Der Seewolf (1971)

Der Seewolf (1971)
Filmdaten
Deutscher Titel Der Seewolf
Produktionsland Deutschland, Frankreich, Rumänien
Originalsprache Deutsch, Rumänisch
Erscheinungsjahr 1971
Länge Dt. Fassung: 363+20 (nur bei DVD-Fassung) Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Wolfgang Staudte,
Sergiu Nicolaescu
Drehbuch Walter Ulbrich
Produktion Walter Ulbrich
Musik Hans Posegga
Kamera André Zarra
Schnitt Hermann Haller
Besetzung
  • Raimund Harmstorf: Wolf Larsen
  • Edward Meeks: Humphrey van Weyden
  • Emmerich Schäffer: Schiffskoch Thomas Mugridge
  • Dieter Schidor: Wolf Larsen als junger Mann Alias Frisco Kid
  • Franz Seidenschwan: Joe
  • Beatrice Cardon: Maud Brewster
  • Peter Kock: Leach
  • Sandu Popa: Johnson
  • Boris Ciornei: Louis
  • Omar Islau: Oofty-Oofty
  • Septimiu Sever: Vater van Weyden
  • Sanda Toma: Mutter van Weyden
  • Colea Răutu: Pete
  • Willi Kowalj: Aloysius Pankburn
  • Sergiu Nicolaescu: Kapitän Raffy
  • Lydia Tomescu: Lavina
  • H. Pomarius: Carlson
  • Dana Comnea: Frau Raffy
  • H. Czeck: Albright
  • J. Tataru: Koho

Der Seewolf ist ein auf dem Roman Der Seewolf des amerikanischen Schriftstellers Jack London beruhender Abenteuervierteiler aus dem Jahr 1971. Er wurde unter Federführung des Produzenten Walter Ulbrich von Tele München und Studio Bukarest im Auftrag des deutschen Fernsehsenders ZDF und des französischen Fernsehsenders ORTF produziert.

Der Vierteiler verwendet außer dem Roman Der Seewolf Motive aus Jack Londons Romanen Frisco Kid (The Cruise of the Dazzler), König Alkohol (John Barleycorn), Abenteurer des Schienenstranges (The Road), Liebe zum Leben (Love of Life), Südseegeschichten (South-Sea Tales) und Ein Sohn der Sonne (A Son of the Sun). Trotz dieser Vielzahl von verwendeten Quellen wird die Verfilmung als sehr gelungen angesehen.

In den Hauptrollen spielten Raimund Harmstorf (Wolf Larsen, der Seewolf) und Edward Meeks (Humphrey van Weyden). Für Harmstorf war der Mehrteiler der Durchbruch im Filmgeschäft.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der Schriftsteller Humphrey van Weyden geht 1906 bei einem Schiffsunglück im Nebel in der Bucht von San Francisco über Bord und wird von einem Robbenfänger, dem Schoner Ghost unter dem brutalen Kapitän Wolf Larsen gerettet. Statt daraufhin an Land gebracht zu werden, wird van Weyden von Kapitän Larsen gezwungen, mit auf Robbenjagd zu kommen, da gerade eine weitere Arbeitskraft benötigt wird. Dies stellt für van Weyden, der in einer wohlhabenden Familie aufgewachsen ist, den Beginn einer Reihe von Unbequemlichkeiten und Grobheiten dar, denen die Mannschaft und nun also auch er hilflos ausgesetzt sind. Zunächst wird er dem groben Smut Mugridge als Küchenhilfe zugeteilt, dessen Demütigungen er nun zusätzlich ertragen muss. Wegen einer Ungeschicklichkeit, bei der van Weyden sich eine Verletzung am Knie zuzieht, infolge derer er für geraume Zeit humpelt, wird er an Bord nur noch Hump genannt.

Als Hump die Kajüte des Kapitäns aufräumen soll, erinnert er sich und erkennt in Larsen einen Jugendfreund wieder. Es handelt sich um Frisco Kid, der in den Slums von San Francisco aufgewachsen war und nie eine Schule besucht hatte. Durch Zufall lernten sie einander damals kennen und waren von der jeweiligen Welt des anderen fasziniert. Frisco Kid war damals bereits in jungen Jahren Miteigner eines kleinen Schiffes und Angehöriger einer Kleinkriminellengruppe. Jedoch hatte er schon damals Bestrebungen geäußert, sich aus seiner Armut emporzuarbeiten. Mit Ehrgeiz eignete er sich deshalb damals anhand jenes Lexikons, das Hump nun in Händen hält, selbst Wissen an, welches für ihn einen Schlüssel zum Weg aus seiner Armut darstellte. Den Weg aus der Armut hatte Larsen, nun Besitzer eines Robbenschoners, geschafft, sinniert Hump im Gedanken. Doch Hump ist sich nicht sicher, ob Larsen ihn wiedererkennt und gibt sich nicht zu erkennen.

Im Laufe der Zeit muss sich van Weyden nicht nur gegen den Kapitän, sondern auch gegen verschiedene andere Widrigkeiten durchsetzen. Als der Steuermann ausfällt, wird Hump, der keine Kenntnisse von dieser seemännischen Aufgabe hat, von Larsen zwangsweise zum Steuermann befördert. Doch Hump entwickelt sich und eignet sich so weitreichende Fähigkeiten im Bereich der Seefahrt an. Mit Hilfe seiner körperlichen Überlegenheit, womit er sich regelmäßig Respekt verschafft, setzt Larsen rücksichtslos seine Ziele durch. Doch dieser Mann hat auch eine intelligente, belesene Seite. So rezitiert er zum Beispiel, in abgewandelter Form, eine Passage aus dem Werk Paradise Lost, "Lieber in der Hölle regieren als im Himmel dienen." (Original engl.: "Better to reign in Hell, than serve in Heaven."), des Dichters und Philosophen John Milton: "...ist schon den Ehrgeiz wert, auch in der Hölle, dort lieber Herrscher als im Himmel Knecht.” Auch durch Larsens brutal-materialistische Weltsicht (fressen oder gefressen werden), der es jedoch nicht an intellektueller Ambition fehlt, mit der sich Hump auseinandersetzt, erscheint ihm Larsen zunehmend rätselhaft und ambivalent. Denn so sehr er dessen Intellekt bewundert, so sehr verachtet er seine Unmenschlichkeit, die darin gipfelt, dass er zwei renitente Matrosen nach einem missglückten Fluchtversuch im offenen Beiboot nicht wieder an Bord nimmt und so deren Tod billigend in Kauf nimmt.

Kurz zuvor hat die Ghost ein Boot mit Schiffbrüchigen aufgenommen, darunter die Lektorin Maud Brewster. Sie und Weyden stellen schnell fest, dass sie sich beruflich kennen, wodurch Larsen sich übergangen fühlt und kurzerhand den Smutje, der die niedrigste Hierarchiestufe an Bord hat, aus nichtigem Anlass kielholen lässt. Durch einen Haiangriff wird Mugridge dabei verstümmelt.

Bei einer Begegnung mit dem Robbendampfer Macedonia nimmt Larsen deren Mannschaft kurzerhand gefangen und fordert deren Beute für sich. Nachdem Larsen Brewster zu vergewaltigen versucht hat und dabei scheinbar grundlos einen Schwächeanfall erleidet, beschließen Weyden und Brewster die Flucht im offenen Boot nach Japan. Nach mehreren Tagen erreichen sie eine Insel, doch bei der Landung an der Klippenküste wird Maud getötet, und Weyden sinkt in Schlaf. Er erwacht in Gesellschaft Larsens, der von den Leuten der Ghost und der Macedonia überwältigt und ausgesetzt wurde. Gemeinsam machen sie sich zu Fuß auf den Weg zum einzigen bewohnten Ort auf der Insel. Doch nachdem Larsen ihn im Stich gelassen hat, schlägt sich Weyden mehrere Tage allein durch die Tundra, bevor er schließlich am Ende seiner Kräfte die Küste erreicht und gerettet wird.

Einige Jahre später ist van Weyden mittlerweile Eigentümer eines Schoners. Er sticht erneut in See und wird auf einer Südseeinsel von der Vergangenheit eingeholt. Bei einem Zwischenstopp erkennt er in einem Schrumpfkopf den früheren Schiffskoch Mugridge wieder und schnell kommt er zur Überzeugung, dass Larsen lebt. Er erreicht eine Insel, auf der er einen zwielichtigen Perlentaucher trifft, den er mit Larsen in Verbindung bringt. Als er nach einigen Abenteuern auf der Insel am Strand das Wrack der Ghost entdeckt, geht er an Bord und trifft den vollständig erblindeten Larsen wieder, der nach einem Sturz und einem kurzen Handgemenge mit van Weyden an seiner Krankheit stirbt.

Produktion

Die Aufnahmen fanden überwiegend in Rumänien statt, die Schiffsszenen auf dem Schwarzen Meer und im Hafen von Constanța, die Hobo-Szenen in der Nähe von Snagov, die Szenen im Hafenviertel von San Francisco in Brăila und die Innenaufnahmen und die Szene mit der Polizeiwache in Buftea. Die Aufnahmen der Szenen auf der tundraartigen Jackson-Insel und mit Humphrey und Maud im Boot im dritten Teil wurden vorher, ab Mai 1970, in Schweden gedreht. Die Mitarbeit von Sergiu Nicolaescu (als Serge Nicolaescu im Abspann erwähnt) bei der Regie beschränkt sich auf den vierten Teil, in dem er auch mitspielt.

Edward Meeks wurde von Reinhard Glemnitz synchronisiert. Auch Raimund Harmstorfs Original-Stimme ist in der Serie nicht zu hören; er wurde synchronisiert von Kurt E. Ludwig. Erzähler der Zusammenfassungen zu Beginn der einzelnen Folgen ist Erich Ebert.

Bei der bekannten Szene, in der Raimund Harmstorf mit der bloßen Hand eine angeblich rohe Kartoffel zerquetscht, handelt es sich um einen Trick: Die Kartoffel war leicht vorgekocht.

Veröffentlichungen

ZDF

  • Teil 1 (5. Dezember 1971): Ein seltsames Schiff
  • Teil 2 (12. Dezember 1971): Kurs auf Uma
  • Teil 3 (19. Dezember 1971): Das Land der kleinen Zweige
  • Teil 4 (26. Dezember 1971): Die Suche nach einer verlorenen Insel

Im späteren Vorabendprogramm wurden die Folgen auch auf 16 Einzelfolgen aufgeteilt gesendet.

DDR-Fernsehen

Das DDR-Fernsehen erstellte aus dem Sendematerial acht Einzelfolgen. Bei der Produktionsangabe wurde verschwiegen, dass das ZDF daran beteiligt war. Das DDR-Fernsehen zeigte eine deutsche Synchronisation der rumänischen Version.

  • Teil 1: Ein seltsames Schiff
  • Teil 2: Ein Spiel Karten
  • Teil 3: Frisco Kid
  • Teil 4: Kurs auf Uma
  • Teil 5: Frau an Bord
  • Teil 6: Land der kleinen Zweige
  • Teil 7: Kurs Südsee
  • Teil 8: Die Suche nach einer verlorenen Insel

Kinofassung

In die Kinos kam eine zusammengeschnittene Fassung des Vierteilers unter den Titeln Der Seewolf und Die Rache, die aber nur Wert auf die Action-Momente legte und bei Zuschauern und Kritikern durchfiel.

Tonträger

  • Der Seewolf - Ungekürzte Urfassung des Soundtracks der erfolgreichsten Fernsehserie des ZDF, 1 CD, MSC Records MSC 4990 (Deutschland)
  • Abenteuer-Klassiker - Originalmusik aus den legendären TV-Vierteilern, 2 CDs, BSC Music/Cine Soundz Prudence 398.6619.2 (Deutschland 2001)

Bildträger

  • Der Seewolf (2 DVDs), Eurovideo 2004/Concorde Home Entertainment 2006

Literatur

  • Oliver Kellner, Ulf Marek: Seewolf & Co. Schwarzkopf und Schwarzkopf, ISBN 3-89-602190-7 (Der ZDF-Vierteiler)

Weblinks


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