Der Nachtportier

Der Nachtportier
Filmdaten
Deutscher Titel Der Nachtportier
Originaltitel Il portiere di notte
Produktionsland Italien
Originalsprache italienisch
Länge 112 Minuten
Altersfreigabe FSK 18 (später 16)
Stab
Regie Liliana Cavani
Drehbuch Barbara Alberti
Liliana Cavani
Produktion Robert Gordon Edwards
Musik Daniele Paris
Friedrich Hollaender
Kamera Alfio Contini
Schnitt Franco Arcalli
Besetzung

Der Nachtportier (Originaltitel: Il portiere di notte) ist ein umstrittener italienischer Spielfilm der Regisseurin Liliana Cavani aus dem Jahr 1974. Der Film schildert die sadomasochistische Beziehung einer Überlebenden der Konzentrationslager mit ihrem ehemaligen SS-Peiniger. Der Film machte die Hauptdarstellerin Charlotte Rampling international bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

13 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs arbeitet der ehemalige SS-Offizier Maximilian Theo Aldorfer als Nachtportier in einem eleganten Wiener Hotel. Hier trifft er auf seine ehemalige Gefangene Lucia Atherton, die er im Konzentrationslager wiederholt gequält hatte. Zwischen beiden entwickelt sich eine sadomasochistische Beziehung.

Max arbeitet, um die Scham über seine Vergangenheit zu verdecken, hingebungsvoll als Nachtportier. Seine Leidenschaft gilt der Erfüllung der Wünsche seiner Gäste. Zu diesen zählt unter anderem eine Gräfin, der er junge Männer als Sexualpartner zur Verfügung stellt. Viele der anderen Gäste sind ehemalige Kriegsverbrecher, die in dem Hotel regelmäßig geheime Treffen abhalten, in denen sie Prozesse inszenieren, um so ihre Schuldgefühle zu überwinden. Auch Max bereitet sich auf seinen Prozess vor. Die Gruppe recherchiert nach belastenden Archivbeweisen und Zeugen, die sie zu vernichten sucht.

In diese durch Nazinostalgie übersättigte Atmosphäre tritt mit Lucia die einzige Überlebende, die gegen Max aussagen kann, eine junge Insassin des Wiener Lagers, die nun mit einem US-amerikanischen Dirigenten verheiratet ist. Max hatte sie im Lager wiederholt sexuell missbraucht und kann sich auch jetzt dem Sog der quälerischen Beziehung nicht entziehen. Beide werden unkontrollierbar zueinander hingezogen, während sich die ehemaligen Kameraden von Max, Klaus und Hans, zwei noch immer fanatische und blutdürstige Nazis, der Gefahr bewusst werden, die Lucia für sie darstellt. Max weigert sich, Lucia aufzugeben, und beide enden ausweglos in einer dunklen Wohnung. Sie sterben so, wie sie sich kennenlernten: Max in einer SS-Uniform, Lucia in der Kleidung eines jungen Mädchens.

Kritiken

  • „… so anstößig wie schmierig, ein verabscheuungswürdiger Versuch, uns durch die Ausschlachtung der Erinnerung an Verfolgung und Leiden angenehm zu erregen.“Roger Ebert für die Chicago Sun-Times[1]
  • „Dieser Film stellte den Prototyp einer ganzen Welle teils reißerischer, oft an der Grenze zur Pornographie rangierender Exploitationfilme [dar], die die genoziden Verbrechen des Dritten Reiches als Hintergrund für meist triviale Erotikdramen benutzten.“ – ikonenmagazin[2]
  • „Cavani zeigt anschaulich den Horror der Lager in ein paar grausigen Sequenzen und ist gleichermaßen in der Lage, Schrecken in ruhigeren Szenen zu vermitteln … Noch beunruhigender im Kontext des Films sind die geschickt eingefangenen Momente von Zärtlichkeit und friedvoller Liebe. … es steckt Wahrheit in [des Films] düsterer Erforschung der menschlichen Natur. Er argumentiert, dass die Zerstörung der Konzentrationslager nicht das Ende des Wahnsinns und der Grausamkeit dieser Zeit bedeutete und ganz sicher nicht die Narben der Opfer geheilt hat. So gesehen, ist der ‚Nachtportier‘ eine intensive Erinnerung an unangenehme, aber unvermeidliche Wahrheiten.“Channel 4[3]

Hintergründe

Der Film setzt das Stilmittel geringer Farbsättigung ein, um Assoziationen an den Holocaust und die Stimmung im Wien der Nachkriegszeit hervorzurufen. Die Dreharbeiten fanden in Rom und Wien statt.

Als der Film im Sommer 1974 erschien, erklärte die Staatsanwaltschaft den Film für unmoralisch. Die Kopien wurden beschlagnahmt, der Film von der Zensur verboten. Die italienische Filmindustrie organisierte daraufhin einen eintägigen Streik. Mehrere Regisseure, darunter Luchino Visconti, setzten sich für die Freigabe des Films ein. In einem Gerichtsverfahren wurde er schließlich zum Kunstwerk erklärt und ohne Schnitte freigegeben.[4]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. "… as nasty as it is lubricious, a despicable attempt to titillate us by exploiting memories of persecution and suffering."Roger Ebert,, online unter rogerebert.com
  2. Marcus Stiglegger: Sadiconazista – Stereotypisierung des Holocaust im Exploitationkino, unter ikonenmagazin.de
  3. "Cavani graphically portrays the horror of the camps in a few gruesome sequences, and is equally able to convey dread in quieter sequences ... Even more unsettling, in the context of the film, are the skilfully captured moments of tenderness and peaceful love. … there’s truth in its dark exploration of human nature. It argues that the destruction of the concentration camps didn't mean an end to the era’s madness and cruelty, and certainly didn’t heal the victims’ scars. As such, The Night Porter is a powerful reminder of unpleasant but necessary truths."Sam Jordison unter [1]
  4. Phelix/Thissen: Pioniere und Prominente des modernen Sexfilms, München, 1983, S. 186-187

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