Deutsche Sprache in Namibia

Deutsche Sprache in Namibia
Deutsche Sprache in Namibia
(„Südwesterdeutsch“)

Gesprochen in

NamibiaNamibia Namibia
Sprecher etwa 25.000 Muttersprachler
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Anerkannte Minderheitensprache in: NamibiaNamibia Namibia
Beispiele deutscher Beschilderungen im namibischen Alltag
Die Deutsche Sprache bildet neben Mitteleuropa nur in Namibia eine sogenannte Sprachinsel.

Namibia ist ein multilinguales Land, wobei die deutsche Sprache heute eine anerkannte „Nationalsprache“ (eine Art Minderheitensprache) und neben Afrikaans, Otjeherero, Oshivambo und Englisch (letzteres ist heutige einzige Amtssprache) eine der Verkehrssprachen des Landes ist. In einigen Teilen des Landes genießt Deutsch, meistens neben Afrikaans, Oshivambo und in jedem Fall Englisch, auch einen offiziellen Status auf kommunaler Ebene. [1]

Deutsch ist heute insbesondere in Süd- und Zentralnamibia sehr verbreitet und war bis 1990 auch eine der Amtssprachen im damaligen Südwestafrika. Deutsch ist Haupt- oder Muttersprache von etwa 30.000 Namibiern (zu gleichen Teilen deutschstämmige Deutschnamibier sowie Küchendeutsch sprechende ältere Schwarznamibier und in der DDR aufgewachsene jüngere Kinder von Namibia - die Allgemeine Zeitung spricht auf ihrer aktuellen Webseite allerdings von nur noch 22.000 Deutschmuttersprachlern) sowie von mehreren Hunderttausend, die Deutsch als Zweitsprache sprechen. Deutsch profitiert hier als Kommunikationsmittel auch von seiner Ähnlichkeit zu Afrikaans und hat eine herausragende Stellung in Wirtschaft und Tourismus. Viele namibische Landschaften, Städte und Orte sowie Straßen- und Gegenstandsbezeichnungen tragen deutsche Namen.

Einige Experten sehen die Zukunft der deutschen Muttersprache in Namibia als gefährdet an.[2]

Inhaltsverzeichnis

Namibisches Bildungswesen

Die Deutsche Höhere Privatschule Windhoek ist eine der bekanntesten deutschsprachigen Schulen Namibias.

Neben 32 Schulen, an denen etwa 14.000 Schüler Deutsch als Fremdsprache lernen, gibt es ein gutes Dutzend deutschsprachiger Schulen, die Deutsch als Muttersprache unterrichten (u. a. die Deutsche Höhere Privatschule Windhoek (DHPS), Deutsche Schulen in Omaruru und Otjiwarongo sowie fünf Regierungsschulen). Darüber hinaus gibt es mehrere deutsche Grundschulen, deutschsprachige Highschools und ein deutschsprachiges privates Gymnasium in Windhoek.

Die Universität von Namibia bietet Germanistik und Wirtschaftswissenschaften in Deutsch als Unterrichtssprache an.

Geschichte der Deutschen Sprache in Südwestafrika

Während der Zeit als deutsche Kolonie von 1884 bis 1915 war Deutsch die einzige Amtssprache in Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia). Zu dieser Zeit lebte bereits eine Afrikaans sprechende Bevölkerung, die Buren, einige Orlam-Stämme und vor allem die Rehoboth Baster, im Lande. Sie siedelten vor allem im Südosten, nachdem sie über den Oranje aus der Kapprovinz vorgedrungen waren. Aber auch in anderen Teilen des Landes gab es burische Siedlungen, die zum Teil aufgrund der britischen Besitzergreifungen in Südafrika in mehreren Einwanderungswellen in Südwestafrika eintrafen. In weiten Gebieten des Landes gab es bereits vor der deutschen Kolonialisierung burische Niederlassungen.

Die Allgemeine Zeitung ist als einzige deutschsprachige Tageszeitung Afrikas auch eine der größten Zeitungen Namibias.

Mit der südafrikanischen Besatzung im Jahre 1915 übernahmen südafrikanische Beamte die Verwaltung des Landes. Trotzdem blieben in der Folgezeit zunächst die deutschen Sprachrechte, namentlich das Schulwesen, unangetastet. 1916 wurde unter dem Namen „Der Kriegsbote“ die heutige Allgemeine Zeitung gegründet, welche heute zu den größten Tageszeitungen des Landes zählt. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges änderte sich die Haltung Südafrikas gegenüber der deutschsprachigen Bevölkerung. Zwischen 1919 und 1920 wurde fast die Hälfte der deutschen Siedler ausgesiedelt. 1920 wurde die südafrikanische Amtssprachenregelung auf Südwestafrika ausgedehnt, wodurch Englisch und Afrikaans (Burisch) Amtssprachen wurden.

In der deutschsprachigen Bevölkerung war der Wunsch nach Erhebung des Deutschen zur Amtssprache zu allen Zeiten lebendig und wurde bereits 1932 im Vertrag von Kapstadt entsprechend vertraglich festgelegt[3]. Die amtliche Ablehnung wurde damit begründet, dass ein solcher Schritt eine Kluft zur Südafrikanischen Union bewirken würde und dass er von den anderssprachigen weißafrikanischen Bewohnern Südafrikas abgelehnt werde, de facto wurden jedoch alle drei Sprachen als Amtssprachen weiterverwendet. Im Jahre 1984 schließlich, als Namibia noch unter südafrikanischer Verwaltung stand, wurde Deutsch, gemeinsam mit Englisch und Afrikaans, schließlich wieder auch de jure Amtssprache, was jedoch nur acht Jahre bestand. Nach der Unabhängigkeit Namibias 1990 wurde Englisch einzige Amtssprache. Die Verbreitung und der Einfluss der deutschen Sprache nehmen ab, u. a. bedingt durch die Umbenennung einzelner Straßen, wobei die namibische Regierung bemüht ist besonders Personen aus der jüngeren Geschichte des Landes mit Straßenbennenungen zu würdigen und gleichzeitig Namen der deutschen, britischen und südafrikanischen Kolonialzeit zu reduzieren. Kritisiert wird hierbei nicht nur, dass man gegen Vereinbarungen zur Bewahrung des kulturellen Erbes verstößt, sondern auch, dass es sich um oftmals unbekannte Persönlichkeiten aus der Vergangenheit der Regierungspartei SWAPO handele, deren überparteiliche, landesweite Bedeutung fraglich ist.[4][5]

Sprachsituation heute

Schilder

Deutsch stellt im heutigen Namibia, wie Afrikaans, Englisch und die afrikanischen Sprachen, immer mehr eine Art Nischensprache dar. Bestimmte Bereiche des Lebens werden geprägt von unterschiedlichen Sprachen. So sind öffentliche Hinweisschilder zum Großteil auf Englisch, ein kleinerer Teil auf Afrikaans, wobei auch zahlreiche mehrsprachige Schilder existieren, auf denen zumeist Englisch und Afrikaans zu lesen ist, oft aber auch Deutsch. Meist orientiert man sich hier an historischen Zusammenhängen (Denkmäler und historische Gebäude aus deutscher Kolonialzeit) oder an der „Zielgruppe“ der Schilder, wie Touristen (Straßenhinweis auf die „Warmen Quellen Warmbads“, „Naturreservat Naukluft“ etc.). Oft handelt es sich aber auch einfach um Schilder aus der Zeit vor 1990, als Afrikaans und Deutsch noch Amtssprachen waren, oder man findet restaurierte oder nachgemachte Schilder aus der deutschen Kolonialzeit, was für den überwiegenden Teil der Straßennamenschildchen in Namibia zutrifft. Zumeist liest man hier Namen mit Bezug auf das Deutsche Kaiserreich, wie z. B. Lüderitzstraße, Kaiserstraße oder Bismarckstraße. Besonders in den größeren Städten wie Windhoek, Swakopmund, Keetmanshoop, Grootfontein oder Lüderitz ist der größte Teil der Straßennamen deutsch, obwohl in den letzten Jahren zahlreiche Straßen mit Namen aus der deutschen und britischen Kolonialzeit umbenannt wurden, um indigene afrikanische Bezeichnungen zu erhalten. So heißt z. B. die ehemalige „Mittelstr.“ in Swakopmund nun „Tobias Hainyeko St“. Viele Straßenbezeichnungen enden mit „Str.“, was absichtlich eine Interpretation dieser Abkürzung als Street (engl.), Straße oder Straat (afrikaans) offen lässt. Seit der Unabhängigkeit werden diese meist mit „St“ abgekürzt, was weiterhin eine Interpretation in verschiedenen Sprachen zulässt.

Ortsnamen

Besonders im Süden des Landes sind deutsche Ortsnamen typisch
Wie auf dieser Karte zu erkennen ist, ist Namibia mit Ausnahme des Nordens geprägt von deutschen und afrikaansen Ortsnamen.

Anders als andere Gebiete mit zahlreichen deutschen Immigranten und demnach ehemals verbreiteten deutschen Orts- und Landschaftsbezeichnungen, wie z. B. Südaustralien, Südbrasilien oder Nordamerika, erfuhr Namibia nach den Weltkriegen nie eine Umbenennungswelle, um die unerwünschten deutschen Namen aus dem Alltag zu drängen. So trägt ein großer Teil aller namibischen Ortschaften – mit Ausnahme des hohen Nordens – heute noch deutsche Namen. Vor allem im Süden des Landes (Regionen Hardap und Karas) sind etwa 80 % aller Orts- und Landschaftsnamen deutsch oder eine Mischung aus Deutsch und Afrikaans oder Englisch, wie z. B „Keetmanshoop“ (nach dem deutschen Industriellen Johann Keetman und dem afrikaansen Wort für „Hoffnung“, Hoop).

Alltag

Die Bäckerei Carstensen in Otjiwarongo: Nur eines von vielen Beispielen für die deutsche Sprache im namibischen Alltag.

Im Alltag ist Deutsch lebendiger, als man anhand seines fehlenden offiziellen Amtssprachenstatus annehmen möchte. Ca. 30.000 Namibier sprechen Deutsch als Muttersprache, und mehrere zehntausend Menschen in Namibia, zumeist englisch- oder afrikaanssprechende Weiße oder wohlhabendere Schwarze, sprechen Deutsch als Fremdsprache. Neben dem Unterricht der deutschen Sprache an vielen namibischen Schulen erscheint im Land außerdem die deutschsprachige Tageszeitung „Allgemeine Zeitung“ sowie das tägliche deutschsprachige Programm des Namibischen Hörfunks (NBC) (siehe auch unter „Namibisches Bildungswesen“). Zwar wird Deutsch (ebenso wie Englisch und Afrikaans) unter der breiten Mehrheit der schwarzafrikanischen Bevölkerung kaum gesprochen, doch verfügen Teile der Beamten im öffentlichen Dienst und vor allem Angestellte im Tourismussektor über ausreichende bis gute Deutschkenntnisse. Auch zahlreiche Geschäftsauslagen, Webseiten, Speisekarten, Werbeschilder, Firmen- und Geschäftsnamen sind auf Deutsch. Des Weiteren wird in vielen Bars, Kneipen und Restaurants - vor allem in größeren Städten - viel Deutsch gesprochen, auch weil das Gesellschaftsleben viel von Weißen ausgeht, von denen wiederum ein Großteil Deutsch beherrscht.

Im Gegensatz dazu findet man auch Stadtteile, Einrichtungen und Orte, in denen die deutsche Sprache kaum zu finden ist. Hierbei handelt es sich vorwiegend um Gegenden mit geringem Anteil einer weißen Bevölkerung, vor allem im Norden des Landes, aber auch in einigen Stadtteilen Windhoeks.

Prinzip der Mehrsprachigkeit

Beispiele mehrsprachiger Beschilderungen in Namibia.

In vielen der namibischen Städte und Dörfer spielt sich das öffentliche Leben mehrsprachig ab. Hierbei kommt zur landesweiten Amtssprache Englisch unter anderem Afrikaans, Deutsch oder auch zum Beispiel Ovambo. Landesweit verteilt, aber besonders im Süden des Landes bedient man sich der drei erstgenannten Sprachen. Öffentliche Beschilderungen sind hier meistens in Englisch und Deutsch, seltener auch in Afrikaans. Kommerzielle Ausschilderungen sind beliebig gehalten und meistens auf Englisch und in der Muttersprache des Ladeninhabers, wobei die Kombination Deutsch mit Englisch äußerst häufig ist. Dies rührt nicht nur daher, dass die deutschen Muttersprachler einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor in Namibia darstellen, sondern auch um die zahlreichen deutschsprachigen Touristen auf sich aufmerksam zu machen.

Allgemeine Linguistik

Die Deutsche Sprache in Namibia zeichnet sich durch eine gewisse Vereinfachung und die Übernahme vieler Wörter u.a. aus dem Afrikaans, dem Englischen und den Bantu-Sprachen aus. Diese Mischsprache wird umgangssprachlich als „Südwesterdeutsch“, bei der jüngeren Generation auch als „Namsläng“ oder „Namlish“ (aufgrund des steigenden englischsprachigen Einflusses auf die Sprache) bezeichnet.

Einige typisch namibisch-deutsche Wörter

abkommen (v.)

1. Wasser führen (von Rivieren). 2. (Wetter, Wind, Luftzug, Sturm, etc.) aufkommen, aufziehen.

Alte (w.)

(NICHT abfällig) 1. (altersunabhängig) (feste) Freundin; Lebensgefährtin. 2. Mädchen. 3. Frau.

Alter (m.)

(NICHT abfällig) 1. (meistens) Ehemann. 2. (altersunabhängig) Fester Freund.

anbellen (v.)

(Afrikaans om te bel und Niederländisch opbellen oder bellen) (per Telefon) anrufen.

anders (adj.)

Komisch, seltsam. Das is aber 'ne andere Story [ʃtɔri:]: Das ist ja eine seltsame Geschichte.

aussortieren (v.)

(Englisch to sort sth. out) Etwas besprechen.

Baas (m.)

1. Herr, Chef, Boss. 2. Landwirt einer Farm. 3. Redeweise Sein Baas: der Beste, (jmd) kennt sich aus. Der morscht* so viel NamDollars. Der is moets (= wahrscheinlich, möglicherweise, bestimmt) Geld sein Baas!

Bakkie (m.)

(afrikaans) Geländewagen mit Ladefläche (Pick Up), Pritschenwagen.

bedonnert (adj.)

(afrikaans bedonerd) erbost, verärgert; verrückt.

besser auch (Redew.)

(afrikaans beter ook) 1. Es wäre besser, wenn…, zu empfehlen, notwendig. 2. Redew. …du besser auch: mach das ja so und nicht anders, sonst… 3. (Drohung). Wer trifft wen? Besser? (Wortspiel; Buchtitel von Marga Vaatz, Windhoek, 1989.)

biekie oder bikkie (adv.)

(afrikaans bietjie) Ein wenig, ein bisschen, etwas.

bleddy (adv.)

(englisch bloody) Verflucht, beschissen, Scheiß-.

Bokkie (s.)

(afrikaans) Allgemeine Bezeichnung für Ziegen und Schafe.

Braai [braɪ] (m.)

(afrikaans) 1. das Grillen, Barbecue. 2. Redewendung Braai oder (afrikaans braaivleis) Braaifleisch: Grillfleisch, Gegrilltes. 3. Bratrost, Grill.

braain [braɪn] (v.)

(afrikaans braai) Grillen; rösten, braten.

Brack (m.)

(norddt., afrikaans) Hund; abwertend Köter, Töle.

Buschveld oder Buschfeld (s.)

(afrikaans bosveld) Busch; Savanne.

Damm (m.)

(englisch) Wasserreservoir, Stausee.

Dämpers (subst. pl.)

(afrikaans (skok)dempers) Stoßdämpfer.

Deutschländer oder Jerry, Gerry (m.)

Deutscher.

Donga (w.)

Tiefer Schlot natürlichen Ursprungs.

Drankwinkel (m.)

(afrikaans) Spirituosengeschäft, Getränkeshop.

eingeben (v.)

(wahrscheinlich beeinflusst durch englisch to hand in) etwas (vor allem Prüfungen, Aufsätze) abgeben, einhändigen; (manchmal) (Anträge) einreichen.

erinnern (v.)

(nicht reflexiv, Anglizismus) Redew. Ich erinner, du erinnerst, er, sie, es erinnert, etc.: Ich erinnere mich, du erinnerst dich, er, sie, es erinnert sich, etc. Erinnerste noch? - Die guten alten Zeiten! - Ich erinner noch, wie wir von Swakop aus bei Sonnenschein zur Beach (= zum Strand) gingen und bei trübem Wetter raus in die Dünen der Namib fuhren. (s. wundern.)

fangen (v.)

(englisch to catch) Ertappen, erwischen. Ich schlich mich ins Haus und wurde doch von meiner Frau gefangen.

festkehren [fɛstkɛ:ʀn] (v.)

(afrikaans vaskeer) 1. In die Enge treiben, aufhalten, zusammentreiben. 2. Stoppen, verhindern.

fischen (v.)

(englisch to go fishing) Redewendung Fischen gehen: angeln.

Futsek! [futsɛk] (interj.)

(afrikaans „voertsek“) (Ausruf) Verschwinde!, Hau ab!, Verzieh dich!, Geh zur Hölle!
(Synäretisch eigentlich aus Voort sê ek! = „Fort, sag ich!“.)

gehen (v.)

(afrikaans gaan) (Dient zur Bildung des Futurs) Werden. Ich geh morgen meinen Storch* wiedersehen.

händeln (v.)

(englisch to handle) 1. Hantieren; zurechtkommen; kompetent sein. 2. Redew. Nicht händeln: nicht vertragen können.

Heck (s.)

(norddt., afrikaans hek Tor, Farmtor; Gatter.

Ist das? oder Isses?

(afrikaans Is dit?) Stimmt's?

jobben [dʒɔp(ə)n, dʒɔb(ə)n] (v.)

1. Funktionieren, klappen. 2. (englisch „to do a job“) Arbeiten, einer Beschäftigung nachgehen. - Redew. Overtime jobben: Überstunden schieben.

Junge (m.)

(englisch boy) (altersunabhängig) Farmarbeiter.

Kack (m.)

(afrikaans ek fang n kak) Redew. Einen Kack fangen: sich ärgern, die Nase voll haben, keine Lust haben, sich langweilen, überdrüssig sein.

kalben (v.)

Kaputt gehen, den Geist aufgeben.

Kamp (s.)

(englisch) 1. Lager. 2. Eingezäuntes Weideland.

Klippe (w.)

(afrikaans klip) 1. Stein. 2. Felsen; Gestein.

Kombi (m.)

Kleinbus.
(Das im deutschsprachigen Europa umgangssprachlich „Kombi“ genannte Fahrzeug, nennt man in Namibia Stationwagon.)

kriegen (v.)

1. Redew. Kalt kriegen: frieren. 2. Redewendung Warm kriegen: (Person) jmd ist warm; (Tier, Gerät) (sich) überhitzen. Ich krieg warm: Mir ist warm. 3. Redewendung Schwer kriegen: abmühen, sich plagen. 4. Redewendung Seer kriegen: Schmerzen erleiden. 5. Redewendung Lekker* kriegen: Spaß machen, gut gehen. 6. Redewendung Jammer kriegen: leid tun.

lekker oder lecker (adv.)

(afrikaans) 1. Schmackhaft, gut, schön (nicht nur auf den Geschmack bezogen), amüsant. 2. Redew. Lekker schlafen: eine gute Nacht wünschen; gut, angenehm schlafen. - Redew. Lekker slaap!: Schlaf gut!, gute Nacht! 3. Redew. Lekker Pad!: gute Fahrt!

Lokassie (w.)

(englisch Location) generelle Bezeichnung für Kleinstdörfer oder abgelegene Stadtteile der Einheimischen. Siehe auch Werft*.

Lorrie (w.)

(englisch lorry) Lastwagen.

mall (adj.)

(norddt., afrikaans) Verrückt, verärgert, böse.

Manga (s.)

(portugiesisch mangueira „großes Gehege für Rinder“) Eine Gerätschaft oder Apparatschaft, in die man ein Rind einklemmt. Diese ermöglicht dem Farmer (meist) medizinische Behandlungen durchzuführen, ohne dass sich das Rind dabei wehren und somit vielleicht verletzen kann.
(Dieser Lusitanismus drang mit den portugiesisch sprachigen Einwanderern aus Angola und Mosambik in den „namibischen“ Gesamtwortschatz. Es gehört zu den „namibischen“ Sprachuniversalien aller in Namibia gesprochenen Sprachen.)

Morro-tse! (interj.)

(afrikaans môre „Morgen“, nama tse „gut“) Guten Morgen!

mors (adv.)

(afrikaans) adverbiale Redewendung In mors: kaputt.

morschen (v.)

(afrikaans mors) Verschwenden; quälen, misshandeln.

Naafi oder Nafi (m. und w.)

(englisch abgekürzt für no ambition and fuckall interest) Person, die keinen Ehrgeiz und keinerlei Interesse für irgendetwas entwickelt.

net oder nett [nɛt] (adv.)

(afrikaans) Nur.

nochall (konj.)

(afrikaans nog al) Nämlich, aber.

Nüffel (m. und w.)

Kind, junges Schulkind. (s. Stift.)

Oukie [œŭki:, ɔŭki:] (m.)

(afrikaans outjie) 1. Junge; Typ, Kerl. 2. Häufig in kollektiven Sinnzusammenhängen für z. Bsp. die Namibier, die Deutschen, die Farmer, etc.

Pad (w.)

(afrikaans) 1. Pfad, Weg, Straße; Schotterstraße, Piste. 2. (afrikaans op pad) Redew. Auf Pad: auf dem Weg; unterwegs. 3. Fig. Thema. Sich von der Pad abkommen lassen.

Pip (w.)

(norddt.) Pfeife.

Pontok oder Pondok (m.)

(südafrikanisch) Traditionelles Wohnhaus der Einheimischen.

posten (v.)

(niederländisch/afrikaans posten und englisch to post) Ein Poststück abschicken.

Povian (m.)

1. Pavian. 2. Hundsaffe. 3. (Fig.) Einfältige Person; jmd., der nachäfft.

Ramme (m.)

Widder, ein männliches Zuchttier der Schafe.
(Im Standarddeutschen Ramm, Rammel, Rammer „Schafbock“.)

Regenzeit (w.)

1. Regnerische Periode während des Sommers. 2. meton. Sommer. (s. Trockenzeit.)

Rivier (s.)

(afrikaans) Flusslauf, der zeitweilig auf dem Trockenen liegt; Trockenfluss.

Robot (m.)

(englisch) Verkehrsampel.

rollen (v.)

(englisch to roll over) (Fahrzeug) Sich überschlagen. An dem Ort der Crashs (= an der Unfallstelle) sah man viele Autos, die gerollt waren (= sich überschlagen hatten).

Sterbe (w.)

Ausdruck für eine südafrikanische Pferdekrankheit.

stief [ʃti:f] (adv.)

(norddt, afrikaans) 1. Sehr. - (Emotionale Bewegung aus einem Inneren, von der Tiefe in die Höhe bezeichnend; ein Vorgehen von innen her gelegen) er-, ur-. Stiefgemütlich: urgemütlich, „sehr“ gemütlich. 2. Viel, haufenweise. 3. Schön, hübsch.

Stift [ʃtɪft] (m.)

(dt. StiftHalbwüchsiger; Lehrling“) Jüngeres Kind; kleiner Kerl.

Storch [ʃtɔrç] (m.)

1. Junges Mädchen. 2. (Feste) Freundin.

Trockenzeit oder Kalte Zeit (w.)

Winter. (s. Regenzeit, 2.)

Tüffie (m.)

(früher allg. gebr. südafrik. militärischer Ausdruck Tiffie) 1. veraltend Techniker, Experte, Soldat oder Offizier mit technischer oder spezialisierter Ausbildung. - Aspro-Tüffie: Arzt. - Tampax-Tüffie: Sanitäter. - Küchen-Tüffie: Koch. 2. (heute allgemein) Mechaniker.

Uitlander [œĭtlandər] (m.)

(afrikaans) Ausländer, nicht Bure.

Varsity (w.)

(englisch für university) Uni.

Veld (s.)

(afrikaans) Buschland, Weideland; Flur, Busch.
(Nicht „Feld“ im deutschen Sinne, sondern das unbebaute, offene Land, also die Flur.)

Vlei oder (hapax) Vley [flɛĭ] (w.)

(afrikaans) geogr. 1. Bodensenke, Pfanne (besonders Salz-Ton-Pfanne). 2. Seichte Vertiefung, die sich manchmal mit Wasser füllt; Trockenteich.
(Besonders in geographischen Eigennamen: Sossusvlei, Dead Vlei, Hiddenvlei. Zur hapaxen Abwandlung Vley, siehe “Roiland der Wanderer“ (1950) von Adolf Kaempffer.)

warm (adj.)

1. Heiß. 2. Verärgert, erbost. 3. Sexy. 4. (Fahrzeug) Frisiert; sehr schnell.

Wellblech (s.)

1. Gewellte Straßenoberfläche. 2. Gewelltes, verzinktes Blech.

Werft (w.)

(norddt.; afrikaans werfGrundstück, Höfe oder Hofstelle“) 1. veraltet Von Palisaden oder Schutzwällen umgebenen Wohnstätten der indigenen Bevölkerung in Deutsch-Südwestafrika. 2. (analog zu 1.) veraltend Wohnplatz der einheimischen Farmarbeiter im südwestafrikanischen Mandatsgebiet der Südafrikanischen Union. 3. (erweiternd zu 2.) Siedlung, meist der Farmarbeiter im heutigen Namibia. Siehe auch Lokassie*.

Winkel (m.)

(afrikaans) Kleiner Laden.

wundern (v.)

(nicht reflexiv, Anglizismus bzw. afrikaans ek wonder „ich wüsste gern, ob“) Redew. Ich wunder, du wunderst, er, sie, es wundert, etc.: 1. Ich frage mich, du fragst dich, er, sie, es fragt sich, etc. Ich wunder, was wohl heute auf dem TV spielt: Ich frage mich, was heute wohl im Fernsehen läuft. (s. erinnern.) 2. Sich fragen, sich nicht sicher sein, sich seiner Sache unsicher sein. Ich wunder, ob der Oukie* weiß, was er da mit seinem Storch* macht!?!

wüst (adv.)

(intensivierendes Beiwort) Sehr, äußerst; heftig, maßlos.
(Im Hochdeutschen hat es eher die Bedeutung von „wild, verschwenderisch“.)

zu (adv.)

(deutsch oder beeinflusst durch afrikaans toe „dumm“) 1. Dumm, blöd. Wie kann man nur so zu sein? 2. Verbohrt, schüchtern, unbeholfen. Sie wusste nicht, was sie tun sollte; zu stand sie da, den Tränen der Verzweiflung nah. 3. Besoffen. Er kam total zu nach Hause. 4. (Nase) Verstopft. Er spricht mit einer zuen Nase.

zünden (v.)

Verstehen, begreifen; kapieren.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Deutsch in Namibia (PDF). Beilage der Allgemeinen Zeitung (18. Juli 2007). Abgerufen am 23. Juni 2008.
  2. Stefan Fischer: Erhalt von Deutsch „fraglich“. In: Allgemeine Zeitung. 13. September 2010.
  3. Nach den Bestimmungen des Vertrages von Kapstadt wird die südafrikanische Regierung aufgefordert, deutsch als dritte Amtssprache einzuführen …
  4. Straße umgetauft. In: Allgemeine Zeitung. 19. Dezember 2001.
  5. Umbenennung sorgt für Irrwege. In: Allgemeine Zeitung. 19. Juni 2003.

Literatur

  • Marianne Zappen-Thomson: Deutsch als Fremdsprache in Namibia. , Klaus-Hess-Verlag, Windhoek 2000, ISBN 3-933117-15-1.
  • Joe Pütz: Das grosse Dickschenärie. Peters Antiques, Windhoek Namibia 2001, ISBN 9-991650-46-6.
  • Erik Sell: Esisallesoreidt, Nam Släng - Deutsch, Deutsch - NAM Släng. EeS Records, Windhoek Namibia, 2009, ISBN 978-99945-68 (formal falsche ISBN).

Weblinks


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