Der Wildschütz

Der Wildschütz
Werkdaten
Originaltitel: Der Wildschütz
Originalsprache: deutsch
Musik: Albert Lortzing
Libretto: Albert Lortzing
Uraufführung: 31. Dezember 1842
Ort der Uraufführung: Leipzig
Spieldauer: ca. 2 Stunden und 20 Minuten
Ort und Zeit der Handlung: Dorf und Schloss des Grafen in Süddeutschland um 1803
Personen
  • Graf von Eberbach, (Bariton)
  • Die Gräfin, seine Gemahlin, (Alt)
  • Baron Kronthal, Bruder der Gräfin, (Tenor)
  • Baronin Freimann, Witwe, Schwester des Grafen, (Sopran)
  • Baculus, Schulmeister, (Bass)
  • Gretchen, seine Braut, (Sopran)
  • Pancratius, Haushofmeister, (Bariton)
  • Nanette, Kammermädchen, (Mezzosopran)
  • Dienerschaft und Jäger des Grafen, Dorfbewohner und Schuljugend (Chor sowie zweistimmiger Kinderchor)

Der Wildschütz oder die Stimme der Natur ist eine komische Oper in drei Akten von Albert Lortzing. Das Libretto schrieb der Komponist selbst nach dem Lustspiel Der Rehbock oder Die schuldlos Schuldbewussten von August Friedrich Ferdinand von Kotzebue.

Die Uraufführung der Oper fand am 31. Dezember 1842 im Stadttheater von Leipzig statt. Aufführungsdauer der Oper beträgt etwa 140 Minuten.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrundinformationen zum Werk

Lortzing zählt wie Hector Berlioz oder Richard Wagner zu den literarischen Komponisten, die praktisch all ihre Texte selbst verfassten. Üblicherweise, so auch für Zar und Zimmermann, Der Waffenschmied oder Die beiden Schützen griff er dabei auf bereits erfolgreiche Vorlagen zurück, die er aufgrund seiner Tätigkeit als Sänger und Schauspieler selbst gut einschätzen konnte. Er arbeitete diese Vorlagen nach seinen Absichten und Zwecken dementsprechend um. Bei seiner Oper Der Wildschütz vereinnahmte er das seit 1815 auf den Bühnen erfolgreiche Lustspiel Der Rehbock oder Die schuldlosen Schuldbewußten. Zusätzlich fügte er die seit kurzem, durch Felix Mendelssohn Bartholdys Antigone ausgebrochene griechische Antikenmode mit der Person der Baronin in das Stück mit ein, genauso wie er in der berühmten Billardszene ein regelrechtes Gesellschaftsspiel in die Handlung mit einfließen lässt.

Wie alle Werke Lortzings beruht auch Der Wildschütz auf Verkleidung, Verwechslung, Verstellung, Rollenspiel, das heißt auf Grundelementen des Theaters schlechthin. Ihm gelingt mit diesem Werk eine musikalische Komödie mit einigen gesellschaftlichen Seitenhieben auf die noch herrschenden Adligen und die Biedermeierzeit. Die Musik klingt während der ganzen Oper, trotz der versteckten Gesellschaftskritik, immer locker und heiter.

Schon am Ende der Ouvertüre erschallt im Hintergrund ein Schuss, der sogleich auf das kommende Geschehen hinweist.

Handlung

Erster Akt

Vor dem Dorfgasthof feiert der Schulmeister Baculus seine Verlobung mit Gretchen. In diese Feier platzen Jäger des Grafen und überbringen dem Schulmeister einen Brief, indem ihm mitgeteilt wird, dass er von seinem Posten entlassen sei, da er im Wald des Grafen einen Rehbock für dieses Fest, ohne die Einwilligung des Grafen erlegt habe. Er fasst den Gedanken, sein Gretchen beim Grafen für ihn vorsprechen zu lassen. Er verwirft diesen Gedanken jedoch schnell wieder, da er die Schwächen des Grafen für junge Mädchen kennt. Da erscheint die Baronin von Freimann, die Schwester des Grafen, als Student verkleidet. Die Baronin, die erst kürzlich Witwe geworden ist, hat sich verkleidet, um unerkannt durchs Land reisen zu können. Ihr Bruder will sie mit dem Baron Kronthal verheiraten, sie will diesen aber erst begutachten. Als die Baronin von dem Unglück des Schulmeisters hört, bietet sie sich an, als Gretchen verkleidet beim Grafen Fürsprache für ihn einzulegen. Da taucht der Graf mit seiner Jagdgesellschaft und dem als Stallburschen verkleideten Baron beim Fest auf. Der Graf und der Baron sind sogleich vom Gretchen entzückt, noch mehr allerdings von der verkleideten Baronin (Arie: Bin ein schlichtes Kind vom Lande). Der Graf lädt die ganze Gesellschaft zu seinem Geburtstagsfest am kommenden Tage auf sein Schloss ein.

Zweiter Akt

Die Gräfin hat eine Schwäche für antike Tragödien, vor allem für Sophokles und langweilt ihre Dienerschaft mit ihren Vorlesungen über diese antiken Stoffe. Haushofmeister Pancratius rät Baculus, er solle sich diese Schwäche der Gräfin zunutze machen. So beeindruckt Baculus mit vorgetragenen antiken Zitaten die Gräfin. Der Graf kommt dazwischen und wünscht, Baculus nicht mehr wiederzusehen. Die Kündigung bleibt ebenso bestehen. Baculus holt deshalb die Baronin zu Hilfe, die als verkleidetes Gretchen vorstellig wird. Das hilft; der Baron umwirbt das schöne Bauernkind, der Graf hat inzwischen auch ein Auge auf das vermeintliche Gretchen geworfen. Wegen eines aufkommenden Unwetters überzeugt er Baculus und Gretchen, im Schloss zu übernachten. Während einer Billardpartie geht urplötzlich das Licht aus. Der Graf und der Baron sehen ihre Chance gekommen, Gretchen zu verführen. Diese flüchtet jedoch mit Hilfe der Gräfin in deren Schlafgemach. Der Baron handelt daraufhin mit Baculus ein Geschäft aus. Für fünftausend Taler gibt er sein Gretchen an den Baron ab. Eine überwältigend hohe Summe für den Schulmeister (Arie: Fünftausend Taler).

Dritter Akt

Heinrich Rehkemper singt die Arie des Grafen von Eberbach aus dem "Wildschütz" von Albert Lortzing

Der Graf feiert seinen Geburtstag in bester Laune (Heiterkeit und Fröhlichkeit). Baculus hat nun das richtige Gretchen zum Schloss gebracht. Gretchen gefällt die Aussicht, Baronin zu werden, gar nicht schlecht. Um so weniger allerdings dem Baron. Er hatte sich auf des gestrige Gretchen gefreut. Baculus eröffnet ihm, dass das andere Gretchen vom Vortag in Wirklichkeit ein verkleideter Student sei. Als der Baron Aufklärung vom Schulmeister verlangt, gibt sich die Baronin zu erkennen. Als die Baronin wieder allein ist, wird diese vom Graf bedrängt. In diesem Augenblick erscheinen die Gräfin und der Baron. Im folgenden Verhör klären sich die gesamten Verkleidungs- und Verwandtschaftsbeziehungen auf. Der Baron und die Baronin geben sich das Jawort. Baculus behält sein Gretchen und wird wieder in den Schuldienst eingestellt, weil sich herausgestellt hatte, dass er im Dunkel der Nacht anstatt eines Rehbocks seinen eigenen Esel erschoss.

Literatur

Weblinks


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