Deßloch

Deßloch

Otto Deßloch (* 11. Juni 1889 in Bamberg; † 13. Mai 1977 in München) war ein General der deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg.

Inhaltsverzeichnis

Lebenslauf

Erster Weltkrieg und Reichswehr

Deßloch trat 1910 in das bayerische Heer ein und gehörte zunächst der Kavallerie an. Bereits in den ersten Wochen des Ersten Weltkrieges wurde er bei einem Erkundungsritt schwer verwundet. Nach seiner Genesung Ende 1914 wurde er zum Flugzeugbeobachter ausgebildet und nahm als solcher während des Jahres 1915 an zahlreichen Feindflügen teil. Im darauffolgenden Winter erfolgte seine Umschulung zum Flugzeugführer. Weil Deßloch Anfang 1916 bei einem Absturz mehrere Vorderzähne verlor, wirkt sein Gesichtsausdruck auf späteren Fotos üblicherweise etwas verkniffen. Im Oktober desselben Jahres musste er wegen Nebels in der neutralen Schweiz notlanden und wurde für mehrere Monate interniert. Nach seiner Repatriierung 1917 befehligte er verschiedene Jagdstaffeln an der Westfront, ehe er im letzten Kriegsjahr Kommandeur einer Fliegerschule wurde.

1919 unterstützte Deßloch zunächst mit einer freiwilligen Fliegerstaffel das Freikorps Epp bei seinem Kampf gegen die Münchener Räterepublik, bis die Entente endgültig die Einstellung des militärischen Flugbetriebes erzwang. In der Folge wurde er zunächst zum Nachrichtenoffizier umgeschult und kehrte 1921 in die Kavallerie zurück. Im Rahmen der verdeckten Wiederaufrüstung der Reichswehr nahm Deßloch von 1926 bis 1927 an der geheimen fliegerischen Ausbildung im russischen Lipezk teil.

Wehrmacht und Zweiter Weltkrieg

Als 1933 im Dritten Reich mit dem Wiederaufbau einer deutschen Luftwaffe begonnen wurde, trat auch Deßloch zu dieser neuen Waffengattung über und wurde zunächst Kommandeur der Flugzeugführerschule Cottbus. Von 1935 bis 1938 war er nacheinander Kommodore zweier Kampfgeschwader. Anfang 1939 wurde er zum Generalmajor und zum Kommandeur der 6. Fliegerdivision ernannt.

In den ersten Wochen des Zweiten Weltkrieges erhielt Deßloch trotz seines vergleichsweise niedrigen Dienstgrades die Ernennung zum Kommandierenden General des II. Flakkorps. Mit dieser Einheit unterstütze er während des Westfeldzuges 1940 die Heeresgruppe B in Belgien, den Niederlanden und Nordfrankreich und konnte insbesondere im Erdkampfeinsatz gegen feindliche Panzer große Erfolge erzielen. Dafür wurde er Ende Juni mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet und am 19. Juli zum Generalleutnant befördert.

1941 bis 1942 nahm Deßlochs Korps im Mittelabschnitt der Ostfront am Feldzug gegen die Sowjetunion teil. Am 1. Januar 1942 zum General der Flakartillerie befördert, wechselte er im April des gleichen Jahres an die Spitze des I. Flakkorps an der südlichen Ostfront. Hier war er während des Winters 1942/43 gleichzeitig Befehlshaber des Luftwaffenkommandos Kaukasus (später umbenannt in Luftwaffenkommando Kuban). Im Sommer 1943 wurde Deßloch Nachfolger des nach Italien versetzten Wolfram von Richthofen als Oberbefehlshaber der Luftflotte 4 und erhielt die Beförderung zum Generaloberst.

Als im Sommer 1944 die deutsche Westfront in Frankreich zusammenbrach und Generalfeldmarschall Hugo Sperrle als Oberbefehlshaber der Luftflotte 3 abgelöst wurde, ernannte Hermann Göring Deßloch zu dessen Nachfolger. Der neue Oberbefehlshaber war erst wenige Tage im Amt, als er von Hitler persönlich den Befehl erhielt, mit allen noch verfügbaren Maschinen einen Bombenangriff auf das soeben befreite Paris durchzuführen. In der Nacht vom 26. auf den 27. August griffen ungefähr 50 deutsche Bomber die nordöstlichen Stadtbezirke von Paris an, wobei über 200 Menschen getötet wurden. Ob Deßloch die Möglichkeit gehabt hätte, die Ausführung des Führerbefehls ähnlich wie Dietrich von Choltitz oder Hans Speidel zu sabotieren, ist bis heute umstritten.

Nach nur einem Monat im Westen kehrte Deßloch im September 1944 wieder in sein altes Kommando über die Luftflotte 4 an der Ostfront zurück, das er bis wenige Tage vor Kriegsende beibehielt. Ende April 1945 wechselte er als Nachfolger Ritter von Greims an die Spitze der Luftflotte 6, der fast alle noch einsatzfähigen Luftwaffenverbände im Reichsgebiet unterstanden. Nachdem er sich bis 1948 in alliierter Kriegsgefangenschaft befunden hatte, widmete sich Deßloch in seinen restlichen Lebensjahren vorwiegend dem Reitsport.

Auszeichnungen

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939-1945, Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S.270

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