Der Aufstand der Fischer

Der Aufstand der Fischer
Filmdaten
Deutscher Titel Der Aufstand der Fischer
Originaltitel Восстание рыбаков, Wosstanie Rybakow
Produktionsland UdSSR
Originalsprache Russisch
Erscheinungsjahr 1934
Länge 88 Minuten
Altersfreigabe FSK ungeprüft
Stab
Regie Erwin Piscator
Drehbuch Willy Döll
Grigori Grebner
Produktion Michail Doller
Musik Ferenc Szabó
Nikolai Tschemberdhi
Wladimir G. Fere
Kamera Pjotr Jermolow
Michail Kirillow
Schnitt Erwin Piscator
Besetzung
  • Dmitri Konsowski: Andreas (Bruyn), junger Fischer
  • Sergej Martinson: Bredel, Reeder
  • Alexei Denissowitsch Diki: Martin Kedennek, Streikführer
  • Judith Gliser: Anna Kedennek, Witwe
  • Nikolai Gladkow: (Johann) Hull, Seefahrer
  • F. Iwanow: Nehr, inhaftierter Fischer
  • Ella Tsesarskaja: (Katharina) Nehr
  • Wera Janukowa: Marie, Prostituierte
  • Vasili I. Kowrigin: Kerdhuys, Fischer
  • Konstantin A. Davidovski: Pastor
  • Konstantin Eggert: Kommandant
  • N. Iswolski: Desak, Gastwirt
  • A. Safroshin
  • M. Volsky

Der Aufstand der Fischer (russisch Восстание рыбаков) ist ein Film nach der Novelle Der Aufstand der Fischer von St. Barbara von Anna Seghers, der zwischen 1931 und 1934 im Auftrag der sowjetischen Filmgesellschaft Meschrabpom entstand. Es handelte sich um das Filmdebüt des deutschen Theaterregisseurs Erwin Piscator.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der Aufstand der Fischer behandelt einen Streik unter Matrosen, der durch die schlechten Arbeitsbedingungen auf den Schiffen des Reeders Bredel ausgelöst wird. Der Streikführer Kedennek kann die Küstenfischer dazu bewegen, sich dem Streik anzuschließen. Angesichts der bedrohlichen Eskalation des Arbeitskampfs ruft der Reeder das Militär zu Hilfe. Während der gewaltsamen Niederschlagung des Streiks wird Kedennek erschossen. Trotz eines Verbots strömen die Fischer in Scharen zur Beisetzung des Streikführers. An der Grabstätte droht die angespannte Lage außer Kontrolle zu geraten. Als der Geistliche den Tod Kedenneks als Willen Gottes deutet, entreißt ihm Kedenneks Witwe erschüttert die Bibel. Der Unmut der Fischer entlädt sich in einem Aufstand. In den folgenden Wirren gelingt dem Reeder die Flucht. Die erfolgreichen Aufständischen zeigen in einem Appell an die Kleinbürger ihre Entschlossenheit, den Arbeitskampf auf weitere gesellschaftliche Gruppen auszudehnen.

Hintergrund

Der Spielfilm basiert auf der Novelle Der Aufstand der Fischer von St. Barbara von Anna Seghers, für die der Autorin im Jahr 1928 der Kleist-Preis verliehen worden war. Erwin Piscator hat die literarische Vorlage im sowjetischen Exil stark bearbeitet und aus der pessimistisch endenden Seghers-Novelle einen kämpferischen Appell für die Volksfront gegen Nazi-Deutschland gemacht. Eine neben der russischen parallel geplante deutsche Version des Films konnte nicht realisiert werden.

Gedreht wurde Der Aufstand der Fischer an der ukrainischen Schwarzmeerküste bei Odessa, in der Hafenstadt Murmansk am Arktischen Ozean, dem Hauptstützpunkt der russischen Nordmeerflotte, sowie in den Moskauer Meschrabpom-Studios.

Rezeption

Der Spielfilm wurde ab Oktober 1934 in einigen Moskauer Kinos gezeigt und ab dem folgenden Jahr in einer westeuropäischen Exportfassung vertrieben. Im Februar 1960 wurde er in einer beschnittenen Kopie, die in der Brüsseler „Cinematheque Belgique“ ausfindig gemacht worden war, bei den 6. Westdeutschen Kurzfilmtagen erstmals in Westdeutschland vorgeführt.[1] Im Februar 1965 lief er im westdeutschen Fernsehen (NDR). Im Mai 1965 kam er in die ostdeutschen Kinos. Eine restaurierte Fassung wurde im März 2001 durch den Neue Visionen Filmverleih in Berlin vorgestellt.

Kritiken

„Piscators Film ist ein Kunstwerk von besonderer Güte, der nicht nur Anleihen bei den Großen des ‚Russenfilms' (Alfred Kerr) wie Eisenstein und Pudowkin nimmt, sondern eigenständig das junge Medium bild- und tondramaturgisch weiterentwickelt. Gegen den Rat von Eisenstein besteht Piscator darauf, die Kamera zu bewegen. Er befestigt sie am Bug eines Schiffes oder läßt sie Karussell fahren. Ein weiteres Gestaltungsmittel sind Überblendungen. Damit trifft er jedoch mitnichten den Geschmack von Josef Stalin, der in einer privaten Vorschau im Kreml seinen Unmut über den Ausländer Piscator äußert.“

Hermann Haarmann: Pech im Auto, Glück in der Liebe. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. August 2002

Literatur

  • Jasmin Arnold: Die Revolution frisst ihre Kinder. Deutsches Filmexil in der UdSSR. Marburg 2003.
  • Peter Diezel: Erwin Piscators Film „Aufstand der Fischer“. In: Argonautenschiff. Jahrbuch der Anna-Seghers-Gesellschaft Berlin und Mainz e.V. Hrsg.: Anna-Seghers-Gesellschaft Berlin und Mainz e.V. Band 17, 2008. S. 68-79.
  • Peter Diezel: Im ständigen Dissens. Erwin Piscator und die Meshrabpom-Film-Gesellschaft. In: Filmexil, Jg. 20 (Filmmuseum Berlin / edition text + kritik 2004), S. 39-56.
  • Helen Fehervary: Landschaften eines Aufstands – und wie sie sich bewegen. Erwin Piscators und Thomas Langhoffs Verfilmungen von Anna Seghers’ „Aufstand der Fischer von St. Barbara“. In: Argonautenschiff. Jahrbuch der Anna-Seghers-Gesellschaft Berlin und Mainz e.V. Hrsg.: Anna-Seghers-Gesellschaft Berlin und Mainz e.V. Band 17, 2008. S. 80-88.
  • Jeanpaul Goergen: Wosstanije rybakow („Aufstand der Fischer“). UdSSR, 1934. Ein Film von Erwin Piscator. Eine Dokumentation. Berlin 1993.
  • Hermann Haarmann (Hrsg.): Erwin Piscator am Schwarzen Meer. Briefe, Erinnerungen, Photos. Berlin 2002 (akte exil, Band 7).
  • Rainhard May, Hendrik Jackson (Hrsg.): Filme für die Volksfront. Erwin Piscator, Gustav von Wangenheim, Friedrich Wolf – antifaschistische Filmemacher im sowjetischen Exil. Berlin 2001.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Klaus Gleber: Theater und Öffentlichkeit. Produktions- und Rezeptionsbedingungen politischen Theaters am Beispiel Piscators 1920–1966. Frankfurt am Main: Lang 1979. S. 305.

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