Der Tod in Venedig (Film)

Der Tod in Venedig (Film)
Filmdaten
Deutscher Titel: Tod in Venedig
Originaltitel: Death in Venice / Morte a Venezia
Produktionsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1971
Länge: 130 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 12
Stab
Regie: Luchino Visconti
Drehbuch: Luchino Visconti
Nicola Badalucco
Produktion: Luchino Visconti
Musik: Gustav Mahler
Kamera: Pasqualino De Santis
Schnitt: Ruggero Mastroianni
Besetzung

Den Film Tod in Venedig drehte Luchino Visconti 1971 nach der Novelle Der Tod in Venedig von Thomas Mann.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der sich in einer persönlichen wie künstlerischen Krise befindende Komponist Gustav von Aschenbach begibt sich zu einem Urlaub nach Venedig. Im langen Vorspann des Films gleitet ein Dampfschiff im Morgengrauen in die Lagune der Stadt, während das überirdische Adagietto aus Mahlers 5. Sinfonie zu hören ist. Auf dem Deck sitzt der Komponist, in seinen Mantel geschlossen und mit einem Schal vor der Kälte geschützt, und blickt in die Weite.

In der Halle des Hotels auf das Abendessen wartend, fällt ihm eine Gruppe polnischer Jugendlicher auf, die von einer Gouvernante begleitet wird. Wie gebannt bleibt sein Blick auf dem schönen Knaben Tadzio hängen, der, mit einem englischen Matrosenkostüm bekleidet, gedankenverloren in den Raum schaut. Von diesem Bild ausgehend, gleiten Aschenbachs Gedanken zurück zu einem Gespräch mit dem Freund Alfried, einem Dirigenten, der einige seiner Werke aufgeführt hatte. In dieser Erinnerungsszene spielt Alfried auf einem Flügel Teile des Adagiettos, während Aschenbach, von der Metapher des Stundenglases ausgehend, über die Vergänglichkeit und den zunächst unmerklichen, dann schnellen Verlauf der Zeit sinniert. Dann sprechen sie über die Frage, wie Schönheit in der Kunst entstehen könne und ob die natürliche Schönheit der künstlerischen überlegen sei. Der Dirigent vertritt dabei gegen Aschenbach vehement die These, Schönheit könne nur natürlich entstehen und nicht durch Kunst geschaffen werden. Bei den Worten über die Schönheit wird das Gesicht Tadzios eingeblendet.

Einige Tage später betrachtet Aschenbach von einem Strandkorb aus Tadzio mit anderen Kindern im Sand spielen und wird bei dem Anblick zu Teilen einer Komposition inspiriert. In dieser Szene erklingt das Misterioso aus Mahlers 3. Sinfonie („O Mensch! Gib Acht!“).

Im weiteren Verlauf gelingt es dem Komponisten nicht, seine Gefühle für den Knaben platonisch zu meistern und weiter für sein Schaffen zu nutzen. Ohne jemals mit Tadzio zu sprechen, gerät er in einen erotischen Bann und verfolgt ihn und seine Familie heimlich durch die Stadt. Ein Versuch, seinen Gefühlen zu entkommen und die Stadt, in der die Cholera ausbricht, zu verlassen, scheitert. Immer mehr verliert sich der ältere Mann in den Gefühlen für den Jüngeren und seinen Tagträumen. Als Tadzios Familie abreist, verfolgt er den Jungen das letzte Mal zum Strand. Im Liegestuhl sinkt Aschenbach tot zusammen, ein Schweißausbruch führt dazu, dass die Farbe des gefärbten Haares über sein Gesicht läuft.

Unterschiede Film/Novelle

Aus dem geachteten Schriftsteller macht Visconti einen alternden Komponisten, dem er Züge Gustav Mahlers verleiht. Visconti verbindet in seinem Film mehrere Motive und Themen aus dem Gesamtwerk Thomas Manns, mit dem er sich immer wieder beschäftigt und den er 1951 getroffen hatte. So übernimmt er aus dessen Roman „Doktor Faustus“ den Namen „Esmeralda“ für das Schiff, mit dem Aschenbach Venedig erreicht. Kontrapunktisch eingesetzt sind die teilweise heftigen Diskussionen Aschenbachs mit Alfried über die Kunst als Ergebnis eines geistigen Prozesses. Dem anfänglichen Glauben Aschenbachs an ihre „platonische“ Reinheit steht die natürlich-sinnliche Schönheit Tadzios gegenüber, der er letztlich nicht widerstehen kann.

Kritiken

  • Prisma Online: Nach der Novelle von Thomas Mann inszenierte der italienische Regisseur Luchino Visconti ein herausragendes Drama, das mit beeindruckenden Bildern eine Atmosphäre von dekadenter Todessehnsucht schafft.

Literatur

  • Thomas Mann: Der Tod in Venedig. Erweiterte und bibliographisch ergänzte Auflage. Universal-Bibliothek Nr. 8188. Reclam, Stuttgart 2005, ISBN 3-15-008188-2
  • Ellen Neuhalfen: Tod in Venedig von Luchino Visconti. Begleitheft zum Film. Atlas-Forum. Atlas-Film + AV, Duisburg 1987, ISBN 3-88932-894-6
  • Gilbert Adair: Adzio und Tadzio. Wladyslaw Moes, Thomas Mann, Luchino Visconti: Der Tod in Venedig (Originaltitel: The Real Tadzio). Deutsch von Thomas Schlachter. Edition Epoca, Zürich 2002, ISBN 3-905513-28-5
  • Béatrice Delassalle: Luchino Viscontis „Tod in Venedig“. Übersetzung oder Neuschöpfung. Berichte aus der Literaturwissenschaft. Shaker, Aachen 1994, ISBN 3-86111-896-3

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Tod in Venedig (Film) — Filmdaten Deutscher Titel Tod in Venedig Originaltitel Morte a Venezia Pro …   Deutsch Wikipedia

  • Tod in Venedig (Begriffsklärung) — Tod in Venedig bezeichnet: Der Tod in Venedig, eine Novelle von Thomas Mann Tod in Venedig (Film), eine Verfilmung der Novelle von Luchino Visconti Death in Venice, eine Oper von Benjamin Britten Diese Seite ist eine …   Deutsch Wikipedia

  • Tod in Venedig — Dieser Artikel behandelt die Novelle Der Tod in Venedig von Thomas Mann. Für den Film Tod in Venedig von Luchino Visconti siehe Tod in Venedig (Film). Der Tod in Venedig ist eine Novelle von Thomas Mann (1912), entstanden zwischen Juli 1911 und… …   Deutsch Wikipedia

  • Der Tod des Teemeisters — Filmdaten Deutscher Titel: Der Tod eines Teemeisters Originaltitel: Sen no Rikyu Produktionsland: Japan Erscheinungsjahr: 1989 Länge: 107 Minuten Originalsprache: Japanisch …   Deutsch Wikipedia

  • Der Tod eines Teemeisters — Filmdaten Deutscher Titel Der Tod eines Teemeisters Originaltitel Sen no Rikyu …   Deutsch Wikipedia

  • Der Kaufmann von Venedig — Daten des Dramas Titel: Der Kaufmann von Venedig Originaltitel: The Merchant of Venice Gattung: Komödie Originalsprache: Englisch …   Deutsch Wikipedia

  • Der Kanon — (oder präziser: Marcel Reich Ranickis Kanon) ist eine Anthologie herausragender Werke der deutschsprachigen Literatur. Der Literaturkritiker Marcel Reich Ranicki kündigte sie am 18. Juni 2001 im Nachrichtenmagazin Der Spiegel an,[1] unter dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Film — Schicht; Vergütung; Belag; Streifen (umgangssprachlich); Lichtspiel; Diafilm; Fotofilm * * * Film [fɪlm], der; [e]s, e: 1. [zu einer Rolle aufgewickelter] Streifen aus einem mit einer lichtempfindlichen Schicht überzogenen Material für… …   Universal-Lexikon

  • Tod — Allegorische Darstellung des Todes – Grabmal auf dem Nordfriedhof Wiesbaden Der Tod ist der endgültige Verlust der für ein Lebewesen typischen und wesentlichen Lebensfunktionen (siehe Lebewesen). Der Übergang vom Leben zum Tod wird Sterben… …   Deutsch Wikipedia

  • Venedig — Venedig …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”