Der Schwarm

Der Schwarm

Der Schwarm, erschienen 2004, ist der sechste und bisher erfolgreichste Roman des deutschen Schriftstellers Frank Schätzing. Thema des Thrillers ist die existenzielle Bedrohung der Menschheit durch eine unbekannte, intelligente maritime Lebensform.

Inhaltsverzeichnis

Gattung und Aufbau

Das Buch Der Schwarm gehört der Gattung des Montageromans an. Der Text ist aus fünf „Teilen“, einem „Prolog“ und einem „Epilog“ zusammengesetzt. Montiert werden Passagen, in denen die Handlung (s.u.) vorangetrieben wird, mit Erörterungen teils der Protagonisten, teils des allwissenden Erzählers. Es überwiegt allerdings die Erzähltechnik der erlebten Rede. In den Text werden auch unkommentierte Zitate und fiktive Texte, die Protagonisten geschrieben haben sollen, hineinmontiert. Um Montagen handelt es sich insofern, als verschiedene Textteile durch harte Schnitte (wie im Film) voneinander getrennt sind. Schätzing verhindert durch Zwischenüberschriften mit Datums- und Ortsangaben und Leerzeilen, dass ein Leser angesichts der häufigen raschen Orts- und Themenwechsel den Überblick verliert.

Der Ablauf der Darstellung ist chronologisch. Durch Datumsangaben in Zwischenüberschriften (ohne Angabe des jeweiligen Jahres) wird der Leser über den Ablauf der Zeit informiert. Die Handlung beginnt am 14. Januar und endet am 15. August des gleichen Jahres. Der Roman endet mit einem Epilog, der am ersten Jahrestag des folgenden Jahres datiert ist. Aus Aussagen über reale historische Ereignisse lässt sich schließen, dass das Geschehen in der Mitte des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts, also dem realen Entstehungszeitraum des Romans, spielen soll.

Handlung

Im Prolog und dem „Ersten Teil“ des Romans sehen sich Menschen in aller Welt an verschiedenen Schauplätzen zunehmend Angriffen aus dem Meer ausgesetzt, vor allem durch Meerestiere, die plötzlich gehäuft abnormales Verhalten zeigen. Wale greifen Boote an, giftige Quallen treten an vielen Küsten auf, Muscheln befallen in großen Mengen Schiffe und bringen sie zum Kentern, Krebse tragen tödliche Pfiesterien in Küstenstädte. Die massivste Attacke ist ein Tsunami, der durch einen unterseeischen Erdrutsch vor der norwegischen Küste ausgelöst wird und Nordeuropa verwüstet. Verantwortlich ist die massenhafte Vermehrung von Tiefseewürmern, die abbauende Bakterien in Methanhydrat einbringen. Das Freisetzen des Methans aus dem Methanhydrat destabilisiert den Kontinentalabhang des norwegischen Schelfes und beeinflusst, aufgrund des Treibhauseffekts des Methans, das Weltklima. Ohne eine erfolgreiche Gegenstrategie wäre die Menschheit vom Aussterben bedroht.

Im „Zweiten Teil“ des Buches formiert sich ein Team internationaler Wissenschaftler unter der Führung der USA, um der Bedrohung zu begegnen. Die Gruppe gelangt – trotz des beharrlichen Widerspruchs der CIA – zu der Theorie, dass hinter den globalen Katastrophen und dem aggressiven Verhalten der Meeresbewohner eine unbekannte intelligente Macht stecke, die sich gegen die drohende Zerstörung des ozeanischen Lebensraumes durch den Menschen zu wehren begonnen hat. Man beschließt, diese unbekannte Intelligenz oder Wesen Yrr (das bedeutungslose Ergebnis eines Tippfehlers) zu nennen.

Die Protagonisten des Buches (vor allem Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen und aus verschiedenen Nationen) arbeiten zunächst in dem kanadischen Nobelhotel Château Whistler, dann (ab dem „Dritten Teil“) auf dem Hubschrauberträger USS Independence zusammen. Es gelingt, mit den Yrr Kontakt aufzunehmen und es wird – erfolglos – versucht, sie davon zu überzeugen, die Angriffe auf die Menschheit einzustellen. Im weiteren Verlauf der Mission finden die zivilen Mitglieder heraus, dass der Plan einer friedvollen Verständigung nicht die einzige Strategie ist, die das Militär unter der Führung von General Li verfolgt. Die Forschungserkenntnisse werden im Geheimen zur Entwicklung eines Giftes gegen die Yrr verwendet. Der Konflikt zwischen Wissenschaftlern und Militär eskaliert und wird von einer verheerenden Attacke der Yrr gegen die USS Independence überschattet. In dem Chaos, das daraufhin an Bord des havarierenden Schiffs ausbricht, versuchen beide Seiten, die Menschheit auf ihre eigene Weise vor der drohenden Vernichtung zu retten: die Wissenschaftler durch eine chemische Botschaft, die Menschen und Yrr als Einheit beschreiben soll, das Militär durch eine Chemikalie, die eine Kettenreaktion zum Ausrotten der Yrr einleiten soll. Das Ausrotten der Yrr wird von den Wissenschaftlern als potenziell fatal für alles Leben auf der Welt angesehen; die chemische Botschaft gilt General Li als ungeeignet, da sie ihren eigenen sowie den Interessen der USA widerspricht.

Am Schluss sind alle „bösen“ (allerdings auch viele „gute“) Protagonisten tot. Der Roman endet mit einem fragilen Waffenstillstand zwischen den Yrr und den Menschen. Ob dieser auf Dauer halten wird, ist ungewiss. Allerdings besteht die Chance zu einem Wiederaufbau der schwer angeschlagenen Infrastruktur der Länder und zu einer Neubesinnung der Überlebenden.

Der Roman ist wissenschaftlich durchaus anspruchsvoll geschrieben, aber auch für den Laien aufgrund von detaillierten Beschreibungen verständlich. Er vermittelt Einblick in Fragen zur Meeresbiologie, Geologie, Verhaltensforschung und künstlichen Intelligenz. Zugleich enthält der Roman kritische philosophisch-theologische Erörterungen über den Anthropozentrismus der Menschen und Kommentare zur Beeinflussung des Bewusstseins der Menschen im Westen durch Hollywood-Filme, die immer wieder die Gedanken der Akteure beeinflussen, zugleich aber wegen ihrer Klischeehaftigkeit als wenig zielführend bewertet werden. Immer wieder kritisiert der Roman die Borniertheit US-amerikanischer Politiker.

In die Handlung im Stil eines Actionfilms sind Elemente eines Liebesromans eingeflochten. Die scheinbar geschlechtslosen, nur „dem gemeinsamen Kampf gegen die Yrr“ Verpflichteten beiderlei Geschlechts, die der scheinbar distanzierte Erzähler stets nur mit dem Nachnamen bezeichnet (auch die Frauen unter ihnen), erweisen sich als anfällig für Romanzen aller Art.

Schauplätze

Schätzing platzierte die Handlung an Orte in Großbritannien, Kanada und Norwegen sowie Kiel aufgrund des dortigen Forschungszentrum GEOMAR, wo Personen wie Gerhard Bohrmann und Erwin Suess tätig sind. Auf den Shetland-Inseln treffen sich die Protagonisten Sigur Johanson und Karen Weaver und entkommen knapp einem Tsunami, im westkanadischen Tofino am Rande des Clayoquot Sound befindet sich die Walbeobachtungsstation, in der Leon Anawak arbeitet; in Whistler wird der Krisenstab im gleichnamigen Chateau eingerichtet. Im norwegischen Trondheim lebt Sigur Johanson; in Sveggesundet auf der Insel Averøy will sich Tina Lund mit ihrem Freund treffen und wird vom Tsunami getötet.

Figuren

Leon Anawak

Anawak ist ein Doktor der Zoologie und Spezialist für Wale. Sein eigentlicher Job ist es, die Wale vor Vancouver Island zu beobachten und einzuordnen. Außerdem veranstaltet er Whale-Watching-Touren, um den Menschen die Faszination dieser Tiere vor Augen zu führen. Dabei gerät er oft in Konflikt mit dem selbsternannten Walbeschützer Greywolf, der dies als Kommerz abtut. Anawak ist ein Inuk, der sich aber in einem Identitätskonflikt bezüglich seiner Herkunft befindet, nachdem sein Vater den alten Traditionen abschwor und Alkoholiker wurde. Erst bei der Beerdigung seines Vaters ist Anawak wieder bereit, sich mit seinen eigenen Wurzeln zu beschäftigen. Es ist seine Aufgabe herauszufinden, wie die Yrr andere Wesen steuern, woran er vor allem zusammen mit Oliviera arbeitet. Er überlebt den Angriff der Yrr auf den Hubschrauberträger, rettet Samantha Crowe und kann mit ihr zusammen in einem motorisierten Schlauchboot von der sinkenden USS Independence fliehen.

Sigur Johanson

Johanson ist ein norwegischer Biologieprofessor und ein ausgesprochener Genießer der schönen Dinge. Seine Aufgabe ist es, zusammen mit den anderen die Yrr zu identifizieren und zu klassifizieren. Außerdem ist er der Erste, der ein System hinter den Angriffen erkennt und eine intelligente, nichtmenschliche Lebensform dafür verantwortlich macht. Der Name Yrr ist seine Erfindung. Bei den Vorbereitungen zur Flucht aus der sinkenden USS Independence wird er von Li angeschossen, wobei er in eines der Tauchboote fällt und von Li für tot gehalten wird. Li benutzt dieses Boot beim Versuch, die Yrr zu vergiften, stellt jedoch zu spät fest, dass Johanson noch lebt. Dieser übernimmt die Steuerung des Tauchbootes, feuert einen Torpedo innerhalb der USS Independence ab, tötet dadurch sich selbst und Li und vernichtet das Gift.

Judith Li

Li ist General Commander der US Navy und Koordinatorin der amerikanischen Reaktionen auf die Angriffe der Yrr. Sie ist es auch, die das Team der Wissenschaftler zusammensucht und auf das Schiff bringt. Vordergründig will sie nur Kontakt zu den Yrr aufnehmen, in Wirklichkeit lässt sie von einem eigenen Wissenschaftler namens Mick Rubin die Ergebnisse seiner Kollegen zusammentragen und ein Gift gegen die Yrr entwickeln. Als Johanson ihren Plan aufdeckt und das Schiff gleichzeitig von Yrr angegriffen wird, tötet sie jeden, der sich ihr in den Weg stellt, darunter auch ihren Stellvertreter Major Salomon Peak, als dieser sie aufgrund wiederholten Mordens ihres Kommandos entheben will. Sie stirbt, als Johanson ihr Tauchboot sprengt.

Jack „Greywolf“ O’Bannon

Der riesige Greywolf ist eine verkrachte Existenz. Seine Mutter ist Halb-Indianerin, der Vater irischer Abstammung, daher fühlt er sich in keiner der beiden Welten wohl. Da er sich wie ein Klischee-Indianer benimmt, gerät er oft mit Anawak aneinander, der zwar indianischer Herkunft ist, diese aber verleugnet. Trotzdem verbindet die beiden Figuren eine Art Hass-Liebe, die sich gegen Ende des Romans immer mehr in gegenseitiges Vertrauen entwickelt. Greywolf war Kampfschwimmer und Delfintrainer bei der Navy, reichte aber seinen Abschied ein, als diese begann die Tiere zu quälen; daraufhin wurde er Umweltaktivist und Walschützer. Seine Aufgabe ist es, die Delfine zu betreuen, die als Gefahrenabwehr an Bord der USS Independence sind. Während eines Angriffs der Yrr wird seine Freundin Alicia Delaware, eine Biologie-Studentin, von einem manipulierten Orca getötet. Danach versinkt er in eine Phase der Depression und schürt seinen Hass auf Rubin, der den Tod seiner Freundin in Kauf nahm, um einen Yrr-Komplex einzufangen. Greywolf stirbt, als er Anawak und Johanson vor Jack Vanderbilt, sowie einem weiteren als Besatzungsmitglied der USS Independence getarnten CIA-Agenten rettet, dabei von Vanderbilt angeschossen wird und von Bord fällt. Er landet auf einem Sicherheitsnetz, stürzt sich jedoch in die Tiefe, damit Anawak nicht versucht, ihn zu retten, da für ihn (seit Alicia Delawares Tod) das Leben keinen Sinn mehr hat.In seinen letzten Sekunden erkennt er, dass es für einen Indianer keinen besseren Tod gibt, als in den Kreislauf der Natur zurückzukehren. Er findet seinen Frieden, bevor er ertrinkt, indem er selbst den Zeitpunkt bestimmt, ab dem er das Wasser in seine Lungen lässt.

Tina Lund

Tina Lund arbeitet im Auftrag von Statoil an der Prüfung der Bedingungen am Norwegischen Kontinentalschelf. Dieses norwegische Unternehmen beabsichtigt die Erschließung von Erdölvorkommen in größerer Tiefe. Sie entdeckt auf den Methanhydrat-Feldern am Schelf auffallend große Mengen von Bohrwürmern. Tina ist eine Freundin von Sigur Johanson und bittet ihn um Hilfe bei der Erforschung dieser Würmer. Sie stirbt durch den von den unterseeischen Würmern ausgelösten Tsunami.

Jack Vanderbilt

Vanderbilt ist stellvertretender Direktor der CIA und Lis Partner bei der Suche nach einem Mittel gegen die Yrr. Obwohl er und Li sich hassen, arbeiten sie zusammen. Als Johanson das Geheimlabor an Bord der USS Independence findet, in dem das Gift entwickelt wird, erhält Vanderbilt von Li den Auftrag, Johanson zu töten. Bei dem Versuch, diesen Auftrag auszuführen, wird er von Greywolf über Bord geworfen und von einem Orca gefressen.

Samantha Crowe

Crowe ist leitende Mitarbeiterin von SETI und hat die Aufgabe, den Kontakt zu den Yrr herzustellen, was ihr auch gelingt. Sie entkommt zusammen mit Anawak von der sinkenden USS Independence und interpretiert in einem Tagebuch, das im „Epilog“ wörtlich zitiert wird, das Geschehene am ersten Jahrestag nach dem Untergang der USS Independence, wodurch sie im Roman „das letzte Wort“ erhält. Die Figur Samantha Crowe weist Ähnlichkeiten mit Jill Tarter auf.

Karen Weaver

Karen Weaver ist wissenschaftliche Journalistin und hat die Aufgabe, Informationen zusammenzutragen. Ihre Eltern starben früh bei einem Tauchunfall, wodurch sie erst einen Hass auf das Meer bekam. Später erkannte sie jedoch die Schönheit des Wassers und setzt sich seitdem für die Erforschung der Ozeane ein. In einem Monolog erfährt der Leser, dass sie eine schwere Kindheit durchgemacht hat, in der sie Drogen nahm und auf den Straßenstrich gegangen ist. Weaver arbeitete als PR-Vertreterin und Assistentin bei dem deutschen Forscher Lukas Bauer, dessen Forschungsschiff durch einen „Methan-Blowout“ versenkt wurde, als Weaver nicht an Bord war. Sigur Johanson wollte sich mit Weaver auf den Shetlandinseln treffen, um über die Entdeckungen des Forschers im Zusammenhang mit dem Golfstrom und den Methanvorkommen zu reden. Mit dem Helikopter, in dem Johanson dort eintraf, können beide vor dem Tsunami entkommen. Karen Weaver setzt am Ende den Plan um, unter Verwendung einer mit Pheromon präparierten Leiche (Rubin), den entscheidenden Durchbruch herbeizuführen. Ihr gelingt es dadurch, die Yrr zugunsten der Menschheit zum Rückzug aus der Offensive zu bewegen. Während des Aufenthalts auf der USS Independence verlieben sie und Leon Anawak sich. Im Epilog von Samantha Crowe wird berichtet, dass Karen Weaver und Leon Anawak nun zusammenleben. Sie ist ebenfalls eine der wenigen Überlebenden unter den Protagonisten.

Gerhard Bohrmann

Bohrmann ist Tiefsee-Biologe und Experte für Würmer am Geomar-Institut in Kiel. Er wird von Johanson dazu kontaktiert, weil er im Tiefsee-Simulator des Instituts die Aktivitäten von Würmern in Methanhydrat nachstellen kann. Zusammen mit Frost betreut er den Einsatz eines zum Wurm-Absaugen umfunktionierten Diamant-Saugschlauches von einer Spezialplattform vor La Palma. Während Frost bei einer Tiefsee-Reparatur von Hammerhaien getötet wird, überlebt er versteckt in einer Tiefsee-Felsspalte.

Murray Shankar

Der Sonar-Experte Murray Shankar analysiert alle unbekannten Geräusche, welche aus den Tiefen des Meeres kommen und kann einige davon den Yrr zuordnen. Er entschlüsselt auch deren Frequenz, wodurch Crowe den Kontakt aufnehmen kann. Er kommt beim Absturz eines Hubschraubers während des Untergangs der USS Independence ums Leben.

Bernard Roche und Sue Oliviera

Roche aus Frankreich und Oliviera vom Forschungsinstitut in Nanaimo sind Molekularbiologen. Oliviera ist dort Laborleiterin. Zusammen entschlüsseln sie eine Angriffswaffe der Yrr: eine giftige Alge. Oliviera gelingt es außerdem, das Pheromon zu extrahieren, das die Yrr zur Kommunikation verwenden. Oliviera wird von Li erschossen.

Stanley Frost

Der Vulkanologe Stanley Frost erkennt die Zusammenhänge zwischen dem Auftreten der Würmer und den Tsunamis. Er wird in der Tiefsee vor La Palma (Kanarische Inseln) von einem riesigen, manipulierten Hammerhai getötet.

Die Yrr

Die Yrr sind eine fiktive, maritime, einzellige, aus Gallertmasse bestehende Lebensform, die im Buch als „Gegner“ der Menschheit in Erscheinung tritt. Den Namen erfand einer der Protagonisten des Romans, der norwegische Wissenschaftler Sigur Johanson, während einer Fingerspielerei auf seinem Laptop. Jeder einzelne Yrr kann (in einem bestimmten Rahmen) denken. Durch im Roman so genannte „hypervariable Bereiche“ in ihrer DNA können sie mittels gezielter Nicht-Reparatur ihrer DNA Informationen in einer einzigen Zelle abspeichern. Diese Informationen werden dann bei einem Zusammenschluss mehrerer Einzeller, der mit Hilfe von Pheromon als Botenstoff eingeleitet wird, an andere Yrr weitergegeben. Auf diese Weise „aktualisieren“ die Yrr-Zellen sich gegenseitig in ihrem Wissensstand und können sich alle, auch Millionen Jahre zurückliegende, Ereignisse merken und mitteilen. Die Yrr treten aber in der Regel nie als Einzeller auf, sondern befinden sich nahezu kontinuierlich in einem zellulären Zusammenschluss. Sie verfügen dann über „Kollektivbewusstsein“ und „Kollektivintelligenz“ und können strategisch denken. Moral, im menschlichen Sinne, spielt für sie keine Rolle. Dies macht sie zu einer intelligenten Lebensform, welche frei von solchen Hemmungen entscheiden kann. Durch ihre über Jahrmillionen angeeignete Kenntnis ihrer Umwelt können sie außerdem andere Tiere kontrollieren und auch körperlich nachbilden.

Karen Weaver gelingt es schließlich, mittels Pheromonen Kontakt zu der „Königin“ eines Yrr-Schwarms aufzunehmen. Damit wird letztendlich eine Art „Waffenstillstand“ eingeleitet, und die Angriffe auf Menschen hören auf.

Reale Personen als Figurenvorlagen

Für mehrere Figuren des Romans waren reale Personen Vorbild: Gerhard Bohrmann[1] und Heiko Sahling sind Geologen, Erwin Suess ist Meeres-Biologe. Samantha Crowe ähnelt der SETI-Leiterin Jill Tarter, die schon als Vorlage für die von Jodie Foster gespielte Ellie Arroway im Film Contact diente. Raymond Kurzweil ist ein Forscher und Visionär, der sich als Autor u.a. mit Neuronencomputern beschäftigt. General Commander Judith Li ähnelt der ehemaligen US-amerikanischen Außenministerin und Nationalen Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice. Wie Rice hat sie als eine der wenigen Frauen eine Spitzenposition in der Sicherheitspolitik inne; sie hat beste Beziehungen zum US-Präsidenten, ist nicht rein weißer Herkunft (WASP) und liebt das Klavierspiel.

Verhältnis zu Werken anderer Autoren

Die Kernidee des Romans, die Existenz einer Spezies von kollektiv bewussten und intelligenten Einzelwesen oder Einzellern, welche dem Menschen feindselig gegenüber stehen, taucht bereits in den Science-Fiction-Romanen Niezwyciężony (1964, dt. Der Unbesiegbare) von Stanisław Lem, in Nemesis von Isaac Asimov und auch in Michael Crichtons Prey (2002, dt. Beute) auf. Die Ansiedlung dieses Kollektivbewusstseins in der Hydrosphäre erinnert ebenfalls an ein Werk Lems, Solaris, in dem ein intelligenter Ozean vorkommt. Schätzing verwendet in seinem Roman bei einer Beschreibung der Yrr explizit den Begriff „intelligente Ozeane“, obwohl dieser strikt genommen nicht zutrifft (da es sich bei den Yrr um ein Kollektiv von Lebewesen, die den Ozean bewohnen, handelt und nicht um ein Bewusstsein des Ozeans selbst, wie in Lems Roman).

Gewisse Ähnlichkeiten bestehen auch mit Karel Čapeks Roman Válka s mloky (1936, dt. Der Krieg mit den Molchen).

Plagiatsvorwürfe

Schätzing hat nach eigenen Angaben für das Buch fünf Jahre recherchiert und zwei Jahre daran geschrieben. Im April 2005 wurden Plagiatsvorwürfe laut; der Meeresbiologe und Wissenschaftsjournalist Thomas Orthmann stellte Strafantrag wegen Urheberrechtsverletzung.[2] Der Autor habe wörtliche Formulierungen von Orthmanns Website übernommen. Die Vorwürfe wurden von Autor und Verlag als gewöhnliche Recherchearbeit zurückgewiesen.[3] Die eingeschaltete Staatsanwaltschaft stellte im November 2005 die strafrechtlichen Ermittlungen ein.

Buchausgabe

Die in der thüringischen Druckerei GGP Media produzierte Buchausgabe war das erste auf Papier mit FSC-Label gedruckte Schwarz-Weiß-Buch und das bis dahin größte FSC-zertifizierte Buchprojekt in Europa.

Hörspiel

Im August 2004 brachte Der Hörverlag eine Hörbuchversion des Romans heraus. Auf zehn CDs wird 723 Minuten lang eine gekürzte Fassung des Buches von verschiedenen Sprechern gelesen.

Sprecher:

Sachbuch

Da Schätzing die umfangreichen Recherchen für das Buch nicht komplett verwenden konnte, schrieb er mit dem restlichen Material ein thematisch an Der Schwarm angelehntes Sachbuch mit dem Titel Nachrichten aus einem unbekannten Universum.

Verfilmung

Im März 2006 bekundete Frank Schätzing am Rande der Leipziger Buchmesse gegenüber der Leipziger Volkszeitung, dass Hollywood sich um die Verfilmung des Bestsellers bemühe. Die Vertragsverhandlungen mit dem Filmstudio Paramount stünden kurz vor dem Abschluss, so Schätzing. Laut Pressestimmen sollte der Drehbeginn im Jahr 2009 erfolgen und der Film Weihnachten 2010 in den Kinos erscheinen[4], jene Vermutungen wurden aber nicht bestätigt. Als Regisseur wurde Ridley Scott gehandelt, der u. a. für Produktionen wie Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt (1979) oder das mehrfach Oscar-preisgekrönte Werk Gladiator (2000) verantwortlich zeichnete.

Im Mai 2007 wurde bekannt, dass die Filmrechte an die Schauspielerin Uma Thurman und die deutschen Produzenten Ica Souvignier, Michael Souvignier und Till Grönemeyer [5] verkauft wurden. Thurman soll auch eine größere Rolle in dem Film übernehmen. Das Drehbuch schrieb der Oscar-Preisträger Ted Tally, der inzwischen verstorbene Dino de Laurentiis war als Co-Produzent genannt.[6]

Im September 2010 äußerte sich Schätzing in der Oktober-Ausgabe des Arte-Magazins zuversichtlich über einen Drehbeginn für das Jahr 2011. Im Moment wäre die Finanzierung des Films noch nicht gänzlich geklärt, so Schätzing.

Auf den Vorhalt, er schreibe seine Bücher so, dass sie leicht verfilmt werden könnten, antwortete Frank Schätzing: „Die Leute glauben, ich schriebe die Bücher so, dass sie verfilmt werden können. Es ist umgekehrt. Ich schreibe meine inneren Filme auf.“[7]

Auszeichnungen

Literatur

Rezensionen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. „Ein Held, wie er im Buche steht“, Technology Review 9/2004
  2. „Aufwandsscheue Recherche – Strafantrag gegen Bestseller-Autor Frank Schätzing“ (Archivversion vom 27. September 2007), ozeane.de
  3. „Kann denn Recherche Sünde sein?“, Interview zu Plagiatsvorwürfen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7. April 2005
  4. „Die Detektivin und die Söldner“, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. Mai 2008
  5. „Der Schwarm: Drehbuchautor für die Bestsellerverfilmung gefunden“, www.moviegod.de
  6. „Hochspannung im Doppelpack“, Kölner Stadt-Anzeiger, 16. Mai 2008
  7. Peter Unfried: Show des Autors Frank Schätzing. So könnte die Zukunft sein taz. 5. März 2010

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