeschränkt.
  • Poliklinik – ambulante Behandlungszentren mit angestellten Fachärzten verschiedener Fachrichtungen
  • Polylux – einziger Tageslichtprojektor (Overheadprojektor) aus DDR-Produktion
  • Popgymnastik – Begriff für rhythmische Übungen zu Musik in Gruppen oder einzeln, vergleichbar mit Aerobicübungen oder auch Jazz-Dance
  • POS – Polytechnische Oberschule, Schulform mit Klassen des 1. bis 10. Schuljahres
  • Postmietbehälter – Pappkarton mit abnehmbaren Deckel für die Versendung als Paket, konnte im Postamt gemietet werden
  • Prenaband – zur Sachbezeichnung gewordener Markenname eines transparenten Klebebandes (analog dem Tesafilm), steht für Moritz Prescher Nachfolger KG. Prenaband beim Deutschen Historischen Museum

R

(zum nächsten Buchstaben – S). . . (zum Anfang der Liste)

  • (Drei-) Raum-Wohnung – (Drei-) Zimmer-Wohnung
  • Reisekader – Wissenschaftler, Funktionär oder Person aus dem öffentlichen Leben, der regelmäßig ins Ausland reisen durfte. Diese wurden unterschieden in NSW (Nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet)- und SW- (Sozialistisches Wirtschaftsgebiet) Kader
  • Rekonstruktion – Renovierung, Erneuerung
  • Rennpappe – scherzhaft für den Trabant
  • Rentnervolvo - Einkaufstasche auf Rollen, mit spöttischem Bezug auf die meist Volvo fahrenden obersten Parteibonzen
  • RGWRat für gegenseitige Wirtschaftshilfe
  • RFTRundfunk- und Fernmelde-Technik, Kombinat der Rundfunkgerätehersteller
  • Rotlichtbestrahlung – spöttische Bezeichnung für politische Indoktrination, z. B. in Form von Lehrgängen
  • Rundholz - gehobene Alternative zum Blauen Würger, 16-er Rundholz war ein rumänischer Weinbrand "Arad" (0,5 l) zu 16M, 22-er Rundholz ein deutscher Weinbrand "Amitie" (0,7 l) zu 22M.
  • Russenmagazin – Geschäft für Offiziere der Sowjetarmee, in dem aber auch DDR-Bürger einkaufen konnten
  • rübermachen – in die Bundesrepublik ausreisen, mit sein gebildet: jemand ist rübergemacht, auch abhauen

S

(zum nächsten Buchstaben – T) . . . (zum Anfang der Liste)

  • Sättigungsbeilagegastronomische Bezeichnung und Speisekartenrubrik für Kartoffeln, Reis, Nudeln usw.
  • Schachtschnaps – umgangssprachlich für billigen (1,12 Mark/ 0,7 Liter oder 0,80 Mark/0,5 Liter) hochprozentigen Alkohol (Trinkbranntwein), der nur auf Bezugsschein an Bergleute als Deputat ausgegeben wurde (im Tauschhandel sehr geschätzt), scherzhaft auch „Kumpeltod“ oder „Wismut-Fusel“ genannt
  • Schallplattenunterhalter – offiziell für DJ (Disk-Jockey)
  • schau – bis Anfang der 1980er Jahre jugendsprachlich statt „schön“ oder „toll“
  • Schlüsseltechnologie – damit waren meist Informatik und Mikroelektronik gemeint
  • Schonplatz/Schonarbeitsplatz – bei längerer Krankschreibung ein anderer Arbeitsplatz, an dem weitergearbeitet werden konnte
  • Schrottgorod, gebildet mit russ. город = Stadt, scherzhaft für Eisenhüttenstadt, auch: Blechdosencity
  • Schwangerschaftsunterbrechung – statt Schwangerschaftsabbruch
  • Sektion - An den Universitäten und Hochschulen zeitweilig Bezeichnung für die heutigen Fachbereiche
  • SEROSekundärrohstoffe – wiederverwertbare (recycelbare) Abfälle und Verpackungen wie Altpapier, Flaschen und Gläser
  • SGB – Sozialistischer Großhandels Betrieb
  • Für Frieden und Sozialismus – seid bereit! – Immer bereit! – Gruß der Jung- und Thälmannpioniere
  • Silastik – elastisches Kunstfasergewebe, z. B. für Sportbekleidung
  • Sichtelement – Plakat, Plakataufsteller, Werbetafel, Tafel für Losungen oder ähnliches
  • SMHSchnelle Medizinische Hilfe – Übersetzung des russischen „скорая медицинская помощь“; auf Westdeutsch „Rettungsdienst“ oder „Erste Hilfe“
  • Soljanka – eine Suppe nach russischem Rezept, Standard in fast jeder Gaststätte
  • Soljanka-Schüssel – ironische Bezeichnung für Saporoshez
  • Spartakiade – Sportwettbewerb für Kinder und Jugendliche in Schulen, auf Kreis- und Bezirksebene sowie im Endausscheid DDR-weit durchgeführt; diente der „Talentesichtung“ und Nachwuchsgewinnung im Sport; Höhepunkt war das Turn- und Sportfest in Leipzig
  • SpoWa f. – Abk. für „Sportwaren“, ein Kaufhaus in jeder größeren Stadt, in dem vorrangig Sportbekleidung (Kernmarke Germina) und Campingbedarf, aber auch Bekleidung für Jungpioniere und FDJler verkauft wurde
  • Sprelacart – DDR-Markenname für spezielle mit Kunstharz gebundene Schichtstoffplatten, bekannt insbesondere durch die damit beschichteten Küchenmöbel
  • Stabü, auch Stabi – unter Schülern übliche Abkürzung für das Schulfach Staatsbürgerkunde
  • Stadtbilderklärer – Stadtführer
  • Stasi f.Ministerium für Staatssicherheit (Nachrichtendienst bzw. Geheimpolizei der DDR)
  • Stasispitzel(inoffizieller) Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit
  • Stempelkarte – Einlage-Kärtchen im Führerschein, auf dem von der Verkehrspolizei bis zu vier Stempel für schwerwiegendere Verkehrsverstöße angebracht wurden. Beim Erteilen des fünften Stempels (innerhalb der Ablauffrist) folgte ein Fahrverbot. Neue Stempel verlängerten die Gültigkeit alter Stempel-Einträge. Zwei Jahre nach dem letzten Stempel konnte man sich eine neue Stempelkarte ausstellen lassen.
  • Stomatologe – Zahnarzt (in beruflichem Zusammenhang und auf dem Praxisschild)
  • Straße der Besten – dort hingen in Betrieben die Porträts der Besten im Sozialistischen Wettbewerb
  • Subbotnik – (nicht immer ganz) freiwilliger, unbezahlter Arbeitseinsatz am Sonnabend (russisch суббота = Sonnabend (Samstag))

T

(zum nächsten Buchstaben – U) . . . (zum Anfang der Liste)

  • T34 Sport – ironisch-inoffizielle Typenbezeichnung des (aufgrund der Blechdicke und Masse mit dem russischen Panzer aus dem 2. Weltkrieg verglichenen) russischen Kleinwagens Saporoshez 968 (wahrscheinlich ein Nachbau des NSU Prinz 4), auch „Stalins (letzte) Rache“ genannt
  • Tal der Ahnungslosen – Bezeichnung für den Raum Dresden, wo das „Westfernsehen“ aufgrund der Tallage und der Entfernung überwiegend nicht empfangen werden konnte, daher auch die scherzhaften Abkürzungen ZDF = Zentrales Deutsches Fernsehen, ARD = „Außer Raum Dresden“
  • Territorium – (Staats-)Gebiet, ironisch auch für (Privat-)Grundstück („Verlassen Sie sofort mein Territorium!“)
  • TGL – Technische Güte- und Lieferbedingungen: Gegenstück zu den westlichen DIN/ISO-Normen
  • Towarischtsch – im Singular gebrauchte Bezeichnung für die Sowjetunion, die Sowjetbürger und sowjetische Soldaten (russisch товарищ = Genosse)
  • Trabi oder auch TrabbiTrabant
  • TrapoTransportpolizei, sie nahm auf Bahnanlagen polizeiliche Aufgaben wahr
  • Tschekist – aus dem Russischen; offizielle Bezeichnung für Mitarbeiter des MfS, vom sowjetischen Vorbild Tscheka

U

(zum nächsten Buchstaben – V) . . . (zum Anfang der Liste)

  • Unionsfreund – Mitglied der CDU in der DDR
  • Urlauberschiff - Kreuzfahrtschiff
  • urst – jugendsprachlich statt sehr oder „saugeil“ (z. B. „Ist ja urst“, „Das war urst schau“, „Der ist ja ein urster Kunde“) Eigentlich kein typisches Wort aus der Zeit der DDR sondern aus dem französischen stammend. Ours (Bär) war eine vom sächsischen und preußischen Adel übernommene Form des Erstaunens. Im 18. Jahrhundert wurde es Mode die französische Sprache bei Hofe zu übernehmen. Neben dem Ausdruck „en gros“ der mundartlich zu „angro“ wurde (als Bezeichnung für Sachen die im Überfluss vorhanden sind) ist „Ours“ zu urst geworden. Der Begriff „urst“ existierte bereits lange vor der Gründung der DDR im sächsischen und brandenburgischen Sprachgebrauch.
  • UTP – 1958 eingeführter „Unterrichtstag in der sozialistischen Produktion“ – auch „Unterricht in der technischen Produktion“ – für Schüler ab der 7. Klasse; bestand aus den Fächern ESP (Einführung in die sozialistische Produktion, vergleichbar mit Wirtschaftslehre) und PA (Produktive Arbeit), die meist abwechselnd an einem Tag aller zwei Wochen stattfanden; ab der 11. Klasse an der EOS als WPA (Wissenschaftlich-Praktische Arbeit) bezeichnet

V

(zum nächsten Buchstaben – W) . . . (zum Anfang der Liste)

  • Valuta, Bargeld (Sorten) frei konvertierbarer westlicher Währungen, siehe Westgeld, Devisen
  • VEAB – Volkseigener Erfassungs- und Aufkaufbetrieb – Aufkaufstellen für die Erzeugnisse von Privatpersonen, zumeist Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten, aber auch tierische Produkte, wie Eier und Geflügel. Daneben gab es Drogenerfassungsbetriebe, die für den Ankauf von Wild- und Gartenkräutern, vor allem aber Heilpflanzen zuständig waren.
  • VEB – Volkseigener Betrieb, siehe auch Kombinat
  • VEB Gleichschritt, VEB Landesverteidigung – Bez. f. die Nationale Volksarmee, in Anlehnung an das VEB Kombinat Fortschritt Landmaschinenbau
  • (VEB) Horch und Guck – Staatssicherheit
  • Vitamin B – umgangssprachlich für Beziehungen, die man zum Erlangen bestimmter Waren oder Positionen benötigte
  • VMI – volkswirtschaftliche Masseninitiative: bezahlte freiwillige Arbeitseinsätze, z. B. zur Verschönerung des Wohnumfeldes
  • VEG – Volkseigenes Gut
  • VEV – Volkseigener Verlag
  • Völkerfreundschaft – internationale Freundschaft, hauptsächlich zu den Ländern des Ostblocks und der dritten Welt; bekannt auch als Name eines Kreuzfahrtschiffes des FDGB
  • VPVolkspolizei
  • VPKA – Volkspolizeikreisamt
  • VVB – Vereinigung Volkseigener Betriebe
  • VZ – Versorgungszentrum; zentrale Einrichtung für Handel, Dienstleistung, Kultur und Gastronomie innerhalb eines stark besiedelten Wohngebietes

W

(zum nächsten Buchstaben – Z) . . . (zum Anfang der Liste)

  • WandzeitungPinnwand in den Schulen und Betrieben, die je nach Einrichtung mit Losungen und Appellen zum saisonalen Thema, 1. Mai, x-ten DDR-Jahrestag, Oktoberrevolution usw. offiziell vom Wandzeitungsredakteur bzw. Wandzeitungsagitator gestaltet wurde oder aber der Präsentation aktueller Termine, Ergebnisse und Leistungen einer Schulklasse diente
  • Warschauer VertragWarschauer Pakt
  • WBA – Wohnbezirksausschuss der Nationalen Front
  • WBS70 – Wohnbausystem 70, einheitlicher Plattenbautyp von 1970
  • Weiße Maus – fast nur in Medien gebräuchlicher angeblicher Volksmund für Verkehrspolizisten (wegen der weißen Wettermäntel, Koppelzeug und Manschetten)
  • Weltniveau – ein gern benutzer Begriff, wenn Leistungen der DDR ein dem Westen vergleichbares Niveau hatten oder haben sollten
  • Wendehals – Person, die in kurzer Zeit ihren politischen Standpunkt grundlegend änderte (Wendezeit)
  • Werkküche – Kantine
  • Werkmappe – Mappe, die farbiges, stabiles A3-Papier für den Werk- und Kunstunterricht enthielt
  • Westantenne – zum Empfang westdeutscher Rundfunksender geeignete Antenne, erkennbar an der Baugröße und Ausrichtung, in den 50er Jahren bestand die Gefahr der Entfernung durch FDJ-Brigaden
  • Westfernsehen – siehe „Tal der Ahnungslosen
  • Westgeld – umgangssprachlich für DM, frei konvertierbare Währung, Valuta
  • Westpaket oder Westpäckchen – Geschenk-Paket von Verwandten aus der BRD
  • Winkelement – Fähnchen für Veranstaltungen/ Demonstrationen (sarkastisch: Jubelfetzen, Euphoriefetzen)
  • WPA – Abkürzung für das Schulfach „Wissenschaftlich-praktische Arbeit“ der Abiturienten (EOS) in Betrieben, 14-täglich ein Tag
  • WunschkindpilleAntibabypille
  • WurfscheibeFrisbee-Scheibe, auch Schwebedeckel
  • WurfspielDarts
  • Würzfleisch – Neuschöpfung für Ragout fin, da dieses eigentlich mit – in der DDR so gut wie nie erhältlichem – Kalbfleisch hergestellt wird

Z

(Offizielle Redewendungen) . . . (zum Anfang der Liste)

  • Zellophanbeutel – Folienbeutel
  • Zellstofftaschentuch – Papiertaschentuch, umgangssprachlich auch nur kurz: „Zellstoff“ (in der BRD „Tempo“)
  • Zielstellung – statt der in Westdeutschland üblichen „Zielsetzung“
  • Zum Goldbroiler“ für Gaststätten, die analog zum westlichen Wienerwald (Restaurant)-Konzept aufgebaut wurden und fast ausschließlich Gerichte mit Grillhähnchen anboten.

Offizielle Redewendungen

  • Antifaschistischer Schutzwall – Bezeichnung der befestigten Grenze nach Westdeutschland und der Mauer
  • Das Studium der Dokumente – sich mit den Beschlüssen der Partei vertraut machen
  • Der feste/klare Klassenstandpunkt – sozialistisches Weltbild bzw. marxistisch-leninistische Weltanschauung
  • Der neue Mensch – Idealbild des Menschen im Sozialismus
  • Die guten Genossen – zuverlässige Parteikader
  • Die führende Rolle der Partei der Arbeiterklasse – Führungsanspruch der SED
  • Die historische Mission der Arbeiterklasse … – ist der Aufbau des Sozialismus
  • Die Partei, die Partei, die hat immer recht … – ein „Kampflied“
  • Die sozialistische Gesetzlichkeit – die Durchsetzung des sozialistischen Rechts
  • Die wissenschaftliche Weltanschauung – Bezeichnung für das marxistische Weltbild/den dialektischen und historischen Materialismus/die marxistische Philosophie
  • Die Partei der Arbeiterklasse – die SED/die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
  • Diplomaten im Trainingsanzug – für international erfolgreiche Sportler
  • Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik – offizieller Leitgedanke der SED-Politik seit 1971
  • Goldene Hausnummer – für Sieger im Wettbewerb von Hausgemeinschaften
  • Kollektiv der sozialistischen Arbeit – Auszeichnung im innerbetrieblichen Wettbewerb
  • Oder-Neiße-Friedensgrenze – Grenze zur Volksrepublik Polen
  • Parteiliches Verhalten – Verhalten entsprechend den sozialistischen Idealen und zum Nutzen der DDR
  • revolutionäre Wachsamkeit – insbesondere von „Tschekisten“, Zuträgern und Zensoren erwartete Eigenschaft
  • Unsere Menschen – die Parteikader reden über ‚ihre’ DDR-Bürger

Losungen

Losungen zum Ersten Mai und anderen Demonstrationen wurden vorgegeben. Dazu wurden in der Zeitung offizielle Listen veröffentlicht, aus denen Losungen gewählt werden konnten, z. B.:

  • Alles zum Wohle des Volkes!
  • Arbeite mit, plane mit, regiere mit!
  • Der Marxismus ist allmächtig, weil er wahr ist, auch Die Lehre von Marx ist allmächtig, weil sie wahr ist
  • Der Sozialismus ruft uns alle – gern verballhornt zu: Der Sozialismus rupft uns alle
  • Der Sozialismus siegt – gern verballhornt zu: Der Sozialismus siecht (besonders als Lichtreklame in Dresden am „Pirnaischen Platz“ bekannt gewesen)
  • Die Welt ist erkennbar
  • Erster Mai – „Internationaler Kampf- und Feiertag der Werktätigen für Frieden und Sozialismus“
  • Ewige Freundschaft mit der ruhmreichen Sowjetunion
  • Für Frieden und Völkerfreundschaft
  • Für Frieden und Sozialismus seid bereit. Immer bereit! – Gruß der Jung- und Thälmannpioniere
  • Im Mittelpunkt steht der Mensch
  • Jedermann an jedem Ort – einmal in der Woche Sport! (Zitat von Walter Ulbricht)
  • Mit jeder Mark, jeder Minute, jedem Gramm Material einen höheren Nutzeffekt! (sarkastische Fortsetzung: … koste es, was es wolle!)
  • Ohne Gott und Sonnenschein bringen wir die Ernte ein.
  • Proletarier aller Länder – vereinigt Euch! (als Witz: Vegetarier aller Länder – vereinigt Euch!)
  • Schöner unsere Städte und Gemeinden – Mach mit! (jährlicher Aufruf zu Arbeitseinsätzen – meist in der Form eines Subbotniks – in der Hausgemeinschaft und in öffentlichen Parks und Grünanlagen)
  • Unsere ganze Kraft für die Erfüllung des 5-Jahrplanes
  • Unsere ganze Schöpferkraft für den Sozialismus
  • Von der Sowjetunion lernen heißt siegen lernen – gern verballhornt zu: Von der Sowjetunion lernen, heißt siechen lernen,
  • Wir sind die Sieger der Geschichte
  • Wo ein Genosse ist, da ist die Partei – also die besseren Argumente!
  • So wie wir heute arbeiten, werden wir morgen leben

In der Wendezeit 1989 aber erfanden Demonstrationsteilnehmer selbst sehr treffende, zum Teil ironische und sarkastische Losungen. Losungen wie „Wir sind das Volk!“, und „Keine Gewalt“ begleiteten die friedliche Revolution. Andere Losungen waren zum Beispiel „Stasi in die Produktion!“ (gemeint war, die sollten arbeiten) und „Wir sind ein Volk!“ (zeitlich nach „Wir sind das Volk!“ Ende 1989/Anfang 1990).

Werbung

Die Werbung war, so sagte der Volksmund, immer ausgerichtet auf das, was gerade da war und weg musste. Von 1960 bis 1976 gab es auch Werbefernsehen – Tausend Tele-Tips (ttt). Das Werbefernsehen wurde unterbrochen durch einen kurzen Zeichentrickfilm im „Minikino“. Zu den gezeigten Filmen gehörte zum Beispiel Arthur, der Engel oder Hase und Wolf.

  • „A K A Electric – in jedem Haus zuhause!“
  • „Apfelmus schmeckt immer gut!“
  • „Das Malfa Kraftma Brot“
  • „Baden mit Badusan, Badusan …“
  • „Ei – rund und gesund!“
  • „Eine kleine flotte Biene ist die Teppichkehrmaschine“
  • „Jedermann auf jedem Tisch / mehrmals in der Woche Fisch!“
  • „Nimm ein Ei mehr!“
  • „Stets dienstbereit zu Ihrem Wohl / ist immer der Minol-Pirol!“
  • „Weißkohl ist ja sooo gesund!“
  • „Zweimal in der Woche Fisch, bereichert jeden Mittagstisch“
  • „Wartburg: Formschön und zuverlässig“

Ortsnamen

Ortschaften erhielten oft propagandistische Zusätze

oder wurden umbenannt:

Ehren- und Feiertage

Weitere Feiertage: Feiertage in der DDR

Projektionsworte

Von westlichen Medien als angebliche DDR-Idiomatismen verwendet, aber in der DDR nie Sprachgut oder völlig unbekannt:

  • Apparat – in Anlehnung an Obrigkeit die ganze staatliche Verwaltung und Machtstruktur der Partei (und damit des Staates) bis in den kleinsten Betrieb, in die unwichtigste Organisation, selbst in die Schulen und in die allerletzte Landecke, daraus auch:
  • Apparatnik, Apparatschik – ein (SED-)Parteifunktionär, der aus der Sicht des Apparates, der Partei- und Politbürokratie, denkt, redet und handelt. Als Projektionswort aber umstritten, da es in der russischen Umgangssprache so verwendet wird.
  • Njet – Nein (aus dem Russischen)
  • Nomenklatura – durch verschiedene übergeordnete SED-Leitungen bestätigte Personen, deren Karriere politisch abgesichert war, üblicherweise war von „Kadern“ die Rede.
  • Sudel-EdeKarl-Eduard von Schnitzler, hingegen war „Karl-Eduard von Schnitz…“ in der DDR geläufig, denn die letzte Silbe „…ler“ war wegen des umgeschalteten Fernsehprogramms (besonders vor 1969 originell und witzig, als es nur ein DDR-Programm gab) oder wegen des ausgeschalteten Fernsehapparats nicht mehr zu hören.
  • Vopo – Volkspolizist, hingegen wurde „Bulle“, „Grüner“ und „Straßenförster“ (besonders für die Verkehrspolizei) verwendet.

Kabarettistische Schöpfungen

  • „Geflügelte Jahresendfigur“ für Weihnachtsengel (aus der Satirezeitschrift „Eulenspiegel“, karikierte die offizielle bemühte Umgehung religiöser Begriffe). Siehe auch Jahresendflügelfigur
  • „Arbeite mit, plane mit, regiere mit!“ was propagandistisch verwendet wurde, wurde im Kabarett Herkuleskeule Dresden umgewandelt zu: „Arbeite mit, plane mit, reagiere mit!“, auch „Arbeite mit, plane mit, resigniere mit!“
  • „Ruhla-Uhren gehen nach wie vor“
  • TextilverbundelementKnopf, sollte zeigen, was das „Neusprech“ anrichten kann

Humoristische Interpretation von Abkürzungen

  • ARD – eigentlich „Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland“
  • BMSR – eigentlich „Betriebs-, Meß-, Steuerungs- und Regeltechnik“
  • CAD/CAM
    • Computer am Dienstag, Chaos am Mittwoch.
  • EDV
    • Ende der Vernunft
  • FDGB
    • Für die guten Bekannten (für Bückware verwendet)
  • Konsum
    • Kauft, ohne nachzudenken, schnell/ständig unseren Mist
  • KWV (Kommunale Wohnungsverwaltung)
    • Kann weiter verfallen
    • Kaputt, wüst, verrottet

Entwicklung nach 1990

Vor und auch nach der Deutschen Wiedervereinigung 1990 gab es bis heute einen von der BRD abweichenden dialektunabhängigen Sprachgebrauch, sowohl wegen teilweiser Weiterverwendung der „DDR-Sprache als auch wegen sprachlicher Neuschöpfungen. Sofern DDR-spezifische Wörter beibehalten wurden, verwendete man diese mit gleicher aber auch mit neuer Bedeutung. Teilweise werden diese Wörter auch von westdeutschen Massenmedien und der westdeutschen Bevölkerung aufgegriffen, auch wenn sie überwiegend von Ostdeutschen gebraucht werden oder zumindest dort entstanden sind. Davon abgesehen werden natürlich tausende neue bisher nur in Westdeutschland verwendete Wörter, Begriffe und Redewendungen seit 1990 gleichzeitig auch in Ostdeutschland verwendet, wie Arbeitsamt, Sozialhilfe, Finanzamt, Steuererklärung, … Einige davon wie Arbeitslosenhilfe, Abwicklung, ABM, Treuhand, Sozialhilfe werden offenbar aufgrund der größeren sozialen Deklassierung häufiger benutzt. Insgesamt gilt es mindestens 4 sprachliche bzw. linguistische Bereiche zu unterscheiden:

  1. Wortschöpfungen der DDR-Alltagssprache, zu denen abweichende westdeutsche Analogbegriffe existieren (Plaste, Broiler, Datsche, Feierabendheim, Freunde, Altstoffhandel, Konsum etc.)
  2. Markennamen typischer DDR-Produkte und Firmennamen, die im Westen vor der Wende nicht bekannt waren (Spee, Amiga, SKET, Minol, Mitropa, Piko etc.)
  3. Fachterminologie des sozialistischen Staatsapparats, von Wissenschaft, Industrie, Polizei, Militär, Landwirtschaft, Verwaltung, Rechtsprechung, Philosophie, Politik, z. B. in Form von Abkürzungen (VEB, PGH, HO, LPG, EVP, SERO, Delikat etc.) bzw. Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie, Republikflucht, Antifaschistischer Schutzwall, Marxismus/Leninismus, Dialektischer Materialismus etc.
  4. allgemein verbreitete deutsche Wörter, die im Westen nicht anders als im Osten gebraucht werden, in den Neuen Ländern aber aus rein praktischen Gründen häufiger zu hören sind (Treuhandanstalt, Abwicklung etc.)

Ungeordnete Beispiele für häufiger in Ostdeutschland verwendete Wörter, Witze und Redewendungen oder Wörter mit neuer Bedeutung:

Beispiele aller Art für die Weiterverwendung der „DDR-Sprache“ (häufiger als in Westdeutschland):

Literatur

  • Hugo Moser: Sprachliche Folgen der politischen Teilung Deutschlands. Beihefte zum „Wirkenden Wort“ 3. Schwann, Düsseldorf 1962.
  • Michael Kinne, Birgit Strube-Edelmann: Kleines Wörterbuch des DDR-Wortschatzes. 2. Auflage. Schwann, Düsseldorf 1981, ISBN 3-590-15509-4.
  • Martin Ahrends (Hrsg.): Trabbi, Telespargel und Tränenpavillon – Das Wörterbuch der DDR-Sprache. Heyne, München 1986, ISBN 3-453-02357-9.
  • Wolf Oschlies: Würgende und wirkende Wörter – Deutschsprechen in der DDR. Holzapfel, Berlin 1989, ISBN 3-921226-34-1.
  • Margot Heinemann: Kleines Wörterbuch der Jugendsprache. VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1990, ISBN 3-323-00273-3.
  • Manfred W. Hellmann: Divergenz und Konvergenz – Sprachlich-kommunikative Folgen der staatlichen Trennung und Vereinigung Deutschlands. In: Karin Eichhoff-Cyrus, Rudolf Hoberg (Hrsg.): Die deutsche Sprache zur Jahrtausendwende – Sprachkultur oder Sprachverfall. DUDEN-Reihe „Thema Deutsch“, Band 1. Mannheim (Duden-Redaktion) und Wiesbaden (GfdS) 2000, S. 247–275.
  • Birgit Wolf: Sprache in der DDR. Ein Wörterbuch. de Gruyter, Berlin und New York 2000, ISBN 3-11-016427-2. online bei Google-Books

Siehe auch

Weblinks


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