Die Faust im Nacken

Die Faust im Nacken
Filmdaten
Deutscher Titel Die Faust im Nacken
Originaltitel On the Waterfront
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1954
Länge 103 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Elia Kazan
Drehbuch Malcolm Johnson
Budd Schulberg
Produktion Sam Spiegel
Musik Leonard Bernstein
Kamera Boris Kaufman
Schnitt Gene Milford
Besetzung

Die Faust im Nacken (On the Waterfront) ist ein US-amerikanischer Kinofilm von Elia Kazan aus dem Jahre 1954. Er basiert auf einem Tatsachenbericht von Budd Schulberg, der zusammen mit Malcolm Johnson auch das Drehbuch verfasste.

Kritiker auf der ganzen Welt feierten ihn seit Erscheinen als einen der besten Filme aller Zeiten; er erreichte 1998 in der Liste des American Film Institute Rang 8 der 100 besten amerikanischen Filme aller Zeiten.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Thema des Films sind Probleme, die mit den Anfängen gewerkschaftlicher Organisation in den USA einhergingen, insbesondere Korruption innerhalb von Gewerkschaften.

Im Hafen von New York herrscht eine korrupte Gewerkschaft der Dockarbeiter, die von Johnny Friendly brutal geleitet wird. Die Hafenarbeiter müssen Mitglied dieser Gewerkschaft werden, um überhaupt Arbeit zu bekommen. Arbeiter, die sich gegen die üblen Methoden der Gewerkschaft auflehnen, werden rücksichtslos beseitigt.

Terry Malloy ist einer dieser Arbeiter. Sein smarter Bruder Charley dagegen ist der Rechtsanwalt der Gewerkschaft, wodurch Terry diverse Privilegien genießt, muss der Gewerkschaft allerdings auch gefällig sein. Unbewusst führt er den jungen Arbeiter Joey in eine tödliche Falle. Nach dem Mord an Joey lernt Terry dessen Schwester Edie kennen und verliebt sich in sie. Edie möchte gemeinsam mit Pater Berry die Schuldigen am Tode von Joey zur Strecke bringen. Terry befindet sich durch die Beziehung zu Edie plötzlich zwischen den Fronten. Es plagt ihn sein Gewissen, aber auch seine Sozialisierung, die es nicht erlaubt, mit der Polizei zusammenzuarbeiten.

Gewerkschaftsboss Friendly erfährt vom Vorhaben Terrys, vor Gericht gegen ihn auszusagen. Er fordert dessen Bruder Charley auf, Terry zurück auf die Linie der Gewerkschaft zu bringen oder ihn zu töten. Bei der Aussprache der Brüder bringt Charley es jedoch nicht fertig, seinen eigenen Bruder umzubringen. Als Terry wenig später seinen ermordeten Bruder findet, schwört er Rache. Pater Berry kann ihn jedoch davon überzeugen, dass eine Aussage vor Gericht die effektivere Rache sei.

Nach der Aussage vor Gericht fühlt sich Terry als Verräter und wird von den Hafenarbeitern geschnitten. Als Terry dennoch am nächsten Tag zur Arbeit erscheint, kommt es zur Auseinandersetzung mit Friendly und seinen Leuten. Terry wird brutal zusammengeschlagen. Die Hafenarbeiter erkennen nun, dass Terry in ihrem Interesse gehandelt hat und schlagen sich auf seine Seite. Das Terrorregime der Gewerkschaft hat ein Ende.

Hintergrund

  • Drehbuchautor Budd Schulberg wurde auf das Thema des Films aufmerksam durch eine Reportage-Serie über die Arbeitsbedingungen New Yorker Hafenarbeiter des Journalisten Malcolm Johnson, für die dieser den Pulitzer-Preis erhalten hatte. Schulberg hatte bereits Jahre lang im Hafenviertel recherchiert, als Elia Kazan ihm anbot einen Film zu diesem Thema mit ihm zu machen. Ein Jahr lang schrieb Schulberg an dem Drehbuch. Bei der Recherche lernte er den irischen Priester John Corridan kennen, der das Vorbild für Pater Berry wurde. Ursprünglich sollte Darryl F. Zanuck den Film produzieren. Zanuck konnte sich jedoch nicht vorstellen, das ein Film über proletarische Hafenarbeiter ein Erfolg sein könnte und lehnte ab. Schließlich überzeugten Schulberg und Kazan den unabhängigen Produzenten Sam Spiegel. Bei der Besetzung plante Kazan von Beginn an mit Marlon Brando für die Hauptrolle. Kazan hatte bereits bei Endstation Sehnsucht und Viva Zapata! mit Brando zusammengearbeitet und er galt als sein Lieblingsschauspieler. Brando hatte zunächst abgesagt und Frank Sinatra war bereit, die Rolle zu übernehmen. Als Brando schließlich doch noch zusagte, erhielt Sinatra die Absage. Der Film wurde innerhalb von 36 Tagen an Originalschauplätzen in Hoboken, New Jersey gedreht und kostete 900.000,- $. Nach der Kinopremiere am 29. Juli 1954 erspielte er an der Kinokasse 9,5 Mio. $.
  • Der Film kann im Kontext der Auseinandersetzung zwischen Regisseur Elia Kazan und dem Schriftsteller Arthur Miller betrachtet werden. Deren Freundschaft war zerbrochen, nachdem Kazan Miller und andere vor dem Komitee für unamerikanische Umtriebe als „Kommunisten“ bezeichnet hatte, was während der McCarthy-Ära eine folgenschwere Beschuldigung darstellte. Das Verhalten der Hauptfigur, die sich gegen den Mob wendet, kann als Rechtfertigung der Denunziation aufgefasst werden.
  • Als historischer Hintergrund können die allgemeinen Umstände bei der US-amerikanischen Transportarbeitergewerkschaft der „Teamsters“, insbesondere unter ihrem Präsidenten Jimmy Hoffa, gesehen werden, der sich im Film in der Figur des Johnny Friendly wiederfinden lässt.

Deutsche Fassung

Die deutsche Synchronbearbeitung entstand 1954 in den Ateliers der Ultra Film Synchron GmbH in Berlin. Dialogregie führte Alfred Vohrer. [1] [2] [3]

Rolle Darsteller Synchronsprecher
Terry Malloy Marlon Brando Harald Juhnke
Father Berry Karl Malden Paul Klinger
Johnny Friendly Lee J. Cobb Otto Eduard Hasse
Edie Doyle Eva Marie Saint Marion Degler
Charley „the Gent“ Malloy Rod Steiger Curt Ackermann
Gillette Martin Balsam Klaus Miedel
Luke Don Blackman Alexander Welbat
Moose Rudy Bond Paul Wagner
Glover Leif Erickson Hans Wiegner
Truck Tony Galento Franz Nicklisch
„Pop“ Doyle John Hamilton Eduard Wandrey
Dugan Pat Henning Alfred Balthoff
Jimmy Arthur Keegan Ernst Jacobi
J. P. Morgan Barry Macollum Herbert Weissbach
Tullio Tami Mauriello Hans Emons
Big Mac James Westerfield Wolfgang Eichberger

Kritiken

„Der mit Oscars überschüttete dramatische Film, von Budd Schulberg nach einem Tatsachenbericht geschrieben, machte Schule im Kino des Realismus. Kazan verwandte große Sorgfalt auf Milieu und Atmosphäre, führte seine Darsteller zu packenden Leistungen und scheute nicht vor einem starken sozialen Pathos zurück.“

Lexikon des internationalen Films[4]

„Kazan (…...) erzählt das in hartem Schwarzweiß, milieugesättigt, als Soziothriller der spannendsten Art; mit einem unvergesslichen Brando. (Wertung: 3 Sterne → sehr gut)“

Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz in Lexikon „Filme im Fernsehen“ [5]

„Ein amerikanisches Filmdrama des Meisterregisseurs Kazan, künstlerisch und ethisch wertvoll, in die Bestliste der Filmliga aufgenommen.“

6000 Filme [6]

„Obwohl Die Faust im Nacken von mancher Seite als „antigewerkschaftlich“ beschimpft und in faschistische Nähe gerückt wurde, widerfuhr dem Film schnell die Anerkennung als ein Meisterwerk. Kazan und Schulberg hatten nicht nur Tabuthemen aufgegriffen, als sie sich mit Korruption und Machtmissbrauch bei den großen Gewerkschaften beschäftigten, sondern vor diesem Rahmen auch ein realistisches, packendes Drama glaubwürdiger Individuen angesiedelt. Nahezu alle Beteiligten stehen mit ihrem Schauspielstil in der Tradition des „Actors Studio“ (…). Dementsprechend differenziert und ausgewogen sind die Darstellungen, angefangen von Brandos kraftvollem Porträt des Verlierers, der seine Ideale wiederfindet, über Karl Maldens mutigen Priester bis zu Eva Marie Saint, die als Brandos Liebe einen sensationellen Einstieg in ihre Filmkarriere hatte. Das realistische Aussehen des Films wurde durch die fast ausschließliche Verwendung von Originalschauplätzen in Hoboken, New Jersey, erreicht (…...), die Boris Kaufmans Kamera in dramatischer Hässlichkeit einfängt.“

Das große TV Spielfilm Filmlexikon [7]

Die Filmbewertungsstelle Wiesbaden verlieh der Produktion das Prädikat wertvoll.[4]

Auszeichnungen

Der Film gewann acht Oscars:

Darüber hinaus waren Lee J. Cobb, Karl Malden und Rod Steiger als beste Nebendarsteller nominiert, und Leonard Bernstein für die beste Filmmusik.

Der Film steht in dem National Film Registry der Vereinigten Staaten von Amerika als erhaltenswertes Kulturgut.

Darüber hinaus erhielt der Film einige Auszeichnungen vom renommierten American Film Institute:

  • 1998: Platz 8 der 100 besten Filme aller Zeiten (2007: Platz 19)
  • Marlon Brandos Darstellung des Terry Malloy schaffte es auf Platz 23 der Top 50 Filmhelden aller Zeiten
  • Die von Brando gesprochene Zeile („Du verstehst das nicht! Ich hätte was werden können, zumindest ein klasse Boxer. Und was bin ich geworden? Ein gemeiner Lump.“) erreichte Platz 3 der 100 besten Filmzitate aller Zeiten

Siehe auch

Weitere bekannte Gewerkschaftsfilme sind Norma Rae mit Sally Field, F.I.S.T. mit Sylvester Stallone, Silkwood mit Meryl Streep, Cher und Kurt Russell sowie Jimmy Hoffa mit Jack Nicholson und der Krimi Blue Collar mit Richard Pryor und Harvey Keitel.

DVD-Veröffentlichung

  • Die Faust im Nacken (Special Edition). Sony Pictures Home Entertainment 2001.

Literatur

  • Budd Schulberg: Die Faust im Nacken. Roman (Originaltitel: On the Waterfront). Deutsch von Werner Balusch. Vollständige Taschenbuchausgabe. Droemer Knaur, München ca. 1986, ISBN 3-426-01341-X
  • Hans-Jürgen Kubiak: Die Oscar-Filme. Die besten Filme der Jahre 1927/28 bis 2004. Die besten nicht-englischsprachigen Filme der Jahre 1947 bis 2004. Die besten Animationsfilme der Jahre 2001 bis 2004. Schüren, Marburg 2005, ISBN 3-89472-386-6

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Thomas Bräutigam: Lexikon der Film- und Fernsehsynchronisation. Mehr als 2000 Filme und Serien mit ihren deutschen Synchronsprechern etc.. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-289-X, S. 136
  2. Die Faust im Nacken in der Synchrondatenbank von Arne Kaul; abgerufen am 2. Dezember 2007
  3. Die Faust im Nacken in der Deutschen Synchronkartei; abgerufen am 2. Dezember 2007
  4. a b Lexikon des internationalen Films (CD-ROM-Ausgabe), Systhema, München 1997
  5. Adolf Heinzlmeier, Berndt Schulz: Lexikon „Filme im Fernsehen“ (Erweiterte Neuausgabe). Rasch und Röhring, Hamburg 1990, ISBN 3-89136-392-3, S. 221
  6. 6000 Filme. Kritische Notizen aus den Kinojahren 1945 bis 1958. Handbuch V der katholischen Filmkritik. 3. Auflage. Verlag Haus Altenberg, Düsseldorf 1963, S. 110
  7. -al- in Das große TV Spielfilm Filmlexikon. Digitale-Bibliothek- Sonderband (CD-ROM-Ausgabe). Directmedia, Berlin 2006, ISBN 3-89853-036-1, S. 3928-3929

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