Deutscher Alpenverein

Deutscher Alpenverein
Deutscher Alpenverein (DAV)
Logo des Deutschen Alpenvereins
Gründung: 1869
Gründungsort: München
Vereine (ca.): 354 Sektionen
Mitglieder (ca.): 815.000[1]
Homepage: www.alpenverein.de

Der Deutsche Alpenverein e. V. (DAV) ist die größte Bergsteigervereinigung der Welt und der achtgrößte Sportverband Deutschlands. In ihm sind 354 rechtlich selbstständige Sektionen mit insgesamt rund 815.000[1] Mitgliedern organisiert. Er ist im Deutschen Olympischen Sportbund der zuständige Fachverband für das Sport- und Wettkampfklettern, das Bergwandern und Bergsteigen, Hochtourengehen, Eisklettern und Expeditionsbergsteigen sowie das Skibergsteigen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der DAV ging aus dem am 9. Mai 1869 gegründeten Bildungsbürgerlichen Bergsteigerverein hervor. Die Gründer waren überwiegend unzufriedene Mitglieder des sieben Jahre zuvor gegründeten Österreichischen Alpenvereins, welche die touristische Erschließung der Alpen nicht nur moralisch und akademisch, sondern aktiv, etwa durch den Bau von Hütten und Wegen, unterstützen wollten.

Treibende Kräfte waren der österreichische Kurat Franz Senn, der Prager Kaufmann Johann Stüdl, der Münchner Student Karl Hofmann und der Mandatar des Österreichischen Alpenvereins in Bayern, Theodor Trautwein. Zur Gründungsversammlung im Gasthaus „Blaue Traube“ in München kamen 36 Männer, und Ministerialrat Gustav von Bezold wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt. Bereits nach 10 Monaten gab es 22 Sektionen mit 1070 Mitgliedern, 1876 waren es bereits 500 Sektionen. Von 1873 bis 1938 waren der deutsche und der österreichische Zweig zum Deutschen und Österreichischen Alpenverein (DuÖAV) zusammengeschlossen.

Bereits im Kaiserreich entwickelten sich im DuÖAV antisemitische Tendenzen. 1899 wurde die Sektion „Mark Brandenburg“ ausschließlich für „christlich getaufte, deutsche Staatsbürger“ gegründet. 1905 gründete sich die Sektion Wien bereits exklusiv für arische Mitbürger. Die Akademische Sektion Wien nahm 1907 den Arierparagraphen in ihre Satzung auf. Weitere Sektionsgründungen mit diesen Einschränkungen folgten in den darauffolgenden Jahren bis 1921. Einige der ausgeschlossenen Bergsteiger gründeten daraufhin die Sektion Donauland des DuÖAV. Diese wurde 1924 aus dem Gesamtverein ausgeschlossen. Zuvor war bereits 1921, nach der Übernahme des Vorsitzes der Sektion Austria durch Eduard Pichl, der Arierparagraph in 98 von 110 Sektionen eingeführt worden. 1922 schloss die Akademische Sektion Dresden des DuÖAV Juden von der Mitgliedschaft aus. Diese Sachverhalte sind durch den Kulturbeauftragten des DAV, Helmuth Zebhauser, ausführlich aufgearbeitet worden.[2]

1938 wurde der Alpenverein, jetzt nur noch Deutscher Alpenverein (DAV), als „Fachverband Bergsteigen“ in den Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen eingegliedert und Arthur Seyß-Inquart zum „Führer des Deutschen Alpenvereins (DAV)“ bestellt. Der DAV wurde nach Kriegsende aufgelöst. Schon 1945 wurde der Österreichische Alpenverein OeAV neu gegründet, der bis zur 1952 erfolgten Wiedergründung des DAV dessen Vermögen und Grundbesitz (Hütten) treuhänderisch verwaltete.

1992 trat der Alpenverein dem Deutschen Sportbund bei, zu diesem Zweck wurden erstmals Landesverbände gegründet, die wiederum Mitglied in den Landessportbünden wurden.

2008 trat der DAV zum Jahresende zusammen mit dem OeAV und dem VAVÖ aus der UIAA aus.[3] Grund dafür waren Verstimmungen über die Bemühungen der UIAA, Sportklettern als olympische Disziplin zu etablieren.[4]

Gliederung

Der DAV selbst ist ein Dachverband für derzeit 354 Sektionen genannte eigenständige Mitgliedsvereine, die alle wiederum eingetragene Vereine sind. Eine Mitgliedschaft im DAV ist für natürliche Personen nur mittelbar über die Sektionen möglich. Die Sektionen sind weitgehend selbstständig, viele davon haben eigene Büros, Schulungs- und Veranstaltungsprogramme. In größeren Städten gibt es häufig mehrere Sektionen mit zum Teil stark unterschiedlichen Schwerpunkten und Mitgliederzahlen.

Die Organe des Dachverbandes sind die Hauptversammlung, das Präsidium und der Verbandsrat.

Jugendorganisation

Die Jugendorganisation des Deutschen Alpenvereins ist die „Jugend des Deutschen Alpenvereins” (JDAV).

Die JDAV ist in einzelne Landesverbände aufgeteilt, die wiederum in einzelne Bezirksverbände aufgeteilt sind. Dementsprechend gibt es neben der Bundesjugendleitung einzelne Landes- und Bezirksjugendleitungen als Vertreter der Jugendlichen. Die Vertreter in den Bundes-, Landes-, und Bezirksjugendleitungen werden von den Jugendleitern des DAV gewählt und vertreten die Interessen der JDAV gegenüber dem Alpenverein und der Öffentlichkeit.

Ziele

Mitgliederabzeichen

In der Anfangszeit des DAV waren die Ziele hauptsächlich Erfahrungsaustausch und Erschließung der Alpen durch Wege und Unterkunftshäuser (Berghütten). Derzeit betreibt der Alpenverein 332 solcher Alpenvereinshütten genannten Unterkunftshäuser mit etwa 22.000 Übernachtungsmöglichkeiten. Die Hütten sind im Besitz einzelner Sektionen, stehen aber allen Alpinisten offen. Viele Sektionen unterhalten außerdem nichtöffentliche, nur den Sektionsmitgliedern zugängliche Unterkunftshäuser in allen Teilen der Alpen und den deutschen Mittelgebirgen. Des Weiteren betreibt der Alpenverein 180 Kletteranlagen bzw. Kletterhallen.

Daneben tritt der DAV auch als Interessensvertreter und Dienstleister für Bergsportler auf, etwa für Versicherungen, Leihausrüstung oder Kartenmaterial.

In den 1980er und 1990er Jahren erfolgte eine verstärkte Hinwendung zum Naturschutz, der im Grundsatzprogramm von 1994 auch als zentrales Ziel aufgenommen wurde. Die Erschließung der Alpen wurde für beendet erklärt, seitdem werden keine weiteren Hütten und Wege mehr gebaut, sondern nur noch die bestehende Infrastruktur instandgehalten.

Sonstiges

Der DAV gibt gemeinsam mit dem Österreichischen Alpenverein und dem Alpenverein Südtirols die Taschenbuchreihe Alpenvereinsführer, die beim Bergverlag Rother in München verlegt wird, heraus.

Seit einigen Jahren tritt der DAV über sein Tochterunternehmen „DAV Summit Club” auch als kommerzieller Veranstalter von zum Teil sehr anspruchsvollen Bergtouren und Expeditionen auf.

Der Deutsche Alpenverein ist ein nach § 59 Bundesnaturschutzgesetz anerkannter Naturschutzverband.

Literatur

  • Rainer Amstädter: Der Alpinismus. Kultur, Organisation, Politik. WUV, Wien 1996, ISBN 3-85114-273-X.
  • Anneliese Gidl: Alpenverein. Die Städter entdecken die Alpen. Der Deutsche und Österreichische Alpenverein von der Gründung bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Böhlau, Wien 2007, ISBN 978-3-205-77668-0. (Rezension)
  • Nicholas Mailänder: Im Zeichen des Edelweiß. Die Geschichte Münchens als Bergsteigerstadt. AS, Zürich 2006, ISBN 978-3-909111-28-2.
  • Provisorischer Ausschuss der Sektion München: Aufruf an alle deutschen Alpenfreunde!. Gründungsaufrufe DAV 1869. Juni 1869 (Historisches AlpenArchiv der Alpenvereine in Deutschland, Österreich und Südtirol (PDF), 3 Seiten, 284 kB, abgerufen am 27. August 2010).
  • Helmuth Zebhauser; Deutscher Alpenverein (Hrsg.): Alpinismus – quo vadis? In der Schriftenreihe: Alpines Museum des Deutschen Alpenvereins Band 3. Drei vereinspolitische Reden, Deutscher Alpenverein, München 1999

Weblinks

 Commons: Deutscher Alpenverein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b DAV in Zahlen
  2. Helmuth Zebhauser: Alpinismus im Hitlerstaat, München 1998, ISBN 978-3-7633-8102-9. Neueres zum Antisemitismus des Vereins in Panorama. Mitteilungsblatt des DAV Heft 1/2007, S. 60–62, von Nicholas Mailänder, siehe Weblinks: Donaulandaffäre
  3. UIAA: Circular letter to all UIAA Member Federations. (PDF) abgerufen 17. Oktober 2009
  4. Jörg Eberlein: Abschied des DAV aus der internationalen Bergsteigerorganisation UIAA. (PDF) abgerufen 17. Oktober 2009

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