Der Metzger (Zeitschrift)

Der Metzger (Zeitschrift)

Der Metzger ist eine deutschsprachige politisch-satirische Alternativzeitschrift mit anarchistischer Tendenz; erscheint seit 1968 in unregelmäßigen Abständen und wird von Helmut Loeven im Verlag Situationspresse herausgegeben.

Der Metzger
Beschreibung Politisch-satirische Zeitschrift
Fachgebiet Anarchismus, Alternativbewegung, linkspolitische Themen
Sprache deutsch
Verlag Situationspresse
Erstausgabe 1968
Erscheinungsweise unregelmäßig
Auflage 500 Exemplare
Herausgeber Helmut Loeven
Weblink Online Der Metzger- Glossar
Artikelarchiv Archiv Der Metzger

Inhaltsverzeichnis

Gründung

Die erste Ausgabe erschien 1968 mit den Themen Justiz, Ostermarsch, Arbeiterlied sowie Lyrikbeiträgen von Autoren aus dem Freundeskreis des Herausgebers. Die Verbreitung der Zeitschrift fand hauptsächlich in der Alternativbewegung der 1970er und 1980er Jahre statt. Heute geschieht sie durch die noch existierenden linken Buchläden und Verteilung hauptsächlich an Abonnementen wovon seit Jahrzehnten viele Stammleser gehören. Die Auflagenhöhe betrug Mitte der 1970er Jahre 2500 Exemplare und derzeit 500.[1]

Hintergrund

Zusammen mit Werner Widmann kam H. Loeven 1968 zu dem Entschluss eine literarisch-politisch-satirische Zeitschrift zu gründen. Der Inhalt sollte das Ende der 1960er Jahre und darüber hinaus widerspiegeln: Opposition; Bewusstseinserweiterung bis zur Psychedelik; Aufklärung und Agitation; Prosa, Lyrik und Sachlichkeit; Vorbilder der amerikanischen Beatpoeten - Beat-Generation - US-Underground. Der Titel für die Zeitschrift war schnell gefunden. Nach einer längeren Diskussion schlug W. Widmann vor, „Nennen wir die Zeitschrift doch einfach „Der Metzger““ (Zitat nach Helmut Loeven, aus: Der Gartenoffizier). Die erste Ausgabe wurde während einer großen Pause auf einem Schulhof verkauft; bis auf wenige Exemplare für ausgesuchte Interessenten.

In der 2. Hälfte der 1960er Jahre gab es schätzungsweise noch keine 100 Untergrund- bzw. Alternativzeitschriften die literarisch, politisch, spirituell und kulturell eine Gegenöffentlichkeit darstellten.[2] Die 1970er Jahre waren wohl der Höhepunkt der Alternativpresse mit mehreren Hunderten Publikationen, Stadtmagazine mitgerechnet. „Die seit 1974 aufblühende Bewegung der Alternativpresse (…) haben sich in fast jeder größeren, in vielen mittleren und kleineren Städten Alternativzeitungen in den unterschiedlichsten Formen herausgebildet“ (Willi Jasper).[3] So vielfätig wie die Alternativbewegung waren auch die Titel der verschiedensten Zeitungen/Zeitschriften: Der grüne Zweig; Edelgammler; Das Ei; Hotcha: PoPoPo; Love; Gasolin 23; Mülltonne; Highfish; Der fröhliche Tarzan; Eiapopeia u.v.a..[4].

Mitte der 1980er Jahre schätzte der Informations-Dienst zur Verbreitung unterbliebener Nachrichten (ID), heute im Internationalen Institut für Sozialgeschichte untergebracht, „den Bestand der deutschen Alternativpresse“ nur noch „auf ca. 400 Publikationen mit einer Gesamtauflage von einer Million“.[5]

Selbstverständnis

Der zornige Metzger, so der Nebentitel, ist eine der wenigen Zeitschriftenausnahmen, die seit Ende der 1960er Jahre erscheinen und die verschiedenen Strömungen in der gegenkulturellen Szene überdauert haben. „Ein Magazin für gute Ideen, gegen Dummheit, Ideologie und Staatsreligionen“, heißt es im Untertitel. Der Herausgeber legt Wert auf Sprache und Stil; eine Zeitschrift „die den Linken auf`s Maul schaut“.[6] Subkulturelle Themen sowie politische und ökonomische Standpunkte werden undogmatisch erörtert. Ob es um Religionsunterricht in den 1950er Jahren (Nr. 52, 1997); Die Brecht-Chronik (Nr. 55, 1998); Der Kosovo-Krieg (Nr. 57, 1999); oder Das philosophische Kabarett (Nr. 66, 2001) geht, die Themen sind breitgefächert und sollen nicht nur zur Information sonder auch der Diskussion dienen. Der Metzger vertritt in allen Fragen eine linke Position und, so schreibt der Herausgeber um Missverständnissen vorzubeugen, „Ich halte mich und mein Blatt nicht für das geistige Zentrum der Linken“ (H. Loeven). Die vorläufig letzte Ausgabe erschien mit der Nr. 84 im April 2009.

Autoren, Mitarbeiter

Originalbeiträge von: Hansjürgen Bulkowski; Albrecht D.; Lina Ganowski; Hadayatullah Hübsch; Walter Hartmann; Stefan Jacoby; Matthyas Jenny; Reimar Lenz; Raymond Martin; Werner Pieper; Peter Paul Zahl; Jürgen Ploog; Manfred Bosch; Peter Brückner; Allen Ginsberg; Magda Gorny; Christian Ide Hintze; Hans Imhoff; Carl-Ludwig Reichert; Lutz Schulenburg; Monika Sperr; Josef Wintjes; Erika Birth; Marvin Chlada; Siegfried Jäger; Ulrich Sonnemann; Peter Bursch u.v.a.

Literatur

  • Thomas Daum: Gettho, Basis, Sprungbrett. Zum Selbstverständnis der Alternativpresse seit 1968. Hamburg/München 1975.
  • Peter Engel/Winfried Ch. Schmitt: Klitzekleine Bertelsmänner. Literarisch-publizistische Alternativen 1965 - 1973. Gauke-Verlag, München 1974.
  • Helmut Loeven, Der Gartenoffizier. 124 komische Geschichten. Verlag Situationspresse; Duisburg 2008. ISBN 978-3-935673-24-2. In der Deutschen Nationalbibliothek

Weblinks

Einzelnachweis

  1. Der Metzgerin der Bibliothek der Freien. Abgerufen am 2. April 2009
  2. Vgl. hierzu: Info 1 - Info 6 (1969-1971). Josef Wintjes (Hrsg.), Literarisches Informationszentrum, Bottop. (Ab der Nr. 8 lautete der Titel Ulcus Molle Info)
  3. Zitat nach Willi Jasper, in: Die Rote Fahne, Nr. 40 vom 4. Oktober 1978, Seite 16
  4. Info 1 (1969) - Ulcus Molle Info Nr. 7/8 1971. Josef Wintjes (Hrsg.), Literarisches Infozentrum, Bottrop
  5. Zitat aus: Der Spiegel, Nr. 3 vom 14. Januar 1985, Seite 132
  6. Zitat nach Helmut Loeven in Der Metzger Nr. 39, 1987

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