Desmond-Rebellionen

Desmond-Rebellionen

Die beiden Desmond-Rebellionen fanden in den 1560er bis 1580er Jahren in der Provinz Munster im südwestlichen Irland statt. Die Rebellionen wurden von der Dynastie des Earl of Desmond (den Fitzgeralds oder Geraldines) initiiert, um gegen die Ausbreitung der Macht der elisabethanisch-englischen Regierung in Irland zu kämpfen. Im Detail ging die Rebellion um die Unabhängigkeit der feudalen Lords von ihrem König. Es gab allerdings auch Elemente eines religiösen Konflikts zwischen Protestanten und Katholiken. Das Ergebnis der Rebellionen war die Zerstörung der Desmond-Dynastie und die folgende Kolonisation von Munster (Plantations) mit englischen Siedlern.

Inhaltsverzeichnis

Ursprung

Der Süden Irlands (die Provinzen Munster und Süd-Leinster) waren dominiert von den Butlers of Ormonde und den Fitzgeralds of Desmond. Henry Sidney, als Lord Deputy of Ireland (Stellvertreter des englischen Königs in Irland), wurde damit beauftragt, die Autorität der englischen Regierung auch über die dortigen (nahezu) unabhängigen Lordschaften zu etablieren. Sein Ziel war es, die örtlichen Lords durch so genannte lord presidencies zu ersetzen – also provinzielle Militär-Gouverneure, die den Frieden sichern sollten. Die ansässigen Lords sahen in diesen Gouverneuren allerdings einen Eingriff in ihren Einflussbereich und in ihre – von jeher gewaltsam geführte – Balance der Macht. Dies führte 1565 zwischen den beiden Dynastien zur Schlacht von Affane in Waterford. Vor allem die Tatsache, dass beide Seiten ihre privaten Banner während der Schlacht präsentiert hatten, war ein Affront gegen die englische Krone – galt dies und die private Schlacht als solche doch als symbolische Ablehnung der englischen Herrschaft. Daraufhin beorderte Elisabeth I. die Anführer beider Lordschaften nach London um sich zu rechtfertigen. Während Thomas Butler, 3. Earl of Ormonde, der der Cousin der Königin war, begnadigt wurde, wurden Gerald Fitzgerald und seine Brüder John und James verhaftet und im Tower of London eingesperrt.

Dies hinterließ die Munster-Geraldines ohne wirklichen Anführer und die Desmonds in den Händen des Soldaten James Fitzmaurice Fitzgerald. Fitzmaurice hatte kein Interesse an einer entmilitarisierten Ordnung in Munster. Er war auch bekennender Katholik, beeinflusst durch die Gegenreformation, und sah die elisabethanischen Gouverneure als seine Feinde an. Um diese zu entmutigen und die Vorherrschaft der Desmonds wieder herzustellen, plante er eine Rebellion. Zulauf erhielt er auch durch den Umstand, dass zu dieser Zeit weitere Landenteignungen durch englische Kolonisten stattgefunden hatten - dies brachte ihm die Unterstützung wichtiger Clans, wie den MacCarthy Mor, O'Sullivan Beare und O'Keefe.

Erste Desmond-Rebellion

Fitzmaurice begann seine Rebellion mit einem Angriff auf die englische Kolonie in Kerrycurihy (nördliches Cork) im Juni 1569. Im Gegenzug mobilisierte Henry Sidney eine große Armee aus englischen Soldaten sowie aus Gegnern der Geraldines und Ormonds und startete mit der Verwüstung der Ländereien der Verbündeten von Fitzmaurice. Die Streitkraft von Fitzmaurice brachen daraufhin auseinander, da sich die einzelnen Lords mit ihren Truppen zurückzogen, um ihre eigenen Ländereien zu verteidigen.

Sidney zwang Fitzmaurice schließlich zum Rückzug in die Berge des County Kerry, von wo aus dieser immer wieder kurze, schnelle Ausfälle auf die englischen Truppen unternahm. 1570 hatten sich die meisten Unterstützer von Fitzmaurice Sidney angeschlossen – doch die Angriffe in Guerilla-Art dauerten noch drei Jahre an. Erst im Februar 1573 kapitulierte Fitzmaurice und floh aufs Festland, wo er die katholischen Mächte um Unterstützung bat.

Um die Situation in Irland zu stabilisieren und zu beruhigen, wurden Gerald Fitzgerald und sein Bruder John aus dem Gefängnis entlassen - beide kehrten nach Irland zurück. Obwohl alle beteiligten Anführer gegen Ende der Rebellion kapituliert hatten, sorgte die Art der Unterdrückung für Missgunst – vor allem unter den irischen Söldnern (gall oglaigh oder gallowglass genannt), die sich Fitzmaurice angeschlossen hatten. Drury, der neue Lord President von Munster, ließ 700 von ihnen in der Folgezeit der Rebellion hinrichten. Zusätzlich wurden gälische Sitten wie die Brehon Laws, irische Kleidung, Gesang, Poesie und der Unterhalt von Privatarmeen verboten.

Zweite Desmond-Rebellion

Die zweite Rebellion begann, als James Fitzmaurice Fitzgerald im Jahr 1579 eine Invasion in Munster startete. Während seines Exils in Europa gab er seinem Leben als Soldat der Gegenreformation einen neuen Sinn und vertrat die Auffassung, dass seit der päpstlichen Exkommunikation von Elisabeth I. im Jahr 1570 die katholischen Iren keine Loyalität gegenüber einem ketzerischen Monarchen zeigen müssten. Der Papst gewährte Fitzmaurice einen Ablass und unterstützte ihn mit Truppen und Geld. Fitzmaurice landete schließlich im Juli 1579 in Dingle, begleitet von verschiedenen Offizieren, 700 spanischen Soldaten und einer italienischen Kampftruppe. Sofort schloss sich ihm John Fitzgerald an – auch andere gälische Clans und einflussreiche Familien traten der Rebellion bei.

Gerald, der Earl of Desmon, trat anfangs der Rebellion nicht bei, änderte aber seine Ansicht, nachdem er von den englischen Offiziellen als Verräter bezeichnet wurde. Nachdem Fitzmaurice bereits am Anfang der Kampfhandlungen getötet worden war, führten nun John und Gerald die Rebellion an. Sie nahmen die Städte Youghal und Kinsale ein und verwüsteten die Ländereien der Engländer und deren Verbündeten. 1580 griff die Rebellion auf Leinster über - unter der Führerschaft des gälisch-irischen Clanchefs Fiach MacHugh O'Byrne und Lord Baltinglass. Eine 3000 Mann starke englische Armee unter Earl Grey de Wilton wurde ausgeschickt, um sie zu besiegen – stattdessen geriet die Armee in einen Hinterhalt und wurde bei der Schlacht von Glenmalure regelrecht massakriert – 800 Männer starben. Die Rebellen verliehen daraufhin Creon MacMurrough Kavanagh, den Titel King of Leinster den dessen Vorfahren bis zur englischen Eroberung innehatten.

Doch trotz dieses Sieges wendete sich in Munster das Blatt gegen die Rebellen. Englische Truppen und örtlich aufgestellte Einheiten unter der Führung Ormondes, konnten die Südküste Irlands zurückerobern. Dabei wurden die Ländereien der Desmonds vernichtet und deren Untergebenen getötet. Durch die Belagerung von Carrigafoyle Castle, dem Hauptsitz der Desmonds an der Mündung des Flusses Shannon, konnten die Truppen der Geraldines vom restlichen Land abgeschnitten und so eine Anlandung ausländischer Armeen im Haupthafen von Munster verhindert werden. Als der katholische Nachschub ankam – 600 päpstliche Soldaten – wurden sie in einer Burg nahe Smerwick (Grafschaft Kerry) zusammengetrieben und massakriert. Durch die rücksichtslose Politik der verbrannten Erde konnten die englischen Truppen die Schwungkraft der Rebellion brechen. 1581 hatten die meisten Verbündeten von Fitzgerald in Munster und Leinster kapituliert.

Für Fitzgerald gab es allerdings keinen Pardon – er wurde bis zum Ende von königlichen Truppen gejagt. Von 1581 bis 1583 dauerten die Scharmützel an. Im November 1583 endete schließlich die Rebellion, als der Earl in den Slieve Mish Mountains (Grafschaft Kerry) vom ansässigen Clan von O’Moriarty getötet wurde. Der Anführer des Clans, Maurice, erhielt dafür 1000 Pfund in Silber von der englischen Regierung - der Kopf von Desmond wurde triumphierend auf der Stadtmauer von Cork zur Schau gestellt.

Nachwirkungen

Nach drei Kriegsjahren und ruinierten Ländereien traf Munster im Jahr 1582 eine Hungersnot. Im April 1582 schätzte Sir Warham St Leger die Anzahl der Toten in den letzten 6 Monaten auf 30.000 Menschen. In Städten wie Cork brachen zusätzlich Seuchen aus und töteten weitere. Auch nach dem Ende der Rebellion starben noch Menschen aufgrund der Hungersnot und den Seuchen und bis zum Jahr 1589 waren knapp ein Drittel der Bevölkerung von Munster an den Folgen gestorben. Arthur Grey de Wilton wurde wegen seiner extremen Brutalität von Elisabeth I. nach England zurückbeordert.

Die Desmond-Rebellionen markieren einen Wendepunkt in der irischen Geschichte. Obwohl die englische Kontrolle über Irland noch weit davon entfernt war, vollständig zu sein, war die Macht der Geraldines gebrochen und Munster mit englischen Bürgern besiedelt. Die Rückeroberung Irlands durch die Tudors wurde mit dem Neunjährigen Krieg in Ulster und der Besiedlung weiterer Teile des Landes abgeschlossen.

Siehe auch

Literatur

  • Colm Lennon: Sixteenth Century Ireland – The Incomplete Conquest, Dublin 1994.
  • Edward O'Mahony, Baltimore, the O'Driscolls, and the end of Gaelic civilisation, 1538-1615, Mizen Journal, no. 8 (2000): 110-127.
  • Nicholas Canny, Making Ireland British 1580-1650, Oxford University Press, Oxford 2001.

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