Adamantius

Adamantius
Origenes

Origenes (in manchen älteren Quellen auch als Horigenes oder versehentlich als Origines bezeichnet) (* 185 in Alexandria; † 254 in Tyros, heute im Libanon, oder 253 in Caesarea Maritima) war ein Kirchenschriftsteller, christlicher Gelehrter und Theologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ausbildung

Sein voller Name war vermutlich Origenes Adamantius. Der Name, „von Horus stammender“, deutet auf ägyptische Herkunft (ungenaue, weil nur auf Inschriften anwendbare Anmerkung: Der Unterschied zwischen den Namen „Horigenes“ und „Origenes“ rührt daher, dass im Alt-Griechischen anlautende Vokale mit einem Hauchlaut versehen werden können. Im Schriftbild hieß es immer Origenes.) Durch seinen Vater Leonides wurde ihm eine umfassende biblische und wissenschaftliche Unterweisung zuteil. 202 verlor Origenes seinen Vater durch die Christenverfolgung unter Septimius Severus (das Proselytenverbot galt auch für Christen). Er suchte dem Vater ins Martyrium zu folgen, was nur durch eine List seiner Mutter verhindert werden konnte. (Origenes wollte aus dem Haus laufen, doch seine Mutter hinderte ihn daran, indem sie ihm seine Kleidung stahl...) Der Tod des Leonides ließ die Familie verarmt zurück, ihr Eigentum wurde eingezogen. Origenes jedoch kam unter den Schutz einer wohlhabenden und angesehenen Frau.

Ab 203 in Alexandria erteilte er Unterricht in elementarer Grammatik an der vom Bischof von Alexandria (Demetrius) unterstützten Katechetenschule. Der junge Lehrer besuchte während der Christenverfolgung unablässig die Gefangenen, sorgte für sie vor Gericht und tröstete die Verurteilten, wobei er selbst wie durch ein Wunder vor Schaden bewahrt wurde.

Um unabhängig von seinen Unterrichtseinkünften zu sein, verkaufte Origenes seine Bibliothek für einen Betrag, der ihm ein tägliches Einkommen von vier Oboloi sicherte (ungefähr zwölf Cent), wovon er in äußerster Bescheidenheit lebte. Tagsüber unterrichtete er, den größeren Teil der Nacht widmete er dem Bibelstudium und lebte in strenger Askese. Diese ging so weit, dass er Matthäus 19,12 buchstäblich Folge geleistet und sich entmannt haben soll; von der heutigen Forschung wird dies allerdings bezweifelt. Vermutlich stammt diese Behauptung von den Gegnern des Origenes, wie z. B. Demetrius.

Es ist umstritten, ob Origenes in Alexandria Schüler des berühmten neuplatonischen Philosophen Ammonios Sakkas gewesen ist, bei dem Plotin seine Ausbildung erhielt, und dort platonisch beeinflusst worden ist. In der modernen Forschung wird von einigen angenommen, dass diese Annahme auf einer Verwechslung mit einem gleichnamigen nichtchristlichen Platoniker beruht.

211 bis 212 weilte Origenes in Rom, kehrte aber ernüchtert über die Laxheit während des Pontifikats Zephyrinus’ nach Alexandria zurück und widmete sich verstärkt seinem Unterricht. Indes waren die Anforderungen an die Schule über das Vermögen eines einzelnen Menschen hinausgewachsen; die Katechumenen betätigten sich aktiv in der Glaubensunterweisung, und die Getauften waren gesuchte Ausleger der Bibel. Unter diesen Umständen vertraute Origenes den Unterricht dem Katechumenen Heraklas an, dem Bruder des Märtyrers Plutarch, seinem ersten Schüler.

In Rom führte er außerdem ein öffentliches Gespräch mit einem nicht namentlich bekannten Häretiker. In der Dokumentation dieses Gespräches wurden ihm gezielt falsche Aussagen untergeschoben, um ihn zu diffamieren.

Seine eigenen Interessen konzentrierte er zunehmend auf die Exegese und studierte demgemäß hebräisch, wobei über seinen Sprachlehrer nichts bekannt ist. Aus dieser Zeit (212–213) rührt seine Bekanntschaft mit Ambrosius von Alexandria, den er vom Valentinianismus zum orthodoxen Glauben zurückgeführt hatte. Später (etwa 218) schloss der wohlhabende Ambrosius einen Vertrag mit Origenes, um dessen Schriften zu verbreiten; alle seine folgenden Arbeiten (ausgenommen die Predigten, welche nicht ausdrücklich für eine Veröffentlichung vorgesehen waren), wurden Ambrosius gewidmet.

Um 214 besuchte Origenes Arabien auf Bitten des dortigen Präfekten, der ihn ebenfalls um Glaubensunterweisung bat; so verbrachte er eine kurze Zeit in Petra, worauf er nach Alexandria zurückkehrte. Im folgenden Jahr (215) kam es hier zu einem Aufstand, angezettelt von Kaiser Caracalla, der seine Soldaten die Stadt plündern ließ, die Schulen schloss und alle Ausländer vertrieb. Die letztere Maßnahme veranlasste Ambrosius, in Cäsarea Schutz zu suchen, wo er sich niederließ. Origenes flüchtete aus Ägypten, offenbar zu Ambrosius nach Cäsarea, wo er einige Zeit verbrachte.

In Cäsarea predigte er in Übereinstimmung mit der örtlichen auf jüdischem Brauch basierenden Gewohnheit, obwohl er nicht ordiniert war, und legte auf Bitten der Bischöfe Alexander von Jerusalem und Theoctistus von Cäsarea die Heilige Schrift aus. Als die Tumulte in Alexandria nachließen, rief Demetrius Origenes um 216 zurück.

Möglicherweise hat schon damals der Konflikt mit Demetrius begonnen.

Über Origenes’ Tätigkeit während des nächsten Jahrzehnts ist wenig bekannt; sie war offensichtlich dem Lehren und Schreiben gewidmet. Letzteres wurde ihm durch Ambrosius vereinfacht, der ihn mit mehr als sieben Schreibern und Kopisten ausstattete. Auf Bitten von Ambrosius begann er einen großen Bibelkommentar, mit dem Johannesevangelium beginnend, über Genesis, Psalm 1–25 und die Klagelieder, außerdem kurzen Exegesen der vorgewählten Texte (die 10 Bücher der Stromata bildend), zwei Bücher über die Auferstehung und das Werk Peri archon.

Konflikt mit Demetrius und Rückkehr nach Cäsarea.

Um 230 begab sich Origenes auf eine schicksalhafte Reise, die ihn zwingen sollte, seine Arbeit in Alexandria aufzugeben, und seine folgenden Lebensjahre verdüsterte. Während einer kirchlichen Dienstreise nach Griechenland begab er sich nach Cäsarea, wo er sich zum Presbyter (Priester) ordinieren ließ. Dies erboste Demetrius zutiefst, vermutlich, weil er Origenes wegen seiner mangelnden Zeugungsfähigkeit das Priesteramt verweigert hatte. Möglicherweise hat Demetrius selbst Origenes der Häresie bezichtigt.

Der Metropolit berief daraufhin eine Synode der Bischöfe und Presbyter ein, die Origenes zunächst die Lehrbefugnis entzog, während eine zweite Synode seine Ordination für unwirksam erklärte.

Origenes floh darauf 231 aus Alexandria und ließ sich dauerhaft in Cäsarea nieder. Origenes wurde in Cäsarea freudig aufgenommen und war u. a. Gast von Firmilian, dem Bischof von Cäsarea in Kappadokien, und der Kaiserinwitwe, Julia Mamaea in Antiochien. Zuvor besuchte er auch Cäsarea, wo er predigte und Dialektik, Physik, Ethik und Metaphysik unterrichtete.

Origenes’ Anliegen war, die gesamte Wissenschaft seiner Zeit von einem christlichen Gesichtspunkt zu überschauen und das Christentum in hellenistischer Tradition zu einer universellen Theorie zu erhöhen. Mit dem Machtantritt des Maximinus Thrax (235) begann eine erneute Christenverfolgung, und für zwei Jahre hielt sich Origenes einer Überlieferung zufolge in dem Haus einer Juliana im kappadokischen Cäsarea versteckt.

Von seinen letzten beiden Lebensjahrzehnten ist wenig bekannt. Er predigte regelmäßig mittwochs und freitags im eucharistischen Gottesdienst, später täglich. Dabei legte er die der als lectio continua gestalteten Perikopenordnung folgend, die Schriften des Alten und des Neuen Testamentes aus. Offenbar entfaltete er auch eine außerordentliche literarische Produktivität, unterbrochen durch gelegentliche Reisen, von denen ihn eine nach Athen führte und genügend Zeit für Forschungen bot.

Nach seiner Rückkehr aus Athen führte er Beryllus, den Bischof von Bostra, von seinen adoptianistischen Ansichten zum orthodoxen Glauben; dennoch nötigten ihn in dieser Zeit (um 240) Angriffe auf seine eigene Rechtgläubigkeit zu Rechtfertigungsschreiben an Papst Fabianus (236–250) und zahlreiche Bischöfe. Weder Quelle noch Grundlage dieser Angriffe sind bekannt; Zusammenhänge mit dem Novatianismus wären denkbar.

Nach der Bekehrung des Beryllus jedoch wurde er häufiger gegen Häresien zu Hilfe gerufen. Als in Arabien eine Lehre verkündet wurde, die Seele sterbe und verfalle mit dem Leibe und werde erst bei der Auferstehung wieder zum Leben erweckt, beauftragte man Origenes, nach Arabien zu reisen.

Den 250 erneut ausbrechenden Verfolgungen der Kirche entging Origenes nicht. Er wurde (nach Eusebius) zu Tode gefoltert (gepfählt und tagelang an Händen und Füßen gefesselt) († 253)

Andere Quellen (Hieronymus - De viris illustribus, Kapitel 54) berichten von einer Freilassung 251 und einem natürlichen Tod 254 in Tyros im Libanon (arabisch heute Sur).

Quellen

Das meiste, was wir über Origenes’ Leben wissen, stammt aus der Kirchengeschichte von Eusebius von Caesarea. Eusebius war ein glühender Anhänger des Origenes und seiner Lehren, und er war kein sonderlich kritischer Denker; so liefert er eine z. T. verklärende Darstellung, insbesondere was Origenes’ Jugend und Martyrium betrifft. So ist sein versuchtes Martyrium (und vieles andere) möglicherweise Legende. Andere Quellen sind nicht minder zweifelhaft.

So soll die ihn anfangs unterstützende, wohlhabende Dame der Gnosis nahegestanden und intellektuelle Zirkel veranstaltet haben, was viele der Gnosis nahestehende Gedanken Origenes’ erklären könnte. Seine umfassende Bildung legt außerdem nahe, dass Origenes länger in Alexandria studiert und auch seine späteren Gegner gehört hatte. In diesem Zusammenhang wird Clemens von Alexandria genannt.

Werke

Exegetische Schriften

Epiphanius von Salamis (Haer., LXIV 63) schreibt Origenes ungefähr 6.000 Arbeiten zu (d.h., Rollen oder Kapitel). Eine Liste wurde von Euseb in seinem verlorengegangenen Leben des Pamphilus aufgestellt (Hist.-eccl., VI., XXXII. 3; Engl. übs.., NPNF, 2 ser., I. 277), anscheinend Hieronymus bekannt (Epist. ad Paulam, NPNF, vI. 46). Diese lassen sich aufteilen in vier Kategorien: Textkritik; Exegese; systematische, praktische und apologetische Theologie; und Briefe; ausgenommen gewisser unechter Arbeiten.

Die bei weitem wichtigste textkritische Arbeit des Origenes war die Hexapla, deren genauere Kenntnis durch die Entdeckung eines Originalfragments möglich geworden ist. Mit diesem Werk gedachte er eine Grundlage für das Studium des Alten Testaments zu schaffen, das den wissenschaftlichen Ansprüchen genügte.

Vom Schicksal der Hexapla ist nichts bekannt. Die Mailänder-Entdeckung legt nahe, dass mindestens einzelne Teile viel länger bestanden, als bis in letzte Zeit angenommen. Die Hinweise der Hexapla auf spätere Manuskripte und Autoren erhalten folglich eine größere Bedeutung. Die Tetrapla war eine Verkürzung, in der Origenes nur die Übersetzungen (Aquila, Symmachus, Theodotion und die Septuaginta) in Beziehung setzte. Er war sich der Textschwierigkeiten in den Manuskripten des Neuen Testaments sehr wohl bewusst, obgleich er nie ausdrücklich etwas über dieses Thema schrieb. In seinen exegetischen Schriften spielt er häufig auf die verschiedenen Lesarten an, aber seine Art des groben Zitierens beim Diktat, die die Überprüfung den Schreibern überlassen hat, macht es unmöglich, seinen Text aus seinen Kommentaren abzuleiten.

Die exegetischen Schriften des Origenes lassen sich in drei Kategorien aufteilen:

  1. Scholien oder kurze Zusammenfassungen der Bedeutung schwieriger Passagen;
  2. Homilien und
  3. „Bücher,“ oder Kommentare im engeren Sinn.

Hieronymus (s.o.) registriert Scholien zu Levitikus, die Psalmen 1–15, Kohelet, Buch Jesaja und Teilen des Johannesevangeliums.

Auf nahezu die gesamte Bibel gibt es Homilien aus dem Munde des Origenes, die nach seinem sechzigsten Lebensjahr niedergeschrieben wurden, nach der Art, wie er predigte. Es ist nicht auszuschließen, dass Origenes der Publikation seiner Homilien keine sonderliche Aufmerksamkeit schenkte, denn nur durch solch eine Annahme können die zahlreichen Anzeichen der Nachlässigkeit im Sprachstil erklärt werden. Die Exegese in den Homilien war einfacher als die der wissenschaftlichen Kommentare und stellte keine übermäßigen Ansprüche an den Intellekt der Zuhörer.

Hauptziel des Origenes war die praktische Herausstellung des Textes, Vers für Vers, aber während er in solchen unfruchtbaren Büchern wie Levitikus die Zahlenangaben zu allegorisieren suchte, sah er in der Fülle des Materials in den Prophetenbüchern selten die Notwendigkeit, nach einer tieferen Bedeutung zu forschen. Ob die Predigten in Serie oder in Homilien in einem einzelnen Buch in verschiedenen Reihen gesammelt wurden, ist nicht bekannt. Die erhaltenen Homilien beziehen sich auf Genesis (17), Exodus (13), Leviticus (18), Nr. (28), Josua (16), Buch der Richter (9), 1. Buch Samuel (2), Psalmen XXXVI. – XXVIII. (9), das Hohelied (2), Jesaja (9), Jeremia (7 griechisch, 2 Latein, 12 griechisch und lateinisch), Ezechiel (14) und Lukas (39).

Erhaltene Kommentare von Origenes

Das Anliegen der Kommentare des Origenes war eine Exegese, die an Stelle einer beiläufigen, unwesentlichen historischen Bedeutung, vielmehr die tiefere, versteckte, geistige Wahrheit herausarbeitete. Dabei vernachlässigte er weder philologisches noch geographisches, historisches noch älteres Material, dem er zahlreiche Exkurse widmete.

In seinem Kommentar zum Johannesevangelium betrachtete er ständig die Exegese des Valentinianers Herakleon (vermutlich auf Veranlassung des Ambrosius), und in vielen anderen Stellen wies er auf gnostische Ansichten hin, die er teilweise ausdrücklich zitierte und auch widerlegte. Leider sind nur Fragmente der Kommentare erhalten. Außer den Zitaten im Philocalia, den Fragmenten des dritten Buches des Genesiskommentars, Ps. 1., 4 1, dem kleinen Hoheliedkommentar, dem II. Buch des großen Hoheliedkommentars, dem zwanzigsten Buch des Ezechielkommentars, dem Hoseakommentar und dem Johanneskommentar sind nur die Bücher I., II., X., XIII, XX, XXVIII., XXXII. und ein Fragment von XIX erhalten.

Der Römerbriefkommentar ist lediglich in der gekürzten Version von Rufinus erhalten, und die acht Bücher, die vom Matthäuskommentar erhalten sind, scheinen gewissermaßen eine überarbeitete oder grobe Wiedergabe zu sein. Der Codex Vaticanus, 1215, übernimmt die Aufteilung der fünfundzwanzig Bücher des Ezechielkommentars und Teile der Anordnung des Jesajakommentars (Anfänge der Bücher VI., VIII., XVI; Buch X. verlängert von Jes. 8.1 bis 9.7; XI von IX 8, zu X. 11; XII., von X. 12 zu X. 23; XIII von X. 24 bis XI 9; XIV von XI 10 bis XII 6; XV von XIII. 1 bis XIII. 16; XXI von XIX 1 bis XIX 17; XXII von XIX 18 bis XX 6; XXIII von XXI 1 bis XXI 17; XXIV von XXII. 1 bis XXII. 25; XXV von XXXII. 1 bis XXXII. 18; XXVI. von XXIV 1 bis XXV 12; XXVII. von XXVI. 1 bis XXVI. 15; XXVIII. von XXVI. 16 bis XXVII. 11a; XXIX. von XXVII. 11b bis XXVIII. 29; und XXX.- von XXIX. 1ff.).

Dogmatische, praktische und apologetische Schriften

Unter den systematischen, praktischen und apologetischen Schriften des Origenes, ist zuerst sein Werk Peri archon zu nennen, möglicherweise für ältere Schüler in Alexandria verfasst und vermutlich zwischen 212 und 215 entstanden. Es ist nur in freier Übersetzung des Rufinus, außer Fragmenten des 3. und 4. Buches, erhalten, die im Philocalia enthalten sind, und in kleineren Zitaten im Brief Justinians an Menas.

Im ersten Buch betrachtet der Autor Gott, den Logos, den heiligen Geist, den Seinsgrund und die Engel; im zweiten die Welt und den Menschen (einschließlich der Inkarnation des Logos, der Seele, den freien Willen und die Eschatologie); im dritten die Lehre von der Sünde und der Erlösung; und im vierten Buch wird das Ganze zu einem System zusammengefasst. Diesem Werk kommt das Verdienst zu, das erste Unternehmen zu sein, das das Christentum als eine vollständige Theorie des Universums darstellt. Es wurde entworfen, um den Schwierigkeiten zu begegnen, die viele Christen hinsichtlich der Grundfragen ihres Glaubens wahrgenommen haben.

Früher als diese Abhandlung wurden die beiden Bücher zur Auferstehung verfasst (verlorengegangen, ein Schicksal, das auch die zwei Dialoge zum gleichen Thema traf). Nach seiner Rückkehr nach Cäsarea, schrieb Origenes die noch erhaltenen Werke Über das Gebet, Über das Martyrium und Gegen Celsus. Das erste von ihnen wurde kurz vor 235 (oder 230) (nach einer Einleitung, der Notwendigkeit und dem Vorteil des Gebets, bis zu einer Exegese des Herrengebets) geschrieben und abgeschlossen mit Anmerkungen bezüglich der Position, dem Platz, und der Haltung während des Gebets.

Die Christenverfolgung unter Maximinus Thrax war der Anlass der Schrift Über das Martyrium, die erhalten ist in der Aufforderung zum Martyrium. Darin warnt Origenes vor Götzendienst und hebt die Aufgabe hervor, das Martyrium mannhaft zu erdulden; während er im zweiten Teil die Bedeutung des Martyriums darlegt. Die acht Bücher gegen Celsus wurden 248 als Reaktion auf die erstmalig differenzierende Polemik eines heidnischen Philosophen gegen das Christentum verfasst. Euseb verzeichnet eine Sammlung von über hundert Briefen des Origenes (Hist. eccl., VI., XXXVI. 3; Eng.-übs. NPNF, 2 ser. I. 278–279); die Liste von Hieronymus spricht von einigen Büchern mit seinen Episteln. Außer einigen Fragmenten sind nur ein kurzer Brief an Gregor Thaumaturg und die Epistel an Sextus Julius Africanus (die Echtheit der griechischen Anfügung an das Buch Daniel verteidigend) erhalten.

Rufinus berichtet in seinem De Adulteratione librorum Origenis über Fälschungen der Schriften des Origenes zu seiner Lebenszeit. Der Dialogus de recta in fide Deum, die Philosophumena von Hippolyt und der Hiobkommentar des Julian von Halicarnassus sind ihm auch zugeschrieben worden.

Ansichten

Philosophisches und Religiöses

Origenes, ausgebildet in der Schule des Clemens von Alexandria und durch seinen Vater, war im Wesentlichen Platoniker mit gelegentlichen Spuren der Stoa. Er hatte demzufolge deutliche idealistische Anschauungen und erachtete alles Zeitliche und Materielle als bedeutungslos und gleichgültig; die einzigen realen und ewigen Dinge seien hingegen in der Idee beschlossen. Er sah folglich in Gott die ideale Mitte der geistigen und ewigen Welt, Gott, der reine Grund, dessen schöpferische Mächte die Welt ins Sein gerufen hätten, mit der Materie als lediglich notwendiges Substrat.

Ebenso platonisch ist die Lehre, dass jene Seele, die zur Erkenntnis des höchsten Grundes in der Lage ist, aber gefangen im Körper in dieser Welt, nach dem Tod in den göttlichen Bereich steigt, nachdem sie zuvor durch das Feuer gereinigt worden ist.

Auf seiner Suche, das System der griechischen Gedankenwelt mit dem Christentum zu verbinden, fand Origenes seine Vorgänger sowohl im platonisierenden Philo von Alexandria als auch in der Gnosis. Seine Exegese unterschied sich im Prinzip nicht von der des Herakleon, aber im Kanon des neuen Testaments und in der Tradition der Kirche verfügte Origenes über ein Kriterium, das ihn von den Extremen der gnostischen Exegese fernhielt.

Dennoch finden sich viele gnostische und hellenistische Ansichten in seinem Werk. So akzeptierte er die Dreiteilung des Menschen in Körper (soma), Seele (psyche) und Geist (pneuma). Er übertrug das auf die heiligen Schriften, die wörtlich, moralisch und mystisch aufzufassen seien. Seele und Geist seien beim Menschen präexistent, d.h. schon vor der Geburt seiend. Diese Präexistenz-Lehre sorgte bis zum Mittelalter immer wieder für Zündstoff. Heutige Reinkarnationisten werten das als Beleg für einen später unterdrückten Glauben an Wiedergeburt im Juden- und Christentum, wobei dies eine Fehlinterpretation ist und auf eine mangelnde Unterscheidung von Präexistenz und Wiedergeburt (Reinkarnation) zurückzuführen ist. Im Gegenteil hat Origenes die Lehre von der Reinkarnation (Transmigration) in einem Kommentar zum Evangelium des Matthäus sogar explizit bestritten[1].

Origenes war ein rigoroser Anhänger der Bibel, keine seiner Aussagen war nicht mit einem biblischen Zitat verbunden. Da der göttliche Logos aus der Heiligen Schrift sprach, galt sie ihm als ein organisches vollständiges Ganzes, und er bekämpfte die Marcionitische Lehre von der Minderwertigkeit des Alten Testaments. Er berücksichtigte die Unterschiede und auch Widersprüchlichkeiten zwischen dem Alten und dem Neuen Testament, aber er erachtete diese als unwesentlich, da sie sich aus einer nicht spirituellen historischen Exegese bzw. Buchstabenglauben ergeben.

In seiner Exegese suchte Origenes die tiefere Bedeutung zu entdecken, die sich in der Heiligen Schrift repräsentierte (den „allegorischen“, „geistlichen“ Sinn). Eine seiner Hauptmethoden war die Übersetzung der Eigennamen, die ihm, wie Philo, ermöglichten, regelmäßig in jedem Ereignis der Geschichte eine tiefere Bedeutung zu finden (siehe: Hermeneutik); aber gleichzeitig bestand er auf einer genauen grammatikalischen Deutung des Textes als Grundlage aller Exegese.

Origenes unterschied scharf zwischen der unsichtbaren (idealen) und sichtbaren (realen) Kirche, „eine doppelte Kirche der Menschen und der Engel“ oder, in platonischer Redeweise, die irdische Kirche und sein himmlisches Ideal darstellend. Die ideale Kirche allein sei die Kirche Christi, zerstreut über die ganze Erde, die andere stelle auch einen Schutz für Sünder bereit.

Wichtiger war ihm die platonische Idee der Trennung zwischen der großen Menge der Menschen, die lediglich fähig ist zur wörtlichen Auslegung, und jener Minderheit, die die verborgene Bedeutung der Schrift und verschiedener Mysterien zu begreifen in der Lage ist, für die die organisierte Kirche nur etwas Vergängliches ist.

Theologisches und Dogmatisches

Origenes’ Gottesbegriff ist ein vollkommen abstrakter – Gott ist eine vollkommene Einheit, unsichtbar und unkörperlich und überschreitet alle materiellen Dinge, und folglich unbegreiflich und unverständlich. Er ist gewissermaßen unveränderbar und überschreitet Raum und Zeit. Aber seine Macht wird durch seine Güte, Gerechtigkeit und Klugheit begrenzt; und, obwohl völlig frei von Zwängen, begrenzten ihn seine Güte und Allmacht, sich zu offenbaren.

Diese Offenbarung, die nach außen gewandte Selbstemanation Gottes, wird – so Origenes – auf verschiedene Weisen ausgedrückt; der Logos sei nur einer von vielen Logoi. Die Offenbarung war die erste Schöpfung Gottes (vgl. Prov. 8.22), um eine schöpferische Verbindung zwischen Gott und der Welt zu schaffen; solch eine Vermittlung sei notwendig, weil Gott, als eine unveränderliche Einheit, nicht die Quelle einer vielfältigen Schöpfung sein könne.

Der Logos ist die vernünftige schöpferische Grundregel, die das Universum durchdringt. Da Gott sich ewig manifestiert, ist auch der Logos gleichsam ewig. Er bildet eine Brücke zwischen der Schöpfung und dem Ungeschaffenen, und nur durch ihn als dem sichtbaren Repräsentanten der göttlichen Weisheit macht der unbegreifliche und nicht körperliche Gott sich bekannt. Die Schöpfung kommt zur Existenz allein durch den Logos, und Gottes nächste Annäherung an die Welt ist das Gebot, zu schaffen. Während der Logos im Wesentlichen eine Einheit ist, umgreift er eine Vielfalt von Begriffen, die Origenes platonisch benennt „Wesen der Wesen“ und „Idee der Ideen.“

Die Verteidigung der Einheit Gottes gegen die Gnosis führte Origenes dazu, an der Unterordnung des Sohnes unter dem Vater festzuhalten; die Lehre der ewigen Schöpfung entstand später. Origenes hob deutlich die Unabhängigkeit des Logos sowie die Unterscheidung von Wesen und Substanz Gottes hervor. Die Bezeichnung „wesensgleich dem Vater“ verwendete er nicht. Er sei bloß ein Bild, ein nicht mit Gott zu vergleichender Reflex; wie einer unter anderen „Göttern“, allerdings von höchstem Rang.

In der Logos-Theorie hebt Origenes die Menschlichkeit Christi deutlich hervor: Der Vater (1. Logos) sei größer als der Sohn (2. Logos). Im Arianer-Streit (Konzil von Nizäa 325) versuchen ihn beide Seiten in ihrem Sinne zu zitieren.

Die Lehre vom Logos und Kosmos

Das Wirken des Logos wurde von Origenes platonisch als die Weltseele verstanden, in der Gott seine Allmacht manifestiert. Seine Schöpfung war der göttliche Geist als unabhängiges Wesen; und die geschaffenen vernünftigen Wesen waren Teilreflexe des Logos, die, da sie zum vollkommenen Gott als ihrem Verursacher umkehren mussten, gewissermaßen Vollkommenheit anstrebten; wobei der Willensfreiheit ungeachtet der göttlichen Vorsehung eine wesentliche Rolle zukam. Der Logos, ewig schöpferisch, formt endlose Reihen begrenzter, verständlicher, sich voneinander unterscheidender Welten, fasste die stoische Lehre eines Universums auf, die biblische Lehre des Anfangs und des Endes der Welt, er begriff die sichtbare Welt als Stadien eines ewigen kosmischen Prozesses.

Das Sein des Menschen wird als vorübergehende Angelegenheit angesehen, aber seine höhere Natur wird im Bild des Schöpfers geformt. Die Seele teilt er in das Vernunftgemäße und das Vernunftwidrige, wobei das letzte Sein materiell und vorübergehend ist, während das Ehemalige, das nicht körperliche und immaterielle Leben die Willensfreiheit und das Vermögen zum Neuaufstieg zum reineren Leben besitzt. Der ethische Einfluss dieses kosmischen Prozesses ist unübersehbar. Die Rückkehr zum ursprünglichen Sein durch den göttlichen Grund ist der Gegenstand des gesamten kosmischen Prozesses. Durch die Welten, die in ewiger Reihenfolge aufeinander folgen, ist der Geist in der Lage, zum Paradies zurückzukehren. Gott richtete das Universum so ein, dass alle einzelnen Werke zusammen auf ein kosmisches Ziel ausgerichtet sind.

Hinsichtlich der Anthropologie des Origenes ist der Mensch umschlossen vom Bild Gottes, indem er Gott nachahmt, und ist durch gute Werke in der Lage, wie Gott zu werden, wenn er zuvor seine eigene Schwäche erkennt und alles der göttlichen Güte anvertraut. Ihm wird durch Wächterengel, und besonders durch den Logos, Hilfe zuteil, die durch Heilige und Propheten wirkt.

Christologie

Den Höhepunkt dieser stufenweisen Offenbarung bildet die universale Offenbarung Christi. In Christus erscheint Gott, der bisher nur als der Herr in Erscheinung trat, als der Vater. Die Inkarnation des Logos war außerdem notwendig, da er nicht anders dem sinnlichen Aufnahmevermögen des Menschen verständlich würde; aber der innewohnende Logos blieb ein Mysterium, das nur durch seine Analogie dargestellt werden konnte, das in den Heiligen innewohnt. Origenes spricht von einem „bemerkenswerten Körper“ und nach seiner Ansicht wurde der Leichnam Jesu von Gott in einen ätherischen und göttlichen Körper umgewandelt, womit er sich dem Doketismus näherte, den er ansonsten ablehnte. Seine Vorstellung von der Seele Jesu ist gewissermaßen unsicher und schwankend. Er fragt, ob sie nicht ursprünglich mit Gott, aber vollkommen war und seine Emanation sei, und auf sein Gebot hin einen materiellen Leib angenommen habe. Er sah die Lösung der Schwierigkeit darin, dass er auf das Mysterium der göttlichen Regierungsgewalt über das Universum verwies.

Logischer erklärte er die materielle Natur der Welt, sie sei eine bloße Episode im geistlichen Entwicklungsprozess, deren Ende die Vernichtung alles Materiellen sei. Diese (die Welt?) werde zu Gott zurückkehren, wo alles wieder sei in allem. Die Lehre der Auferstehung des Leibes unterstützte er durch die Erklärung, dass der Logos die Einheit des menschlichen Wesens beibehält, indem er seinen Körper in neue Formen ändert und so die Einheit und die Identität der Beschaffenheit in der Harmonie mit der Lehre eines endlosen kosmischen Prozesses festhält. Der Logosbegriff des Origenes erlaubte ihm keine definitive Aussage über das Erlösungswerk Jesu. Da die Sünde als Mangel an reiner Erkenntnis nur als negativ angesehen war, war das Werk Jesu im Wesentlichen Beispiel und Unterweisung, und sein menschliches Leben eher etwas Beiläufiges. Origenes sah den Tod Jesu als Opfer an und setzte ihn mit anderen Fällen einer Selbstopferung für das allgemeine Gute gleich. In dieser Hinsicht war die Übereinstimmung des Origenes mit der Lehre der Kirche eher oberflächlich.

In der Folgezeit unterschied man in Bezug auf die Nachfolger des Origenes zwischen „Linksorigenisten“, die die Einheit von Vater und Sohn tendenziell schwächer verstanden und also zum Adoptianismus, in verstärkter Form sogar zum Arianismus neigten und den „Rechtsorigenisten“, die, im Bestreben die Einheit von Vater und Sohn zu wahren, die Unterschiedenheit der göttlichen Personen lediglich auf die Heilsökonomie bezogen, aber keine relationale Verschiedenheit (in der damaligen Terminologie: idiomata, vgl. Basilius von Cäsarea) der göttlichen Substanz (ousia) annahmen, und so zum modalistischen Konzept eines Sabellius neigten.

Eschatologie

Die idealisierende Tendenz des Origenes, die geistlichen Angelegenheiten allein als real zu betrachten, war grundlegend für sein gesamtes System und führte ihn dazu, den vordergründigen Chiliasmus (siehe: Eschatologie), eines Sinnlichen Jenseits zu bekämpfen; er brach jedoch nicht mit den eindeutigen himmlischen Hoffnungen und den Darstellungen des Paradieses, die in der Kirche überwogen. Origenes stellt eine aufsteigende Reinigung der Seelen dar, bis sie, gereinigt von allen Schatten des Bösen, den Gott-Vater von Angesicht zu Angesicht sehend, die Gottes Wahrheit kennen würden, so wie der Sohn ihn kannte. Seine Vorstellung entsprach dabei weitgehend dem platonischen Konzept eines Fegefeuers, das die Welt des Übels reinigen und folglich zur kosmischen Erneuerung führen würde. Durch eine weitere Spiritualisierung konnte Origenes Gott selbst als dieses verzehrende Feuer namhaft machen. Im Verhältnis, wie die Seelen von Sünde und Unwissenheit befreit wurden, werde die materielle Welt überschritten, bis, nach unendlichen Äonen, am schließlichen Ende, Gott alles in allem sein sollte und die Welten und die Geister zur Erkenntnis Gottes zurückkehren sollten.

Ewige Strafen, wie sie in der später vorherrschenden Vorstellung einer Hölle vorkommen, kannte Origenes nicht. Gestützt auf das Schriftwort aus 1 Kor 15,28: „wenn ihm dann alles unterworfen ist, wird auch er, der Sohn, sich dem unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott herrscht über alles und in allem“ war er der Überzeugung, dass selbst Dämonen und der Teufel am Ende erlöst werden. Diese als Apokatastasis panton bezeichnete Lehre wurde 553 auf dem fünften ökumenischen Konzil, dem zweiten Konzil von Konstantinopel, verworfen.

In seinen Schriften beschäftigt sich Benedikt XVI. wiederholt mit Origenes und seiner Eschatologie.

Ansichten zum Stern von Bethlehem

Origenes war auch ein „Querdenker“ seiner Zeit, was das Verhältnis Theologie zu Naturwissenschaften betrifft. Ein Beispiel sind seine Gedanken zum Stern von Betlehem. Als einer der ersten antiken Philosophen durchdachte er konkrete Möglichkeiten, welche astronomische Himmelserscheinung Anlass für den Bericht des Matthäusevangeliums (Mt.2, 1-19) gewesen sein könnte. Er vermutete, dass die „Magoi aus dem Osten“ (im griech. Urtext „Μαγοι απο ανατολων“) chaldäische Sterndeuter gewesen seien, die ein Komet zur Reise nach Jerusalem bzw. Bethlehem veranlasst habe. Zwar zeigen frühchristliche Kunstwerke (wie etwa bei den Kopten und in Ravenna) die „drei Weisen“ in der entsprechenden persischen Tracht, doch eine Kometenerscheinung für das Gestirn wird erst durch Giotto di Bondone im ausgehenden Mittelalter populär.

Die überbrachten Geschenke deutet Origenes – und nach ihm Irenäus von Lyon und Clemens von Alexandrien – hinsichtlich der Königswürde des Jesuskindes: Gold, Weihrauch und Myrrhe entsprechen dem Beschenkten, weniger den Überbringern. Gold symbolisiert nicht nur hohen Wert, sondern das Königtum Christi, der Weihrauch seine Göttlichkeit, die Myrrhe weise voraus auf seinen Tod und die Auferstehung. Auch für die Ansicht, es seien drei Magoi gewesen, scheint Origenes die erste schriftliche Quelle zu sein. Im Gegensatz dazu steht eine bis ins 5. Jahrhundert überlieferte syrisch-arianische Legende über die Zahl von 12 Weisen.

Wirkung und die origenistischen Streitigkeiten

Origenes wurde zu seinen Lebzeiten nie verurteilt, seine Theologie war jedoch schon immer umstritten. Bis heute wurde ihm von den Kirchen kein Status als Kirchenlehrer zuerkannt.

Andererseits wirkte seine Autorität so stark, dass er nie offiziell als Häretiker verdammt wurde. Einige seiner Lehren wurden um 553 im Umfeld des 2. Konzil von Konstantinopel verworfen, seine Schriften sollten vernichtet werden.

Ohne den geistig-kulturellen Kontext rund um das frühe Christentum (Mysterien, Gnosis, Platonismus, Pythagoräer) ist Origenes kaum zu verstehen. Erst jüngste Funde, wie Schriften von Nag Hammadi, erlauben uns eine von späterer Dogmatik unverstelltere Sicht auf die Motive und Denkweise des Origenes. Die heutige Kirchengeschichtsforschung bemüht sich um seine Rehabilitierung.

Der erste origenistische Streit (Ende 4. Jahrhundert)

In der Folge der trinitarischen Kämpfe des 4. Jahrhunderts brach unter den theologisch ungebildeten Mönchen Ägyptens Ende des Jahrhunderts der sogenannte erste origenistische Streit aus. Die Anthropomorphiten genannten Mönche stellten sich Gott mit materiellem Körper in menschlicher Gestalt vor. Im Vorfeld hatte Epiphanius von Salamis in seinem Panarion genannten Ketzerverzeichnis von 374/77 Origenes als Ketzer bezeichnet, begründet auf die Lehre des Origenes, den Sohn dem Vater unterzuordnen. Epiphanios wurde dadurch der Verursacher der origenistischen Streitigkeiten und machte sich Bischof Johannes von Jerusalem, einen überzeugten Anhänger des Origenes, zum Feind. Der Bischof Theophilos von Alexandria (Amtszeit 385 – 412), der zuerst auf der Seite der Origenisten stand, ließ sich im Jahr 399 oder 400 von den anthropomorphitischen Mönchshorden erpressen und verdammte die Origenisten. Er erklärte die Theologie des Origenes für „Lumpen aus dem Gewand der Philosophen“, um seinen Bischofsstuhl zu retten. Gebildete origenistische Mönche, die sich auf Euagrios Pontikos (346 – 399/400) beriefen, wie z. B. Palladios (um 364 – um 430) und Johannes Cassianus (um 360 – um 435), verließen darauf hin ihre Klöster und Einsiedeleien in Ägypten, um sich in Palästina oder Konstantinopel niederzulassen. In Konstantinopel gewährte ihnen Bischof Johannes Chrysostomos (um 350 – 407) Asyl, was Theophilos veranlasste, im Verein mit Kaiserin Aelia Eudokia (* um 380 – 404), Frau des Kaisers Arkadios, die Absetzung und Verbannung von Johannes Chrysostomos zu betreiben.

Die origenistischen Wirren (6. Jahrhundert)

Im 6. Jahrhundert gab es unter den gebildeten, sich auf Origenes berufenden Klerikern und Mönchen verschiedenste Auffassungen und Abspaltungen, die sich in ihrem Glauben über das Verhältnis von Gott Vater und Gott Sohn sowie über die Lehre von der Natur Christi unterschieden. Abt Sabas (gest. 532) aus Jerusalem, das Oberhaupt der palästinischen Mönche, versuchte Kaiser Justinian (Amtszeit 527 – 565) gegen die origenistischen Lehren einzunehmen. Justinian dagegen förderte origenistische Kleriker und ernannte zwei von ihnen zu Bischöfen. Als der Nachfolger Sabas', Gelasios, 40 origenistische Mönche aus der großen Laura bei Jerusalem vertrieb, kam es zu Ausschreitungen und Tumulten. Die Antiorigenisten erreichten daraufhin im Jahr 543 bei Kaiser Justinian ein Edikt „Liber adversus Origenem“, das in neun Punkten nicht-orthodoxe Lehren von Origenes auflistete, die das lokale Konzil von Konstantinopel 553 verurteilte und deshalb diese spezifischen Lehren des Origenes als Ketzereien verdammte. Alle Bischöfe des Reiches, auch der römische Papst Vigilius (Amtszeit 537 – 555), stimmten der Verdammung (Anathema) zu.

Siehe auch

Über das Leben des Origenes berichtet der Kirchenhistoriker Eusebius von Caesarea.

Literatur

  • Wolfgang A. Bienert: Dionysius von Alexandrien. Zur Frage des Origenismus im dritten Jahrhundert. Berlin 1978.
  • Hans von Campenhausen. Griechische Kirchenväter. 8. Aufl., Stuttgart u.a. 1993, 43–60
  • Gilbert Genebrard: Origenis Adamantii Opervm Complectentivm Ea Maxime, Quae Ipse In Novvm Testamenum est Commentatus zweibändige Pariser Ausgabe von 1604; Stadtbibliothek Mainz (Sign. XI ii:2°/506)
  • Rolf Gögler: Zur Theologie des biblischen Wortes bei Origines. Düsseldorf 1963.
  • Herwig Görgemans, Heinrich Karp (Übs.): Origines. Vier Bücher von den Prinzipien. Texte zur Forschung Bd. 24. Darmstadt 1976. (Latein/Griechisch-Deutsch)
  • Wolf-Dieter Hauschild: Lehrbuch der Kirchen- und Dogmengeschichte. Band 1. Alte Kirche und Mittelalter, 2. Auflage, Gütersloh 2000, § 1, 8 = S. 19-22 (speziell zur Hypostasenlehre); § 2, 10.5 = S. 85–87 (zu Person und Lehre, besonders zu seiner Hermeneutik: allegorische Methode).
  • P. Heimann: Erwähltes Schicksal. Präexistenz der Seele und christlicher Glaube im Denkmodell des Origenes. Tübingen 1988.
  • T. Heither: Translatio religionis. Die Paulusdeutung des Origenes in seinem Kommentar zum Römerbrief. Köln 1990.
  • Hans Gerald Hödl: Origenes In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 6 (1993), 1255-1271 (Fachwissenschaftliche Kurzbiographie mit umfangreichen Quellen- und Literaturangaben!)
  • Hornschuh: Origenes und die Alexandrinische Schule. In: Zeitschrift für Kirchengeschichte 71 (1960), 1–25 u. 193–214.
  • Hans Küng: Origenes: Die große Synthese aus antikem und christlichem Geist. 45–78. In: H. Küng: Große christliche Denker. Piper, München 1994.
  • L. Lies: Origenes´ Peri Archon. Eine undogmatische Dogmatik. Darmstadt 1992.
  • A. Lieske: Die Theologie der Logosmystik bei Origenes. 1938.
  • A. Miura-Stange: Celsus und Origenes. Das gemeinsame ihrer Weltanschauung nach den acht Büchern des Origenes gegen Celsus. 1926.
  • B. Poschmann: Paenitentia secunda. Die Kirchbuße im ältesten Christentum bis Cyprian und Origenes. (=Theophaneia, 1); Bonn 1940.
  • G.Q. Reijners: Das Wort vom Kreuz. Kreuzes- und Erlösungssymbolik bei Origenes. Köln 1983
  • Robert Sträuli. Origenes – der Diamantene; Glaubensweisheit, Leben und Wirken des Origenes. Zürich 1987.
  • Holger Strutwolf: Gnosis als System. Zur Rezeption der valentinianischen Gnosis bei Origenes. (=Forschungen zur Kirchen- und Dogmengeschichte 56) Göttingen 1993.
  • Ulrich Wickert: Glauben und Denken bei Tertullian und Origenes. In: Die Zeitschrift für Theologie und Kirche 62 (1965), 153–177.
  • Bernd Witte: Die Schrift des Origenes „Über das Passa“. Textausgabe und Kommentar (Arbeiten zum spätantiken und koptischen Ägypten 4) Altenberge: Oros-Verl. 1993, ISBN 3-89375-089-4
  • Henning Ziebritzki: Heiliger Geist und Weltseele. Das Problem der Dritten Hypostase bei Origenes, Plotin und ihren Vorläufern. (=Beiträge zur historischen Theologie, 84) Tübingen 1994, ISBN 3-16-146087-1.

Weblinks

Werke von Origenes

  • Werke (griechisch, lateinisch) bei den Documenta Catholica Omnia

Über Origenes

Einzelnachweise

  1. Origenes Kommentar zum Evangelium des Matthäus

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