Adam Wandruszka

Adam Wandruszka

Adam Wandruszka, ursprünglich Wandruszka von Wanstetten (* 16. August 1914 in Lemberg (Galizien), heute Lwiw (Ukraine); † 9. Juli 1997 in Wien), war ein österreichischer Historiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Sohn eines Offiziers der österreichisch-ungarischen Armee studierte in Wien bei Heinrich von Srbik Geschichte und stand wie dieser oder Otto Brunner in der großdeutschen Historikertradition. Im April 1938 trat Wandruszka laut dem Neuen Wiener Tagblatt als SA-Obertruppführer im Namen der nationalsozialistischen Hörerschaft mit einer Dankadresse und Antwort auf Srbiks große Rede aus Anlass des "Anschlusses" hervor.[1] Adam Wandruszka suchte gemeinsam mit seinem Bruder Mario Wandruszka am 28. Mai 1938 um Aufnahme in die NSDAP an, erhielt aber etwa ein Jahr lang keinen Bescheid. Der Gauleiter von Wien befürwortete schließlich das Gesuch mit der Begründung, die Brüder stünden „seit März 1933 in der Bewegung“ und man sähe ihnen das Achtel jüdischen Blutes, das in ihren Adern fließe, nicht an. Der Appell an die „Gnade des Führers“ hatte Erfolg, die Brüder wurden am 1. Mai 1941 rückwirkend mit 1. Mai 1938 in die Partei aufgenommen.[2] Im Krieg diente Wandruszka beim Afrikakorps, wurde verletzt und ging im Frühjahr 1943 in Amerikanische Kriegsgefangenschaft. Dort in den USA begann er nachzudenken und sich eines Besseren zu besinnen. [3] Nach 1945 war Wandruszka zunächst publizistisch tätig (in der „Furche“ und der „Presse“), habilitierte sich dann in Geschichte und folgte 1959 einem Ruf auf eine Professur an der Universität zu Köln (hier fungierte er ehrenamtlich auch als Leiter des Akademischen Auslandsamtes), dann, 1969 bis 1984, lehrte er an der Universität Wien. Wandruszka widmete sich vor allem der Erforschung von weniger bekannten Teilaspekten der Geschichte der habsburgischen Donaumonarchie (etwa dem Leben von Kaiser Leopold II.).

Wandruszka galt ungeachtet seines urbanen Auftretens und seiner Distanzierung vom Nationalsozialismus als Repräsentant einer konservativ-nationalen Sicht der Geschichte, was ihn in späteren Jahren in einen Gegensatz zu jüngeren Zeithistorikern wie Erika Weinzierl brachte.

Seine Bibliothek von über 7000 Büchern und einigen Konvoluten sonstiger Schriftstücke wurde durch seine Witwe 2002 als Wandruszka-Fonds dem Istituto per gli Incontri Culturali Mitteleuropei in Gorizia vermacht.[4]

Auszeichnungen

Publikationen

  • Das Haus Habsburg, Wien 1956
  • Leopold II (2 Bände) Wien 1963 und 1965
  • Österreich und Italien im 18. Jahrhundert Wien 1963

Einzelnachweise

  1. Neues Wiener Tagblatt, 28. April 1938.
  2. Hans Weiss und Krista Federspiel: Wer? Kremayr u. Scheriau, Wien 1988, ISBN 3-218-00475-6, S 207
  3. Interview Hartmut Lehmann, Schüler Wandruszkas in Köln (Zugriff April 2011)
  4. Wandruszka-Fonds (Zugriff Februar 2011)

Weblinks


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