DEA1

DEA1
DES
DES
Eine Feistel-Runde (F-Funktion)
Entwickler IBM
Veröffentlicht 1975
Abgeleitet von Lucifer
Schlüssellänge 56 Bit
Blockgröße 64 Bit
Struktur Feistelchiffre
Runden 16
Beste bekannte Kryptoanalyse
DES gilt als unsicher, da Brute-Force-Angriffe möglich sind.
Bester analytischer Angriff ist die lineare Kryptoanalyse mit 243 bekannten Klartextblöcken.

Der Data Encryption Standard (DES) ist ein weit verbreiteter symmetrischer Verschlüsselungsalgorithmus.

Der DES-Algorithmus wurde als offizieller Standard für die US-Regierung (siehe FIPS 46) im Jahr 1976 bestätigt und wird seither international vielfach eingesetzt. Seine Entstehungsgeschichte hat wegen der Beteiligung der NSA am Design des Algorithmus immer wieder Anlass zu Spekulationen über seine Sicherheit gegeben. Heute wird DES aufgrund der verwendeten Schlüssellänge von nur 56 Bits für viele Anwendungen als nicht ausreichend sicher erachtet.

Die Schlüssellänge kann durch Mehrfachanwendung des DES jedoch leicht vergrößert werden. Als Triple-DES, auch als TDES, 3DES oder DESede bezeichnet, wird der DES weiterhin am häufigsten, zum Beispiel von Banken in Chipkartenanwendungen, eingesetzt, obwohl der TDES als offizieller Standard für die USA durch den Advanced Encryption Standard (AES) abgelöst wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zu Beginn der 1970er-Jahre war zwar die militärische Kryptologie auf einem hohen Niveau, für nichtmilitärische Anwendungen waren jedoch kaum brauchbare Produkte verfügbar. Das National Bureau of Standards (NBS) der USA – heute National Institute of Standards and Technology (NIST) – sah Bedarf für einen einheitlichen Standard für die behördenübergreifende Verschlüsselung vertraulicher Daten. Nach Beratungen mit der NSA veröffentlichte es am 15. Mai 1973 im amerikanischen „Federal Register“ eine Ausschreibung. Insbesondere sollte die Sicherheit des Algorithmus nach Kerckhoffs’ Prinzip nur von seinem geheimen Schlüssel, nicht aber von der Geheimhaltung des Algorithmus abhängen. Keiner der eingereichten Kandidaten erfüllte jedoch die gestellten Bedingungen, was zu einer neuerlichen Ausschreibung am 27. August 1974 führte.

IBM lieferte einen vielversprechenden Vorschlag, der auf einer Weiterentwicklung des wenige Jahre zuvor unter der Mitarbeit von Horst Feistel entwickelten Algorithmus „Lucifer“ beruhte. Dieser Algorithmus zeichnete sich dadurch aus, dass er einfache logische Operationen auf kleinen Bitgruppen nutzte und dadurch leicht in Hardware implementierbar war. Neben Feistel selbst waren auch Walter Tuchman, Don Coppersmith, Alan Konheim, Carl Meyer, Mike Matyas, Roy Adler, Edna Grossman, Bill Notz, Lynn Smith und Bryant Tuckerman Mitglieder des IBM-Entwicklungsteams.

Die Rolle der NSA

NBS und IBM beschlossen eine Kooperation mit Unterstützung der National Security Agency (NSA). Welchen Einfluss die NSA auf die Entwicklung des Algorithmus hatte, ist umstritten. Vor allem die Schlüssellänge von 56 Bits statt 128 Bits und das Design der für Substitution zuständigen „S-Boxen“ gab Anlass zu Spekulation über mögliche Hintertüren, die eventuell durch die NSA eingeführt wurden.

Am 17. März 1975 wurde der Algorithmus im „Federal Register“ veröffentlicht. Die NBS bat zudem um öffentliche Stellungnahme. Im folgenden Jahr wurden zwei Workshops zum vorgeschlagenen Standard abgehalten. Durch die unklare Rolle der NSA zogen die Veränderungen des Algorithmus von verschiedenen Seiten Kritik auf sich, unter anderem von den Pionieren asymmetrischer Kryptosysteme Martin Hellman und Whitfield Diffie. Es wurde gemutmaßt, die NSA habe eine Hintertür eingebaut, welche das Verfahren dergestalt schwächt, dass sie damit verschlüsselte Nachrichten lesen konnten. Alan Konheim, einer der DES-Entwickler, gab an, die S-Boxen nach Washington gesendet und stark verändert wiedererhalten zu haben.

Ein nachrichtendienstliches Komitee des US-Senats untersuchte die Einflussnahme des NSA. In der nicht als Verschlusssache gehandhabten Zusammenfassung des Berichts gaben sie 1978 an:

„In the development of DES, NSA convinced IBM that a reduced key size was sufficient; indirectly assisted in the development of the S-box structures; and certified that the final DES algorithm was, to the best of their knowledge, free from any statistical or mathematical weakness. […]
NSA did not tamper with the design of the algorithm in any way. IBM invented and designed the algorithm, made all pertinent decisions regarding it, and concurred that the agreed upon key size was more than adequate for all commercial applications for which the DES was intended.“
(deutsch: „Während der Entwicklung von DES überzeugte die NSA IBM davon, dass eine reduzierte Schlüssellänge ausreichend sei; half indirekt bei der Konstruktion der S-Boxen; und zertifizierte den entstehenden DES-Algorithmus als nach bestem Gewissen frei von statistischen und mathematischen Schwächen.[…]
Die NSA veränderte das Design des Algorithmus in keiner Weise. IBM entwarf und entwickelte diesen, traf alle sachdienlichen Entscheidungen und stimmte darin überein, dass die verkürzte Schlüssellänge mehr als adäquat für die vorgesehenen kommerziellen Verwendungen sei.“)

Walter Tuchman, ein weiterer DES-Entwickler, wird mit den Worten „We developed the DES algorithm entirely within IBM using IBMers. The NSA did not dictate a single wire!“ (deutsch: „Wir haben den DES-Algorithmus vollständig innerhalb von IBM unter Nutzung von IBMern entwickelt. Die NSA hat nicht eine einzige Leitung diktiert!“) zitiert.

Durch die Veröffentlichung der differentiellen Kryptoanalyse durch Adi Shamir und Eli Biham im Jahr 1990 wurden einige der Befürchtungen einer Hintertür aus dem Wege geräumt. DES zeigte sich durch die Gestaltung der S-Boxen deutlich widerstandsfähiger gegen diese generische Angriffsmethode gegen Blockchiffren, als dies bei einer zufälligen Anordnung der Fall gewesen wäre. 1994 veröffentlichte Don Coppersmith die ursprünglichen Designkriterien für die S-Boxen. Es zeigte sich, dass IBM die differentielle Kryptoanalyse bereits in den 1970er Jahren entdeckt hatte und nach Umgestaltung der S-Boxen von der NSA zur Geheimhaltung instruiert worden war.

Coppersmith erklärte „that was because [differential cryptanalysis] can be a very powerful tool, used against many schemes, and there was concern that such information in the public domain could adversely affect national security.“ (deutsch: „dies geschah, da die [differentielle Kryptoanalyse] ein mächtiges Werkzeug gegen viele Verfahren sein kann und es Bedenken gab, die nationale Sicherheit könne durch eine Veröffentlichung gefährdet werden.“).

Shamir selbst kommentierte „I would say that, contrary to what some people believe, there is no evidence of tampering with the DES so that the basic design was weakened.“ (deutsch: „Anders als manche glauben, sehe ich selbst keine Hinweise auf Manipulation von DES, welche das grundlegende Design geschwächt hat.“)

Die Kritik an der Länge des Schlüssels blieb jedoch bestehen und wurde durch die Begründung der NSA, 8 der 64 Schlüsselbits könnten als Paritätsbits verwendet werden, noch weiter gestützt. Es wird weithin vermutet, dass die Reduzierung der NSA die Möglichkeit eines Angriffs mit der Brute-Force-Methode schaffen sollte.

Heute gilt der DES aufgrund seiner geringen Schlüssellänge als nicht mehr sicher genug. Ein „Problem“, das durch die Mehrfachanwendung des DES mit unterschiedlichen Schlüsseln wie zum Beispiel im TDES jedoch leicht behoben werden kann.

Wissenschaftliche Untersuchungen haben mittlerweile erwiesen, dass DES trotz seiner Schlüssellänge von nur 56 Bits sicherer ist als der Lucifer-Algorithmus mit seinen 128 Bits.

Standardisierung

Trotz der andauernden Kritik wurde DES als Standard für alle amerikanischen Bundesbehörden zugelassen und am 15. Januar 1977 als FIPS PUB 46 publiziert; verpflichtend für sie wurde er sechs Monate später. Der Standard enthielt die Auflage, alle fünf Jahre neu bestätigt werden zu müssen. Weiterhin befasste sich die Internationale Organisation für Normung (ISO) mit dem Algorithmus unter der Bezeichnung Data Encipherment No. 1 (DEA1).

1981 wurde der DES-Algorithmus vom American National Standards Institute (ANSI) als Standard für den privaten Sektor anerkannt.

Bereits Anfang der 1990er Jahre äußerten Kryptografen erste Zweifel, ob der DES-Algorithmus noch als sicher anzusehen sei. Zum einen hatte sich die Hardware im Vergleich zu 1970 stark weiter entwickelt, zum anderen glaubte man auch Schwächen im Algorithmus zu erkennen. 1994 wurde ein theoretischer Angriff mittels linearer Kryptoanalyse publiziert. Mitte 1998 führte die Electronic Frontier Foundation (EFF) einen erfolgreichen Angriff über die Brute-Force-Methode durch. Die Gesellschaft baute hierzu eine spezielle Hardware mit insgesamt über 1800 Mikroprozessoren[1] und konnte mit dieser einen Schlüssel in weniger als drei Tagen brechen. Die Arbeiten am Nachfolgestandard AES hatten zu diesem Zeitpunkt schon begonnen. Am 26. Mai 2002 wurde DES schließlich von AES ersetzt.

Die Einführung von DES gilt als Auslöser einer Vielzahl kryptographischer Studien, besonders solcher, die sich mit dem Angriff auf Blockchiffrierungen befassen. Bruce Schneier schreibt in seinem Buch „Angewandte Kryptographie“:

„Inoffiziell bezeichnete die NSA den DES als einen ihrer größten Fehler. Hätte die Behörde gewußt, daß die Einzelheiten herausgegeben und Softwareimplementierungen möglich wurden, hätte sie niemals zugestimmt. Mehr als alles andere revolutionierte DES die gesamte Kryptoanalyse. Jetzt gab es einen Algorithmus, den man untersuchen konnte – sogar einen, den die NSA als sicher bezeichnete.“[2]

Chronologie

Datum Ereignis
15. Mai 1973 Das NBS veröffentlicht eine erste Ausschreibung für ein standardisiertes Verschlüsselungsverfahren
27. August 1974 Das NBS veröffentlicht eine zweite Ausschreibung für ein standardisiertes Verschlüsselungsverfahren
17. März 1975 DES wird im „Federal Register“ veröffentlicht
August 1976 Erster Workshop zu DES
September 1976 Zweiter Workshop, welcher die mathematischen Grundlagen von DES behandelt
November 1976 DES wird als Standard zugelassen
15. Januar 1977 DES wird als FIPS-Standard „FIPS PUB 46“ veröffentlicht
1983 DES wird das erste mal neu bestätigt
1986 Videocipher II, ein auf DES basierendes Verschlüsselungssystem für Fernsehsatelliten wird von der HBO verwendet
22. Januar 1988 DES wird als „FIPS 46-1“ revalidiert, welches FIPS PUB 46 ersetzt
1992 Biham und Shamir publizieren den ersten theoretischen Angriff mit gegenüber der Brute-Force-Methode verminderter Komplexität: die differentielle Kryptanalyse. Dieser Angriff erfordert jedoch unrealistische 247 frei gewählte Klartexte.
30. Dezember 1993 DES wird ein drittes Mal bestätigt, diesmal als „FIPS 46-2“
1994 Die erste experimentelle Kryptoanalyse von DES wird mittels linearer Kryptoanalyse durchgeführt (Matsui, 1994)
Juni 1997 Das DESCHALL-Projekt bricht erstmals öffentlich eine mit DES verschlüsselte Nachricht
Juli 1998 Der DES-Knacker „Deep Crack“ der EFF bricht einen DES-Schlüssel binnen 56 Stunden
Januar 1999 Deep Crack und distributed.net brechen in einer Kooperation einen DES-Schlüssel in 22 Stunden und 15 Minuten
25. Oktober 1999 DES wird ein viertes Mal in Gestalt des „FIPS 46-3“ bestätigt. Dieser gibt als bevorzugte Anwendung 3DES an und erlaubt DES selbst nur für den Einsatz in veralteten Systemen
26. November 2001 Der Advanced Encryption Standard (AES) wird als „FIPS 197“ publiziert
26. Mai 2002 Der AES tritt in Kraft
26. Juli 2004 Im „Federal Register“ wird die Absetzung des FIPS 46-3 und verwandter Standards empfohlen
19. Mai 2005 NIST setzt den FIPS 46-3 außer Kraft
März 2006 Der FPGA-basierte Parallelrechner COPACOBANA kostet weniger als 10.000 Dollar (Materialkosten) und bricht DES in weniger als 9 Tagen

Funktionsweise

DES Funktionsweise

Bei DES handelt es sich um einen symmetrischen Algorithmus, das heißt zur Ver- und Entschlüsselung wird derselbe Schlüssel verwendet. DES funktioniert als Blockchiffre, jeder Block wird also unter Verwendung des Schlüssels einzeln chiffriert, wobei die Daten in 16 Iterationen beziehungsweise Runden von Substitutionen und Transpositionen (Permutation) nach dem Schema von Feistel „verwürfelt“ werden. Die Blockgröße beträgt 64 Bits, das heißt ein 64-Bit-Block Klartext wird in einen 64-Bit-Block Chiffretext transformiert. Auch der Schlüssel, der diese Transformation kontrolliert, besitzt 64 Bits. Jedoch stehen dem Benutzer von diesen 64 Bits nur 56 Bits zur Verfügung; die übrigen 8 Bits (jeweils ein Bit aus jedem Byte) werden zum Paritäts-Check benötigt. Die effektive Schlüssellänge beträgt daher nur 56 Bits. Die Entschlüsselung wird mit dem gleichen Algorithmus durchgeführt, wobei die einzelnen Rundenschlüssel in umgekehrter Reihenfolge verwendet werden.

Betriebsmodi

Der DES-Algorithmus beschreibt zunächst nur, wie ein Datenblock mit 64 Bits verarbeitet wird. Zur Verarbeitung einer Nachricht beliebiger Länge gibt es verschiedene Betriebsmodi: ECB, CBC, CFB, OFB. Diese Verfahren lassen sich auf jede Blockchiffre anwenden.

Die Nachricht wird in 64-Bit-Blöcke zerlegt. Beim ECB und CBC wird der letzte Block auf volle 64 Bits ergänzt bzw. ein weiterer Block angefügt. Zum Auffüllen wird die Bitfolge 1000… verwendet. Diese Paddingvorschrift ist eindeutig umkehrbar, das heißt, die Füllbits können nach dem Entschlüsseln wieder entfernt werden.

ECBElectronic Code Book. Die Blöcke werden jeweils mit dem gleichen Schlüssel unabhängig von einander verschlüsselt. Hierdurch entstehen bei Chiffrierung gleicher Klartextblöcke auch gleiche Chiffretextblöcke. Übertragungsfehler in einem Block wirken sich nur dann auf andere Blöcke aus, wenn hierbei fälschlich die Anzahl der Bits verändert wird.

CBCCipher Block Chaining Mode. Vor der Verschlüsselung wird der Klartextblock mit dem zuvor verschlüsselten Block verknüpft (XOR-Verknüpfung). Der erste Klartextblock wird mit dem Initialisierungsvektor IV verknüpft. Der IV wird zur Entschlüsselung benötigt, muss jedoch nicht geheim gehalten werden. Dadurch entsteht eine Verkettung (englisch chain) der Blöcke. Trotz dieser Verkettung wird bei einem Übertragungsfehler in einem Chiffrenblock nur der betroffene Block und der nachfolgende falsch entschlüsselt. Fehler/Manipulationen in einem Block wirken sich also bei der Entschlüsselung nur auf den fehlerhaften/manipulierten und den nächsten Block aus. Trotzdem gilt, dass durch eine einzige Änderung im Klartext sich alle nachfolgenden Blöcke in der Folge stark verändern. Ein Angreifer kann daher die Chiffre kaum unbemerkt verändern, ohne dass danach zwei Blöcke erkennbar manipuliert sind. In keinem Fall sind gezielte Veränderungen ohne Kenntnis des Schlüssels möglich. Durch Verwendung eines verschlüsselten Prüfwerts (zum Beispiel CRC) wird dies mit höchster Sicherheit ausgeschlossen.

OFBOutput Feedback Mode. In diesem Modus wird eine Zufallsfolge erzeugt. Dazu wird ein Initialisierungsvektor IV verschlüsselt, das Ergebnis erneut verschlüsselt etc. Die Verschlüsselung erfolgt durch XOR-Verknüpfung der Zufallsfolge mit dem Klartext. Der IV darf nur einmalig verwendet werden. Diese Verfahren entspricht einer Stromchiffre vergleichbar zu RC4. Übertragungsfehler führen beim OFB lediglich zur falschen Dechiffrierung einzelner Zeichen, eine Veränderung der Bitanzahl kann jedoch ohne explizite Resynchronisierung nicht korrigiert werden.

CFBCipher Feedback Mode. Hier wird wie beim OFB eine Zufallsfolge erzeugt und zur Verschlüsselung per XOR-Verknüpfung genutzt. Jedoch wird die Chiffre zur Berechnung der Zufallsfolge verwendet (daher die Bezeichnung Cipher Feedback). Gegen Übertragungsfehler ist CFB ähnlich wie CBC resistent.

Die Feistel-Funktion

Die F-Funktion von DES arbeitet auf Halbblöcken zu je 32 Bits und besteht aus vier Phasen:[3]

  1. Die Halbblöcke werden mittels einer geeigneten Permutation E auf 48 Bits Länge expandiert, indem einzelne Bits mehrfach verwendet werden.
  2. Das Ergebnis wird mit einem Teilschlüssel XOR-verknüpft. Für jede Runde wird hierzu nach einer festen Vorschrift ein anderer 48-Bit Teilschlüssel aus dem Hauptschlüssel generiert.
  3. Die resultierenden Blöcke werden in acht 6-Bit-Stücke zerteilt und diese mittels Substitution durch S-Boxen auf eine Länge von 4 Bits komprimiert. Diese nicht-lineare Transformierung in den S-Boxen stellt das Herzstück der Sicherheit von DES dar, ohne sie wäre DES linear und trivial zu brechen.
  4. Die 32 Bits Ausgabe der S-Boxen werden mittels einer festen Permutation P rearrangiert.

Diese Kombination aus Permutationen und Substitutionen entspricht dem von Claude Shannon aufgestellten Prinzip der Konfusion und Diffusion.

Schwächen

„Deep Crack“-Hardware, die zur DES-Entschlüsselung diente

Weil die Schlüssellänge nur 56 Bit beträgt, konnte DES bereits durch Brute-Force-Angriffe gebrochen werden, indem systematisch alle möglichen Schlüssel (256 = ca. 72 Billiarden) getestet wurden. Es gibt die Vermutung, dass diese kleine Schlüssellänge absichtlich gewählt wurde, weil die NSA bereits in den 1970er-Jahren genug Rechnerkapazität besaß, um diese Verschlüsselung zu brechen.

Deep Crack

Die EFF baute 1998 eine etwa 250.000 Dollar teure Maschine mit dem Namen „Deep Crack“. Dieser Superrechner enthielt 1536 spezielle Krypto-Chips und konnte pro Sekunde etwa 88 Milliarden Schlüssel testen. Im Juli 1998 gelang es mit dieser Maschine, einen DES-Code in 56 Stunden zu knacken und damit die „DES Challenge II-2“ zu gewinnen, die von der Firma RSA Security ausgeschrieben worden war. 1999 gewann die gleiche Maschine die „DES Challenge III“; dazu arbeitete sie mit dem weltweiten Netzwerk von distributed.net, bestehend aus etwa 100.000 Rechnern, zusammen. Der DES-Schlüssel wurde in 22 Stunden und 15 Minuten gefunden, mehr als 245 Milliarden Schlüssel wurden pro Sekunde getestet.

COPACOBANA

Kostenoptimierte COPACOBANA-Maschine zum Brechen von DES, gebaut von einer Arbeitsgemeinschaft der Universitäten Bochum und Kiel

Die einzige andere öffentlich bekannte Maschine zum Brechen von DES ist COPACOBANA. Sie wurde 2006 von zwei Arbeitsgruppen an den Universitäten Bochum und Kiel gebaut. Im Gegensatz zu Deep Crack besteht eine COPACOBANA aus rekonfigurierbaren Hardware-Bausteinen, nämlich FPGAs. 120 FPGAs vom Typ XILINX Spartan3-1000 sind in einer Maschine auf 20 DIMM Modulen zusammen gefasst, wobei jedes DIMM Modul sechs FPGAs enthält. COPACOBANA kann 65 Milliarden DES-Schlüssel pro Sekunde testen, woraus sich eine durchschnittliche Suchzeit von 6,4 Tagen für eine DES-Attacke ergibt. Durch den Einsatz rekonfigurierbarer Hardware kann COPACOBANA auch zum Brechen anderer Chiffren wie A5 eingesetzt werden. Die Material- und Herstellungskosten von COPACOBANA belaufen sich auf etwa 10.000 Dollar. Der Kostenvorteil gegenüber Deep Crack um einen Faktor 25 ist ein beeindruckendes Beispiel für das Mooresche Gesetz. Hiernach wäre ein Kostenvorteil von etwa 32 = 25 zu erwarten gewesen, da acht Jahre zwischen dem Bau der beiden Maschinen verstrichen sind (das Mooresche Gesetz sagt eine Halbierungen der Kosten digitaler ICs alle 1,5 Jahre voraus, so dass bei acht Jahren etwa 5 Halbierungen stattgefunden haben sollten).

Geringfügige Schwächen

DES besitzt eine Komplement-Eigenschaft, das heißt, es gilt

\operatorname{DES}_K(m) = \overline{\operatorname{DES}_{\overline{K}}(\overline{m})} für alle Schlüssel K und alle Klartexte m,

wobei \overline{x} das bitweise Komplement von x bezeichnet. Dadurch lässt sich mit einem Chosen-Plaintext-Angriff bei einer vollständigen Schlüsselsuche der Suchraum auf 255 Schlüssel halbieren.

Es existieren vier schwache Schlüssel K mit der Eigenschaft, dass

\operatorname{DES}_K(\operatorname{DES}_K(m))=m für alle Klartexte m.

Des Weiteren gibt es sechs semi-schwache Schlüsselpaare (K1,K2) mit der Eigenschaft, dass

\operatorname{DES}_{K_1}(\operatorname{DES}_{K_2}(m))=m für alle Klartexte m.

In der Praxis lässt sich die Verwendung dieser Schlüssel jedoch leicht vermeiden, indem sie bei der Schlüsselerzeugung explizit ignoriert werden.

Anwendungen

Breite Anwendung findet der DES-Algorithmus bei Geldautomaten: Mit Hilfe des DES-Algorithmus und eines geheimen Schlüssels wird bereits in der Tastatur eine sogenannte PAC berechnet. Diese wird zusammen mit den Daten des Magnetstreifens (Kontonummer, Bankleitzahl, Gültigkeitszeitraum, …) zum Host des kontoführenden Instituts geschickt, dort wird die PIN entschlüsselt und verifiziert.

In der Anfangszeit der Geldautomaten wurde aus den Daten des Magnetstreifens (Kontonummer, Bankleitzahl, Gültigkeitszeitraum, …) und dem geheimen Schlüssel die PIN berechnet und das Ergebnis mit der Eingabe des Benutzers verglichen. Diese sogenannte offline PIN-Prüfung wird seit mehreren Jahren nicht mehr verwendet.

Bis zum heutigen Tage wird DES für die Sprachverschlüsselung von sicherheitskritischen Sprechfunkaussendungen verwendet. In Deutschland gehören zu den Anwendern diverse polizeiliche Sondereinheiten sowie die Verfassungsschutzbehörden des Bundes und der Länder. Verbreitet sind zu diesem Zweck Sprechfunkgeräte von Motorola. Die Sprache wird mittels Delta-Modulation digitalisiert und durch ein zertifiziertes Steckmodul im Inneren des Sprechfunkgerätes zur Verschlüsselung geschleust. Das Modul ist gegen Manipulationen geschützt, der Schlüssel ist nicht auslesbar und wird bei Manipulationsversuchen gelöscht. Die Schlüsselverwaltung erfolgt entweder im direkten Zugriff auf das Gerät mit einem sog. key variable loader (KVL), oder über Funk zentral von einem key management centre. Für diese Anwendung ist auch DES nach heutigem Stand der Technik mehr als ausreichend sicher, sofern für jedes Einsatzgeschehen (bzw. regelmäßig während längerer Einsätze) die Schlüssel gewechselt werden, da das gesprochene Wort in solchen Anwendungsfällen nur aktuell für die Gegenseite von Bedeutung ist. Eine mögliche Entschlüsselung nach Stunden oder Tagen ist für den Einsatz in der Regel irrelevant, da dann bereits „alles gelaufen ist“. Außerdem ist bei dem üblicherweise betroffenen Klientel kaum zu erwarten, dass dort Fachkenntnisse und technische Mittel zur Decodierung drahtloser verschlüsselter Aussendungen vorhanden sind.

Die bis vor kurzem gültige US-Exportbeschränkung für den DES mit voller 56-Bit-Schlüssellänge wurde inzwischen aufgehoben.

Ersatz-Algorithmen

Triple-DES

Viele frühere DES-Nutzer benutzen jetzt Triple-DES (auch 3DES oder DESede genannt). Die Idee der mehrfachen Ausführung von DES mit zwei verschiedenen Schlüsseln ist ein Verfahren, das vom DES-Mitentwickler Walter Tuchman beschrieben und analysiert wurde (siehe FIPS 46-3). Ralph Merkle und Martin Hellman schlugen nach einer weiteren Analyse 1981 die Dreifachverschlüsselung mit drei unabhängigen, voneinander verschiedenen Schlüsseln vor[4].

Dabei wird jeder Datenblock mit einem DES-Schlüssel K1 chiffriert, dann mit K2 dechiffriert und mit K3 chiffriert:

\operatorname{3DES}_{(K_1, K_2, K_3)} := \operatorname{DES}_{K_3} \circ \operatorname{DES}^{-1}_{K_2} \circ \operatorname{DES}_{K_1}

Die Schlüssel K1, K2 und K3 können jeweils ein einfach langer DES-Schlüssel sein, oder K1 und K3 die linke Hälfte eines doppelt langen DES-Schlüssels und K2 die rechte Hälfte. Bei einem dreifach langen Schlüssel sind K1, K2 und K3 der jeweilige Anteil des Schlüssels. Dieses Verfahren wird auch als EDE (Encrypt-Decrypt-Encrypt) bezeichnet. Eine einfache DES-Verschlüsselung ist somit ein Spezialfall von 3DES:

\operatorname{3DES}_{(K, K, K)} = \operatorname{DES}_K

Da die Menge der DES-Verschlüsselungen unter Komposition nicht geschlossen ist (das heißt, es gibt Schlüssel K1 und K2, sodass \operatorname{DES}_{K_2} \circ \operatorname{DES}_{K_1} \neq \operatorname{DES}_K für alle Schlüssel K), lässt sich damit die effektive Schlüssellänge tatsächlich steigern. Dies konnte allerdings erst 1992 gezeigt werden[5].

Die Schlüssellänge von 3DES ist mit 168 Bits dreimal so groß wie bei DES (56 Bits), wodurch die Schlüsselkomplexität um den Faktor 2112 gesteigert wird. Die effektive Schlüssellänge liegt aber nur bei 112 Bits, bedingt durch die Möglichkeit des sogenannten Meet-in-the-middle-Angriff: Ist der Angreifer im Besitz eines Paares aus Klartext und Chiffre, so kann er die Verschlüsselung von beiden Seiten angreifen. Der Klartext wird mit sämtlichen möglichen Schlüsseln für Stufe 1 verschlüsselt (256 Möglichkeiten). Die so entstandenen Texte werden ebenfalls jeweils mit allen möglichen Schlüsseln für Stufe 2 verschlüsselt (2112 Möglichkeiten). Deren Ergebnisse vergleicht man mit den Ergebnissen der Entschlüsselung des Chiffretextes mit sämtlichen Schlüsseln (256Möglichkeiten). So müssen insgesamt nur 2112+256 Ver- bzw. Entschlüsselungen durchgeführt werden, anstatt 2168 bei Verwendung der Brute-Force-Methode.

3DES wird momentan als ähnlich sicher wie moderne Verschlüsselungsverfahren bei 128 Bits Schlüssellänge angesehen. Es ist dabei aber relativ langsam, da der Rechenaufwand durch die dreimalige Verschlüsselung hoch ist. Man beachte im Übrigen, dass es mehrere Methoden gibt, DES dreimal anzuwenden; Tuchmans 3DES ist nur eine davon.

AES

Durch einen Wettbewerb des NIST wurde im Oktober 2000 der Advanced Encryption Standard (AES) gewählt, um DES offiziell zu ersetzen. Das jetzt als AES bezeichnete Verschlüsselungsverfahren, das den Wettbewerb gewann, war von seinen belgischen Entwicklern Vincent Rijmen und Joan Daemen unter dem Namen Rijndael zu diesem Wettbewerb eingereicht worden.

3DESE – Triple DES im Bereich PPP

Die im RFC 2420 definierte Protokollerweiterung 3DESE (Triple-DES Encryption Protocol Extension) ermöglicht über PPP (Point-to-Point Protocol) die gewohnte Triple-DES-Verschlüsselung.

Einzelnachweise

  1. http://www.cryptography.com/resources/whitepapers/DES.html
  2. Bruce Schneier: Applied Cryptography, Protocols, Algorithms, and Source Code in C, 2. Auflage, John Wiley and Sons, New York (1996) p. 267
    Angewandte Kryptographie, Protokolle, Algorithmen und Sourcecode in C, Pearson Studium, 2006
  3. Alfred H. Menezes, Paul C. van Oorschot, Scott A. Vanstone, „Handbook of Applied Cryptography“, CRC Press, 1996, ISBN 0-8493-8523-7
  4. R. C. Merkle, M. E. Hellman, "On the Security of Multiple Encryption," Communications of the ACM, Vol. 24, Nr. 7, Juli 1981
  5. K. Campbell, M. Wiener: "DES is not a group", CRYPTO ’92 Proceedings, Seiten 512–520, 1992

Literatur

  • Bruce Schneier: Applied Cryptography, Protocols, Algorithms, and Source Code in C, 2. Auflage, John Wiley and Sons, New York
  • Bruce Schneier: Angewandte Kryptographie, Protokolle, Algorithmen und Sourcecode in C, Pearson Studium, 2006

(1996) p. 267

  • Klaus Schmeh: Codeknacker gegen Codemacher. Die faszinierende Geschichte der Verschlüsselung. Verlag: W3l; 2. Auflage, 2007, ISBN 978-3-937137-89-6. S. 263-274
  • Spektrum der Wissenschaft, Dossier Kryptographie (4/2001), S. 42–47

Weblinks


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