Der Narr auf Manegg

Der Narr auf Manegg

Der Narr auf Manegg ist eine Erzählung von Gottfried Keller (1819-1890).

Entstehungsgeschichte

Die Novellen Hadlaub, Der Narr auf Manegg und Der Landvogt von Greifensee wurden zwischen November 1876 und April 1877 als Zeitschriftenvorabdruck in fünf Folgen in der Deutschen Rundschau veröffentlicht und bildeten den ersten Band der 1877 erschienenen Buchauflage der Züricher Novellen. Anders als die Erzählungen im zweiten Band werden sie von einer Rahmenerzählung zusammengehalten.

Inhaltsangabe

Rahmenerzählung: Der Patenonkel von Jakob besucht den jungen „Herrn Jacques“. Der Neffe hat beschlossen, „Original“ – ein ausgefallener und bedeutender Mensch – zu werden und sich von den gewöhnlichen Mitbürgern abzuheben. Da schlägt ihm der Pate einen Spaziergang zur Burg Manegg vor, die außerhalb der Stadt Zürich oberhalb des Dorfes Leimbach liegt. Auf den Ruinen erzählt der Pate die Geschichte des Narren von Manegg. Herr Jacques scheint die Moral der Geschichte verstanden zu haben.

Binnenerzählung: Butz Falätscher glaubt vielleicht zurecht, der weit entfernte Abkömmling einer unehelichen Tochter des Rittergeschlechts der Manesse zu sein. Er ist deshalb entschlossen, ein bedeutender Mensch zu werden. Eine Weile spielt er den fahrenden Kaplan. Dann wird er Soldat in den italienischen Kriegen. Er wird dort als unterhaltender Schwätzer mitgeführt, doch nachdem er offen verspottet wird, kehrt er grollend nach Zürich zurück. Auf dem Heimweg trifft er eine Frau, die er sofort heiratet. Die beiden wohnen in einer Lehmhütte unterhalb der verlassenen Burg Manegg. Butz zieht durch Stadt und Land, stiftet Intrigen und spielt sich auf. In einem Streit schlägt er die Frau nieder. In der folgenden Nacht verlässt sie ihn.

Er zieht nun in die Burg und nennt sich Ritter Manesse von Manegg. Seine Prahlerei und offensichtliche Lächerlichkeit führt dazu, dass der Narr bei den Zusammenkünften der Edelleute in der Stadt Zürich geduldet wird. Eines Abends bringt Ital Manesse, letzter legitimer Nachkomme des einst begüterten Geschlechts, die Manessische Handschrift mit. Auch Butz wird darauf aufmerksam und kann sie entwenden, ohne dass jemand den Diebstahl bemerkt. Das Buch regt ihn an, selber Gedichte zu fabrizieren, die er jedem, auch gegen seinen Willen, vorträgt. Das bringt ihn schließlich doch in Verdacht und an einem Aschermittwochabend ziehen ein paar junge Männer aus, dem Narren einen Besuch abzustatten. Aus der Einschüchterung wird ernst, als eine Fackel unbeabsichtigt das alte Gemäuer in Brand setzt. Der Narr, der die kostbare Handschrift umklammert hält, kann zuerst von Freiherr von Sax aus der brennenden Burg gerettet werden, stirbt jedoch kurz darauf vor Schreck oder Schwäche. Ital Manesse, der keine Nachkommen hat, schlägt die Rückgabe der Handschrift aus und überlässt sie dem Herren von Sax, in dessen Familie sie über zweihundert Jahre verbleiben sollte.

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