Die Kindermörderin

Die Kindermörderin

Die Kindermörderin ist ein bürgerliches Trauerspiel von Heinrich Leopold Wagner aus dem Jahre 1776.

Diese Tragödie verdeutlicht auf gesellschaftskritische Art und Weise die Probleme der Ständetrennung zwischen Bürgertum und Adel und den Stand der Frau in der Gesellschaft zu dieser Zeit. Nicht zuletzt soll das Werk das Problem des Kindermordes im 18. Jahrhundert und dessen harte Bestrafung ansprechen.

Die Hauptfiguren sind
  • Evchen: ein junges Mädchen aus dem Bürgertum
  • Von Gröningseck: ein junger adeliger Lieutenant
  • Frau und Herr Humbrecht: Evchens Eltern
  • Magister: der Cousin von Frau Humbrecht, ein Geistlicher

Inhalt

Evchen und ihre Mutter Frau Humbrecht begleiten Von Gröningseck gegen den Willen von Herrn Humbrecht zum Ball und anschließend in ein schlecht möbliertes Haus. Mutter und Tochter ahnen nicht, dass es sich bei diesem Haus um ein Bordell handelt. Von Gröningseck schmeichelt der Mutter und zeigt reges Interesse an deren Tochter. Dadurch ist es leicht für ihn, Frau Humbrecht mit einem Schlaftrunk auszuschalten, um Evchen zu verführen bzw. zu vergewaltigen. Evchen hofft danach, dass der Leutnant sie heiratet. Dieser gibt ihr das Versprechen, geht jedoch auf eine zweimonatige Reise, um seinen Worten zufolge seinen Dienst zu quittieren und wichtige Aufgaben zu erledigen.

Der Leutnant Hasenpoth möchte nicht, dass Gröningseck wegen einer bürgerlichen Frau seine Karriere aufgibt, weshalb er Evchen einen Brief schreibt, in dem er sich als Von Gröningseck ausgibt. Evchen erhält diesen Brief und glaubt, aus den von Hasenpoth verfassten Zeilen zu erfahren, dass Von Gröningseck sie nicht heiraten möchte und sie nicht liebt. Evchen ist verzweifelt, es gibt Streit in der Familie, da der Vater ihr merkwürdiges Verhalten nicht gutheißt, da sie sich immer mehr zurückzieht. Doch von einer Schwangerschaft ahnt niemand etwas. Kurz vor der Geburt reißt Evchen in eine andere Stadt aus, um anonym bei der Lohnwäscherin Frau Marthan unterzutauchen.

Dort bekommt sie das Kind, ist jedoch äußerst um dessen Ernährung und Zukunft besorgt. Durch die Lohnwäscherin erfährt Evchen, dass man glaube, sie habe sich selbst in einen Fluss gestürzt und ihre Mutter sei daher vor Kummer gestorben. Auf das Äußerste verzweifelt bietet sie der Lohnwäscherin an, zu Herrn Humbrecht zu gehen und den auf sie ausgesetzten Lohn zu erhalten. In der Zwischenzeit tötet Evchen das Kind mit einer Nadel. Im letzten Akt treffen alle Personen noch einmal aufeinander. Evchen wird des Kindermordes beschuldigt und soll gehängt werden. Sie erfährt von Von Gröningseck, dass er sie liebt und dass der Brief, den sie erhalten hatte, von Hasenpoth und nicht von ihm selbst geschrieben wurde. Gröningseck eilt zum Gericht um darum zu bitten, Evchen zu verschonen.

Sekundärliteratur

Luserke, Matthias, Die Kindermörderin. In: Reclam Interpretationen, Dramen des Sturm und Drang, Reclam, Universal-Bibliothek Nr. 8410, Stuttgart 1997, S. 161–193, ISBN 978-3-15-008410-6

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