Adolf Würth GmbH & Co. KG

Adolf Würth GmbH & Co. KG
Würth-Gruppe
Logo der Würth-Linie
Unternehmensform Unternehmensgruppe (Stiftung)
Gründung 1945
Unternehmenssitz Künzelsau, Deutschland
Unternehmensleitung

Robert Friedmann

Mitarbeiter 65.158 (30. Juni 2008)
Umsatz 8.489 Mio. EUR (2007)
Bilanzsumme 5.680 Mio. EUR (2007)
Branche Befestigungs- und Montagetechnik
Website

www.wuerth.com

Die Würth-Gruppe ist eine weltweit operierende, vornehmlich im Großhandel mit Produkten der Befestigungs- und Montagetechnik tätige Unternehmensgruppe. Sie entwickelte sich aus der Adolf Würth GmbH & Co. KG mit Sitz in Künzelsau.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Würth wurde von Adolf Würth zum Zweck des Handels mit Schrauben 1945 in Künzelsau gegründet. Nach dem Tod Adolf Würths übernahm der Sohn Reinhold Würth 1954 im Alter von 19 Jahren gemeinsam mit seiner Mutter Alma Würth die Schraubenhandlung, die zum damaligen Zeitpunkt noch eine Zwei-Personen-Unternehmung war.

Seither entwickelte sich das Unternehmen zum weltweit führenden Handelskonzern mit dem Hauptgeschäftsanteil im Vertrieb von Befestigungs- und Montagematerial sowie Werkzeugen mit circa 120.000 verschiedenen Produkten weiter. Zu seinen über 3 Millionen Kunden zählen vornehmlich Betriebe aus der Bauwirtschaft, dem holz- und metallverarbeitenden Handwerk sowie Kraftfahrzeug-Betriebe.

Die heutige Würth-Gruppe operiert weltweit und beschäftigt insgesamt über 65.000 Menschen (Stand 07/2008). Im Ranking Top 500 der Tageszeitung Die Welt belegte die Würth-Gruppe 2006 Platz 91 und ist damit eines der größten nicht-börsennotierten Unternehmen Deutschlands.

Reinhold Würth zog sich zum 1. Januar 1994 aus der Geschäftsführung zurück und übernahm den Vorsitz des Würth-Beirates. Zum 1. März 2006 übergab er dieses Amt an seine Tochter Bettina Würth und ist seitdem Ehrenvorsitzender des Beirates.

Nach fünf Jahren Forschung eröffnete die Unternehmensgruppe am 27. Oktober 2006 in Schwäbisch Hall eine Produktionsanlage zur Serienfertigung von neuartigen Solarzellen ohne Silizium bzw. aus Kupfer, Indium und Selen (CIS-Solarzellen).[1]

Unternehmensstruktur

Neben dem deutschen Mutterunternehmen Adolf Würth GmbH & Co. KG, Künzelsau zählen weltweit über 400 Gesellschaften in 86 Ländern zum Konzern, die in zwei Linien unterteilt sind:

  • die Würth-Linie (Gesellschaften mit dem Firmennamen Würth)
  • Allied Companies (über 260 Unternehmen) – zu einem Großteil zugekaufte Unternehmen, die unter ihrem angestammten Namen operieren oder in eine andere Allied Company integriert wurden. Beispiele für Allied Companies sind Unielektro (Eschborn), eiSos (Waldenburg) oder Panorama Catering (Waldenburg).

Das Unternehmen Würth hat sich auf den Vertrieb über Außendienstmitarbeiter spezialisiert. Daneben betreibt es in Deutschland und einigen anderen Ländern einen starken Ausbau des Niederlassungsnetzes.

Zu den Tochterunternehmen der Würth-Gruppe gehört unter anderem auch Würth ITensis AG. Diese betreut einerseits die EDV der Würth-Gruppe selbst, bietet ähnliche Dienstleistungen aber auch für Dritte an.

Würth betreibt den Flugplatz Schwäbisch Hall-Hessental, der unter dem Namen Adolf Würth Airport firmiert.

Unternehmenskultur

Bei Würth können sich Außendienstmitarbeiter durch ein differenziertes Prämiensystem Zulagen verdienen. Die Kehrseite des Unternehmenserfolgs liegt in einer relativ hohen Fluktuation der Außendienstmitarbeiter von neun Prozent jährlich.[2] Das Problem wurde von der Firmenleitung erkannt, was eine intensive Förderung der Arbeitsanreize zur Folge hatte.[3] Die Konzernfirmen und ausländischen Verkaufsgesellschaften sind weitgehend autonom in ihren Zielsetzungen, deren Durchführung sie jedoch transparent machen müssen. Das Vertrauen in die Kompetenz und Autonomie der Mitarbeiter kommt durch eine frühe Einführung der Gleitzeit ohne Zeiterfassungsgeräte zum Ausdruck und durch viele Angebote zu Weiterbildung und Freizeitgestaltung. Auf die Qualität der Betriebsfeiern wird großen Wert gelegt, da Würth auch hier seinem Grundsatz treu bleibt, dass nur ein hohes Engagement für seine Mitarbeiter ein entsprechendes Unternehmensergebnis zur Folge hat.

Würth ist bei der architektonischen Umsetzung der ausländischen Filialen dazu übergegangen, seinen Mitarbeitern bei der Auswahl der Architekten und der Planung repräsentativer Verwaltungsgebäude weitgehend freie Hand zu lassen. In der Unternehmenszentrale in Künzelsau können die Mitarbeiter ein firmeninternes Kunstmuseum besichtigen, dessen Ausstellungen drei bis vier Mal jährlich wechseln. Das Kunstmuseum ist auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Außerdem haben die Mitarbeiter die Möglichkeit, Bilder (mit Ausnahme der höchsten Preiskategorie) aus der Würth-Sammlung in einer firmeneigenen Artothek für sechs Monate gegen ein Pfand auszuleihen.

Kultur- und Sportförderung

Die Würth-Gruppe ist Eigentümerin der gemeinnützigen Stiftung Würth, die sich insbesondere die Kulturförderung zur Aufgabe gemacht hat. Im Verwaltungsgebäude der Konzernzentrale in Künzelsau befindet sich das Museum Würth, im benachbarten Schwäbisch Hall die Kunsthalle Würth mit ihrer Dependance, der mittelalterlichen Johanniterhalle. Die Stiftung Würth vergibt zahlreiche Preise in verschiedenen künstlerischen Sparten. Daneben engagiert sich die Stiftung Würth in der Schul- und Hochschulförderung (Fachhochschule Künzelsau und Berufsakademie Bad Mergentheim, Freie Schule Anne-Sophie in Künzelsau). Im Jahr 2005 wurde die Künzelsauer Fachhochschule in Reinhold-Würth-Hochschule der Hochschule Heilbronn in Künzelsau umbenannt (RWH-Künzelsau). Würth ist Veranstalter des Würth Open-Air Festivals, einem jährlich stattfindenden, mehrtägigen Musikfestival in Künzelsau.

Von 2000 bis 2006 war Würth Co-Sponsor des spanischen Radsportteams Astana-Würth und seiner Vorgängermannschaften. Nachdem das Team jedoch aufgrund des Dopingskandals um den spanischen Arzt Eufemiano Fuentes von der Teilnahme an der Tour de France 2006 ausgeschlossen worden war, beendete das Unternehmen dieses Engagement mit sofortiger Wirkung am 3. Juli 2006. [4]

Steuerermittlungen

Seit Herbst 2006 ermittelte die Staatsanwaltschaft Stuttgart gegen Reinhold Würth und fünf weitere Manager des Konzerns wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung. Ende März 2008 wurden die Ermittlungen und Verhandlungen durch eine Indiskretion an das Nachrichtenmagazin Spiegel bekannt.[5] Im Mai 2008 stimmte Würth der Einstellung des Verfahrens gegen eine Geldstrafe zu. Das Amtsgericht Heilbronn verhängte gegen Würth einen Strafbefehl in Höhe von 700 Tagessätzen. Der Unternehmer gilt damit als vorbestraft.[6] Gegen zwei andere Verantwortliche der Würth-Gruppe wurden ebenfalls Geldstrafen festgesetzt. Das Steuerverfahren ist damit beendet, da alle Betroffenen die Strafbefehle akzeptiert haben.[7]

Die Staatsanwaltschaft stellte fest, dass alle Beschuldigten „keine eigenen Vorteile“ erlangt hätten.[8] Strittig seien vielmehr die Kostenverrechnungen zwischen inländischen und ausländischen Konzernteilen gewesen. Die steuerrechtliche Legalität der steuermindernden Verrechnung über die deutsche Muttergesellschaft war der Kern der Auseinandersetzung zwischen Würth und der Steuerbehörde. Da die Klärung der Rechtmäßigkeit mehrere Jahre beansprucht hätte und damit eine Rufschädigung des Lebenswerkes von Würth zwangsläufig zu erwarten gewesen wäre, nahm er das kleinere Übel von Steuernachzahlung, Bußgeld und Vorstrafe billigend in Kauf.[9]

Einzelnachweise

  1. Solarzellen. Ein Platz an der Sonne, stern, 16. November 2006, Nr. 46
  2. Nicht nur Töchterle, Handelsblatt, 6. Oktober 2006
  3. Außendienstfluktuation und ihre Folgen, Reinhold Würth, Transfer Nr. 28, Interfakultatives Institut für Entrepreneurship , pdf-Datei, 2 S.
  4. Würth beendet Radsport-Engagement, SWR, 3. Juli 2006
  5. Schrauben-Milliardär Würth im Visier der Staatsanwaltschaft, Spiegel online, 30. März 2008
  6. „Würth kommt mit Geldstrafe davon“, Spiegel Online, (gesehen am 28. Mai 2008)
  7. „Schraubenkönig Würth: Der vorbestrafte Multimilliardär“, Süddeutsche Zeitung, 28. Mai 2008
  8. „3,5 Millionen Euro Strafe für Würth“, Heilbronner Stimme, 29. Mai 2008
  9. „Würth einigt sich mit der Staatsanwaltschaft“, Handelsblatt, 29. Mai 2008

Literatur

  • Bernd Venohr: Wachsen wie Würth. Das Geheimnis des Welterfolges. Campus, Frankfurt/New York 2006, ISBN 3-593-37962-7

Weblinks


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